Ein einmaliges Leseerlebnis, das mich völlig mitgerissen hat und wohl erstmal nicht mehr loslassen wird
Dieses Buch war schon weit vor dem deutschen Release in aller Munde, eine Verfilmung ist geplant, der englischsprachige Raum flippt total aus. Und auch Deutschland zieht langsam mit, denn viele Leser sind ...
Dieses Buch war schon weit vor dem deutschen Release in aller Munde, eine Verfilmung ist geplant, der englischsprachige Raum flippt total aus. Und auch Deutschland zieht langsam mit, denn viele Leser sind mehr als begeistert von dem Buch. Und auch mich konnte es beeindrucken, auch wenn ich ein paar kleine Kritikpunkte habe.
Zunächst möchte ich die optische Gestaltung des Buches loben. Neben einer hilfreichen Karte im Innenteil des Hardcovereinbands verbirgt sich unter dem Buchumschlag, der ebenfalls sehr ansprechend gestaltet wurde, ein wunderschöner schwarzer Einband mit goldenen Elementen, was insgesamt sehr edel wirkt.
Es gab selten ein Buch, das mich so sehr gefesselt hat, wie dieses. Die Spannung war von der ersten Seite an da. Innerhalb von zwei Abenden habe ich die 624 Seiten verschlungen und mich beim Lesen mit Jill und Sarah ausgetauscht, was ich sehr bereichernd fand. Und dennoch fehlen mir weiterhin ein wenig die Worte aufgrund dieser Vielfalt, die das Buch bietet. Das Setting war mir neu, denn die Handlung spielt in Afrika. Tomi Adeyemi schreibt wahrlich malerisch schön, sodass ich komplett eingenommen und in die Welt gezogen wurde. Ich bin wirklich sehr froh, dass das Buch verfilmt wird – schon jetzt freue ich mich auf die Umsetzung, die mein Kopfkino sicherlich noch sprengen wird. Ich würde mir wirklich wünschen, dass es noch viel mehr Bücher in diesem Bereich geben wird – mit diesem besonderen Setting, mit dieser vielseitigen Kultur. Das Worldbuilding fand ich großartig, die Orte magisch und bunt, die Charaktere facettenreich. Richtig cool fand ich die besonderen Tiere, die es dort gab, die tolle Kleidung, aber auch die optischen Details, die die Divine ausmachten. Die Integration von Magie und Fantasyelementen machte das Ganze rund und besaß eine ganz besondere Atmosphäre, eine immense Sogwirkung.
Ich lehre euch, Kriegerinnen im Garten zu sein, damit ihr nie Gärtnerinnen im Krieg werden müsst.
(S. 27, Children of Blood and Bone, Tomi Adeyemi)
Die Protagonisten bildeten Zélie, eine Divine, die Magie in sich trug als Tochter einer Seelenfängerin, Inan, dem Kronprinzen, dessen Familie die Magie erfolgreich bekämpft hat, Amari, seiner Schwester und Tzain, Zélies Bruder. Alle besaßen interessante Charakterzüge, die einen großen Wiedererkennungswert hatten, sodass ich in den meisten Fällen wusste, um wen es in einem Abschnitt geht, ohne den Namen in der Kapitelüberschrift zu lesen. Die Geschichte wurde aus drei verschiedenen Sichten erzählt, allen voran Zélie. Ich mochte sie sehr, besonders weil sie für ihr Volk kämpfte und eine Willenskraft und einen Mut besaß, was mich total beeindruckt hat. Doch meine persönliche Heldin der Geschichte ist Amari. Während sie zunächst wirkte, wie eine naive, unsichere Prinzessin, die sich nicht schmutzig machen will, konnte sie mich im Verlauf total überraschen. Auch, wenn sie gewisse Charakterzüge bereits in sich trug, durchlebte sie meiner Meinung nach eine immense Entwicklung, weil sie sich endlich Dinge zugetraut hat, die sie vorher verunsichert haben. Ich empfand sie als unfassbar tough, mutig und selbstlos. Sie ist die afrikanische Rebellenprinzessin. Auch Tzain mochte ich, auch wenn er für mich zwischendurch wenig Toleranz an den Tag legte, was ich erst anders eingeschätzt hatte. Inan hingegen nervte mich zeitweise. Auf mich wirkte er wie ein schwacher, trotziger Junge, der sich bezogen auf eine bestimmte Person an jeden Strohhalm klammerte und gleichzeitig wenig loyal gesinnt war. Sicherlich trug diese Person zu der Darstellung seines inneren Zwiespalts bei, dennoch war mir das ein wenig too much. Grundsätzlich fand ich die Frauen in der Geschichte viel stärker, mutiger und selbstsicherer, was ich gleichzeitig als richtig gelungen empfand.
Zu viel möchte ich natürlich nicht verraten, aber: in der Geschichte gibt es Lovestorys, auf die ich gut hätte verzichten können. Eine davon wirkte auf mich ziemlich unauthentisch und punktuell wenig angenehm. Eine weitere hingegen fand ich süß, weil sie sehr ruhig und vorsichtig verlief. Meiner Meinung nach hätte es auch nur eine davon im ersten Band getan, dadurch, dass es eine Reihe ist, wäre es sinnvoll gewesen, sich manches „aufzusparen“.
Was mir besonders gut gefallen hat, war die Integration von Rassismus, Andersartigkeit und Intoleranz. Anhand von zwei verschiedenen Völkern, Menschen und Divine, wurde gelungen dargestellt, wie ungerechtfertigt und grausam machthabende Personen handeln, und das unter dem Deckmantel vermeintlicher Gefahren, die von dem anderen Volk ausgehen – und das seit Generationen. Aufgebaut auf der Verunsicherung des eigenen Volkes, aufrecht erhalten durch fragwürdige, beängstigende Handlungen und Aussagen, um eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Und an der Spitze ein König, der seine Position dafür ausnutzt.
Es gab mehrere Situationen, die mir den Atem geraubt haben. Zwischendurch war ich aufgrund der Dramatik und völlig unvorhersehbarer Wendungen selber so angespannt, dass ich am Tag, nachdem ich das Buch beendet hatte, Muskelkater vom Lesen hatte. Die Geschichte beinhaltet einige Gewaltszenen, die sicherlich nichts für Zartbesaitete sind. Der Schmerz, den manch einer spüren, das Leid und das Grauen, das manch einer erleben musste, hat mich emotional total mitgerissen. Ich kämpfte an der Seite der Protagonisten – und so fühlte ich mich nach dem Lesen auch. Der Austausch mit meinen Mitleserinnen intensivierte das Leseerlebnis und ich brauchte danach erstmal 1-2 Tage Abstand von literarischen Welten, weil ich in dieser einen noch so gefangen war. Weil ich sie gar nicht verlassen wollte. Vor allem nicht nach diesem offenen Ende, das alles heißen kann und die Spannung auf die Fortsetzung ins Unermessliche steigert. Diese Geschichte hat mich in ihren Klauen. Aber solange es die Klauen einer Löwenesse sind, ist alles gut.
Fazit
Children of Blood and Bone war ein einmaliges Leseerlebnis, das mich völlig mitgerissen hat und wohl erstmal nicht mehr loslassen wird. Ein absolutes Highlight, dass mich durch ein besonderes Setting, die Integration magischer Elemente und Aspekte wie Rassismus und Intoleranz begeistert hat.