Mit seinem Debutroman präsentiert Andy Weir eine sehr interessante und vor allem außergewöhnliche Geschichte, die einen nach dem Lesen noch lange beschäftigt. Der Marsianer ist ein aufregender, origineller Science Fiction Roman, dem es zwischendurch auf Grund einiger Längen jedoch oftmals etwas an Spannung mangelt. Es gibt durchaus einige dramatische Momente und brenzlige Situationen; sobald die Gefahr vorüber ist, lässt der Nervenkitzel aber schnell nach und bleibt somit leider nicht kontinuierlich erhalten. Dennoch verfolgt man die ganze Zeit über gebannt die Handlung, weil man natürlich wissen möchte, was noch geschieht. Der Autor kann vor allem die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse zu seinem Vorteil nutzen, denn als Leser war man selbst garantiert noch nie in einer vergleichbaren Situation – kein Mensch auf der Erde war das bisher – und kann das künftige Geschehen nicht schon durch zahlreiche ähnliche Bücher andauernd vorausahnen.
Der Plot umfasst eine ziemlich große Zeitspanne und obwohl es einem gar nicht so lang vorkommt, lebt der Protagonist Mark Watney tatsächlich beinahe zwei Jahre lang allein auf dem Mars. Als einziger Mensch auf dem gesamten Planeten muss er sich dort sehr einsam fühlen und man will sicher nicht mit ihm tauschen, zumal man sich nur schwer vorstellen kann, wie er sich dabei fühlen muss. Das Schicksal spielt ihm mehrfach übel mit und es geht einiges schief, das ihn im Laufe dieser vielen Monate manchmal sogar fast das Leben kostet.
Seine Fähigkeiten und sein Wissen als Ingenieur ermöglichen es ihm jedoch vieles zu reparieren oder neu herzustellen, was ihm schließlich das Leben rettet. Es ist wirklich fraglich, ob es einem der anderen Crew-Mitglieder an Marks Stelle ebenfalls gelungen wäre so lange allein zu überleben.
Seine Intelligenz und sein Einfallsreichtum sind beeindruckend und zu seinem Glück gelingt es ihm selbst in Notlagen seine Kenntnisse auch praktisch anzuwenden. Während des Lesens von Der Marsianer kann man somit vieles lernen, was man vorher noch nicht wusste. Anderes hat man hingegen früher irgendwann selbst einmal in der Schule gelernt, beispielsweise im Chemieunterricht. Ob man sich noch gut genug daran erinnern kann und dieses Wissen in solch einer Lage ebenso gut anzuwenden wüsste wie Mark, ist allerdings zu bezweifeln.
Darüber hinaus macht es Mark sehr sympathisch, dass er es seiner Crew nicht im Geringsten zum Vorwurf macht, dass sie ihn, in dem Glauben er sei tot, zurückgelassen haben. Da es ihm trotz seiner ausweglosen Situation zudem gelingt seinen Humor zu bewahren, ist die Geschichte außerdem überraschend witzig und bringt einen mehrmals zum Schmunzeln. Die Beschreibungen der vielen wissenschaftlichen und technischen Vorgänge sind im Gegensatz dazu bisweilen etwas trocken.
Seine sarkastische, aber dennoch positive Einstellung hilft Mark dabei nicht zu verzweifeln und letztlich aufzugeben, sondern stets weiterzumachen, selbst nachdem sich eine weitere entmutigende Katastrophe ereignet hat. Insbesondere aus diesem Grund fühlt man so sehr mit ihm und hofft auf sein Überleben.
Die Handlung wird in Form von Logbucheinträgen überwiegend aus Marks Perspektive geschildert. Doch zwischendurch gibt es auch immer wieder Szenen aus anderen Blickwinkeln. Dadurch erhält man zum Beispiel kurze Einblicke in die aktuellen Ereignisse auf de Erde, darunter wie die NASA herausfindet, dass Mark noch lebt, wie sie darüber spekulieren, was er in diesem oder jenem Moment tut und wie sie versuchen ihm irgendwie zu helfen. Zahlreiche Menschen sind in Marks Rettung involviert, aber die meisten von ihnen lernt man nur wenig kennen, wodurch sie neben Mark eher blass bleiben und man ihnen recht neutral gegenüber steht.
Einige wenige Szenen betreffen die restliche Crew von Ares 3, leider erfährt man über sie jedoch ebenfalls nicht allzu viel. Ihnen fühlt man sich allerdings schon deshalb verbunden, weil ihnen so viel an Mark liegt und sie nicht zögern als sich ihnen eine Möglichkeit bietet ihn zu retten.
Ein paar andere Abschnitte enthalten lediglich sachliche Schilderungen eines auktorialen Erzählers, die meist den nächsten herben Rückschlag einleiten, indem sie etwa beschreiben, wie kleine, unscheinbare Mängel nun zu schwerwiegenden Folgen führen.
Zum Schluss hin wird es schließlich doch noch richtig spannend und nervenaufreibend. Das Ende ist sehr passend, nur die finale Botschaft ist vielleicht ein wenig übertrieben und ein bisschen unglaubwürdig, denn die Beteiligung an Marks Rettung beruhte nur bei den wenigsten auf selbstlosen Motiven. Möglicherweise soll man die betreffende Aussage aber eher als Appell des Autors verstehen, den man sich dann in der Tat ruhig zu Herzen nehmen kann, da mehr Hilfsbereitschaft der Welt mit Sicherheit nicht schaden würde.
Im Nachhinein stimmt es einen ferner sehr nachdenklich, wenn man sich Marks Situation einmal in der Wirklichkeit vorstellt. Es wäre durchaus nicht unwahrscheinlich, dass tatsächlich hunderte Millionen Dollar investiert würden um den zurückgelassenen Astronauten – einen einzelnen Menschen – zu retten, während man mit einer solchen Summe auch unzähligen anderen Menschen helfen könnte, für deren (Über)Leben sich jedoch unglücklicherweise niemand genügend interessiert.