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Veröffentlicht am 22.07.2018

Ein Lied von Freiheit und Sehnsucht....

Elian und Lira – Das wilde Herz der See
0

Allgemeines:

Titel: Elian und Lira - Das wilde Herz der See
Autor: Alexandra Christo
Verlag: dtv (20. Juli 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3423762209
ISBN-13: 978-3423762205
ASIN: B07D2ZZZYN
Originaltitel: ...

Allgemeines:

Titel: Elian und Lira - Das wilde Herz der See
Autor: Alexandra Christo
Verlag: dtv (20. Juli 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3423762209
ISBN-13: 978-3423762205
ASIN: B07D2ZZZYN
Originaltitel: To Kill a Kingdom
Seitenzahl: 384 Seiten
Preis: 16,99€ (Kindle-Edition)
18,95€ (Gebundene Ausgabe)



Inhalt:

"Lügen sind keine Antwort."
"Aber sie klingen viel besser als die Wahrheit"

Lira ist die Tochter der Meereskönigin. Jahr für Jahr ist sie dazu verdammt, einem Prinzen das Herz zu rauben. Doch dann begeht sie einen Fehler und ihre Mutter verwandelt sie zur Strafe in die Kreatur, die sie am meisten verabscheut – einen Menschen. Und sie stellt Lira ein Ultimatum: Bring mir das Herz von Prinz Elian oder bleib für immer ein Mensch.
Elian ist der Thronerbe eines mächtigen Königreichs. Doch das Meer ist der einzige Ort, an dem er sich wirklich zu Hause fühlt. Er macht Jagd auf Sirenen, vor allem auf die eine, die so vielen Prinzen bereits das Leben genommen hat. Als er eines Tages eine junge Frau aus dem Ozean fischt, ahnt er zunächst nicht, wen er da an Bord geholt hat.
Bald wird aus Misstrauen jedoch Leidenschaft und das Unerwartete geschieht – die beiden verlieben sich ineinander.


Bewertung:



Schon immer hatten Geschichten, die die Verlockung des Meeres, den Ruf des Abenteuers in sich hatten, eine besondere Anziehungskraft auf mich. Schon als ich das Cover dieser Geschichte zum ersten Mal sah war mir klar: dieses Buch muss ich lesen! Insgesamt erwartete mich eine wundervolle, atmosphärische Geschichte voller Abenteuer und Leidenschaft, die jedoch auch einige Schwächen aufweist.


"In den Abgründen unserer Seele sind Elian und ich gar nicht so verschieden. Zwei Königreiche erlegen uns beiden Verantwortung auf, der wir uns nicht gewachsen fühlen. Wir sind gefesselt: er an ein Land und ein vorgezeichnetes Leben, ich an das mörderische Erbe meiner Mutter. Und beide vernehmen wir den Lockruf des Ozeans: ein Lied von Freiheit und Sehnsucht."


Das Cover ist auf den ersten Blick ein wahrhaftiger Eye-Catcher und in der Gesamtkonstruktion definitiv stimmig, je länger ich es jedoch betrachte, desto weniger gefällt es mir. Natürlich ist da zum einen das Bild eines Mädchens, das mit den blauen Augen, den Sommersprossen und den roten Haaren wohl Lira darstellen soll. Wie schon so oft erwähnt stören mich Modelbilder auf Buchcover immer, außerdem finde ich nicht, dass auf Lira in der Geschichte ein besonderer Fokus liegt. Auf dem Bild links sieht es zum anderen aus, als würden feine, blau-weiße Linien das Mädchen als Wellen umspielen. In echt sind es jedoch breite, glitzernde Streifen, die relativ wenig mit Wellen gemein haben. Nichtsdestotrotz gefallen mir die düstere Ausstrahlung des Covers und die große, gefächerte Muschel, die jedes Kapitel überschreibt. Vielleicht wäre es hier aber eine Bereicherung gewesen, motivisch näher am Original zu bleiben.


Erster Satz: "Ich habe ein Herz für jedes Jahr meines Lebens."


Mit diesem treffenden und eingängigen Satz steigen wir in das Schicksal der Sirene Lira ein, die weit im ganzen Reich als "Fluch der Prinzen" bekannt ist, da sie jedes Jahr im Monat ihres Geburtstages das Herz eines jungen Prinzen raubt. Als sie auf der Jagd mit ihrer Cousine Kahlia ihre Sammlung aus 17 Herzen zu früh um ein weiteres ausbaut, zieht sie den Zorn ihrer Mutter auf sich. Eigentlich kein Problem, wäre diese nicht die allmächtige Meereskönigin, die auf Unterordnung durch Furcht und Schrecken baut, anstatt auf Treue und Loyalität durch Akzeptanz und Respekt. Als sie daraufhin ihres Gesangs, ihrer unglaublichen Schönheit und Stärke beraubt als schwacher Mensch auftaucht, ist das Meer nicht länger ihr Freund, sie nicht länger auf der Jagd und der Sirenenjäger und Prinz Elian nicht länger ihre Beute sondern ihr Retter. Als dieser die wehrlose, junge Frau aus dem Meer fischt, ahnt er nicht, dass sich hinter dem hübschen Gesicht und der großen Klappe in Wahrheit das Monster verbirgt, dass zu jagen er sich zur Aufgabe gemacht hat. Doch als Lira immer menschlicher wird und Eigenschaften wie Treue, Hilfsbereitschaft und Freundschaft nicht länger als Schwäche abtun kann, erkennt sie die Tragweite der Schreckensherrschaft ihrer Mutter und muss sich entscheiden, wer sie sein will...


"Keto schuf uns als wildes Kriegsvolk, aber erst die Meeresköniginnen gaben ihren Hass als Erbe an uns weiter. Königinnen wie meine mutter, die ihre Kinder zu seelenlosen Kriegerinnen formte. (…) Ist es das, was Menschsein bedeutet? Sich in Gefahr begeben, um jemand anderen zu schützen?"


Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich wirklich beeindruckt davon bin, wie viel Handlung, Entwicklung und Emotion Alexandra Christo in diesen kurzen 382 Seiten unterbekommt. Selbstverständlich sind einige Lücken im Setting zu finden und viele der interessanten Königreiche werden nur kurz genannt, mit einer groben Charakterisierung abgetan, die oft fast schon klischeehaft wirkt. Außerdem gehen auch viele Nebencharaktere im Sog der Handlung ein wenig unter, die Liebesgeschichte, die Entwicklung von Hass zu Leidenschaft - ging mir zu plötzlich und schnell von statten und gerade am Ende tauchen ein paar Handlungen der Protagonisten auf, die für mich nicht logisch waren.


