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Veröffentlicht am 22.07.2018

Der Mann im schwarzen Anzug

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
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Mit „Commissario Pavarotti kam nie bis Rom“ liegt der 4. Band um den Meraner Ermittler vor. Seit er schlank geworden ist, hat er sich mit seinem Namen etwas ausgesöhnt und nach dramatischen Vorfällen, ...

Mit „Commissario Pavarotti kam nie bis Rom“ liegt der 4. Band um den Meraner Ermittler vor. Seit er schlank geworden ist, hat er sich mit seinem Namen etwas ausgesöhnt und nach dramatischen Vorfällen, die im letzten Band thematisiert wurden, hat sich auch sein Verhalten geändert. Das spürt vor allem sein Mitarbeiter, der Inspettore Emmenegger.
Da wird ein deutsches Ehepaar in einem Meraner Luxushotel ermordet. Regelrecht hingerichtet wurden die Beiden und die Spuren führen nach Frankfurt, in die Banken-und Finanzszene. Dort trifft Pavarotti wieder auf Lissie von Spiegel. Seit er sie als Touristin kennenlernte und ihren Ambitionen als Privatschnüfflerin mit kritischem Blick betrachtete, haben sich ihre Wege immer wieder gekreuzt. Sie sind durch eine besondere Beziehung miteinander verbunden, Anziehung und Abstoßung halten sich fast die Waage. Wobei der neue, schlanke und harte Pavarotti, Lissie endgültig aus seinem Denken verbannen möchte. Aber wie soll das gehen, es scheint, dass sie engere Verbindung zu den Opfern Anna und Lex Santer hatte, als sie offenlegt.
Elisabeth Florins Krimis sind keine Durchschnittsbücher. Ihre Geschichten beziehen immer die Vergangenheit und die besonderen Verflechtungen von Politik und Geschichte mit ein. Südtirol ist eine besondere Location. Eine Nahtstelle zwischen Italien, Österreich und Deutschland und immer wieder umkämpfter Kriegsschauplatz Das macht ihre Krimis sehr komplex und interessant.
Ihre Figuren, allen voran Pavarotti und Lissie von Spiegel, sind sehr vielschichtig gezeichnet und haben sich Lauf der Reihe auch entwickelt. Wobei ich spüre, dass meine Sympathien für sie sich im Lauf der Handlung auch immer weiter verschoben, stellenweise gar verflüchtigt haben. Mir waren die Interaktionen und menschlichen Dramen zwischen den drei Hauptfiguren auch ein wenig zu stark in den Vordergrund gekommen. Aber auch das ist ein Markenzeichen der Autorin, denn ihre Geschichten basieren auch auf den Verstrickungen ihrer Protagonisten mit dem jeweiligen Fall.
Im aktuellen Buch hat mir der Plot ausgesprochen gut gefallen, den Begriff der „Rattenlinie“ hatte ich schon mal gehört, aber das Buch hat mich angeregt, mich eingehender damit zu beschäftigen. Ein Krimi, der in erster Linie der Unterhaltung dient, aber Interesse an den geschilderten Hintergründen weckt, das finde ich schon als etwas Besonderes. Und das schafft die Autorin in ihren sorgfältig recherchierten Krimis immer wieder.
Sicher kann man mit diesem Buch den Commissario kennenlernen. Ich würde allerdings empfehlen, die früheren Bände in der Reihenfolge zu lesen. Denn erst dann kann man die Entwicklung der Figuren würdigen und richtig einordnen.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Reformationswirren

Zwei Schwestern
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Der Kurzroman von Petra Oelker wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen der Reformation in Hamburg. Es ist sicher kein Zufall, dass es im Lutherjahr erschien.
Reimare, eine junge Nonne wird gezwungen ...

Der Kurzroman von Petra Oelker wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen der Reformation in Hamburg. Es ist sicher kein Zufall, dass es im Lutherjahr erschien.
Reimare, eine junge Nonne wird gezwungen das Kloster - ihre Heimat seit vielen Jahren - zu verlassen. Der Rat der Stadt Hamburg hat in den Reformationswirren das Koster aufgelöst, den Besitz beschlagnahmt und die Nonnen vertrieben. Ob sie in katholische Länder flüchten, einen Unterschlupf bei der Familie fanden oder heirateten, es interessierte niemanden. Ob Luther das mit seiner Rückbesinnung auf das Wort Gottes meinte?

