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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2018

nett und harmlos

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Die Handlung von „Redwood love – Es beginnt mit einem Blick“
dürfte aufgrund des Klappentextes und vieler Rezensionen bereits mehr als bekannt sein, daher gleich zu meinem Eindruck. Es ist ein harmloser, ...

Die Handlung von „Redwood love – Es beginnt mit einem Blick“
dürfte aufgrund des Klappentextes und vieler Rezensionen bereits mehr als bekannt sein, daher gleich zu meinem Eindruck. Es ist ein harmloser, sehr amerikanischer Roman, der das Genre nicht neu erfindet. Bekannte Versatzstücke werden verwendet, doch gut zusammengefügt und es funktioniert auch ein weiteres mal. Man kann sich Redwood Love gut als US-amerikanischer Fernsehserie für die Familie vorstellen, das Niveau ist im Prinzip vergleichbar. Das ist nicht negativ gemeint, da ich solche Serien manchmal ganz gerne sehe. Genau wie mein Eindruck, dass es sich um einer Verherrlichung des Kleinstadtlebens handelt, in dem Werte zählen, die Menschen sich alle kennen und zusammenhalten.
Für Avery, die aus San Francisco kommt, müsste der Kulturschock im verschneiten Oregon eigentlich noch größer sein, aber da sie mit ihrer kleinen autistischen Tochter einen Bedarf an Hilfestellung und Zusammenhalt hat, ist sie hier in Redwood ganz richtig.
Manche Figuren sind leicht karikaturhaft, so etwa Rosa, die Tante der Tierärzte. Rosa wirkt als wäre sie direkt aus der Serie Gilmore Girls entliehen. Gleichzeitig sorgt sie und ein paar andere Figuren für die nötige Portion Humor.
In der zweiten Hälfte dominieren die Beschreibungen der Liebesbeziehung, was leicht langweilen kann.

Das Buch setzt sehr auf Emotionen, überzeugt durch die sympathsichen Figuren und einen warmherzigen, wenn auch vorhersehbaren Plot.

Veröffentlicht am 26.08.2018

hartes Buch, zu aufgesetzt

Bungalow
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Helene Hegemanns Bungalow ist ein relativ hartes Buch, das ein düsteres Weltbild zeigt.
Die Erzählerin ist eine Schülerin, im Zeitraum der Handlung ca. 14 - 17 Jahre alt. Challie lebt mit ihrer alkoholkranken, ...

Helene Hegemanns Bungalow ist ein relativ hartes Buch, das ein düsteres Weltbild zeigt.
Die Erzählerin ist eine Schülerin, im Zeitraum der Handlung ca. 14 - 17 Jahre alt. Challie lebt mit ihrer alkoholkranken, gewalttätigen und unberechenbaren Mutter im sozialen Abseits.
Manche Passagen sind ziemlich krass, umso irriterender, das einige Szenen dann wieder auch so banal und aufgesetzt wirken. Zu dem Mädchen findet man über die bloße Oberfläche hinaus wenig Zugang.
Ihre Situation der Verwahrlosung kann einem als Leser nur leid tun. Die gewalttätigen Passagen sind tatsächlich prägend, viel Perspektive hat Charlie aber auch im alltägllichen nicht. Sie wehrt sich dagegen mit Sarkasmus, aber das bewahrt sie auch nicht vor Verzweiflung, wenn ihre Pschomutter mal wieder abstürzt.

Charlie wohnt mit ihrer Mutter in einer Wohnung, auf der anderen Straßenseite gibt es Bungalows,
da wohnen die Leute mit Geld. Die neuesten Nachbarn sind Marie und Georg, ein exzentrisches Paar, mit denen ich als Leser nicht viel anfangen kann. Sie wirken auf mich nicht real.

Das nebenbei eine ökologische Katastrophe und Krieg die Welt bedroht nimmt man nur nebenbei wahr. Eigentlich läuft das nach meiner Lesart ins Leere, das war aber auch schon bei Juli Zehs noch neuen Roman "Leere Herzen" so, weil man das Thema Apokalypse nicht mal eben so bringen kann.

Manche der gelungenen Passagen bleiben sicher länger im Gedächtnis.
Dennoch, am Ende bleibe ich mit dem Buch überwiegend ratlos zurück.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Die Cazalets

Die Jahre der Leichtigkeit
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Ein gewaltiges Taschenbuch mit bemerkenswert gut gezeichneten Cover.
Was für ein enormes Buch schon dieser erste Teil der englischen Familiensaga wird, das zeigt schon der Stammbaum und die umfangreiche ...