"Wir sind Splitter desselben Spiegels. Zwischen uns liegen Welten, doch (…) die Grenzen sind verschwommen. Dies hat Elian in einer einzigen Sekunde geschafft, mit etwas, das ihm so leichtfällt wie das Atmen: Er hat gelächelt. Nicht, weil ich Qualen litt, vor ihm den Kopf neigte oder mich seinen Launen unterwarf wie bei meiner Mutter. Er hatte gelächelt, weil er mich gesehen hat, wie ich frei und dem Tod entronnen zu ihm zurückkehren wollte."


Doch was erwarte ich von solch einem kurzen Roman? Eine ausgearbeitete Herr-der-Ringe-Welt mit zig Handlungssträngen und Hintergrundgeschichten? Nein! Es ist bei Fantasy dieser Kürze immer eine große Herausforderung eine Welt aufzubauen, die mehr ist, als bloße Kulisse der Handlung, während genügend von letzterer vorhanden ist und auch Zeit bleibt, die Protagonisten zu entwickeln. Und das schafft die Autorin wunderbar, sodass ihr noch die Zeit bleibt, viele der erzählten Legenden über die Königshäuser als Lüge aufzudecken und großpolitischen Angelegenheiten und Intrigen anzusprechen. In vielen kurzen Szenen und dem daraus resultierenden hohen Tempo entführt sie uns in ein Reich voller bunter Völker, düsterer Legenden von blutrünstigen Monstern und strahlenden Helden, die einen unerbittlichen Kampf zwischen Meer und Land ausfechten. Gerade durch die vielen Gegensätze von glänzenden Königshäuser über die Sirenenjagd auf rauer See, auf einer abenteuerlichen Reise auf dem Piratenschiff Saad bis zum höchsten Punkt des Landes, zu einem der größten Schätze der Welt wird die Geschichte spannend gehalten, auch wenn ihr Ausgang schon recht früh kein Rätsel mehr ist.


"Ein Prinz darf von Mythen und Legenden umrankt sein", erklärt er mir. "Aber er kann nicht in ihnen leben. Er muss in der echten Welt leben und dort den Stoff für die Erzählungen liefern." Er sieht mich ernst an. "Du solltest weniger auf Märchen hören, Elian, sonst wirst du am Ende selbst nichts weiter sein als ein Märchen."


Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Elian und Lira erzählt, was jedoch nur mit einem Schriftartwechsel angekündigt wird. Das ist zum Teil recht verwirrend, da hätte ich mir eine eindeutigere Kennzeichnung gewünscht. Die beiden Protagonisten haben mir aber sehr gut gefallen. Obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten stehen, sind sie gar nicht so verschieden. Beiden werden ihre Freiheit und die Möglichkeit zur vollständigen Entfaltung durch die Verantwortung ein Reich zu führen und dessen Ansprüchen zu genügen gehemmt. Lira wurde von ihrer Mutter, der Meereskönigin, von klein auf zu einem Monster gemacht: Der Fluch der Prinzen. Zwischen dem Bedürfnis, ihre Mutter stolz zu machen, eine würdige Nachfolgerin zu sein und dem Ruf ihres Gewissens und der Gewissheit, etwas ändern zu wollen fühlt sie sich zunehmend hin und her gerissen, bis sie entscheidet, dass sie kein Monster mehr sein will. Doch ohne ihre Grausamkeit, ihre Kraft, ihr Gesang - was bleibt denn da noch übrig?


"Ich dachte, ich müsse meinem Reich etwas beweisen. Aber was? Dass ich genauso bin wie sie? Das Tod und Grausamkeit mir mehr bedeuten als Gnade? Dass ich an jedem Verrat begehe, auch wenn er noch so treu ist? (…) Ich denke an Crestell, die Kahlia vor mich beschützt und ihr eigenes Leben geopfert hat. "Werde die Königin, die wir brauchen."


Elian ist ebenfalls der nächste Thronfolger seines Königreichs, dem goldenen Midas. Doch anstatt sich mit ätzenden Hofangelegenheit zu langweilen, folgt er dem Ruf des Meeres tief in seinem Herzen und zieht als Sirenenjäger durch die Meere. Auch wenn die Welt ihn als den Piratenprinz sieht, der als hoffnungsloser Abenteurer verlacht ist, hat er in seiner Crew eine Familie, in der Saad ein Zuhause, in dem Dasein als Pirat ein Frieden gefunden, den er in seiner wirklichen Heimat nie gefühlt hat. Doch als er sich um sein größtes Ziel zu erreichen auf schmutzige Deals einlassen muss, die ihn sein Königreich kosten könnten, muss er sich entscheiden, wer er sein will: Pirat oder Prinz, oder vielleicht doch etwas Besonderes dazwischen...?


"Glaubst du wirklich daran, dass Mörder aufhören können, Mörder zu sein?"
"Ich möchte es glauben." Seine Stimme klingt so anders als die des selbstbewussten Prinzen bei unserer ersten Begegnung. Er ist nicht der Mann, der ein Schiff kommandiert, oder der Sohn, der ein Land regieren soll. Er ist weder das eine noch das andere, und doch ist er beides zugleich. Sein wahres Ich ist irgendwo dazwischen, wo nur ich es sehen kann."


Durch den jeweils anderen schaffen die beiden es, sich ihrer Rolle bewusst zu werden und frei zu entscheiden, was sie tun und lassen wollen. Auch wenn die Liebesgeschichte sich erst gar nicht und dann sehr schnell entwickelt, mochte ich das sarkastische Zusammenspiel der beiden und habe sehr gerne zugesehen, wie die beiden sich selbst und dem jeweils anderen immer näher kommen.


"Nur damit du es weißt", sage ich zu Lira. "Wenn du mich belügst, werde ich dich vielleicht töten."
Lira streckte das Kinn vor. Ihr Blick ist rebellisch und ihre gen sind zu blau, um ihnen standzuhalten. Im ersten Moment bin ich mir nicht sicher, ob sie eine Antwort parat hat, aber dann fährt sie mit der Zunge über die Lippen und ich weiß, dass sie den süßen Vorgeschmack auf das genießt, was sie mir gleich an den Kopf werfen wird.
"Vielleicht", sagt sie, währen das schummrige Licht sich an ihre Haut schmiegt, "töte ich dich zuerst."


