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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2017

Zukunftssthriller mit kleinen Schwächen

Die Lieferantin
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Großbritannien nach dem Brexit. Die Regierung manipuliert wo es nur geht, greift stark in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen ein. Rechtsextremismus wird geschürt, indem Studenten als radikale Demonstranten ...

Großbritannien nach dem Brexit. Die Regierung manipuliert wo es nur geht, greift stark in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen ein. Rechtsextremismus wird geschürt, indem Studenten als radikale Demonstranten angeheuert werden. Nächster Coup des Parlaments ist der Druxit, eine strikte Anti-Drogen-Politik mit allen Konsequenzen. Drogenbaron Boyce und seine Mannen hören ihre im Darknet aufgestellten Kassen klingeln, die Unterwelt begrüßt den Druxit. Die selbst kontrolliert konsumierende schwarze Programmiererin Mo, die sich in einer Welt voller Rassenhass wiederfindet und ein starkes Gefühl trotz der Adoption durch eine wohlhabende weiße Familie und eine sehr gute Bildung doch nicht dazuzugehören betäuben muss, arbeitet für Ellie, die sich zum Ziel gesetzt hat anonym per Drohne im Darknet bestellbaren reinen Stoff anzubieten, um ihren Mitmenschen den Rausch zu ermöglichen, sie aber gleichzeitig vor einem elenden Drogentod zu bewahren, wie ihn ihr Bruder Eddie starb. Restaurantbesitzer Leigh, ein Freund von Ellie, hat vor Verzweiflung den Schutzgelderpresser Gonzo, der für den Boyce-Clan arbeitete, getötet. Doch die Unterwelt macht einen Fehler, richtet den Falschen als vermeintlichen Mörder, einen Polizeiinformanten, gleichzeitig Ellies Drogenlieferant. Als sich der jüngste Boyce-Sohn Declan seinem Vater beweisen will, laufen die Dinge endgültig aus dem Ruder. Es gibt weitere Opfer eines wirren Drogenkrieges.
Die Geschichte ist nüchtern und dennoch mitreißend geschrieben, die Geschichten der Charaktere entfalten sich nach und nach, der Effekt der kleinen Ursache mit großer Wirkung ist meisterhaft ausgeführt. Allerdings habe ich Mo und Ellie zunächst, warum auch immer, für ein und dieselbe Person gehalten. Auch fehlt mir irgend etwas in der heftigen Zukunfts-Story, was ich nicht deutlich benennen kann.
Schade, dass im Klappentext von einer Elliot die Rede ist (Name im englischsprachigen Original?), im Buch dann von einer Ellie (Abkürzung des Vornamens, über die die Leser nicht aufgeklärt werden?).
Das Cover gefällt mir sehr gut! Die Spiegelung einer Treppe in einen U-Bahntunnel, die in zwei verschiedenen Farben erscheint, und der haptisch hervorgehobene Titel und der Name der Autorin sind sehr gut gelungen! Das Buch wird damit zum Hingucker.

Veröffentlicht am 02.07.2017

So viele Themen

Swing Time
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Sind es zu viele Themen, die Zadie Smith in ihren Roman packt, in die Geschichte der Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, wohl weil sie sich ausnahmslos über andere - ihre Freundin Tracy aus ...

