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Veröffentlicht am 15.09.2016

Frühstück mit Sophie

Frühstück mit Sophie
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Manche Frauen planen ihr Leben bis ins kleinste Detail. Das Studium muss in Regelstudienzeit oder die Ausbildung in exakt 3 Jahren abgeschlossen werden, danach muss man einen Traumjob mit hervorragenden ...

Manche Frauen planen ihr Leben bis ins kleinste Detail. Das Studium muss in Regelstudienzeit oder die Ausbildung in exakt 3 Jahren abgeschlossen werden, danach muss man einen Traumjob mit hervorragenden Karriereaussichten ergattern, einen perfekten und gutaussehenden Freund mit tollem Job haben, diesen heiraten, ein Haus bauen, Kinder in die Welt setzen und dann wieder in den Job einsteigen usw...! Doch was, wenn genau dieser Plan nicht aufgeht, weil das Leben einem einen Strich durch die Rechnung macht? In genau dieser Situation findet sich die 28 jährige Louisa wieder, denn das „Universum ist ein Psycho“ und das Leben sowieso und nichts kommt wie ursprünglich geplant.

Louisa hat einen festen Plan und muss diesen zwingend einhalten, denn sie wägt sich gerne in Sicherheit, meidet somit jegliches Risiko und will ein einfaches, völlig unspektakuläres Leben führen und braucht kein Abenteuer, geschweige denn irgendwelche Abweichungen von ihrem präzise durchdachten Plan. Sie hat 10 Regeln aufgestellt an die sie sich penibel hält und erwartet wie selbstverständlich am Valentinstag in einem Restaurant einen Heiratsantrag von ihrem langjährigen Freund, der mehr als farblos und lasch ist. Dieser Plan geht nur leider schief, denn das einzige was Louisa von ihrem Freund zu hören bekommt ist, dass er mit einer Kollegin fremdgegangen ist und diese nun ein Kind von ihm erwartet.

Nach dem ersten Schock, ein paar Gläsern Wein und einem Gespräch mit Lea, die das Elend vor Ort mitbekommen hat, beschließen sie Louisa in einer WG unterzubringen, da sie ihren Freund umgehend verlassen muss. Angetrunken stimmt Louisa zu, doch bereut sie die Entscheidung schon am nächsten Tag. Mit vereinten Kräften wird sie doch zum Auszug überredet und das absolute Chaos in ihrem Leben bricht aus. Ihre Mitbewohner sind hippe und fröhliche Studenten über 60 (das genaue Alter kennt man nicht), die gerne mal einen über den Durst trinken, die Wohnung ist alles andere als aufgeräumt und Louisas Zimmer gleicht einer Abstellkammer. Die Nachbarn sind Umweltaktivisten, Psychos und Choleriker, im Keller haust ein Papagei, ihr strukturierter Tagesablauf wird andauernd über den Haufen geworfen und jeder geht bei jedem ein und aus. Das war's dann wohl mit dem Plan fürs Leben...

„Frühstück mit Sophie“ ist ein tolles, humorvolles und teilweise ein wenig abgedrehtes Buch, mit sympathischen Charakteren und immer einem Hauch von Wahrheit, so dass man sich als Leser in der ein oder anderen Szene wiederfindet. Der flotte und charmante Schreibstil hat mir zugesagt und insgesamt hat mir der Nachfolger von "Wenn alle Stricke reißen" sehr gut gefallen! Ich freue mich schon auf den nächsten Teil und einem möglichen Wiedersehen mit einigen Protagonisten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ein guter Tag zum Leben

Ein guter Tag zum Leben
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Joe ist Vater von vier Kindern, ein liebender Ehemann und ein guter Polizist, bis er über die Jahre hinweg immer schusseliger und tollpatschiger wird. Auch sein Aggressionspotenzial steigt und hin und ...

