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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2018

Liebe

Die Gegenwart des Glücks
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Es brauchte einige Seiten ehe ich mich in diesen Roman einlesen konnte, denn die Kapitel sind kurz und sprunghaft. 
Pearl ist ein Kind der Strasse, mit einer drogensüchtigen Mutter und einem kriminellen ...

Es brauchte einige Seiten ehe ich mich in diesen Roman einlesen konnte, denn die Kapitel sind kurz und sprunghaft. 
Pearl ist ein Kind der Strasse, mit einer drogensüchtigen Mutter und einem kriminellen Lebenswandel, einfach aus der Not heraus. Man findet sie sympathisch, obwohl sie eine Mord begeht, denn man spürt, dass sie auf der Suche nach Liebe ist. Liebe ist für sie das Größte im Leben, und es ist vor allem Liebe, was sie ihrem kleinen Sohn Leonard mit auf die Welt gibt. Sie ändert ihr Leben, rackert sich ab und muss ihr Kind dennoch allein zurücklassen. Bei dem Nachbarn findet Leonard eine andere Art von Liebe, ein Band, das ein ganzes Leben lang halten soll.
"Die Gegenwart des Glücks" ist ein Buch voller grosser Gefühle und Sentimentalitäten. Es liest sich zügig, denn wenn man sich einmal an den Stil der Autorin Catherine Ryan Hyde gewöhnt hat, möchte man den Lesefluss nicht mehr unterbrechen.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Unehelich

Der englische Liebhaber
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Charlotte ist nicht begeistert, als sie ihre Arbeit in Berlin unterbrechen muss, um ihre sterbende Mutter in Münster ein letztes Mal sehen zu können. Die Begegnung verläuft ausgesprochen emotionslos und ...

Charlotte ist nicht begeistert, als sie ihre Arbeit in Berlin unterbrechen muss, um ihre sterbende Mutter in Münster ein letztes Mal sehen zu können. Die Begegnung verläuft ausgesprochen emotionslos und ebenso sachlich wickelt sie einige Zeit später die Bestattung ab. Die Auflösung des Haushaltes kann sie auf ihren Vetter abwälzen und nur wenige Dinge nimmt sie als Erinnerung mit nach Berlin: eine vertrocknete Rose, einen Siegelring, eine teure Armbanduhr und die Tagebücher ihrer Mutter.
Charlotte ist eine sehr unsympathische, ichbezogene Person, die ihrer Mutter nicht verzeihen kann, dass sie zwar als Kind der Liebe empfangen, aber als uneheliches Besatzerkind im stockkonservativen Münster vielen Anfechtungen ausgesetzt war. Erst im Lesen der Tagebücher, die Anna im Hinblick auf ihren Tod und um Verständnis heischend für Charlotte geschrieben hat, ändert sich die Sicht der Tochter.
In Annas Leben war nur Platz für ihre einzigartige Liebe zum englischen Captain Jeremy Frazer, der plötzlich aus ihrem Leben verschwand, noch bevor sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählen konnte. Die Tagebücher sind Zeugnis ihrer unverbrüchlichen Treue trotz der Ungewissheit, zugleich leuchten sie aber auch das Leben in der Nachkriegszeit aus. Nicht nur was die Dinge des täglichen Lebens betraf, sondern auch die philosophische Frage nach dem Sinn des Krieges und erst recht nach dem Sinn des Lebens. Anna nimmt alle Entbehrungen auf sich, weil sie dem Kind ihrer großen Liebe ein gutes Leben ermöglichen möchte, doch Charlotte ist nur fordernd und aufsässig. Sie ist ihrer Mutter für nichts dankbar, und auch die Annäherung an ihren Vater, den sie als Erwachsene endlich kennenlernen darf, verläuft holprig. Bis zum Schluss erklärt sich Charlottes permanente Gekränktheit und unterschwellige Aggression nicht.
Insgesamt sind die drei Hauptpersonen Anna, Charlotte und Jeremy sehr verschlossene, eigenwillige und starke Charaktere, jedoch keine Sympathieträger. Das macht es schwer, sich mit dem Buch anzufreunden, auch nicht zuletzt weil manche Passagen doch recht trocken und zäh geschrieben sind. Dann plötzlich findet sich der Leser in Annas Betrachtungen über das Leben wieder und es bleibt etwas hängen, das auch noch da ist, wenn man das Buch aus der Hand gelegt hat. Deshalb gibt es eine klare Leseempfehlung von mir, auch wenn mir der Klappentext eigentlich eine geheimnisvolle Liebesgeschichte suggeriert hat.

Veröffentlicht am 21.06.2018

Zauberei

Die Chroniken von Maradaine - Der Zirkel der blauen Hand
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Der Fantasy-Roman von Marshall Ryan Maresca spielt in Maradaine, einer mittelalterlichen Stadt mit einer ehrwürdigen Universität der Magie. Verschiedene Strassengangs haben die Stadt unter sich aufgeteilt, ...

Der Fantasy-Roman von Marshall Ryan Maresca spielt in Maradaine, einer mittelalterlichen Stadt mit einer ehrwürdigen Universität der Magie. Verschiedene Strassengangs haben die Stadt unter sich aufgeteilt, doch der uneingeschränkte Herrscher über alles ist Fenmere, der durch sein schmutziges Geschäft mit der illegalen Droge Effite reich und mächtig geworden ist. Auch die Familie des Zauberstudenten Veranix wurde durch Fenmeres Machenschaften zerstört. Deswegen zieht er nachts los, um Fenmere größtmöglichen Schaden zuzufügen. Bei einer dieser Aktionen erbeutet Veranix einen magischen Mantel und ein verzaubertes Seil, das seine Zauberkräfte um ein Vielfaches verstärkt. Damit macht er sich zum Ziel einer erbarmungslosen Jagd von Fenmere und seinen Magier-Freunden.