Durch den zielsicheren Schreibstil der jungen Autorin bekommt jede Szene eine eindeutige Funktion und wir werden durch die bildhafte Sprache immer tiefer ins wilde Herz der See gezogen, bis wir -wie ein Matrose dem Gesang einer Sirene- dem Bann der Geschichte erliegen. Dabei wird eine recht düstere, spannungsgeladene, abenteuerliche, mitreißende Atmosphäre geschaffen, die jedoch an einigen Stellen etwas bröckelt, wenn sich seltsame "Lücken", Unstimmigkeiten in Szenen, auftun, die holprig wirkten. Das kann ich leider nicht besser in Worte fassen, es könnte auch an der Übersetzung liegen. Nichtsdestotrotz wird uns hier eine düstere Adaption des Kunstmärchens "Die kleine Meerjungfrau" von Hans Christian Andersen präsentiert. Mit einem Unterschied: die Liebe, die eigentlich nicht erwidert werden kann, gewinnt hier nach einem epischen Kampf am Ende doch.



Fazit:


Alexandra Christos düstere Adaption des Kunstmärchens "Die kleine Meerjungfrau" entführt in ein Reich voller bunter Völker, dunkler Legenden von blutrünstigen Monstern und strahlenden Helden, die einen unerbittlichen Kampf zwischen Meer und Land ausfechten. Eine atmosphärische Geschichte voller Abenteuer und Leidenschaft

Veröffentlicht am 22.07.2018

Ein Lied von Freiheit und Sehnsucht...

Elian und Lira – Das wilde Herz der See
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Allgemeines:

Titel: Elian und Lira - Das wilde Herz der See
Autor: Alexandra Christo
Verlag: dtv (20. Juli 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3423762209
ISBN-13: 978-3423762205
ASIN: B07D2ZZZYN
Originaltitel: ...

Allgemeines:

Titel: Elian und Lira - Das wilde Herz der See
Autor: Alexandra Christo
Verlag: dtv (20. Juli 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3423762209
ISBN-13: 978-3423762205
ASIN: B07D2ZZZYN
Originaltitel: To Kill a Kingdom
Seitenzahl: 384 Seiten
Preis: 16,99€ (Kindle-Edition)
18,95€ (Gebundene Ausgabe)



Inhalt:

"Lügen sind keine Antwort."
"Aber sie klingen viel besser als die Wahrheit"

Lira ist die Tochter der Meereskönigin. Jahr für Jahr ist sie dazu verdammt, einem Prinzen das Herz zu rauben. Doch dann begeht sie einen Fehler und ihre Mutter verwandelt sie zur Strafe in die Kreatur, die sie am meisten verabscheut – einen Menschen. Und sie stellt Lira ein Ultimatum: Bring mir das Herz von Prinz Elian oder bleib für immer ein Mensch.
Elian ist der Thronerbe eines mächtigen Königreichs. Doch das Meer ist der einzige Ort, an dem er sich wirklich zu Hause fühlt. Er macht Jagd auf Sirenen, vor allem auf die eine, die so vielen Prinzen bereits das Leben genommen hat. Als er eines Tages eine junge Frau aus dem Ozean fischt, ahnt er zunächst nicht, wen er da an Bord geholt hat.
Bald wird aus Misstrauen jedoch Leidenschaft und das Unerwartete geschieht – die beiden verlieben sich ineinander.


Bewertung:



Schon immer hatten Geschichten, die die Verlockung des Meeres, den Ruf des Abenteuers in sich hatten, eine besondere Anziehungskraft auf mich. Schon als ich das Cover dieser Geschichte zum ersten Mal sah war mir klar: dieses Buch muss ich lesen! Insgesamt erwartete mich eine wundervolle, atmosphärische Geschichte voller Abenteuer und Leidenschaft, die jedoch auch einige Schwächen aufweist.


"In den Abgründen unserer Seele sind Elian und ich gar nicht so verschieden. Zwei Königreiche erlegen uns beiden Verantwortung auf, der wir uns nicht gewachsen fühlen. Wir sind gefesselt: er an ein Land und ein vorgezeichnetes Leben, ich an das mörderische Erbe meiner Mutter. Und beide vernehmen wir den Lockruf des Ozeans: ein Lied von Freiheit und Sehnsucht."


Das Cover ist auf den ersten Blick ein wahrhaftiger Eye-Catcher und in der Gesamtkonstruktion definitiv stimmig, je länger ich es jedoch betrachte, desto weniger gefällt es mir. Natürlich ist da zum einen das Bild eines Mädchens, das mit den blauen Augen, den Sommersprossen und den roten Haaren wohl Lira darstellen soll. Wie schon so oft erwähnt stören mich Modelbilder auf Buchcover immer, außerdem finde ich nicht, dass auf Lira in der Geschichte ein besonderer Fokus liegt. Auf dem Bild links sieht es zum anderen aus, als würden feine, blau-weiße Linien das Mädchen als Wellen umspielen. In echt sind es jedoch breite, glitzernde Streifen, die relativ wenig mit Wellen gemein haben. Nichtsdestotrotz gefallen mir die düstere Ausstrahlung des Covers und die große, gefächerte Muschel, die jedes Kapitel überschreibt. Vielleicht wäre es hier aber eine Bereicherung gewesen, motivisch näher am Original zu bleiben.


Erster Satz: "Ich habe ein Herz für jedes Jahr meines Lebens."


Mit diesem treffenden und eingängigen Satz steigen wir in das Schicksal der Sirene Lira ein, die weit im ganzen Reich als "Fluch der Prinzen" bekannt ist, da sie jedes Jahr im Monat ihres Geburtstages das Herz eines jungen Prinzen raubt. Als sie auf der Jagd mit ihrer Cousine Kahlia ihre Sammlung aus 17 Herzen zu früh um ein weiteres ausbaut, zieht sie den Zorn ihrer Mutter auf sich. Eigentlich kein Problem, wäre diese nicht die allmächtige Meereskönigin, die auf Unterordnung durch Furcht und Schrecken baut, anstatt auf Treue und Loyalität durch Akzeptanz und Respekt. Als sie daraufhin ihres Gesangs, ihrer unglaublichen Schönheit und Stärke beraubt als schwacher Mensch auftaucht, ist das Meer nicht länger ihr Freund, sie nicht länger auf der Jagd und der Sirenenjäger und Prinz Elian nicht länger ihre Beute sondern ihr Retter. Als dieser die wehrlose, junge Frau aus dem Meer fischt, ahnt er nicht, dass sich hinter dem hübschen Gesicht und der großen Klappe in Wahrheit das Monster verbirgt, dass zu jagen er sich zur Aufgabe gemacht hat. Doch als Lira immer menschlicher wird und Eigenschaften wie Treue, Hilfsbereitschaft und Freundschaft nicht länger als Schwäche abtun kann, erkennt sie die Tragweite der Schreckensherrschaft ihrer Mutter und muss sich entscheiden, wer sie sein will...


