Cover-Bild Die Autobiographie der Zeit
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Droemer Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 02.05.2016
  • ISBN: 9783426305409
Lilly Lindner

Die Autobiographie der Zeit

Ein Roman
Lisa Wöhling (Illustrator)

Lilly Lindner ist ein literarisches Ausnahmetalent unter den jungen deutschsprachigen Autorinnen. Seit sie ihr wortgewaltiges Debüt "Splitterfasernackt" vorlegte – die Verarbeitung ihrer eigenen Geschichte –, hat sie eine große Fangemeinde um sich geschart. Auf ihren zahlreichen Lesungen bewegt und erschüttert Lilly Lindner ihre Zuhörer, viele reisen ihr nach, um ihren Worten lauschen zu können. Es ist die Sprache dieser Autorin, die den Menschen unter die Haut geht. In ihrem neuen Buch erzählt Lilly Lindner die Autobiographie der Zeit – eine faszinierende Geschichte voller Weisheit, Poesie und Kraft.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2017

Märchenhaft tiefgründig

0

Nach ihren beiden Autobiographien und dem Roman „Bevor ich falle“ ist „Die Autobiographie der Zeit“ bereits das vierte Werk das ich von Lilly Lindner gelesen habe. Ich liebe ihre Sprache, ihre ganz eigene ...

Nach ihren beiden Autobiographien und dem Roman „Bevor ich falle“ ist „Die Autobiographie der Zeit“ bereits das vierte Werk das ich von Lilly Lindner gelesen habe. Ich liebe ihre Sprache, ihre ganz eigene Art des Erzählens.

Wer Lillys Bücher kennt weiß, dass sie es wie keine andere versteht, bedeutungsschwere Wortbilder zu malen die einem mit ihrer Schönheit verzaubern und gleichzeitig mit ihrer Schwermütigkeit und Melancholie nachdenklich stimmen. Ihre Texte sind voll von fantastischen Metaphern, Bildern und ungewöhnlichen vergleichen, nie sagt sie direkt was sie ausdrücken will sondern verpackt es in ein wunderschönes Wortgewand.

„Die Autobiographie der Zeit“ stellt hier keine Ausnahme da, ganz im Gegenteil ist sie das bisher wohl abstrakteste und experimentellste Buch das Lilly bisher geschrieben hat. Ein poetischer Roman mit wenig Worten und doch genau genug Worten. Die Kapitel sind nie länger als eine Seite, manchmal nur einen Satz lang, begleitet mit zahlreichen, wunderschönen Illustrationen.

Durchlesen kann man das Buch problemlos an einem Abend, jedoch ist es alles andere als eine nebenbei- oder Zwischendurchlektüre.

Anders als bei ihren anderen Büchern schreibt Lilly hier einen Fantasyroman. Die Geschichte von vier Teenagern auf dem Planeten Winter, die sterben müssen um in unserer Welt als die Supermächte „Abgrund“, „Raum“ , „Beständigkeit“ und „Zeit“ ewig zu Leben und zu walten. Erzählt wird die Handlung aus der Sicht der Zeit, die versucht die Menschen und ihr handeln zu verstehen. Sie grübelt darüber wie die Menschen in Beziehung zu sich selbst, zu anderen und vor allem zur Zeit stehen. Je älter sie wird umso melancholischer und verzweifelter wird sie darüber, wie die Menschen ihre Zeit vergeuden.
Unterbrochen wird dieses Erleben und diese Beobachtungen durch die Versuche der vier ihren Verpflichtungen als Supermächte möglichst gut Nachzukommen und den menschen und sich selbst ihre Zeit unter den Menschen die sie so wenig verstehen möglichst angenehm zu gestalten.
Die Beobachtungen der Zeit sind oft geradezu philosophischer Natur die eine tiefe Wahrheit enthalten.

Mich hat das Buch sehr berührt und etwas melancholisch zurückgelassen. Lilly Lindner scheint den Menschen und seine Beweggründe und sein handeln besser zu durchschauen als die meisten Menschen und regt mit diesem Buch zum nachdenken an. Ich werde das Buch sicherlich noch einige Male lesen und immer wieder etwas Neues, Besonderes und Wahres in ihren Worten finden das mir beim vorherigen lesen entgangen ist.