Ein gewaltiges Taschenbuch mit bemerkenswert gut gezeichneten Cover.
Was für ein enormes Buch schon dieser erste Teil der englischen Familiensaga wird, das zeigt schon der Stammbaum und die umfangreiche Liste mit dem Romanpersonal.Davon wird man am Anfang nahezu erschlagen. Geübte Leser von Büchern dieser Art werden damit umgehen können. Es sind vier Geschwister in der reichen Familie Cazalet (Hugh, Edward, Rachel und Rupert) und ihre Frauen und Kinder. Abwechselnd werden verschiedene Figuren gezeigt. Richtig sympathsich wirken sie zunächst nicht, da sie in ihrem Auftreten manchmal herrisch gezeigt werden, am sensibelsten kommen mir die Kinder vor, Louise und Polly.
Mit der Zeit beginnt man sich für die Figuren zu interessieren.
Ein Ueitgefühl der späten dreißiger jahre entsteht schnell, zum Beispiel auch, indem Filme mit Schauspielerinnen wie Norma Searer oder Bücher von Somerset Maugham, A.J.Cronin, Margaret Mitchell und anderen erwähnt werden. Aber auch detailreiche Beschreibungen der Häuser und Zimmer, der Kleider, wie gekocht und gegessen wird und natürlich wie miteinander geredet wird.
Diese Detailbeschreibungen gehören zu den Stärken von Elizabeth Jane Howard.
Geschrieben hat sie das Buch 1990, doch der Stil kommt mir gewollt altmodischer vor. So ähnlich hat schon ein Schriftsteller wie John Galsworthy (Die Forsyte-Saga) geschrieben. Der hat immerhin den Literaturnobelpreis bekommen.

Im zweiten Teil sind die Jahre der Leichtigkeit schon bald am Schwinden, den der zweite Weltkrieg kündigt sich schon an. Das beunruhigt auch die Familie.
Eigentlich bin ich keine großer Leser von Familiensagas, aber wenn der nächste Roman der Reihe erscheint lese ich vielleicht weiter.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Mathinna

Begehren
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Booker-Award-Preisträger Richard Flanagan geht in seinem Roman Begehren in das 19 Jahrhundert zurück und stellt es in zwei Handlungssträngen sehr intensiv und streckenweise düster-atmosphärisch dar.

Eine ...

Booker-Award-Preisträger Richard Flanagan geht in seinem Roman Begehren in das 19 Jahrhundert zurück und stellt es in zwei Handlungssträngen sehr intensiv und streckenweise düster-atmosphärisch dar.

Eine der Hauptfiguren ist erstaunlicherweise der englische Schriftsteller Charles Dickens, berühmt durch seine Romane David Copperfield und Oliver Twist. Er ist in London.
In der anderen Handlungsebene sind in Tasmanien Sir John Franklin und Lady Jane, die ein Kind adoptieren. Das Waisenkind Mathinna wollen sie nach ihren Vorstellungen formen und beachten nicht ihre kulturelle Herkunft als Aborigine.
Eine schlimme Nebenerscheinung des Kolonialismus.

Weder der britische Konteradmiral und Polarforscher John Franklin noch Charles Dickens sind in diesem Buch besonders sympathsiche Figuren, im Gegenteil.
Das macht das Lesen des Buches nicht immer einfach, zumal die Handlung auch in den Zeiten oft wechselt.
Auch Mathinna war eine realistische Figur. Ihr Schicksal tut mir sehr leid, leider wird fast nie aus ihrer Sicht geschrieben. Das Lesen ist daher nicht unbedingt ein Genuß, aber die Form funktioniert und das Thema ist wichtig genug, dass darüber geschrieben wird.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Vielfältig

Zweite Chance auf Eden
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Der britische Science Fiction-Autor Peter F. Hamilton hat zur Hochzeit des Genres in den neunziger Jahren ein umfangreiches Werk geschaffen, dass die Space Opera belebte.
Dieses Band des Armageddon-Zyklus ...

Der britische Science Fiction-Autor Peter F. Hamilton hat zur Hochzeit des Genres in den neunziger Jahren ein umfangreiches Werk geschaffen, dass die Space Opera belebte.
Dieses Band des Armageddon-Zyklus beinhaltet mehrere Kurzgeschichten und wurde als Collection im Original 1999 veröffentlicht. Die einzelnen Stories erschienen noch früher in New Worlds, Interzone, New Moon, etc.

Gleich die erste Kurzgeschichte hat viel Action und zeigt Begegnungen zwischen Menschen und Aliens. Die Kaltschnäuzigkeit der Icherzählerin ist beachtlich, sie ist ein Kämpferin durch und durch. Dass die Seelen Toter eine bedeutende Rolle spielen, gibt dem Text sogar einen phantastischen Einschlag.
In der Summe finde ich das aber zu viel und übertrieben.

Die zweite lange Geschichte (Die zweite Chance, Second Chance at Eden) zeigt, dass Hamilton es auch ruhiger und tiefgründiger kann. Diese Story leitet dem Buch den Titel her.
Noch einmal ein anderes Gesicht zeigt der Autor mit der von mir am meisten geschätzten Kurzgeschichte “Zeiten ändern sich”, die auf einer Farm im Grenzland angesiedelt ist. Hamiltons Vielseitigkeit ist eine Stärke.

Candyknospen ist eine Story, die, unüblich für Peter F. Hamilton, mit wenig Dialog auskommt.

In “Die Leben und Lieben der Tiarella Rosa” steht ein Zeitspringer im Mittelpunkt. Auch diese Geschichte ist gut lesbar und gehört zu den Besten im Buch.

Das Band schließt mit “Fluchtwege”.

Mich überzeugt die literarische Qualität von Peter F. Hamilton nicht durchgehend, aber die Zusammensetzung der Collection halte ich für gelungen.