Ein Junge in einer Zauberschule- automatisch fällt einem Harry Potter ein, doch dieses Buch hier ist stärker auf Abenteuer, Gefahr und Kampf ausgerichtet. Veranix ist mir nicht so sehr ans Herz gewachsen wie damals der niedliche Harry. Dafür ist er zu eigenbrötlerisch und neigt zur Selbstüberschätzung. Eigentlich könnte er auf gute Freunde zählen, aber er bevorzugt den Alleingang. 

Die Handlung jagt von einer Gefahr zur nächsten, doch zwischendurch gibt es viele fremdartigen Namen, die mich im Lesefluss etwas beeinträchtigt haben. Insgesamt ist es ein interessantes Fantasy-Debüt, das durchaus empfehlenswert ist, vor allem wenn man auf Kampfszenen steht. Nicht jeder kann so etwas so spannend und doch überschaubar schildern wie M.R. Maresca.

Veröffentlicht am 19.06.2018

Geschichten aus der Oberschicht

Die Jahre der Leichtigkeit
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"Die Jahre der Leichtigkeit" von Elizabeth Jane Howard ist ein Roman über die große Familie der Cazalets. Sie leben in London und zu den Ferien treffen sich alle auf dem alten Familiensitz in Sussex. Man ...

"Die Jahre der Leichtigkeit" von Elizabeth Jane Howard ist ein Roman über die große Familie der Cazalets. Sie leben in London und zu den Ferien treffen sich alle auf dem alten Familiensitz in Sussex. Man hat irgendwie sofort Bilder aus "Dem Haus am Eaton Place" oder "Downton Abbey" vor Augen, aber die Autorin streift die Schicksale der Dienerschaft eher nur am Rande. Die Familienmitglieder dagegen werden sehr ausführlich dargestellt, wobei so manch unschöner Charakterzug schonungslos zu Tage tritt. Besonders die verheirateten Frauen führen ein relativ sinnentleertes, oberflächliches Leben. Mir gefällt es grundsätzlich gut, hinter die Kulissen solch dünkelhafter Familien zu schauen, den Alltag mitzuerleben: die Angst der Kinder vor dem Internat, die Biestigkeit der Mädchen untereinander, aber auch die Vorratshaltung und Speiseplanung für einen enorm großen Haushalt. Hier in diesem Buch wird zudem gut die Atmosphäre vor dem zweiten Weltkrieg aus der Sicht Englands eingefangen. Das lange Hoffen auf Frieden, das Verschließen der Augen vor der Realität von Hitlers Regime und schließlich die Vorbereitungen, die zum Schutz der Familie getroffen werden müssen. Leider stört das Buchende den Lesefluss völlig unerwartet. Da hätte ich mir einen runderen Abschluss gewünscht, aber schließlich kann man ja auf die Fortsetzung hoffen, denn diese Familiensaga besteht aus insgesamt fünf Teilen.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Schräge Jugendliche

Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder
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Zum dritten Mal gehe ich mit dem Ermittlerduo Harms-Takeda auf Mörderjagd. Der tiefsinnige Japaner Kenjiro Takeda genießt bei mir mittlerweile Kultstatus: er hat einen messerscharfen Verstand, kann exzellent ...

Zum dritten Mal gehe ich mit dem Ermittlerduo Harms-Takeda auf Mörderjagd. Der tiefsinnige Japaner Kenjiro Takeda genießt bei mir mittlerweile Kultstatus: er hat einen messerscharfen Verstand, kann exzellent kämpfen, hat ein enormes Wissen und ist so erfrischend anders als der typisch deutsche Kriminalbeamte, tja fast schon ein wenig wie ein Supermann. Aber obwohl es solche Ausnahmemenschen im wirklichen Leben nur selten bis fast gar nicht gibt , fasziniert mich seine Art jedesmal aufs neue. Er trifft intuitiv im Verhör den richtigen Nerv und kann besser Zwischentöne erkennen als all seine Kollegen. Diesmal geht es um einen rätselhaften Mord an einer Bahnsteigkante, dem weitere absolut motivlose Morde an unterschiedlichsten Personen folgen. Es gibt da einige dubiose Verwicklungen rund um einen ambitionierten Senator, der seine gierigen Finger in unsauberen Grundstückdeals hat. Nur kann man leider keine Spur daraus ableiten.

Wie sich das ganze Mysterium schlussendlich löst, hat mir nicht ganz so sehr gefallen wie bei den Vorgängerbänden. Es ist mir etwas zu sehr konstruiert. Aufgewogen wird das durch Takedas vielschichtiges Wesen und sein kluges Handeln, das mir immer wieder gut gefällt. Henrik Siebold hat einen angenehmen Schreibstil, der in klaren Sätzen Spannung aufbaut, die Personen lebendig erscheinen und die Handlung gradlinig durchlaufen lässt. Man muss keine Passage zweimal lesen.

Eigentlich bin ich mir sicher, dass es weitere Folgebände geben wird, denn zwischen Claudia Harms und Takeda hat es leicht zu knistern angefangen. Da muss doch was draus werden!