Wer auf der Suche nach einem Unterhaltungsroman ist in den man abtauchen und bei dem man abschalten kann, dem würde ich von diesem Buch stärksten abraten. Auch wer sich ein typisches Fantasybuch erhofft wird enttäuscht sein.
Wer jedoch bereit ist sich darauf einzulassen der wird nach der Lektüre des Romans innerlich sicher reicher sein als zuvor.
Von mir ganz klare 5 Sterne.






Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Buch, das die Menschen besser kennt, als uns lieb sein kann..

0

Darum geht es:

„Die Autobiographie der Zeit“ erzählt die Geschichte von vier Jugendlichen vom Planeten Winter, die auserkoren wurden, auf die Erde zu kommen und dort eine der vier Mächte zu werden. Kevin ...

Darum geht es:

„Die Autobiographie der Zeit“ erzählt die Geschichte von vier Jugendlichen vom Planeten Winter, die auserkoren wurden, auf die Erde zu kommen und dort eine der vier Mächte zu werden. Kevin – der Raum, David, die Beständigkeit und Shay, der Abgrund. Und dann gab es noch die namenlose Zeit. Genau diese Zeit erzählt uns über Jahrzehnte hinweg ihre Geschichte.
Die Zeit und ihre drei Begleiter begeben sich dabei wie normale Menschen unter die Erdlinge und berichten von der Schwierigkeit ihrer Aufgabe, der Grausamkeit unendlich zu sein und den tiefsten Abgründen der Menschheit.

Die Autorin:

Lilly Lindner kennen wahrscheinlich viele von ihrem autobiographischen Debüt ‚Splitterfasernackt‘. Für mich war dieses Buch das erste der Autorin, aber bereits der Klappentext reichte in diesem Fall aus, um zu erkennen, mit welcher unglaublichen Wortgewandtheit Lindner den Leser an sich fesselt.
Nachdem mich dieser Roman so begeisterte, habe ich mir gleich einige Leseproben ihrer anderen Bücher durchgelesen und war auch hier ausnahmslos begeistert. Allerdings werden Lindner-Kenner in diesem Buch schnell feststellen, dass der Schreibstil doch deutlich von dem ihrer anderen Bücher abweicht.

Illustrationen und Cover:

Ein richtiges Meisterwerk muss gar nicht mit dem ersten Wort beginnen. Manchmal reicht auch schon eine Illustratorin wie Lisa Wöhling, um den Leser von der ersten Sekunde nicht mehr loszulassen. Mit wunderschönen farbigen Zeichnungen voller Bedeutung schafft sie es, die zum Teil deprimierende Wahrheit der Worte zu durchbrechen und ihnen gleichzeitig noch viel mehr Bedeutung geben. Am liebsten hätte ich jedes Bild sofort an meine Zimmerwand gehängt.

Der Aufbau:

Lilly Lindner teilt ihr Buch in einen Prolog, drei Hauptteile und einen Epilog ein. Danach folgt eine Danksagung, die viel mehr noch einmal eine komplette Zusammenfassung des Buches in nur einem einzigen Text ist.
Die drei Hauptteile tragen die Namen „Der Anfang der Zeit“, „Der Ozean im Meer“ und „Das Ende der Zeit“. Jeder dieser Abschnitte besteht aus unterschiedlich vielen, teilweise nur einem Satz langen, Kapiteln.
Durch diese kurzen Kapitel lässt sich das Buch auch wahnsinnig schnell lesen und ist kürzer, als es auf den ersten Blick scheint.