"Keto schuf uns als wildes Kriegsvolk, aber erst die Meeresköniginnen gaben ihren Hass als Erbe an uns weiter. Königinnen wie meine mutter, die ihre Kinder zu seelenlosen Kriegerinnen formte. (…) Ist es das, was Menschsein bedeutet? Sich in Gefahr begeben, um jemand anderen zu schützen?"


Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich wirklich beeindruckt davon bin, wie viel Handlung, Entwicklung und Emotion Alexandra Christo in diesen kurzen 382 Seiten unterbekommt. Selbstverständlich sind einige Lücken im Setting zu finden und viele der interessanten Königreiche werden nur kurz genannt, mit einer groben Charakterisierung abgetan, die oft fast schon klischeehaft wirkt. Außerdem gehen auch viele Nebencharaktere im Sog der Handlung ein wenig unter, die Liebesgeschichte, die Entwicklung von Hass zu Leidenschaft - ging mir zu plötzlich und schnell von statten und gerade am Ende tauchen ein paar Handlungen der Protagonisten auf, die für mich nicht logisch waren.


"Wir sind Splitter desselben Spiegels. Zwischen uns liegen Welten, doch (…) die Grenzen sind verschwommen. Dies hat Elian in einer einzigen Sekunde geschafft, mit etwas, das ihm so leichtfällt wie das Atmen: Er hat gelächelt. Nicht, weil ich Qualen litt, vor ihm den Kopf neigte oder mich seinen Launen unterwarf wie bei meiner Mutter. Er hatte gelächelt, weil er mich gesehen hat, wie ich frei und dem Tod entronnen zu ihm zurückkehren wollte."


Doch was erwarte ich von solch einem kurzen Roman? Eine ausgearbeitete Herr-der-Ringe-Welt mit zig Handlungssträngen und Hintergrundgeschichten? Nein! Es ist bei Fantasy dieser Kürze immer eine große Herausforderung eine Welt aufzubauen, die mehr ist, als bloße Kulisse der Handlung, während genügend von letzterer vorhanden ist und auch Zeit bleibt, die Protagonisten zu entwickeln. Und das schafft die Autorin wunderbar, sodass ihr noch die Zeit bleibt, viele der erzählten Legenden über die Königshäuser als Lüge aufzudecken und großpolitischen Angelegenheiten und Intrigen anzusprechen. In vielen kurzen Szenen und dem daraus resultierenden hohen Tempo entführt sie uns in ein Reich voller bunter Völker, düsterer Legenden von blutrünstigen Monstern und strahlenden Helden, die einen unerbittlichen Kampf zwischen Meer und Land ausfechten. Gerade durch die vielen Gegensätze von glänzenden Königshäuser über die Sirenenjagd auf rauer See, auf einer abenteuerlichen Reise auf dem Piratenschiff Saad bis zum höchsten Punkt des Landes, zu einem der größten Schätze der Welt wird die Geschichte spannend gehalten, auch wenn ihr Ausgang schon recht früh kein Rätsel mehr ist.


"Ein Prinz darf von Mythen und Legenden umrankt sein", erklärt er mir. "Aber er kann nicht in ihnen leben. Er muss in der echten Welt leben und dort den Stoff für die Erzählungen liefern." Er sieht mich ernst an. "Du solltest weniger auf Märchen hören, Elian, sonst wirst du am Ende selbst nichts weiter sein als ein Märchen."


Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Elian und Lira erzählt, was jedoch nur mit einem Schriftartwechsel angekündigt wird. Das ist zum Teil recht verwirrend, da hätte ich mir eine eindeutigere Kennzeichnung gewünscht. Die beiden Protagonisten haben mir aber sehr gut gefallen. Obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten stehen, sind sie gar nicht so verschieden. Beiden werden ihre Freiheit und die Möglichkeit zur vollständigen Entfaltung durch die Verantwortung ein Reich zu führen und dessen Ansprüchen zu genügen gehemmt. Lira wurde von ihrer Mutter, der Meereskönigin, von klein auf zu einem Monster gemacht: Der Fluch der Prinzen. Zwischen dem Bedürfnis, ihre Mutter stolz zu machen, eine würdige Nachfolgerin zu sein und dem Ruf ihres Gewissens und der Gewissheit, etwas ändern zu wollen fühlt sie sich zunehmend hin und her gerissen, bis sie entscheidet, dass sie kein Monster mehr sein will. Doch ohne ihre Grausamkeit, ihre Kraft, ihr Gesang - was bleibt denn da noch übrig?


"Ich dachte, ich müsse meinem Reich etwas beweisen. Aber was? Dass ich genauso bin wie sie? Das Tod und Grausamkeit mir mehr bedeuten als Gnade? Dass ich an jedem Verrat begehe, auch wenn er noch so treu ist? (…) Ich denke an Crestell, die Kahlia vor mich beschützt und ihr eigenes Leben geopfert hat. "Werde die Königin, die wir brauchen."


Elian ist ebenfalls der nächste Thronfolger seines Königreichs, dem goldenen Midas. Doch anstatt sich mit ätzenden Hofangelegenheit zu langweilen, folgt er dem Ruf des Meeres tief in seinem Herzen und zieht als Sirenenjäger durch die Meere. Auch wenn die Welt ihn als den Piratenprinz sieht, der als hoffnungsloser Abenteurer verlacht ist, hat er in seiner Crew eine Familie, in der Saad ein Zuhause, in dem Dasein als Pirat ein Frieden gefunden, den er in seiner wirklichen Heimat nie gefühlt hat. Doch als er sich um sein größtes Ziel zu erreichen auf schmutzige Deals einlassen muss, die ihn sein Königreich kosten könnten, muss er sich entscheiden, wer er sein will: Pirat oder Prinz, oder vielleicht doch etwas Besonderes dazwischen...?


"Glaubst du wirklich daran, dass Mörder aufhören können, Mörder zu sein?"
"Ich möchte es glauben." Seine Stimme klingt so anders als die des selbstbewussten Prinzen bei unserer ersten Begegnung. Er ist nicht der Mann, der ein Schiff kommandiert, oder der Sohn, der ein Land regieren soll. Er ist weder das eine noch das andere, und doch ist er beides zugleich. Sein wahres Ich ist irgendwo dazwischen, wo nur ich es sehen kann."


Durch den jeweils anderen schaffen die beiden es, sich ihrer Rolle bewusst zu werden und frei zu entscheiden, was sie tun und lassen wollen. Auch wenn die Liebesgeschichte sich erst gar nicht und dann sehr schnell entwickelt, mochte ich das sarkastische Zusammenspiel der beiden und habe sehr gerne zugesehen, wie die beiden sich selbst und dem jeweils anderen immer näher kommen.