Sind es zu viele Themen, die Zadie Smith in ihren Roman packt, in die Geschichte der Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, wohl weil sie sich ausnahmslos über andere - ihre Freundin Tracy aus Kindheitstagen, ihre Chefin Aimee, den Ehrgeiz ihrer Mutter, den Wunsch nach familiärer Harmonie ihres Vaters, den Ideologien ihrer Studienfreunde, der Afrikanerinnen und Afrikanern denen sie in deren Heimatland begegnet - definiert und abgrenzt. In einem Londonder Sozialbau aufgewachsen liebt das Mischlingsmädchen das Tanzen und Musicalfilme, doch ihre Freundin Tracey - ähnlich und doch wiederum anders aufgewachsen - hat das Talent, ihre Passion beruflich auszuüben. Zumindest eine zeitlang. Unsere Protagonistin dagegen stolpert durch die 1990er, Gruftiphase und Kiffen, studiert, wird schließlich und alles irgendwie zufällig Assistentin eines Popstars, einer australischen Tänzerin und Sängerin, deren Leben deutliche Parallelen zu Madonna aufweist. Das Interesse von Aimee an Afrika ermöglicht der Erzählerin, das Land und ihre Mutter, deren politische Ambitionen, wenn auch nicht zu verstehen, so doch ein wenig nachzuvollziehen. Dies wiederum, indem sie sich gegen vieles was ihr begegnet innerlich wehrt statt es zuzulassen. So auch die Liebe. In zahlreichen Rückblicken werden Themen wie Sklaverei, Apartheid, soziale Misstände in Großbritannien und an Schulen, Musik, Mode und Lebensgefühl, der 90er Jahre, die Auflösung der Kernfamilie, sexueller Missbrauch, Ehrgeiz in all seinen Facetten, die Maschinerie der Musikindustrie und ihrer Göttinnen und Götter, die Privilegien der Reichen bis hin zu krassen Adoptionen afrikanischer Babys, Radikalisierung, der Menschen als Produkt ihrer Erziehung, Bildung und ihres Umfeldes, Tod, Zurückweisung, Bindungsunfähigkeit, Einsamkeit, Jetsetleben, Manipulation, Verblendung und immer wieder das Tanzen, einziger Rückzugsort für die Protagonistin, wenn auch nicht durch dessen Ausübung sondern durch die Beschäftigung mit ihren Heldinnen und Helden aus Musicals ihrer Kindheit, beleuchtet.
Es entsteht ein Kaleidoskop aus Szenen eines Lebens, das gleichzeitig auch das Leben derer beschreibt, die Teil der eigenen Welt sind. Doch sind nach Ende des Romans einige Enden noch unverbunden, bleiben unverbunden. So die erste, weiße Familie des Vaters der Erzählerin, die Geschichte von Traceys Eltern, wie es zum Sinneswandel der Afrikanerin Hawa kam, um nur einige Beispiele zu nennen. Auf diese Weise endet das Buch recht unversöhnlich.
Entsprechend der Tiefe, Emotionalität und schonungslosen Wahrheit, die oftmals jedoch auch zwischen den Zeilen gelesen werden muss, fordert diese Sozialstudie, die zwischen Milieus die unterschiedlicher nicht sein können hin und her wechselt, volle Konzentration von Leserin und Leser. Das Geschriebene plätschert niemals nur so dahin, jeder Satz hat seine Bedeutung und muss genau so an dieser Stelle stehen. Insofern eine Meisterleistung, bedenkt man auch die Länge der Geschichte.
Das Cover ist ähnlich gestaltet wie auch die Cover der Vorgänger-Bücher der Autorin. Und dennoch ist es anders durch die Buchstabengestaltung des Namens der Autorin und des Titels, was erneut die komplette Seite einnimmt, und den einheitlich in gelb gehaltenen Hintergrund. Kennt man den Inhalt des Buches, kann das Cover gar nicht anders gestaltet sein, jede andere Idee wäre kitschig und würde dem gehaltigen Inhalt nicht gerecht werden.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Auftakt einer Mafia-Bad-Boy-Trilogie

Dark Mafia Prince
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Die Triologie um die Erben eines albanischen Mafia-Königs der Chicago beherrschte beginnt mit der Geschichte des ältesten Sohnes Aleksio. In den folgenden Bänden wird über Viktors und Kiros Geschichte ...

