Leider gibt es ein paar logische Löcher
Ich muss gestehen, dass ich die Märchen aus 1001 Nacht nicht gelesen habe, sondern nur das weiß, was man halt landläufig so weiß. Ich glaube aber, dass dieses Buch auch nicht wirklich viel mit den Märchen ...
Ich muss gestehen, dass ich die Märchen aus 1001 Nacht nicht gelesen habe, sondern nur das weiß, was man halt landläufig so weiß. Ich glaube aber, dass dieses Buch auch nicht wirklich viel mit den Märchen aus 1001 Nacht zu tun hat. Die Einzige Parallele ist, dass der Kalif, ebenso junge Mädchen heiratet und diese am nächsten Morgen töten lässt. Shahrzad schafft es, durch ihre Geschichte, diese Hinrichtung um einen Tag und dann um einen weiteren Tag hinauszuschieben. Nachdem in den wirklichen Märchen von 1001 Nacht wirklich 1001 Nacht Märchen erzählt werden, nehmen diese im Laufe des Buches kaum noch Raum ein. Sehr schnell entwickelt sich eine Beziehung zwischen dem Kalifen und Shahrzad, die auf etwas anderem, als auf den Geschichten beruht.
Beide Charaktere, sowohl Chaild, der Kalif von Chorasan, als auch Shahrzad, sind wunderbar ausgearbeitet und entwickeln sich über die gesamte Geschichte stetig vorwärts. Sie wachsen an und miteinander. Chalid hasst man zunächst natürlich, aber nach und nach wird seine Geschichte enthüllt und man bekommt immer mehr Mitleid, fast schon Verständnis für das, was er tut.
Von den Nebencharakteren ist mir Jalal am meisten im Gedächtnis geblieben. Er ist der ruhende Pol der Geschichte und bringt immer wieder etwas Ruhe in die ganze Geschichte. Er ist es, der sich den beiden Hauptfiguren in den Weg stellt, wenn sie zu sehr aufdrehen und sie wieder auf den Kern der Sache bringt.
Die Geschichte ist extrem spannend, weil man natürlich immer damit rechnen muss, dass Shahrzad doch noch hingerichtet wird. Ich habe ein ums andere Mal solche Angst um sie gehabt, dass ich fast nicht mehr weiter lesen konnte. Den Schreibstil fand ich in einigen Teilen fast schon poetisch. Man kann sich durch den schönen Schreibstil so richtig in die Geschichte hineinfallen lassen.
Nicht gefallen hat mir, dass es für meinen Geschmack ein paar zu logische Löcher gab. Ganz stringent ist die Geschichte nicht erzählt. Der Kalif hat keine der anderen jungen Frauen in der Nacht besucht, sondern sie einfach am nächsten Tag nach der Hochzeit hinrichten lassen. Ausgerechnet bei Shehrazad, die die Absicht verfolgt, ihn zu töten, kommt er dann doch und lässt sich von ihrem Wesen einnehmen. Einerseits tut Shehrazad so zielstrebig und denkt immer wieder darüber nach, dass sie den Kailfen umbringen will. Sehr gute Gelegenheiten, die ihr quasi auf dem Silbertablett geboten werden, lässt sie dann aber verstreichen. für mich war diese Verhaltensweise absolut unlogisch. Auch die Liebe zu ihrem Jugendfreunde Tarik nimmt man ihr nicht so richtig ab. Die Geschichte um Tarik und Shehrazad wird viel zu kurz angerissen, um hier mitfühlen zu können. Dadurch wirken Tariks Reise nach Chorasan und sein Versuch, sie zu retten, fast ein bisschen störend für den Verlauf der Geschichte.
Die Sprecherin, Laura Marie, kenne ich bereits von anderen Hörbüchern, und auch hier macht sie ihre Sache wieder super. Ich hatte zuerst ein bisschen Probleme, mich einzuhören, da ich das Gefühl hatte, dass ihre doch eher sanfte Stimme nicht ganz zu der Geschichte passt, aber dann, nach ca. einer CD war ich voll im Bann ihrer Erzählung.
Insgesamt bekommt Zorn und Morgenröte von mir 4 Sterne, da die Geschichte trotz logischer Löcher spannend erzählt ist und ich nicht aufhören konnte sie zu hören. Wenn ich nicht im Auto saß und weiter hören konnte, habe ich mir das Buch geschnappt und ein Stück gelesen. Ich habe es also, wie gesagt, sowohl gelesen, als auch gehört und war von beiden Formen wirklich angetan.