Joe ist Vater von vier Kindern, ein liebender Ehemann und ein guter Polizist, bis er über die Jahre hinweg immer schusseliger und tollpatschiger wird. Auch sein Aggressionspotenzial steigt und hin und wieder gleiten ihm Gegenstände aus der Hand. Das kann jedem passieren und „das kommt so mit dem Alter“ kann man sagen, doch bei Joe ist das anders. Er bekommt, nachdem ihn seine Frau Rosie bittet zum Arzt zu gehen, die niederschmetternde Diagnose Huntington. Ungläubig starrt Joe den Arzt an und hat überhaupt keine Ahnung was diese Diagnose für ihn und sein Leben bedeuten wird, bis seine Frau sich über diese Krankheit im Internet schlau macht und auch der Arzt ihm den Ernst seiner Lage vermittelt. Joe und Rosie stehen vor der schwierigen Aufgabe ihren Kindern den Gesundheitszustand ihres Vaters zu beichten und müssen sie damit konfrontieren, dass es sich bei Huntington um eine vererbbare Krankheit handelt, die unheilbar ist und zum Tode führt. Die Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die relative Unbeschwertheit, in der die Familie bis dahin lebte, ist dahin und wird zunächst ersetzt durch Angst, Traurigkeit, Unbehagen und einen Schock-ähnlichen Zustand.

In den weiteren Kapiteln dieses Buches erlebt der Leser wie die heimtückische Krankheit immer mehr Besitz von Joe ergreift und sich sein Zustand immer mehr verschlechtert. In emotionalen Szenen erlebt man den Zusammenhalt in der Familie, fühlt und leidet mit Joe, Rosie und seinen Kindern und ist immer wieder überwältigt von den gefühlvollen Konversationen zwischen allen Beteiligten und der Hoffnung, die sie alle nicht aufgeben. Als Leser hat man das Gefühl zu dieser Familie zu gehören, ein Teil von ihr zu sein und empfindet eine starke Sympathie für einige Protagonisten. Besonders die Tochter Katie, eine junge Yoga-Lehrerin, spielt in dem Buch eine große Rolle und ist mir ans Herz gewachsen. Man liest ihre Gedanken und spürt ihre Angst, denn auch sie hat eine 50:50 Chance das Gen, welches die Krankheit auslöst, in sich zu tragen. Sie überlegt ständig, ob sie sich einem Gentest unterziehen soll, ob sie das Ergebnis unbedingt wissen will und was sie bei negativer oder positiver Diagnose machen würde. Auch Joes andere Kinder stehen vor dieser schweren Entscheidung einen Test zu machen oder mit der Ungewissheit zu leben und Rosie, die Mutter, muss sich verstärkt um ihren Mann kümmern und mit dem Gedanken anfreunden, dass sie früher oder später ihren Mann an diese furchtbare Krankheit verlieren wird.

Wieder einmal hat Lisa Genova ein wunderbares, emotionales und authentisches Buch geschrieben. Ich bin von ihrem Schreibstil und ihrer Feinfühligkeit sehr angetan und hoffe, dass dieses Buch die Vorlage für einen Film bieten wird, denn diesen würde ich mir definitiv ansehen.



„Die Huntington-Krankheit ist eine sehr seltene, vererbbare Erkrankung des Gehirns. Sie ist eine fortschreitende Erkrankung, die meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr ausbricht. Die Huntington-Krankheit (abgekürzt HK; englisch Huntington's disease, abgekürzt HD) wird auch Chorea Huntington, Morbus Huntington genannt und war früher als Veitstanz bekannt. Meist stehen am Anfang der Erkrankung fortschreitende psychische Auffälligkeiten im Vordergrund: Die Patienten sind depressiv oder vermehrt reizbar und aggressiv oder enthemmt; andere bemerken einen Verlust an geistigen Fähigkeiten oder eine zunehmende Ängstlichkeit. Später kommt es häufig zur Demenz. Die Bewegungsstörungen bestehen in plötzlich auftretenden, unkontrollierbaren und überschießenden Bewegungen von Extremitäten oder Rumpf. Diese Störungen können in Ruhe auftreten oder andere Bewegungen beeinträchtigen. Auch die Zungen- und Schlundmuskulatur können betroffen sein. Die Sprache wirkt in diesen Fällen abgehackt und unverständlich, Laute werden explosionsartig ausgestoßen. Ebenso kann es zu Schluckstörungen kommen, so dass die Nahrungsaufnahme sehr schwierig wird. Lungenentzündung aufgrund von Schluckstörungen sind eine häufige Komplikation.“

(Quelle: Deutsche Huntington-Hilfe e.V. (DHH) http://www.huntington-hilfe.de)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Joshua Profil

Das Joshua-Profil
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Als ein großer Fitzek-Fan war „Das Joshua Profil“ eine Pflichtlektüre für mich und ich wurde von diesem Werk nicht enttäuscht. Spannende Szenen, jede Menge Verwirrungen, Action, interessante Themen, die ...