Die Triologie um die Erben eines albanischen Mafia-Königs der Chicago beherrschte beginnt mit der Geschichte des ältesten Sohnes Aleksio. In den folgenden Bänden wird über Viktors und Kiros Geschichte berichtet. Nach dem Mord an den Eltern durch den eigentlichen Freund der Familie, dem Mafioso Aldo Nikolla, werden die Jungen getrennt. Aleksio wird vom Mafia-Jünger Konstantin zur Kampfmaschine ausgebildet, um sich eines Tages seinen Thron zurückzuholen. Viktor, in einem russischen Waisenhaus aufgewachsen und von der dortigen Mafia rekrutiert, wird von Aleksio gefunden und folgt ihm nach Chicago. Um auf Kiros Spur zu kommen, kidnappen die Brüder Mira, die Tochter Aldos und einstige Spielgefährtin Aleksios. Doch der Mafia-Prinz hat die Lady und seine Gefühle für sie unterschätzt. Auch Mira, die mit einigen brutalen Wahrheiten konfrontiert wird, wird von Aleksio magisch angezogen. Die Story ist ok, wäre würde sie zu einem anderen Genre gehören ausgearbeiteter und runder dahergekommen. Doch schließlich geht es hier ja um die knisternde Erotik zwischen Aleksio und Mira.
Das Cover passt zum Titel und zur Beschreibung von Aleksio; man weiß also, was man bekommt.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Grauzone Selbstjustiz

Wer Furcht sät
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Ein Kriminalroman, der die Vielschichtigkeit von Selbstjustiz thematisiert: In seinem dritten Fall erlebt der Londoner DC Max Wolfe selbst, wie schnell man – gedanklich aber auch in die Tat umgesetzt – ...

Ein Kriminalroman, der die Vielschichtigkeit von Selbstjustiz thematisiert: In seinem dritten Fall erlebt der Londoner DC Max Wolfe selbst, wie schnell man – gedanklich aber auch in die Tat umgesetzt – selbst in die Grauzone der Selbstjustiz geraten kann, dabei seine Rolle als moralisch handelnder Mensch und gesetzestreuer Polizist hinterfragen muss und beide unter Umständen aus persönlicher Betroffenheit heraus nur noch schwierig miteinander vereinbaren kann. Ebenso muss Max sich die Frage gefallen lassen, inwiefern und mit welchem Recht er diejenigen verurteilen darf, die eine andere Meinung dazu haben und sich damit auseinandersetzen, ob Menschen die anderen Gewalt angetan und ihnen physisch aber auch psychisch das Leben genommen haben, als Betroffene und Opfer kein Recht auf Trauer und Rachegedanken haben dürfen.
Viele der im Roman handelnden Personen lernt Leserin und Leser als beim Thema Selbstjustiz zwiegespalten kennen – einmal mehr, einmal weniger nachvollziehbar, aus persönlicher Betroffenheit heraus oder berufsbedingt motiviert. Je nach Charakterisierung durch den Autor wird das persönliche Motiv einmal mehr, einmal weniger nachvollziehbar dargestellt.
Insgesamt ein Kriminalroman, dessen Story „angenehm“ zu lesen ist. Die Wendung zum Ende hin kam für mich überraschend, deshalb empfinde ich sie als großen Pluspunkt des Kriminalfalls. Lediglich die Liebelei zwischen Max und der (verheirateten) Stimmspezialistin Tara – gut, sie unterstreicht die Einsamkeit des allein erziehenden Max –, die vielen fast schon belehrend wirkenden Wiederholungen des Autors – so lange ist der Roman nicht, als dass man z.B. ständig daran erinnert werden muss, wie ordentlich Kollege Caine vom Black Museum ist –, und die Tatsache, dass scheinbar nur ein Mann bzw. zwei Männer um das Geheimnis des Gerichtsgebäudes wissen, hätten mir nicht gefehlt für eine runde Handlung.
Das Cover des Buchs ist im Stile der ersten beiden Max Wolfe-Fälle gestaltet, es zeigt diesmal in Blau- und Schwarztönen den Kill Room, in dem der Club der Henker seine Urteile vollstreckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fünf Frauen gestalten ihr Leben in der Nachkriegszeit

Bühlerhöhe
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Rosa Silbermann, ihre ältere Schwester Rachel, Sophie Reisacher, Agnes vom Klotzberg und ihre ältere Schwester Walburg - der Zweite Weltkrieg hat auf unterschiedliche Art und Weise neben vielem mehr ihre ...

