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Veröffentlicht am 26.07.2018

Bewegender Abschluß

Die Zeit der Kraniche
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Die Zeit der Kraniche ist der dritte, abschliessende Band der Ostpreußen Saga.
Er schliesst direkt an den zweiten Band "Das Lied der Störche" an. Gebhard und seine Mutter wurden verhaftet, Frederike steht ...

Die Zeit der Kraniche ist der dritte, abschliessende Band der Ostpreußen Saga.
Er schliesst direkt an den zweiten Band "Das Lied der Störche" an. Gebhard und seine Mutter wurden verhaftet, Frederike steht plötzlich ganz alleine da. Es gelingt ihr zwar die Schwiegermutter aus dem Gestapo Gefängnis frei zu bekommen, aber bei Gebhard sind alle Mühen vorerst vergeblich.
Als dann das Ende des Krieges naht, stellt sich die Frage, bleiben oder gehen. Aber auch unter der sowjetischen Besatzung wird es nicht besser, auch hier herrschen Willkür und Gewalt. Gebhard wird erneut verhaftet, Frederike kann mit den Kindern fliehen. Im Westen angekommen muss Frederike sich einem komplett neuen Leben stellen.

Dieses Buch hat mich im wahrsten Sinne des Wortes sehr mitgenommen. Mitgenommen in eine Zeit, in der Freundlichkeit und Mitmenschlichkeit eher die Ausnahme waren. Frederike und alle ihres Standes werden von ihren Gütern vertrieben und stehen vor einem Neuanfang. Das Leben wie es auf den großen Gütern ablief, gibt es als solches nicht mehr. Ich habe mit Freddy extrem mitgelitten, sorgt sie sich doch nicht nur um ihren Mann und dessen Familie, sondern auch um ihre Eltern und deren Gut in Ostpreußen. Ich fand es bewundernswert wie sie mit dieser wirklich schwierigen Situation umgegangen ist. An dieser Stelle ist man immer wieder dankbar dafür, in halbwegs friedlichen Zeiten zu leben und nicht tagtäglich um Leib und Leben fürchten zu müssen.

Das Buch ist sicher kein Wohlfühlbuch und doch ist es sehr spannend zu lesen, auch wenn zwischen drin bei mir immer wieder die Tränen geflossen sind. Ich habe Freddy und ihre Familie über die drei Bücher hinweg sehr liebgewonnen und muss sagen, dass ich sie sehr bewundere. Nicht jeder hätte sein Leben so gemeistert.
Auch wenn Ulrike Renk im Nachwort wieder betont, dass es "nur" ein Roman ist, der auf einer wahren Geschichte basiert, denke ich, es kommt vermutlich sehr nah an das hin, was tatsächlich passiert ist. Und es ist ihr gelungen dies anschaulich zu vermitteln.
Das Buch ist trotz des schweren Themas eines meiner Jahreshighlights.

Von mir daher eine unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.07.2018

Atmosphärisches Buch

Der Angstmann
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Der Angstmann beginnt im November 44 und endet im Mai 45 in Dresden. Damit umfasst er gleich zwei schwierige Zeitspannen, die die Menschen damals erleben musst.
Im ersten Teil begleiten wir Max Heller ...

Der Angstmann beginnt im November 44 und endet im Mai 45 in Dresden. Damit umfasst er gleich zwei schwierige Zeitspannen, die die Menschen damals erleben musst.
Im ersten Teil begleiten wir Max Heller bei seiner täglichen Arbeit als Kriminalinspektor bei der Dresdner Polizei. Er wird zu einem Tatort gerufen, bei dem eine Frau schrecklich verstümmelt wurde. Bevor er auch nur richtig zu ermitteln beginnen kann, wird der Fall jedoch von seinem Vorgesetzten Obersturmbannführer Klepp auch schon geschlossen, hatte das Opfer doch einen jüdischen Ex-Mann, der sich angeblich rächen wollte. Doch bald taucht eine weitere Leiche auf, wieder zugerichtet und Heller ermittelt weiter. Allerdings nur, bis der Feuersturm über Dresden hereinbricht.

Im Zweiten Teil muss sich Heller dann mit den russischen Besatzern arrangieren, als er mitbekommt, dass wieder eine Frau auf bestialische Art und Weise zu Tode gekommen ist. Erst trifft er auf Misstrauen, aber es gelingt ihm weiter zu ermitteln bis es ihm gelingt den Fall doch noch zu lösen.

Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt. Es ist sehr lebendig und atmosphärisch geschrieben. Man sieht Dresden förmlich vor sich, die Menschen, die Hungern, die Flüchtlinge in der Stadt, die nichts mehr haben. Am meisten hat mich die Beschreibung des Feuersturms nach dem Bombenangriff vom Januar 45 beeindruckt. Gemeinsam mit Heller irren wir hier durch ein Inferno, in dem es keinerlei bekannte Anhaltspunkte gibt und in dem es ein Wunder ist, dass ein Mensch es überhaupt überleben kann.

