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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2018

Ein Muss für Thriller Fans, die mehr wissen und verstehen wollen!

Die Klaviatur des Todes
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Was macht ein Rechtsmediziner eigentlich genau? „Nur“ an Leichen rumschnipseln? Dieses Buch schafft Klarheit und gleichzeitig Klischees aus der Welt.

Eine Leiche, die in Berlin angespült wird, in Einzelteile ...

Was macht ein Rechtsmediziner eigentlich genau? „Nur“ an Leichen rumschnipseln? Dieses Buch schafft Klarheit und gleichzeitig Klischees aus der Welt.

Eine Leiche, die in Berlin angespült wird, in Einzelteile zerlegt.
Ein kleiner Bub, der dem Tod nahe ins Krankenhaus gebracht wird, und keiner kann feststellen, was ihm fehlt.
Ein junger Student, der seinen Bruder besucht und plötzlich tot in dessen Küche liegt.
Das sind nur drei der Fälle, die Gerichtsmediziner Michael Tsokos in diesem Buch schildert. Es geht um Hintergründe: warum wird jemand zum Mörder? Wie kann eine Mutter ihrem Kind wissentlich etwas antun? Jede der geschilderten Geschichten hat Tsokos in seiner Karriere bereits selbst erlebt und niedergeschrieben.

Als begeisterte Thriller-Leserin und Journalistin interessiert mich der Bereich Gerichtsmedizin immens, ich war bei uns in der Stadt schon in der Gerichtsmedizin auf Lokalaugenschein und da war es naheliegend irgendwann auch zum Sachbuch zu greifen. Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht.

Michael Tsokos erklärt eindringlich Hintergründe zu den verschiedenen Fällen, Vorgeschichten von Tätern, Familientragödien – er schildert die Menschen hinter den Schlagzeilen könnte man sagen. True Crime, wahrer könnten die Fälle kaum sein.
Dabei schafft er es aber nicht zu detailliert, ekelerregend oder gar geschmacklos zu werden (auch wenn es die Fälle selbst teilweise sind). Das Hörbuch ist durchgehend interessant und Tsokos schafft es zum Teil sogar den Leser/Hörer dazu zu bringen, mit den Tätern mitzufühlen.
Tsokos erklärt außerdem verschiedene psychische Erkrankungen die oft hinter den Taten stecken, Krankheiten an denen Täter leiden – und das auf eine Art, die einfach erklärt, aber dennoch nicht plump ist.

Dazu Sprecher David Nathan – eigentlich eine unschlagbare Kombination.
Warum dann „nur“ 4 und nicht 5 Sterne? Einziger Abstrich war die Länge: das Hörbuch war leider nur gekürzt verfügbar – mich hätte aber noch viel mehr interessiert.

Eins muss aber klargestellt werden: das Hörbuch ist sicher nicht für jedermann geeignet! Es sind zum Teil schon recht heftige Fälle und damit muss man als Leser/Hörer auch umgehen können. Wer schon mehrere Thriller gelesen hat, sollte dabei aber kaum Probleme haben.

Unterm Strich also ein Muss für alle Thriller Fans, die Hintergründe besser verstehen wollen. Das nächste Mal werde ich bei Michael Tsokos aber vermutlich zur gedruckten Version greifen um nichts zu verpassen.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Sehr packender Thriller mit 90er Feeling!

Flammenbrut
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Kate Powell ist eine gestandene Geschäftsfrau Anfang 30, lebt für ihre PR-Agentur, von einer Beziehung, heiraten usw. will sie absolut nichts wissen.
Allerdings merkt sie: irgendwas fehlt in ihrem Leben. ...

Kate Powell ist eine gestandene Geschäftsfrau Anfang 30, lebt für ihre PR-Agentur, von einer Beziehung, heiraten usw. will sie absolut nichts wissen.
Allerdings merkt sie: irgendwas fehlt in ihrem Leben. Als sie ihre beste Freundin Lucy mit ihren Kindern beobachtet, wird ihr klar: sie will Mutter werden. Weil sie aber keinen Mann in ihrem Leben haben und vor allem brauchen will, geht sie das Thema im Alleingang an. Sie will sich in einer Spezialklinik künstlich befruchten lassen, von einem anonymen Spender.
Das Konzept ist ihr dann doch zu anonym, deswegen entscheidet sie sich, selbst nach einem passenden Spender zu suchen.
Mit einer Annonce in einem Psychologie-Fachmagazin gerät sie an Alex Turner und der scheint wie gemacht dafür zu sein, der Vater ihres Kindes zu werden. Und genau ab diesem Punkt geht’s so richtig rund im Thriller…