Rosa Silbermann, ihre ältere Schwester Rachel, Sophie Reisacher, Agnes vom Klotzberg und ihre ältere Schwester Walburg - der Zweite Weltkrieg hat auf unterschiedliche Art und Weise neben vielem mehr ihre persönlichen Welten zerstört. Von der Familie Silbermann haben nur Rosa und Rachel, Deutsch-Jüdinnen aus Köln, das Konzentrationslager überlebt. Während Rosa in Israel in einem Kibbuz lebt und gelernt hat, sich und ihre neue Heimat zu verteidigen, ist Rachel in die Anonymität und Betriebsamkeit Tangers geflüchtet. Sophie, ehrgeizig und berechnend, hat einen deutschen Offizier geheiratet und das Elsass verlassen. Nun vermisst sie die französische Heimat, würde Deutschland und ihre Anstellung als Hausdame im Hotel Bühlerhöhe gerne hinter sich lassen. Kann der schweizer Geschäftsmann Pfister sie mittels Heirat befreien und in ein besseres Leben führen? Agnes und Walburg wurden von marokkanischen Soldaten vergewaltigt, was Walburg in den Wald getrieben hat, wo sie als Einsiedlerin lebt und sich selbst versorgt. Agnes dagegen hat ihr schlaues Köpfchen entdeckt und arbeitet als Bürohilfe im Hotel Hundseck nahe der Bühlerhöhe. Vier der fünf Frauen treffen im Sommer 1952 im Schwarzwald aufeinander, wo Kanzler Adenauer wieder seinen Sommerurlaub im Hotel Bühlerhöhe verbringen wird. Die Verhandlungen über die Wiedergutmachungszahlungen stehen bevor, ebenso wird die Wiederaufrüstung Deutschlands diskutiert. So zieht es auch Attentäter, Agenten, Lobbyisten und Geschäftemacher ins Idyll. Rosa wird vom Mossad geschickt, um gemeinsam mit einem israelitischen Agenten einen Anschlag auf Konrad Adenauer zu verhindern. Doch ihr vermeintlicher Ehemann taucht nicht auf, so dass Rosa allein ermitteln muss. Und das in einem Jahrzehnt, in dem Frauen nicht sonderlich ernst genommen werden. Sophie wird vom Personenschützer des Kanzlers instruiert, hält zwar beruflich die Fäden in der Hand auch wenn sie das First Class-Hotel zu hassen gelernt hat, ist aber in ihrem Ehrgeiz blind dafür, dass ihre privaten Pläne scheitern könnten. Agnes glaubt an den Leibhaftigen, als ihr im Hotel plötzlich ihr Peiniger gegenübersteht. Verzweifelt setzt sie ihre Schwester Walburg auf sie an. Als der Marokkaner tot im Wald gefunden wird, seine Leiche jedoch spurlos verschwindet, ist nicht nur der Kanzler in Gefahr.
Man braucht eine Weile, bis man in die Geschichte hineinfindet. Dazu trägt der Schreibstil bei, der neben den Gedankengängen der Frauen z.B. auch Agnes' Schwarzwälder Dialekt einfließen lässt und damit einige Konzentration erfordert. Das Frauenbild der 50er Jahre und die Wunden, die der Krieg gerissen hat, sind personenbezogen und individuell beschrieben, eindringlich und ergreifend.
Das Cover des Buchs wirkt ein wenig zu fröhlich, mehr nach Sommerurlaub denn nach Agentengeschichte. Einzig der düster gehaltene Wald macht deutlich, dass Gefahr droht.