Kein Page Turner, aber eine gute Geschichte
An den Debütroman “Ismaels Orangen” kann ich mich noch gut erinnern. Dieses Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und Religionen und wie die Menschen damit umgehen im positiven wie im negativen ...
An den Debütroman “Ismaels Orangen” kann ich mich noch gut erinnern. Dieses Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und Religionen und wie die Menschen damit umgehen im positiven wie im negativen Sinne. Die Autorin wuchs auch zwischen zwei Kulturen auf. Ihr Vater ist Palästinenser, ihre Mutter Jüdin. Auch in “Der Wasserdieb” hat sie unterschiedliche Kulturen und Religionen eingebaut.
Nicholas gehört für mich zu dem Menschenschlag, der mit sich noch nicht recht im Reinen ist. Mit seinen knapp 30 Jahren ist er dafür auch noch etwas zu jung. Er ist erfolgreich in seinem Beruf als Ingenieur, will sich aber in Afrika beweisen. Für sich oder doch mehr für seinen verstorbenen Vater, das konnte ich nicht hundert Prozentig herauslesen. Ein bisschen von beidem wahrscheinlich. Mit Land und Leuten scheint er sich im Vorfeld nicht wirklich befasst zu haben. Sein Gastgeber Dr. Ahmed und seine Familie empfangen ihn mit offenen Armen. Das Margret, die junge schöne Frau, die Ehefrau des alten Arztes ist, scheint ihn regelrecht zu schockieren. Anders als gedacht, ist ihre Ehe aber nicht arrangiert. Dr. Ahmed hat Margret vielmehr gerettet um ihr ein freies Leben zu ermöglichen. Für ihn hat sie die Religion gewechselt. Trotzdem muss sie kein unterwürfiges Leben leben, ist frei in ihrem Tun und ihren Taten. Jojo, der Sohn, ist von Nick begeistert. Auch Nick schließt den Jungen gleich in sein Herz, nimmt ihn unter seine Fittiche und bringt ihm viel bei. Entfacht aber auch ein Feuer in dem Kind, das durch sein unüberlegtes und egoistisches Handeln ausgelöst wurde. Nicks Taten kann man durchaus nachvollziehen, er will einfach nur helfen. Ist aber auch sehr naiv was die Menschen, besonders jene die die Macht haben, anbelangt. Er glaubt tatsächlich daran, dass sich alles zum Guten wenden wird, obwohl die Zeichen schon deutlich anders stehen.
Mein Fazit:
Als Leser taucht man bereits zu Beginn in das Ende der Geschichte ein. Es liegt eine flirrende Spannung in dieser Szene, die man sich gut vor Augen führen kann. Nach und nach werden die Geschehnisse aus Nicks und aus Jojos Sicht über mehrere Monate geschildert. Es beginnt recht ruhig, vieles ist vorhersehbar, besonders die Entwicklung von Nick und Margret zueinander. Dr. Ahmed mit seiner Gelassenheit und seinen Lebensweisheiten fand ich als Ruhepol wunderbar dargestellt.
Auch wenn die Geschichte eher ruhig begann und der Verlauf vorhersehbar war, machte die Spannung am Ende alles wieder wett. Definitiv kein Page Turner, aber doch ganz passabel am Schluss. Eine Geschichte über Liebe, über Macht und Manipulation, über gute Taten, über falsche Entscheidungen und welche Steine damit ins Rollen gebracht werden können.