Ich will auch gar nicht mehr verraten, diese Infos stehen in etwa im Klappentext, mehr würde vermutlich spoilern.
Ich habe von Simon Beckett davor schon zwei Bücher gelesen (die ersten beiden Teile der David-Hunter-Reihe) und muss sagen: obwohl man merkt, dass das Buch eines von Simon Becketts ersten ist, ist es wirklich fesselnd. Der Anfang hat sich teils ein bisschen gezogen, aber die Vorgeschichte ist unbedingt nötig, um zu verstehen, was im zweiten Teil der Geschichte passiert. Und wirklich lange zieht sich die Handlung nicht, denn auch Anfangs sind die Episoden rund um Kates Ex-Freund wirklich spannend.

Flammenbrut ist ein Thriller, den ich mir wirklich sehr gut als Film vorstellen könnte, spannend, packend, extrem zum Mitfiebern! Noch wurde nichts verfilmt, Hollywood, ich warte!
Ich hab das Buch ab ca. Seite 150 nicht mehr weglegen können, große Teile am Stück verschlungen und danach kaum einschlafen können (was ich am nächsten Tag mit extremer Müdigkeit in der Arbeit büßen musste…).

Minimale Abstriche bei den Charakteren: Protagonistin Kate ist ab und zu etwas zu stur, etwas übertrieben betont eigenständig und dann trotzdem wieder leicht naiv, insgesamt also ein nicht ganz rund gestalteter Charakter – wahrscheinlich aber gewollt. Und auch ihre beste Freundin Lucy wirkt ab und zu übertrieben grantig, zickig und stur. Als Mann in die weibliche Perspektive zu schlüpfen ist vermutlich auch schwierig und davon abgesehen, hat es Simon Beckett wirklich sehr gut geschafft!
Unterhaltsam ist außerdem, wie der Leser merkt, dass der Roman ursprünglich aus den 90ern stammt: keine Rede von Handys, Vorgänge wirken oft deutlich träger und langsamer als heute.
Aber das Thema ist durchaus aktuell: was in den 90ern eine anonyme Anzeige war, ist heute mit Social Media und Dating Apps vergleichbar und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass auf Tinder und Co ähnliche Typen zu finden sind wie der Protagonist… und dieser Gedanke macht das Buch unendlich gruselig…

Veröffentlicht am 10.07.2018

Einer der brutalsten Thriller die ich bisher gelesen habe!

Cupido
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„Der Albtraum jeder Frau“ steht ist der erste Satz des Klappentextes und der trifft wirklich ins Schwarze.
Chloe wird zu Anfang des Buches Opfer einer Wahnsinnstat: ein Stalker lauert ihr auf, spioniert ...

„Der Albtraum jeder Frau“ steht ist der erste Satz des Klappentextes und der trifft wirklich ins Schwarze.
Chloe wird zu Anfang des Buches Opfer einer Wahnsinnstat: ein Stalker lauert ihr auf, spioniert sie aus, weiß alles über ihr Leben. Eines Nachts steigt er in die New Yorker Erdgeschoss Wohnung der jungen Studentin ein, knebelt sie und vergewaltigt sie. Er geht mit einem Messer auf sie los, fügt ihr Unsagbares zu und lässt sie so zurück. Nur durch ein Wunder überlebt Chloe, psychisch ist sie aber gebrochen.
Weiter geht es 12 Jahre später, nicht mehr in New York sondern in Miami, wo Chloe unter neuem Namen ein neues Leben als Staatsanwältin angefangen hat und in einem Fall plötzlich mitten drin steckt: der Angeklagte der so genannten Cupido-Mordserie ist auch ihr Vergewaltiger, da ist sich Chloe sicher…

Einer der brutalsten Thriller, die ich bisher gelesen habe! Es kommen wirklich unvorstellbar kranke Dinge in diesem Buch vor, also wirklich nicht für jeden Leser geeignet! Gerade am Anfang ist der Thriller an Spannung kaum zu toppen, die ersten Seiten haben mich sofort gepackt. Protagonistin Chloe erscheint anfangs wie eine etwas arrogante junge Frau, doch das ändert sich schlagartig. Die Autorin schafft es wirklich gut, die psychischen Veränderungen in der Protagonistin zu zeigen, wie gebrochen sie ist. Auch wenn der Leser sich nie in Chloe hineinversetzen kann, weil niemand so etwas erlebt hat (allein der Gedanke…), fühlt man doch mit ihr.