"Nur damit du es weißt", sage ich zu Lira. "Wenn du mich belügst, werde ich dich vielleicht töten."
Lira streckte das Kinn vor. Ihr Blick ist rebellisch und ihre gen sind zu blau, um ihnen standzuhalten. Im ersten Moment bin ich mir nicht sicher, ob sie eine Antwort parat hat, aber dann fährt sie mit der Zunge über die Lippen und ich weiß, dass sie den süßen Vorgeschmack auf das genießt, was sie mir gleich an den Kopf werfen wird.
"Vielleicht", sagt sie, währen das schummrige Licht sich an ihre Haut schmiegt, "töte ich dich zuerst."


Durch den zielsicheren Schreibstil der jungen Autorin bekommt jede Szene eine eindeutige Funktion und wir werden durch die bildhafte Sprache immer tiefer ins wilde Herz der See gezogen, bis wir -wie ein Matrose dem Gesang einer Sirene- dem Bann der Geschichte erliegen. Dabei wird eine recht düstere, spannungsgeladene, abenteuerliche, mitreißende Atmosphäre geschaffen, die jedoch an einigen Stellen etwas bröckelt, wenn sich seltsame "Lücken", Unstimmigkeiten in Szenen, auftun, die holprig wirkten. Das kann ich leider nicht besser in Worte fassen, es könnte auch an der Übersetzung liegen. Nichtsdestotrotz wird uns hier eine düstere Adaption des Kunstmärchens "Die kleine Meerjungfrau" von Hans Christian Andersen präsentiert. Mit einem Unterschied: die Liebe, die eigentlich nicht erwidert werden kann, gewinnt hier nach einem epischen Kampf am Ende doch.



Fazit:


Alexandra Christos düstere Adaption des Kunstmärchens "Die kleine Meerjungfrau" entführt in ein Reich voller bunter Völker, dunkler Legenden von blutrünstigen Monstern und strahlenden Helden, die einen unerbittlichen Kampf zwischen Meer und Land ausfechten. Eine atmosphärische Geschichte voller Abenteuer und Leidenschaft!

Veröffentlicht am 18.07.2018

Ein hochaktueller Thriller: Spannend, nachdenklich, provokant!

Hass im Fadenkreuz
0

Allgemeines:

Titel: Hass im Fadenkreuz
Autor: Tatjana Flade
Verlag: edition oberkassel (5. Juli 2018)
Genre: Romantischer Thriller
ISBN-10: 3958131409
ISBN-13: 978-3958131408
ASIN: B07DPTKNS3
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Hass im Fadenkreuz
Autor: Tatjana Flade
Verlag: edition oberkassel (5. Juli 2018)
Genre: Romantischer Thriller
ISBN-10: 3958131409
ISBN-13: 978-3958131408
ASIN: B07DPTKNS3
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
12€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: "Herz im Fadenkreuz)


Inhalt:

Nachdem die illegale Anti-Terroreinheit IFFAR aufgeflogen ist, ist Scharfschütze Lysander (Lys) in Kambodscha untergetaucht. In Berlin schwimmt ein rechtspopulistischer Parteichef auf einer Erfolgswelle und bereitet sich auf die nächsten Wahlen vor. Deshalb beschließen die ehemaligen Auftraggeber der IFFAR, die Einheit zu reaktivieren. Lys erklärt sich zu diesem letzten Auftrag bereit, auch um Esther wiederzusehen. Esther aber gerät ins Visier der rechtsradikalen Terrororganisation »Thule Kämpfer«, weil die sich an Lys und seinen Kameraden rächen wollen …


Bewertung:

Nachdem mich Tatjana Flade schon mit ihrem Fantasy-Roman "Im Zeitschatten von Mondthal" überzeugen konnte und nach dem ersten Teil der Reihe "Herz im Fadenkreuz" noch einige Fragen offen blieben, war es für mich keine Frage, ob ich dieses Buch lesen werde. Und nach spannenden, mitreißenden 300 Seiten, auf denen ich mitgelitten, mich gefreut und ab und zu auch gegruselt habe, kann ich auch für die Fortsetzung der Geschichte meine Leseempfehlung aussprechen.

Das Cover ist ganz im Stil des ersten Bandes gehalten. War bei Teil 1 noch "Pützchens Markt" in Bonn im Fadenkreuz der Waffe zu sehen, zeigt das Gewehr nun auf ein junges Pärchen, das angedeutet im Hintergrund zusehen ist. Der Titel sticht auf dem verschwommenen Hintergrund mit der klaren, weißen Schrift sofort ins Auge und komplettiert die Gestaltung, die schon gleich auf den ersten Blick Spannung weckt.


Erster Satz: "Draußen klapperte es, Schlüssel klirrten und der Riegel schepperte."


Die Fortsetzung beginnt einige Wochen nach dem letzten Teil mit einer kurzen aber aufsehenerregenden Szene aus der Justizvollzugsanstalt Straubing. Mit dem Mord an dem Rechtsterroristen geht die Geschichte um linken und rechten Terror, Gewalt und Gewalteinsatz um Gewalt zu verhindern und das zwischen den Fronten verwirrte Deutschland weiter.
Nachdem vereitelten Anschlag auf den Jahrmarkt in Bonn wurde die illegale Antiterroreinheit IFFAR aufgelöst und Lys musste in Kambodscha untertauchen. Als die Wogen um den IFFAR Skandal sich zu glätten beginnen und der rechtspopulistische Parteichef Daniel Kraußler immer beliebter wird, beschließt der ehemalige Auftraggeber, die Einheit zu reaktivieren. Lys ist das gerade recht, denn er leidet sehr unter der Trennung mit Esther, die in Bonn zurück blieb. Während Lys und Esther versuchen, wie ein normales Paar zusammen zu sein, tritt die rechtsradikale Terrororganisation "Thule Kämpfer" wieder auf den Plan. Denn nach dem vereitelten Anschlag hat der Anführer Voigt noch eine Rechnung mit Lys offen. Und wer wäre da ein geeigneteres Ziel als die unschuldige Esther...


"Der Schmerz, der einem anderen Menschen zugefügt wird, kann mehr wehtun als der eigene."


Die Geschichte wird in kurzen Abschnitten aus verschiedenen Perspektiven an verschiedenen Orten auf der Welt erzählt und springt zwischen den Fronten genauso sehr wie zwischen unseren beiden Hauptpersonen Esther und Lys. Gerade zu Beginn lassen sich die Bedeutungen mancher Handlungsstränge noch nicht ganz nachvollziehen und zusammen mit dem eher gemächlichen Tempo ergibt sich ein eher langsamer Start in die Geschichte. Nachdem dann aber die ersten Ereignisse losgetreten wurden, nimmt der Thriller sowohl zwischenmenschlich, moralisch, politisch als auch handlungsmäßig immer mehr Fahrt auf, bis sie auf ein unvermeidlich scheinendes Ende zusteuert...


