Der Roman „Die Herzen der Männer“ von Nickolas Butler handelt von der Männerfreundschaft von Jonathan und Nelson, die sich über mehrere Generationen entwickelt und auch die Kinder und Enkelkinder einschließt.
Der Titel des Buches war mir im ersten Moment zu kitschig. Das Cover ist nett, entfernt man den Schutzumschlag hat das Buch doch eine sehr gewöhnungsbedürftige Farbe. Das Buch beginnt mit der Beschreibung Nelsons, ein todtrauriger Außenseiter, dessen Geschichte dem Leser wirklich ans Herz geht. Nelsons Vater ist ein Arschloch, die Mutter hilflos und die Beschreibung von Nelsons Geburtstagsparty ist so herzzerreißend traurig, das man nicht Weiterlesen mag. Selten hat mich ein Buch so angesprochen und ich hatte die Hoffnung, dass dieses Buch wirklich tiefe Emotionen wecken kann. Als Jonathan auftaucht, der einzige Junge der Nelson wirklich wahrnimmt, wünscht man sich so sehr, dass Nelson endlich einen echten Freund bekommt.
Nelson ist ein begeisterter Pfadfinder, was ihn in den Augen der anderen noch mehr zum Außenseiter macht. Das Pfadfindercamp ist zentraler Bestandteil des Buches, leider weckte dieser Teil nicht wirklich mein Interesse, wofür der Autor nichts kann.
Teilweise waren mir die Beschreibungen zu heftig. Mobbing, Gewalt etc. sollte man auf keinen Fall verharmlosen, aber die Beschreibung einiger Szenen, insbesondere der Mutprobe, haben in mir das Gefühl geweckt, nicht weiterlesen zu wollen.
Die Pfadfindergeschichten ziehen sich sehr in die Länge, es wirkt im Camp alles sehr spießig und regelorientiert. Die Entwicklung der Personen ist mir nicht tiefgehend genug, Nelsons Vater beispielsweise zeigt weichere Charakterzüge, bleibt aber während des ganzen Buches ein Arschloch. Nelsons Mutter bäumt sich einmal kurz auf, verfällt dann aber ebenfalls wieder in ihre alte Rolle.
Der zweite Teil des Buches beginnt mit Jonathans Leben als Erwachsener, im ersten Teil kam die Geschichte Jonathans etwas zu kurz. Jonathan und Nelson treffen im Camp wieder aufeinander, nach großer Freundschaft klingt das Ganze aber nicht.
Ich habe einfach keinen Zugang zu den Personen gefunden. Die Geschichte ist gut, aber ich konnte keine Verbindung zu den Charakteren herstellen, weder zu den Vätern, noch zu den Söhnen. Der Erzählstil ist sehr gut, der Pfadfinderhintergrund ist Geschmackssache, aber der letzte Funke zur Begeisterung hat bei mir einfach leider gefehlt.