Als ein großer Fitzek-Fan war „Das Joshua Profil“ eine Pflichtlektüre für mich und ich wurde von diesem Werk nicht enttäuscht. Spannende Szenen, jede Menge Verwirrungen, Action, interessante Themen, die aufgegriffen werden, ein toller Schreibstil und gute Charaktere machen das Buch zu einem Highlight.

Max Rhode ist ein relativ erfolgloser Schriftsteller, der in einer unglücklichen Ehe lebt, eine Pflegetochter namens Jola großzieht und einen Bruder hat, der gerade in der Psychiatrie sitzt, weil er ein Pädophiler ist. Gleich zu Beginn des Buches passieren stückweise merkwürdige Dinge. Max erhält einen ominösen Anruf, Jola wird mit K.O.-Tropfen außer Gefecht gesetzt, der Bruder steht auf einmal bei Rhodes im Vorgarten und dann kommt völlig unerwartet auch noch die Mitarbeiterin vom Jugendamt und will Max und seiner Frau Jola wegnehmen. Da brennt bei Max die Sicherung durch, er schnappt sich seine Tochter, steigt mit ihr in den Wagen und fährt so schnell er kann davon... bis es zu einem Unfall kommt und Max nur noch verschwommen mitbekommt, wie Jola von jemandem aus dem Auto gezogen wird. Er verliert sein Bewusstsein und wacht erst wieder im Krankenhaus auf, wo ihn seine Frau fragt, was er mit Jola angestellt hat. Jola ist verschwunden und die Ereignisse überschlagen sich. Max gelingt die Flucht aus dem Krankenhaus und eine unglaublich spannende, rasante und strapaziöse Suche nach Jola beginnt.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht über den Inhalt verraten, denn diesen und vor allem was sich hinter dem „Joshua Profil“ versteckt, sollen die künftigen Leser selber herausfinden und hoffentlich genauso von dem Buch begeistert sein wie ich es bin.

Als Hinweis möchte ich noch anfügen, dass Fitzek unter dem Pseudonym „Max Rhode“ ein Buch mit dem Titel „Die Blutschule“ veröffentlicht hat. Von diesem Buch ist in „Das Joshua-Profil“ teilweise die Rede und auch einige Auszüge wurden eingebunden. Ich habe „Die Blutschule“ vor „Das Joshua-Profil“ gelesen und fand diese Reihenfolge genau richtig.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Muttergehäuse

Muttergehäuse
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Kinderlosigkeit ist für viele ein Fluch, für einige beabsichtigter Segen. Kinder gehören bei vielen Menschen zum Leben dazu. Sie sind die Krönung einer jeden Liebe, das vollkommene Glück und Statussymbol. ...

Kinderlosigkeit ist für viele ein Fluch, für einige beabsichtigter Segen. Kinder gehören bei vielen Menschen zum Leben dazu. Sie sind die Krönung einer jeden Liebe, das vollkommene Glück und Statussymbol. Es scheint wie selbstverständlich zu sein, dass früher oder später jede Frau ein Kind bekommt und Kinder zu der perfekten Idylle des familiären Daseins gehören. Doch Mutter Natur spielt nicht immer mit und manche Frauen können gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen schwanger werden. Diese Schwierigkeiten werden in der Gesellschaft gern und häufig unter den Tisch gekehrt. Man spricht nicht über sein „Versagen“, seine „Unfruchtbarkeit“, doch bekommt Frau schnell den entsprechenden Stempel aufgedrückt, wenn nach Jahren in einer funktionierenden Partnerschaft noch immer keine Kinder geboren worden sind. Da kommen schon öfter die Fragen aus dem näheren Umfeld wie z.B. „Wann ist es denn bei euch soweit?“, „Plant ihr schon?“, „Wird endlich mal Zeit für Nachwuchs, oder?“. Ein schmerzlicher Schlag in die Magengrube für diejenigen, die sich ständig für ihre gewollte oder ungewollte Kinderlosigkeit rechtfertigen müssen und zusehen, wie sich im Bekannten- und Freundeskreis die Meldungen über Schwangerschaften und Geburten häufen.

In dem Buch „Muttergehäuse“ beschließt ein Ehepaar ein Kind zu bekommen, doch es will jahrelang einfach nicht klappen. Die Frau leidet und verflucht ihren Körper, ihre Gebärmutter, die nicht funktioniert und sie quält. Freunde werden zu flüchtigen Bekannten, die sie unsensibel mit Fragen löchern, die sie zur Außenseiterin machen und ihr das Gefühl geben versagt zu haben. Die Protagonistin kann sich niemandem mitteilen, bleibt mit ihren depressiven und traurigen Gedanken allein und schottet sich immer mehr von besagten Bekannten ab. Anfangs freute sie sich noch mit den schwangeren Freundinnen, doch dies lässt nach. Sie erträgt es nicht mehr und sie will es nicht mehr hören. Sie will ein eigenes Kind und auch wieder mitreden können.