Reimare findet Unterschlupf bei ihrer älteren Halbschwester, einer vermögenden Witwe, die selbst insgeheim noch die katholische Messe besucht. Sie versucht weiterhin in Leben in Demut und Glauben an den "einen" Gott zu leben. Ihren Dienst als Hilfsmagd im Krankenhaus sieht sie als einen Dienst an Gott. Aber sie ist nicht glücklich und nach einer lebensbedrohlichen Krankheit ist ihr Entschluss gefasst.

Dieser kurze Roman hat mich überzeugt, stimmig wird das Klosterleben beschrieben und die Wirren, die die Auflösung mit sich brachten. Es ist ja nicht nur der neue Glaube, auch wirtschaftliche Interessen standen dabei im Vordergrund. Die Reformation brachte für die einfachen Leute erst einmal viele Änderungen, die nicht unbedingt zum Guten waren. Die rigorose Umsetzung entspricht nicht dem, was wir heute mit dem evangelischen Bekenntnis gleichsetzen. Wenn Religion ein Politikum wird, leidet der Glaube, das ist mein Fazit aus der Geschichte.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Auf Teufel komm raus

Himmelfahrtskommando. Ein Mordsacker-Krimi
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Das Kaff Mordsacker hat einen Namen der Programm ist! Wenn es nicht ab und zu einen schrägen Mordfall gäbe, wäre Klara Himmel noch mehr gefrustet, als sie es schon ist. Sie lebt mit ihrem Mann Paul nicht ...

Das Kaff Mordsacker hat einen Namen der Programm ist! Wenn es nicht ab und zu einen schrägen Mordfall gäbe, wäre Klara Himmel noch mehr gefrustet, als sie es schon ist. Sie lebt mit ihrem Mann Paul nicht freiwillig dort. Ein Zeugenschutzprogramm hat ihnen nicht nur eine neue Biografie sondern auch diesen Wohnort beschert. Für die ehemalige Schauspielerin ist das eine Strafe, während ihr Mann in seinem neuen Dasein als Landpolizist zwischen Hühner, Ziegen und seinem kleinem Hobbybauernhof richtig aufblüht. Das verstärkt Klaras Verbitterung nur noch mehr.
Dann stirbt eine alte Dame und Klara bezweifelt, dass der Eisenhut im Tee und eine schriftliche Nachricht wirklich einen Freitod bestätigen. Wider aller Vernunft beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln und zieht sich damit nicht nur den Zorn ihres Mannes und ihrer Tochter zu, sondern macht sich auch verdächtig. Klara Himmel handelt sehr oft sehr spontan und das Nachdenken setzt erst später ein, die Verwicklungen und Situationen, die sich daraus ergeben sind einfach nur urkomisch und skurril. Jede Seite präsentiert eine neue Überraschung und „Himmelfahrtskommando“ steht für ein teuflisch gutes Krimivergnügen.
Jede der Figuren ist liebevoll erdacht und mit Charakter ausgestattet und das beschränkt sich nicht nur auf die menschlichen Protagonisten. Ein Huhn mit Diva-Allüren ist fast zu meinem Lieblings -Nebendarsteller geworden. Der Krimi bietet jede Menge Spaß und Tempo, aber darüber wird nicht die Spannung vergessen. Der Plot ist nämlich sehr raffiniert und logisch ausgedacht, die Wendungen haben immer wieder meine Verdachtsmomente über den Haufen geworfen.
Ganz besonders hat mir das dörfliche Ambiente gefallen, jeder kennt jeden und man scheut sich auch nicht dem Hobby Klatsch und Tratsch zu frönen. Das Großstadtpflanze Klara Himmel sich schwer tut Fuß zu fassen ist nur zu verständlich. Fehlt es ihr doch anfangs gänzlich an der Motivation sich auf das Dorf einzulassen. Das Buch gehört zum Genre der typischen Wohlfühlkrimis, er kommt ohne Gewaltszenen und großes Blutvergießen aus, punktet mit Charme und witzigen Einfällen und mit gelungenen Dialogen. Humor und Spannung sind gut ausgewogen.
Ich habe mich mit Cathrin Moellers „Himmelfahrtskommando bestens unterhalten. Das ist ein Krimi, wie ich ihn sehr gern lese, weil einfach alles stimmt.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Eine unerfüllte Liebe

Der englische Liebhaber
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Der Krieg ist zu Ende, Münster liegt in Trümmern. Anna Henke ist ausgebombt und erlebt täglich Not, Hunger und Armut. Sie ist froh eine Tätigkeit als Dolmetscherin bei den englischen Besatzern ergattert ...