Zuweilen lässt der Spannungsbogen dann etwas nach, die Ermittlungsarbeit tritt in den Vordergrund rund um die Cupido Mordserie in Miami, die die Protagonistin und das Ermittlerteam der Polizei beschäftigt. Vielleicht ist diese Verschnaufpause aber auch gar nicht so schlecht. Die Autorin taucht immer wieder sehr tief in die Gefühlswelt der Protagonistin ab, warum sie die geworden ist, die sie jetzt ist, 12 Jahre nach der Tat. Ab und zu etwas anstrengend, aber zu jeder Zeit nachvollziehbar. Und Verschnaufpause ist genau genommen auch übertrieben, denn die Mordserie selbst ist auch einfach nur krank. Allein der Grund warum sie Cupido-Mordserie heißt…

Gegen Ende nimmt die Spannung dann nochmal stark zu, der Protagonistin wird – wie in jedem guten Thriller – sehr viel abverlangt und es tun sich Abgründe auf mit denen ich zumindest nicht gerechnet hätte.
Die Auflösung ganz am Ende war für mich allerdings nicht ganz zufriedenstellend, sondern etwas diffus. Aber vielleicht war genau das die Absicht der Autorin und ich hab sie nur nicht ganz genau verstanden.

Ich habe den Thriller im Urlaub gelesen, am Strand bei Sonnenschein unter vielen Menschen. Und zwar erst nachdem er mehrere Monate auf dem SuB gelegen hatte, aus dem einfachen Grund: ich habe mich aufgrund des Klappentextes nicht getraut, das Buch allein zuhause zu lesen und ich glaube, es war ganz gut, dass ich gewartet habe.

Unterm Strich ein sehr spannender, wirklich brutaler Thriller, der mich gepackt hat und die zwei weiteren Bände der Reihe stehen schon auf der Wunschliste!

Veröffentlicht am 18.06.2018

Guter Thriller, völlig falsch gewählter Titel

The President Is Missing
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Der amerikanische Präsident Duncan steht zu Beginn der Geschichte vor dem Repräsentantenhaus und muss sich rechtfertigen: hat er mit dem international meist gesuchten Terroristen telefoniert? Hat er eingegriffen, ...

Der amerikanische Präsident Duncan steht zu Beginn der Geschichte vor dem Repräsentantenhaus und muss sich rechtfertigen: hat er mit dem international meist gesuchten Terroristen telefoniert? Hat er eingegriffen, damit besagter Terrorist bei einem Einsatz in Algerien lebend davonkommt?
Der Präsident kann bei der Befragung kaum antworten, es geht um Informationen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Den USA droht ein Terrorangriff, dessen Ausmaß noch niemand abschätzen kann. Fest steht nur: es ist das Schlimmste, was das Land bisher gesehen hat. Und die Terroristen kennen offenbar ein Codewort, das nur der engste Sicherheitsrat des Präsidenten kennen sollte.
Duncan macht sich selbst auf, um den Anschlag zu verhindern, bis es plötzlich heißt: „the president is missing“…

Der erste Thriller von Bill Clinton und bei dem Titel dürfen sich Leser eigentlich Insider Informationen eines ehemaligen Präsidenten erhoffen.
Die hat es so nicht gegeben, was aber nicht heißen soll, dass der Thriller schlecht war. Der Thriller zeigt klar, dass hinter jedem Staatsoberhaupt, hinter jedem Politiker, der im Rampenlicht steht, hinter dem mächtigsten Mann der Welt, auch nur ein Mensch steht. Ein Mensch der teilweise mit unfassbaren Entscheidungen zu kämpfen hat, der über Leben und Tod entscheiden kann. Diese persönliche und sehr emotionale Ebene hat mir unglaublich gut gefallen.
Außerdem hat mich das eigentliche Thema Cyberterrorismus sehr angesprochen. Der Thriller hat mir bewusst gemacht, wie extrem abhängig wir von Technologie sind. Kommt es zum großen Stromausfall, zum Internet-Breakdown, sind wir wirklich aufgeschmissen! Der Leser beginnt zu hinterfragen, ob es wirklich sinnvoll sein kann, die Welt derart von Technologie steuern zu lassen und sich so von ihr abhängig zu machen.
Ebenfalls positiv: der Thriller ist über weite Teile durchaus spannend erzählt, die Protagonisten sind sehr menschlich gezeichnet und der Leser kann sich zumindest ansatzweise mit ihnen identifizieren (soweit das mit Politspitzen der USA eben möglich ist). Dazu kommen wenige Plottwists, die sind dafür umso überraschender ausgearbeitet.
Und auch das Hörbuch ist angenehm zuzuhören, gut gelesen. So weit, so positiv.