Meine Meinung zum Buch:

„Der Mond erhängte sie an einem Stern, und alle dachten, es sei ein Naturphänomen. Dabei war er einfach nur traurig.“
(S.140)

Okay, also wer es bis hierhin noch nicht gemerkt hat: Ich bin begeistert! Sprachlos und gefesselt von dieser brutalen Ehrlichkeit und dieser unglaublichen Kenntnis vom Wesen der Menschen, mit der Lindner ihr Buch verfasst hat. Wer sich hier die Zeit nimmt, zwischen den Zeilen und hinter den Zeilen und vielleicht auch in sich selbst zu lesen, den erwartet ein literarisches Meisterwerk. Poetisch und gleichzeitig grundehrlich.
Das Buch bildet eine endlos lange Zeitperiode ab, ohne dabei unübersichtlich zu werden. Immer wieder scheinen unerwartete Ereignisse und Charaktere die Geschichte der Zeit völlig zu verändern und so habe ich das Buch gar nicht aus der Hand legen wollen (zugegeben, ich habe das Buch auch nicht aus der Hand gelegt, sonder vielmehr in gerade mal zwei Stunden verschlungen.. ). Durch die Erzählungen der Zeit lernen wir nicht nur die Zeit selber, sonder auch ihre drei Begleiter besser kennen. Sie alle haben mit ihrem ganz eigenen Schicksal und der übertragenden Aufgabe zu kämpfen. Und umso mehr sie über uns – die Menschheit – erfahren, umso mehr scheint es sie zu verändern und bringt sie immer weiter weg, von dem Persönlichkeiten, die sie einmal gewesen waren – damals auf Winter.
Und auch eine andere, dem Menschen nicht ganz unbekannte Persönlichkeit, tritt auf den Plan und so verspricht dieses Buch zu keiner Zeit langweilig oder eintönig zu werden.


Mein Fazit:

Ich habe seit langem kein solches Buch mehr in den Händen gehalten. „Die Autobiographie der Zeit“ macht wütend und traurig, lässt wissend mit dem Kopf nicken. Sie macht betroffen und gibt Hoffnung. Denn egal was passiert, egal wer wir heute sind oder noch sein werden..
Irgendwann kommt eine neue Zeit.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine großartige und weise Erzählung der Zeit

0

Eindruck
Lilly Lindners Wortgewalt ist mir bereits durch ihre anderen Romane bekannt gewesen und ich war wieder einmal sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.
Diesmal lässt sie die vier Mächte der Welt erzählen:
Den ...

Eindruck
Lilly Lindners Wortgewalt ist mir bereits durch ihre anderen Romane bekannt gewesen und ich war wieder einmal sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.
Diesmal lässt sie die vier Mächte der Welt erzählen:
Den Raum namens Kevin, die Beständigkeit mit dem namens David, den Abgrund namens Shay, und die Zeit.
Aufgebaut ist die Handlung mit einem Prolog und Epilog, drei Teilen, vielen kurzen Kapiteln und bunten Illustrationen von Lisa Wöhling.
Zwar befinden sich meiner Meinung nach in diesem Roman nicht mehr ganz so viele Wortspiele wie in ihren anderen Werken, was auch an der geringen Seitenzahl liegen mag, dafür überzeugt sie hier mit einer enormen Tiefe zwischen den Zeilen und regt mit sehr vielen philosophischen Zügen zum Nachdenken an.
Denn sie lässt in der Ich-Perspektive die Zeit erzählen. Von der Erde, der Dummheit der Menschen, von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Mut und Angst und der Sehnsucht zurück nach „Winter“ zu kehren.
Von der Frustration der Mächte, der Menschheit sinnlos dabei zuzuschauen wie sie sich selbst zugrunde richtet.
Teilweise erschreckend brutal beschrieben, können ihre Worte gleichzeitig mildern und besänftigen.

Figuren
Die vier Mächte werden sehr faszinierend beschrieben. Vor allem Shay, die den Abgrund darstellt, fand ich sehr beeindruckend, da sie verschiedene Emotionen in mir wecken konnte.
Mal fand ich sie abstoßend und schrecklich, doch oft fühlte ich mit ihr mit. So erging es mir allerdings auch mit den anderen drei Mächten.
Das größte Verständnis konnte ich jedoch tatsächlich für die Zeit aufbringen.

