Die Frauen aus Masuren
Der Weg der verlorenen TräumeMasuren, 1918: Die junge Hedwig muss sich nicht nur ihre kranke Mutter, ihren Vater, sondern auch um ihre zahlreichen Geschwister kümmern. Der älteste Bruder Heinrich blieb im Krieg, so dass sie als ältestes ...
Masuren, 1918: Die junge Hedwig muss sich nicht nur ihre kranke Mutter, ihren Vater, sondern auch um ihre zahlreichen Geschwister kümmern. Der älteste Bruder Heinrich blieb im Krieg, so dass sie als ältestes Kind den Haushalt schmeißen muss.
Tagsüber geht sie bei einer Schneiderin in die Lehre, abends ist sie für die Familie da. Als ihre Meisterin dann jedoch ihr Geschäft schließen muss, würde Hedwig gerne selbst Meisterin werden. Doch der Vater ist dagegen. Dann trifft Hedwig den Sohn eines verarmten Adelsgeschlechts. Er spornt sie an und macht ihr Mut, den Weg zu gehen und Schneidermeisterin zu werden.
Hedwig gelingt das schier unmögliche und legt die Prüfung sogar in zwei Bereichen ab. Fortan ist sie Schneidermeisterin für Damen und Herren. Doch ein unbedachter Moment verändert alles. Plötzlich ist sie verheiratet und Mutter zweier Kinder. Der Vater geht eigene Wege und auch Hedwig muss schauen, wie sie ihre kleine Familie über die Runden bekommt. Als dann der zweite Weltkrieg ausbricht, scheint alles verloren…
Bisher kannte ich die Autorin vor allem nur wegen ihrer Cornwall-Romane und war daher gespannt auf die neue Thematik und den neuen Schauplatz. Schnell hatte mich die Autorin wieder mit ihrem Schreibstil gefangen. Eine dichte emotionale Atmosphäre erwartete mich hier und ich konnte förmlich das Leid, die Hoffnung, aber auch die Liebe von Hedwig spüren.
Das Leben meinte es nicht gut mit ihr, doch Hedwig ist eine starke Frau, die so leicht nicht aufgibt, hart arbeitet und kämpft. Oft hat mich die Autorin mit unerwarteten Wendungen überrascht. Dabei erzählt sie so authentisch und greifbar, als wäre sie persönlich dabei gewesen.
Vieles kam mir aus den Erzählungen meiner eigenen Oma bekannt vor. Nicht zuletzt, weil auch sie Schneidermeisterin für Damen und Herren gewesen war, auch die Kriegserzählungen deckten sich hierbei zu größeren Teilen.
Rebecca Michéle weiß, wie sie ihre Leser fesseln kann und nahm mich mit auf eine gewagte Flucht, bei der ich nicht nur zwischenzeitlich den Atem anhielt, sondern zudem viele Tränen vergoss, sei es vor Trauer oder Erleichterung.
Fazit:
Sehr emotional und authentisch erzählt Rebecca Michéle in diesem Buch von starken Frauen aus Masuren, die ich leider nicht mehr persönlich kennenlernen kann, nach dem Buch jedoch dennoch das Gefühl habe, selbst dabei gewesen zu sein und gute Bekannte verlassen zu haben.