Kritik gibt’s aber natürlich auch. Gerade zu Anfang ist es schwierig hineinzukommen, der Leser muss recht viel an Wissen über das US-amerikanische politische System mitbringen, um mitzukommen. Viele Abkürzungen werden einfach vorausgesetzt, das Wissen um Positionen im Sicherheitsrat des Präsidenten wird vorausgesetzt.
Außerdem hätte ich mir vom Titel her etwas völlig anderes vom Buch erwartet. Ich finde den Titel sehr sehr irreführend und nicht passend für den Thriller.
Und dazu kommt: es ist eindeutig ein amerikanisches Buch. Die etwas überheblich wirkende Art der Amerikaner, die sich als Weltmacht feiern und als internationale Sicherheitspolizei sehen wird doch sehr herausgekehrt.

Alles in allem aber ein spannender Politthriller, für Fans des Genres durchaus empfehlenswert. Mich würde aber noch interessieren, wie viel darin tatsächlich von Bill Clinton selbst stammt.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Endlich wieder eine Jugenddystopie, die aus der Masse heraussticht!

Scythe – Die Hüter des Todes
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Die Welt von Citra und Rowan ist perfekt: Krankheiten und auch der Tod sind besiegt worden. Krieg, Hunger, Verbrechen – all das gehört der Vergangenheit an. Damit die Bevölkerung auf der Welt nicht ins ...

Die Welt von Citra und Rowan ist perfekt: Krankheiten und auch der Tod sind besiegt worden. Krieg, Hunger, Verbrechen – all das gehört der Vergangenheit an. Damit die Bevölkerung auf der Welt nicht ins Unermessliche wächst, gibt es die Scythe – eine Gruppe von Menschen, abseits der Gesellschaft. Sie sind Berufskiller, von der Gesellschaft dazu auserwählt, den natürlichen Tod zu ersetzen.

Die Jugendlichen Citra und Rowan bekommen es völlig unerwartet mit einem dieser Scythe zu tun, dem ehrenwerten Scythe Faradei. Weil sie ihm beide im Gedächtnis bleiben, wählt er sie aus: sie sollen seine Lehrlinge und in einem Jahr selbst Scythe werden.



Endlich wieder eine Jugenddystopie, die wirklich überzeugen konnte!

Abseits von der ganzen gleichen Suppe an Geschichten, die sich in jeder Jugendbuchreihe irgendwie wiederholt, sticht Scythe wirklich heraus.

Scythe sind hart, Scythe sind brutal – und Scythe hinterfragen vor allem die ach so perfekte Gesellschaft der Zukunft.

Das Buch hat neben der spannenden Story wirklich Passagen dabei, die zum Nachdenken anregen sollen. Teils sehr kritisch: ewige Jugend, Geltungsdrang, Hedonismus – vieles, nachdem junge Menschen heute streben, wird in Frage gestellt. Ich hoffe, es kommt bei der eigentlichen Zielgruppe auch an!

Natürlich bedient das Buch auch ein paar Klischees, sonst würde es die Zielgruppe ab 14 Jahren vermutlich nicht lesen. Aber die Klischees halten sich sehr in Grenzen, Scythe ist anders, im positiven Sinne.

Ich habe es als Hörbuch auf Spotify gehört, gelesen von Thorsten Michaelis: wirklich sehr gut vertont, die Synchronstimme von Sean Bean (Boromir aus Herr der Ringe, Ned Stark aus Game of Thrones) kann einfach erzählen! Auch wenn er mit dem englischen ‚th‘ ziemliche Probleme hatte…

Ich freue mich auf Teil 2, wieder als Hörbuch, 20€ werde ich nicht fürs Buch ausgeben… auch wenn die Reihe im Bücherregal ein echter Hingucker wäre!