Schreibstil
Wer bereits Werke der Autorin kennt, wird mir wahrscheinlich zustimmen wenn ich schreibe, das Lilly Lindners Stil sehr poetisch und kunstvoll ist. Sie spielt mit Worten und Sätzen und kann Szenen wunderschön und grausam zugleich beschreiben.
Zwischen den Zeilen besitzen selbst die kürzesten Passagen Tiefgang.

Fazit:
„Die Autobiographie der Zeit“ hat mich sehr beeindruckt und es ist ziemlich schwer, diesen Eindruck in Worte zu fassen. Es ist eine großartige und weise Erzählung, die trotz der fantasievollen Handlung erschreckend realistisch wirkt und mich mit viel Tiefgang überzeugen konnte.
Poetisch erzählt, regt sie zum Nachdenken an und lässt innehalten um über die Zeit nachzudenken.

Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Lilly Lindner - Die Autobiographie der Zeit

0

Ich dachte, Lilly Lindners Bücher könnte ich blind kaufen.. Nachdem mir 'Was fehlt, wenn ich verschwunden bin' und 'Splitterfasernackt' so super gefallen haben, wollte ich auch unbedingt die anderen Werke ...

Ich dachte, Lilly Lindners Bücher könnte ich blind kaufen.. Nachdem mir 'Was fehlt, wenn ich verschwunden bin' und 'Splitterfasernackt' so super gefallen haben, wollte ich auch unbedingt die anderen Werke von ihr lesen.. und warum nicht mit dem neusten beginnen?!
Leider konnte es mich überhaupt nicht überzeugen..

Vielleicht wollte die Autorin wirklich mal was Neues wagen - nicht nur (wahre) Geschichten über Menschen schreiben. Für mich jedoch hat das Buch schon während des Lesens an Bedeutung verloren und nun - ein paar Tage später - weiß ich schon nicht mehr genau, was genau geschehen ist - wenn denn etwas geschehen ist..

In ihren anderen beiden Werken bin ich versunken - hier habe ich einfach keinen Zugang gefunden.. Mir sind zwar einige Zitate ins Auge gefallen, aber durch die Tatsache, wie das Buch aufgebaut ist, denke ich, dass einfach manchmal auch zu viel unterbrochen wurde. Man könnte die Kapiteleinteilungen vielleicht auch als Luftholen sehen, aber ich muss nicht nach jedem Satz Luftholen oder nachdenken. Durch die Einteilung hat mir Frau Lindner manchmal etwas aufzwingen wollen, was ich so nicht gemocht habe.

Ich denke, Lilly Lindner hat sich hier einer Herausforderung gestellt, die sicher gelungen ist: Ausbrechen aus der Masse. Die schwermütige Sprache, die Kapiteleinteilungen, der Verlauf einer (für mich nicht vorhandenen) Geschichte, die Interpunktion, die (nicht)Greifbarkeit des Inhaltes,..

Es ist kein Werk, was man so runterliest. Sprachgewalt, für die die Autorin bekannt ist, spricht auch aus diesen Zeilen. Am Inhalt fehlte es mir aber.
Es ist sicher eine nette Kleinigkeit - für jemanden, der etwas damit anfangen kann. Mir wird es jedoch leider nicht lange in Erinnerung bleiben..

©2016

Zitate:

"In der grenzenlosen Weite der Unendlichkeit gibt es nur eine Grenze - die im Gehirn eines Menschen." (S. 11)

"Ich sah mich um und wusste: Einsamkeit - das sind Menschen. In einem besetzten Raum." (S. 28)

"Ich liebte Musik. Bis ich mich in der Stille verlor." (S. 43)

"»Hass hat genauso viele Buchstaben wie Liebe. Nur dass Liebe einen mehr hat.«" (S. 53)

"»Die Zeit an und für sich ist simpel - es gibt Entscheidungen, die man trifft, und Entscheidungen, von denen man getroffen wird.«" (S. 63)

"Gewalt ist eine Sprache, die keine Übersetzung braucht." (S. 103)

"Solange wir Schönheit definieren, werden wir sie niemals finden." (S. 213)