Das Paar entschließt sich dazu ein Kind aus Afrika zu adoptieren. Nachdem der bürokratische Krieg gewonnen ist, nehmen sie einen kleinen Jungen bei sich auf. Voller Respekt für die verantwortungsvolle Aufgabe, voller Hingebung und lauter Glück beginnt das Paar ein Leben als Familie. Ein Leben, welches sie sich schon so lange gewünscht haben, doch die Reaktionen der Gesellschaft sind teilweise niederschmetternd. Jeder kann sehen, dass der Kleine nicht ihr „echter“ Junge ist, sie hat keine Geburt überstanden, muss keine Stilleinlagen kaufen und hat keine Schwangerschaftsstreifen. Sie hat endlich ein Kind, wird aber trotzdem abgestempelt.

Das Buch hat gerade einmal 160 Seiten und ist so intensiv, realistisch, emotional und aufwühlend. Man leidet mit der Protagonistin, man kann nachvollziehen wie es ihr geht und schüttelt oft fassungslos den Kopf über die Arroganz und Taktlosigkeit der Gesellschaft.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bella Mia

Bella mia
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Ein Erdbeben hat ihnen 2009 alles genommen, hat alles Hab und Gut zerstört und ein Familienmitglied getötet. Die Mutter hat ihre Tochter, die Schwester ihre Zwillingsschwester und der Neffe seine Mutter ...

Ein Erdbeben hat ihnen 2009 alles genommen, hat alles Hab und Gut zerstört und ein Familienmitglied getötet. Die Mutter hat ihre Tochter, die Schwester ihre Zwillingsschwester und der Neffe seine Mutter verloren. Das Wohnviertel ist durch das Militär abgesichert und das Betreten der Zone strengstens verboten. Doch die Sehnsucht nach der Vergangenheit, nach der damals vorherrschenden heilen Welt und den vertrauten Gebrauchsgegenständen bleibt, so dass man sich heimlich in diese zerstörte Zone schleicht und in Erinnerungen schwelgt, alte Klamotten, Töpfe, Decken und Möbel begutachtet und sich fragt, wann und ob man jemals wieder dahin zurückkehren wird. Wann kehrt wieder Normalität ein? Wann wird man der Trauer entfliehen können? Alles ist in Staub und einen grauen Umhang gehüllt. Die Menschen leben in provisorischen Wohnblöcken, die kurz nach dem Erdbeben errichtet worden sind, doch schon anfangen zu bröckeln. Die Vergänglichkeit ist überall sicht- und greifbar.

Caterina lebt mit ihrer Mutter und ihrem Neffen Marco, dem Sohn ihrer Zwillingsschwester Olivia, in dieser Wohnsiedlung und beschäftigt sich tagein tagaus mit den Verlusten, die ihre Familie, aber auch die Menschen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, erleiden mussten. Sie beobachten die gebrochenen Gestalten, die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen, sie versucht ihren Neffen zu erziehen und hat jeden Tag ihre Schwester, die sie über alles geliebt hat, vor Augen. Jedes Mal ist es ein Stich ins Herz, wenn sie an Olivia denkt und merkt wie sehr ihre Schwester fehlt.

Ich mag den klaren Schreibstil der Autorin und die Familiengeschichte bzw. das Drama hat mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Dem Leser wird vor Augen geführt wie schnell alles verloren und zerstört sein kann. Da fragt man sich doch, was einem im Leben wirklich wichtig ist?! Da wird einem klar, auf wie viele (materielle) Dinge man tatsächlich verzichten kann, denn diese Dinge geben uns nicht viel zurück. Es sind die Menschen, die uns im Leben begleiten, auf die wir nicht verzichten können. Die helfende Hand, die uns gereicht wird, die wärmende Umarmung, die tröstenden Worte die uns in schweren Stunden aufmuntern. Familie, Freunde, Bekannte und Nachbarn machen unser Leben lebenswert. Dies wird auch in dem Buch deutlich, indem geschildert wird wie die drei Protagonisten mit ihrer Trauer umgehen und sich gegenseitig bewusst, aber auch teils unbewusst, zur Seite stehen und unterstützen.