Der Krieg ist zu Ende, Münster liegt in Trümmern. Anna Henke ist ausgebombt und erlebt täglich Not, Hunger und Armut. Sie ist froh eine Tätigkeit als Dolmetscherin bei den englischen Besatzern ergattert zu haben. Dort trifft sie auf Jeremy Fraser, den anfangs unnahbaren Offizier. Schon bald wird aus der Sympathie eine leidenschaftliche Beziehung, die aber geheim gehalten wird. 1945 werden solche Beziehungen zwischen den Besatzern und Einheimischen nicht gern gesehen. Doch Anna wird schwanger und Jeremy Fraser ist plötzlich verschwunden. Briefe werden nicht beantwortet und sie bekommt keine Antwort auf ihre Fragen.
Ihre Tochter Charlotte wächst als verspottetes Besatzungskind auf. Keine leichte Kindheit, sie wird das Verhältnis von Mutter und Tochter ein Leben lang prägen. Am Ende ihres Lebens angekommen, übergibt Anna ihrer Tochter ihre Tagebücher und Briefe und Charlotte macht sich auf Spurensuche auch nach ihrer eigenen Vergangenheit.
Der Roman basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Das gibt der Geschichte eine ganz besondere Dichte und Authentizität. Es ist Geschichtsunterricht im Kleinen, unmittelbar und direkt. Ich finde, die Umsetzung in einen Roman ist der Autorin de Cesco sehr gut gelungen. Die Tragik einer lebenslangen, unerfüllten Liebe ist gut einfangen. Zwar ließ mich der Vergleich mit „Vom Winde verweht“ auf der Rückseite eine andere Geschichte erwarten, so romantisch und episch ist der Roman nicht, aber die Geschichte hat mich berührt und gefesselt. Es war vor allem der historische Hintergrund und die Darstellung des zerbombten Münsters, das ja für viele deutsche Städte des Jahres 1945 steht. Das Leid der Menschen, die Hoffnungslosigkeit und der pure Überlebenswille, das fand ich sehr gut dargestellt.
Etwas mehr Mühe hatte ich, eine Verbindung zu den Personen aufzubauen. Jeremy Fraser blieb einfach zu blass, war als Persönlichkeit für mich wenig greifbar. Ähnlich ging es mir mit Charlotte, deren Handlungsweise ich zwar gut nachvollziehen konnte, aber auch hier hätte ich mir die Figurenzeichnung tiefer gewünscht.
Insgesamt hat mir dieser historische Roman von Federica de Cesco gut gefallen. Das Zeitbild war sehr farbig und lebendig geschildert und ich hatte die Nachkriegsjahre deutlich vor Auge.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Weltreisende

Weltensammlerinnen
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Frauen ziehen aus, um die Welt zu erobern und ihren Horizont zu vergrößern. In dieser Sammlung waren mir eigentlich nur die Namen von Clärenore Stinnes und Martha Gellhorn ein Begriff. Die anderen Abenteurerinnen ...


Frauen ziehen aus, um die Welt zu erobern und ihren Horizont zu vergrößern. In dieser Sammlung waren mir eigentlich nur die Namen von Clärenore Stinnes und Martha Gellhorn ein Begriff. Die anderen Abenteurerinnen waren mir bis dato ganz ungekannt.
Schön, dass ihnen hier ein kleines Denkmal gesetzt wird und sie nicht ganz in Vergessenheit geraten sind. Die Gründe für den Aufbruch waren ganz unterschiedlich, mal war es schlichtes Kalkül um Geld zu verdienen, mal die Sehnsucht nach dem Unbekannten. Mit großem Mut haben sich aber alle Frauen über die geltenden Regeln hinweggesetzt und haben ihren Traum verwirklicht.
Die Beschreibungen geben nicht nur einen biografischen Abriss der Frauen, ihrer Herkunft und ihrer Lebensumstände, sie schließen auch Beschreibungen und Zitate aus Briefen und Tagebüchern mit ein. Das ergibt ein farbiges und lebendiges Bild der Frauen. Ganz wichtig fand ich auch die historische Einordnung, denn viele der Briefzitate wirken in ihrer Überheblichkeit heute schon etwas befremdlich. Die Vorurteile so mancher Frau gegenüber den Einheimischen, „den Wilden“ wären sonst aus unserer heutigen Sicht unerträglich.
Eine schöne Zusammenstellung die Lust macht, sich mehr mit den Abenteuern der Weltensammlerinnen zu beschäftigen.