"Ich habe Angst", flüsterte sie.
"Du musst keine Angst haben. Es ist alles in Ordnung."
"Das stimmt nicht. Ich habe das Gefühl, dass alles auseinanderbricht. Gestern kam die Nachricht von der Ermordung des Grünen-Politikers. Als ich am Mittwochabend nach Hause gefahren bin, haben zwei Männer Obdachlose in der U-ahn attackiert. Die Demo in Bonn wurde zur Massenschlägerei. Überall ist diese Gewalt, ich halte das nicht mehr aus." (…)
"Und du bist auch ein Teil dieser Gewalt."


Durch die vielen Perspektivwechsel und kurzen Einblicke in das Leben verschiedener Menschen wird langsam immer mehr Spannung aufgebaut, was durch Tatjana Flades schmucklosen aber präzisen Stil unterstützt wird. Dabei bekommen wir immer wieder Appetithäppchen anderer Perspektiven vorgesetzt, haben jedoch einen deutlichen Fokus auf die beiden Hauptpersonen, die abwechselnd als personale Erzähler berichten. Sehr schön finde ich außerdem, dass wir mehr über Lys´ Vergangenheit erfahren und auch Esther sich weiter entwickelt. Auch wenn sie gegen jegliche Art von Terror ist, unterstützt sie die Vorgehensweise der IFFAR in keinster Weise. Sie liebt Lys zwar, erträgt jedoch die ständige Angst um ihn, die Vorstellung, dass er Menschen ermordet und die ganzen Geheimnisse nicht länger. Während ihre Liebe sie in Band 1 noch relativ blind hat werden lassen, traut sie sich hier mehr, Lys die Meinung zu sagen und zeigt dabei eine lobenswerte Haltung, Werte und viel Mut als es hart auf hart kommt.


"Ich halte diesen Hass nicht mehr aus!"


Auch Lys´ Beweggründe kann man als Leser durchaus nachvollziehen. So handelt er, wo der Rechtsstaat gehemmt ist und geht mit Gewalt gegen den Rechtsterror vor - seiner Meinung nach die letzte und einzige Möglichkeit. Doch Esther ist sich ganz und gar nicht sicher, ob Gewalt wirklich eine Lösung sein kann, ob Terror zur Terrorbekämpfung eingesetzt werden darf, wann oder ob überhaupt Morde legitim sein können und ob es nicht sogar notwendig für eine Demokratie ist, dass sie auch Rechtspopulisten aushalten kann, ohne dass das System zusammenbricht. Ihr seht, es kommen eine Menge diskutabler Grundsätze auf und in mitten des politischen Kreuzfeuers steht das junge Paar, das unter dem ständigen Schweigen, den Geheimnissen, der Ungewissheit und den unterschiedlichen Wertvorstellungen zu leiden hat.


"Manche Dinge müssen getan werden, ob sie uns gefallen oder nicht", flüsterte er. Sie wollte seine Umarmung abschütteln und gleichzeitig wollte sie, dass er sie noch fester hielt. Angst, Wut und Hilflosigkeit vermischten sich und brachen wie eine Welle über sie herein."


Allgemein hat für mich die unheimliche Aktualität des Themas die Anziehungskraft der Geschichte ausgemacht. Mit Terroranschlägen, der Bedrohung durch Rechtsradikale, Problem-Parteien und viel Misstrauen und Gewalt gegen alles, was anders ist als die Norm, ist die Zukunft, die die Autorin wohl gesehen hat, als sie das Buch schrieb, doch sehr nahe gerückt. Es ist wirklich traurig, wie man immer wieder allzu bekannte Situationen wiedererkennen muss, Gedankengänge und Handlungen präsentiert bekommt, die von der Realität nicht weit entfernt liegen. Und so hat es mich noch viel mehr berührt und betroffen zurück gelassen, wenn Lys und seine Freunde einen Parteitag der rechtsradikalen "Partei für ein sauberes Bayern" in Blut und Asche aufgehen lassen oder planen, den Parteichef und Spitzenkandidat der "Deutsche Partei für Recht und Freiheit" zu ermorden. Denn insgeheim werden sich viele Leser dabei erwischen, die Taten der IFFAR nicht ganz so abwegig zu finden, wie man das eigentlich sollte. Insgesamt wird also die Frage aufgeworfen, wie wir alle mit der wachsenden rechten Gesinnung und Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung umgehen sollen. Natürlich hat die Geschichte darauf keine Antwort, aber durch dieses nur wenig überspitze Szenario wird uns klargemacht, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen. Den Rest müssen wir wohl selbst herausfinden... Und wer darauf keine Lust hat - es gibt wahrscheinlich auch noch eine weitere Fortsetzung!


"Warum laufen Kraußler und seiner Partei so viele Leute nach?" "Weil er einfache Rezepte und schnelle Lösungen verspricht." (…) "Die Leute nehmen die Gefahr nicht ernst genug und dann ist es zu spät!"




Fazit:


Ein hochaktueller Thriller über ein junges Paar zwischen Gewalt, Hass und Terror. Spannend, nachdenklich, provokant!

Veröffentlicht am 18.07.2018

Ein hochaktueller Thriller: Spannend, nachdenklich, provokant!

Hass im Fadenkreuz
0

Allgemeines:

Titel: Hass im Fadenkreuz
Autor: Tatjana Flade
Verlag: edition oberkassel (5. Juli 2018)
Genre: Romantischer Thriller
ISBN-10: 3958131409
ISBN-13: 978-3958131408
ASIN: B07DPTKNS3
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Hass im Fadenkreuz
Autor: Tatjana Flade
Verlag: edition oberkassel (5. Juli 2018)
Genre: Romantischer Thriller
ISBN-10: 3958131409
ISBN-13: 978-3958131408
ASIN: B07DPTKNS3
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
12€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: "Herz im Fadenkreuz)


Inhalt:

Nachdem die illegale Anti-Terroreinheit IFFAR aufgeflogen ist, ist Scharfschütze Lysander (Lys) in Kambodscha untergetaucht. In Berlin schwimmt ein rechtspopulistischer Parteichef auf einer Erfolgswelle und bereitet sich auf die nächsten Wahlen vor. Deshalb beschließen die ehemaligen Auftraggeber der IFFAR, die Einheit zu reaktivieren. Lys erklärt sich zu diesem letzten Auftrag bereit, auch um Esther wiederzusehen. Esther aber gerät ins Visier der rechtsradikalen Terrororganisation »Thule Kämpfer«, weil die sich an Lys und seinen Kameraden rächen wollen …


Bewertung:

Nachdem mich Tatjana Flade schon mit ihrem Fantasy-Roman "Im Zeitschatten von Mondthal" überzeugen konnte und nach dem ersten Teil der Reihe "Herz im Fadenkreuz" noch einige Fragen offen blieben, war es für mich keine Frage, ob ich dieses Buch lesen werde. Und nach spannenden, mitreißenden 300 Seiten, auf denen ich mitgelitten, mich gefreut und ab und zu auch gegruselt habe, kann ich auch für die Fortsetzung der Geschichte meine Leseempfehlung aussprechen.

Das Cover ist ganz im Stil des ersten Bandes gehalten. War bei Teil 1 noch "Pützchens Markt" in Bonn im Fadenkreuz der Waffe zu sehen, zeigt das Gewehr nun auf ein junges Pärchen, das angedeutet im Hintergrund zusehen ist. Der Titel sticht auf dem verschwommenen Hintergrund mit der klaren, weißen Schrift sofort ins Auge und komplettiert die Gestaltung, die schon gleich auf den ersten Blick Spannung weckt.


Erster Satz: "Draußen klapperte es, Schlüssel klirrten und der Riegel schepperte."


Die Fortsetzung beginnt einige Wochen nach dem letzten Teil mit einer kurzen aber aufsehenerregenden Szene aus der Justizvollzugsanstalt Straubing. Mit dem Mord an dem Rechtsterroristen geht die Geschichte um linken und rechten Terror, Gewalt und Gewalteinsatz um Gewalt zu verhindern und das zwischen den Fronten verwirrte Deutschland weiter.
Nachdem vereitelten Anschlag auf den Jahrmarkt in Bonn wurde die illegale Antiterroreinheit IFFAR aufgelöst und Lys musste in Kambodscha untertauchen. Als die Wogen um den IFFAR Skandal sich zu glätten beginnen und der rechtspopulistische Parteichef Daniel Kraußler immer beliebter wird, beschließt der ehemalige Auftraggeber, die Einheit zu reaktivieren. Lys ist das gerade recht, denn er leidet sehr unter der Trennung mit Esther, die in Bonn zurück blieb. Während Lys und Esther versuchen, wie ein normales Paar zusammen zu sein, tritt die rechtsradikale Terrororganisation "Thule Kämpfer" wieder auf den Plan. Denn nach dem vereitelten Anschlag hat der Anführer Voigt noch eine Rechnung mit Lys offen. Und wer wäre da ein geeigneteres Ziel als die unschuldige Esther...


"Der Schmerz, der einem anderen Menschen zugefügt wird, kann mehr wehtun als der eigene."


Die Geschichte wird in kurzen Abschnitten aus verschiedenen Perspektiven an verschiedenen Orten auf der Welt erzählt und springt zwischen den Fronten genauso sehr wie zwischen unseren beiden Hauptpersonen Esther und Lys. Gerade zu Beginn lassen sich die Bedeutungen mancher Handlungsstränge noch nicht ganz nachvollziehen und zusammen mit dem eher gemächlichen Tempo ergibt sich ein eher langsamer Start in die Geschichte. Nachdem dann aber die ersten Ereignisse losgetreten wurden, nimmt der Thriller sowohl zwischenmenschlich, moralisch, politisch als auch handlungsmäßig immer mehr Fahrt auf, bis sie auf ein unvermeidlich scheinendes Ende zusteuert...


"Ich habe Angst", flüsterte sie.
"Du musst keine Angst haben. Es ist alles in Ordnung."
"Das stimmt nicht. Ich habe das Gefühl, dass alles auseinanderbricht. Gestern kam die Nachricht von der Ermordung des Grünen-Politikers. Als ich am Mittwochabend nach Hause gefahren bin, haben zwei Männer Obdachlose in der U-ahn attackiert. Die Demo in Bonn wurde zur Massenschlägerei. Überall ist diese Gewalt, ich halte das nicht mehr aus." (…)
"Und du bist auch ein Teil dieser Gewalt."


Durch die vielen Perspektivwechsel und kurzen Einblicke in das Leben verschiedener Menschen wird langsam immer mehr Spannung aufgebaut, was durch Tatjana Flades schmucklosen aber präzisen Stil unterstützt wird. Dabei bekommen wir immer wieder Appetithäppchen anderer Perspektiven vorgesetzt, haben jedoch einen deutlichen Fokus auf die beiden Hauptpersonen, die abwechselnd als personale Erzähler berichten. Sehr schön finde ich außerdem, dass wir mehr über Lys´ Vergangenheit erfahren und auch Esther sich weiter entwickelt. Auch wenn sie gegen jegliche Art von Terror ist, unterstützt sie die Vorgehensweise der IFFAR in keinster Weise. Sie liebt Lys zwar, erträgt jedoch die ständige Angst um ihn, die Vorstellung, dass er Menschen ermordet und die ganzen Geheimnisse nicht länger. Während ihre Liebe sie in Band 1 noch relativ blind hat werden lassen, traut sie sich hier mehr, Lys die Meinung zu sagen und zeigt dabei eine lobenswerte Haltung, Werte und viel Mut als es hart auf hart kommt.


"Ich halte diesen Hass nicht mehr aus!"


Auch Lys´ Beweggründe kann man als Leser durchaus nachvollziehen. So handelt er, wo der Rechtsstaat gehemmt ist und geht mit Gewalt gegen den Rechtsterror vor - seiner Meinung nach die letzte und einzige Möglichkeit. Doch Esther ist sich ganz und gar nicht sicher, ob Gewalt wirklich eine Lösung sein kann, ob Terror zur Terrorbekämpfung eingesetzt werden darf, wann oder ob überhaupt Morde legitim sein können und ob es nicht sogar notwendig für eine Demokratie ist, dass sie auch Rechtspopulisten aushalten kann, ohne dass das System zusammenbricht. Ihr seht, es kommen eine Menge diskutabler Grundsätze auf und in mitten des politischen Kreuzfeuers steht das junge Paar, das unter dem ständigen Schweigen, den Geheimnissen, der Ungewissheit und den unterschiedlichen Wertvorstellungen zu leiden hat.


"Manche Dinge müssen getan werden, ob sie uns gefallen oder nicht", flüsterte er. Sie wollte seine Umarmung abschütteln und gleichzeitig wollte sie, dass er sie noch fester hielt. Angst, Wut und Hilflosigkeit vermischten sich und brachen wie eine Welle über sie herein."


Allgemein hat für mich die unheimliche Aktualität des Themas die Anziehungskraft der Geschichte ausgemacht. Mit Terroranschlägen, der Bedrohung durch Rechtsradikale, Problem-Parteien und viel Misstrauen und Gewalt gegen alles, was anders ist als die Norm, ist die Zukunft, die die Autorin wohl gesehen hat, als sie das Buch schrieb, doch sehr nahe gerückt. Es ist wirklich traurig, wie man immer wieder allzu bekannte Situationen wiedererkennen muss, Gedankengänge und Handlungen präsentiert bekommt, die von der Realität nicht weit entfernt liegen. Und so hat es mich noch viel mehr berührt und betroffen zurück gelassen, wenn Lys und seine Freunde einen Parteitag der rechtsradikalen "Partei für ein sauberes Bayern" in Blut und Asche aufgehen lassen oder planen, den Parteichef und Spitzenkandidat der "Deutsche Partei für Recht und Freiheit" zu ermorden. Denn insgeheim werden sich viele Leser dabei erwischen, die Taten der IFFAR nicht ganz so abwegig zu finden, wie man das eigentlich sollte. Insgesamt wird also die Frage aufgeworfen, wie wir alle mit der wachsenden rechten Gesinnung und Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung umgehen sollen. Natürlich hat die Geschichte darauf keine Antwort, aber durch dieses nur wenig überspitze Szenario wird uns klargemacht, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen. Den Rest müssen wir wohl selbst herausfinden... Und wer darauf keine Lust hat - es gibt wahrscheinlich auch noch eine weitere Fortsetzung!


"Warum laufen Kraußler und seiner Partei so viele Leute nach?" "Weil er einfache Rezepte und schnelle Lösungen verspricht." (…) "Die Leute nehmen die Gefahr nicht ernst genug und dann ist es zu spät!"




Fazit:


Ein hochaktueller Thriller über ein junges Paar zwischen Gewalt, Hass und Terror. Spannend, nachdenklich, provokant!

Veröffentlicht am 09.07.2018

Eine farbenfrohe Hymne an das Leben!

Seelentanz
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Allgemeines:

Titel: Seelentanz - Die Farben des Lebens
Autor: Lucy Haien
Verlag: Books on Demand (4. Juni 2018)
ASIN: B07DW286BR
ISBN-10: 3752835508
ISBN-13: 978-3752835502
Seitenzahl: 36 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Seelentanz - Die Farben des Lebens
Autor: Lucy Haien
Verlag: Books on Demand (4. Juni 2018)
ASIN: B07DW286BR
ISBN-10: 3752835508
ISBN-13: 978-3752835502
Seitenzahl: 36 Seiten
Preis: 1,99€ (Kindle-Edition)
3,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:

Die Gedichte in ‚Seelentanz‘ sind so bunt wie das Leben selbst, bestehend aus einer Farbpalette reich an Gedanken und Gefühlen. Sie sind verträumt, drücken starke Emotionen aus und spenden Trost. Thematisiert werden unter anderem Liebe, Mut und Hoffnung, aber auch Tod und Vergänglichkeit. Sowohl Schönheit als auch Gewalt der Natur dienen Lucy Haien oft als Inspirationsquelle und werden poetisch verarbeitet.


Bewertung:

Gedichte sind die schönste Form, mit deren Hilfe man seine Gefühle ausdrücken kann. Wie schon die Autorin in ihrem Vorwort schreibt, gewähren sie oft einen direkten Einblick in die Seele, was notwendig ist, um andere wirklich zu erreichen. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich bemerkt habe, dass Lyrik noch viel mehr ist als unverständliches Geschwafel voller aufgeblasener Stilmittel, die es zu interpretieren gilt und finde es sehr schade, dass in der Schule solch ein Bild vermittelt wird. In diesem Gedichtband bekommen wir aber mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass Gedichte vor allem eines können: aufbauen, berühren, konfrontieren, beschäftigen und bestätigen. Und gerade weil Lucy Haien es hier mit Versmaß, Reimschema und Co nicht ganz so ernst nimmt, kann diese farbenfrohe Hymne an das Leben ihre ganze Wirkung entfalten!

Das Cover ist sehr schlicht mit dem schwarzen Hintergrund und der dezenten Motive. Neben dem farbigen Umriss eines Kopfes kommt der kleine weiße Titel gut zur Geltung und gibt einen passenden Rahmen für die 32 Seiten Gedichte, die 25 kleine Gedichte, Gedanken und Geschichten enthalten.

"Du bist das Jetzt, das Hier,
du bist das Sein,
willst sein, kannst nur sein
-existieren,
auf der Wiesen,
auf der grünen,
weichen Wiese
unter dem azurblauen Himmel."
(Sommerwind, Seite 19)


Thematisch springen die Gedichte im ganzen Spektrum des Lebens herum - von philosophisch anmutenden Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens über eine Ode an die Königin des Gemüses (das Möhrchen) bis zu einem Appell an den Traummann lässt Lucy Haien nichts aus. Sie bedient sich dabei viel der Natur, lässt auf den Winter direkt den Sommer folgen und hinterlässt insgesamt nach jedem kleinen Gedicht ein warmes Gefühl. Auch in Länge und Stil variieren die Gedichte stark. Allgemein ist die Form jedoch sehr modern gehalten, in freien Reimen mit sehr kurzen Sätzen und vielen Ellipsen. Mal Monolog, mal Ode mal Gedankenstrom - eins bleibt jedoch immer gleich: der lebensbejahende Kern der Gedichte.

Natürlich gab es wie bei jedem Gedichtband auch das ein oder andere Gedicht, das mich nicht angesprochen hat, doch der Großteil hat mich begeistert. Zwischen versteckten Witzen und Aufmunterungen lassen sich auch immer wieder Parallelen zu den Werken berühmter Philosophen wie zum Beispiel Nietzsche oder Kafka erkennen. Insgesamt schafft die Autorin es wunderbar, Grundstimmung, Spannung und Aussage kurz und präzise zu erfassen. Er scheint das zu treffen, was man schon immer mal empfunden hat, aber nie in logische Sätze fassen konnte. Man sollte die Gedichte aber immer mal wieder zwischendurch genießen und auf gar keinen Fall -so wie ich- alle auf einmal Lesen, denn auch wenn jedes Gedicht einen ganz eigenen Charme hat, ist das Muster doch irgendwann bekannt.

"Ich will
meine Flügel ausbreiten
in die Luft emporschwingen
schreien - aber vor Glück
alles entflammen und zerstören
was mich zerstörte"
(Leben - ist es nur ein Traum, Seite 9)


Fazit:

Diese farbenfrohe Hymne an das Leben bezaubert mit kleinen Portionen Leben, Liebe und Aufmunterung.