Was auch sehr beeindruckend war, wie wenig sich das Alltagsleben in der Zeit der Nazis zu dem in der Zeit der russischen Besatzung verändert. Beides ist durch Hunger und Willkür der Herrschenden bestimmt. Beide Seiten haben vermeintlich gute Gründe für ihr Verhalten, aber am Ende des Tages vergreifen sie sich immer am einzelnen, der meist einfach nur sein Leben leben möchte. Heller ist wenig politisch und verlässt sich mehr auf sein Bauchgefühl und das Gefühl für Anstand und Menschlichkeit. Das bringt ihn des Öfteren auch in schwierige Situationen. Für mich war das eine Seite, die ihn sehr sympathisch macht, ist er doch ob der Gewalt und der Ungerechtigkeiten noch nicht vollständig abgestumpft.

Der Fall an sich, war recht verworren und hatte mehr als eine unerwartete Wendung. Spannend war es bis zum Schluss.
Ich freue mich nun auf weitere Bände mit Max Heller und seiner Familie.
Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Toller Auftakt

Planst du noch oder liebst du schon?
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Susan Mallery startet mit diesem Buch eine neue Serie, die diesmal in Happily Inc spielt. In diesem Band dreht sich alles um Pallas, die dort eine Hochzeitsfirma geerbt hat und nun vor der Entscheidung ...

Susan Mallery startet mit diesem Buch eine neue Serie, die diesmal in Happily Inc spielt. In diesem Band dreht sich alles um Pallas, die dort eine Hochzeitsfirma geerbt hat und nun vor der Entscheidung steht, wie ihre Zukunft aussehen soll.

Der Holzkünstler Nick Mitchell wiederum ist eigentlich nur vorrübergehend in Happily bei seinen Brüdern untergeschlüpft, um dort die Zeit bis zu einem großen Auftrag in Dubai zu überbrücken. Die drei Brüder stammen aus Fools Gold , haben sich aber dort mit ihrem Vater zerstritten und sind deshalb nach Happily gezogen.
Nick sucht Beschäftigung und bietet Pallas an, ihr Holzpaneele zu überarbeiten. Und wie es der gemeinsame Alltag so will, hilft Nick bald bei vielem mehr in der Firma mit und ermutigt Pallas ihr Geschäft neu aufzustellen.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Es war genau die richtige Mischung aus Liebe , Freundschaften, Familienschwierigkeiten und einer spannenden Firma. Das Thema ungewöhnliche Hochzeiten fand ich toll umgesetzt. Dabei lernt man auch gleich Pallas Freundinnen kennen, um die es sich vermutlich in den folgenden Bänden drehen wird. Die Beziehung zwischen Pallas und Nick wirkt auf mich sehr glaubwürdig, auch die Ängste und Sorgen, die beide deswegen haben. Gut fand ich, dass die Beziehung der beiden das Buch nicht dominiert hat, sondern es eher um ihre gemeinsame Arbeit bei Weddings in the Box und die persönliche Weiterentwicklung der beiden geht. Alles in allem war es eine sehr stimmige Gesamtkomposition.

Ich kann diesen schönen Liebesroman nur weiterempfehlen und ich freue mich schon sehr auf die weiteren Bände, die in Kürze folgen werden.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Gelungener Liebesroman

Wo mein Herz dich findet
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Das Buch besteht eigentlich aus zwei Handlungssträngen. In dem einen ist Cara auf dem Weg nach Hause, als sie eine Autopanne hat. Auf der Suche nach Hilfe trifft sie auf Liam, der in einer einsamen Hütte ...

Das Buch besteht eigentlich aus zwei Handlungssträngen. In dem einen ist Cara auf dem Weg nach Hause, als sie eine Autopanne hat. Auf der Suche nach Hilfe trifft sie auf Liam, der in einer einsamen Hütte am Berg wohnt und am liebsten von niemanden gestört werden möchte. Da Cara aber ein neugieriger Mensch ist, besucht sie ihn auch später immer wieder und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden.

Im anderen Handlungsstrang begleiten wir Patrick, der kurz vor seiner Hochzeit mit Jessica steht und sich nun der Herausforderung stellen muss, seine Jugendliebe Amy und ihren Sohn wiederzusehen

Überschattet wird beides von dem großen Verlust der Familie Conelly, dem Tod der Tochter Isabell bei einem Brand vor 6 Jahren.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Auch wenn es ein an vielen Stellen vorhersehbarer Liebesroman ist, ist es der Autorin doch gelungen die Spannung bis zum Ende aufrecht zu erhalten.
Alle Protagonisten sind mir ans Herz gewachsen und selbst die "Bösen" haben konsequent und nachvollziehbar gehandelt.

Die Auflösung der Schwierigkeiten waren für mich logisch und nicht übertrieben.

Von daher kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es bietet einige Stunden Lesevergnügen und Entspannung.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Abschluss der Trilogie

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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Das Jahrhundertversprechen ist der letzte Teil der Jahrhundert-Trilogie von Richard Dübell.
Diesmal begleiten wir Otto von Briest und seine Familie durch die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. ...

Das Jahrhundertversprechen ist der letzte Teil der Jahrhundert-Trilogie von Richard Dübell.
Diesmal begleiten wir Otto von Briest und seine Familie durch die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Der erste Weltkrieg ist zwar vorbei, aber Deutschland leidet unter den Forderungen der alliierten Siegermächte. Die Wirtschaft liegt am Boden, das Geld ist nichts mehr wert. Auch die Familie von Briest hat massiv mit Geldproblemen zu kämpfen. Die Detektivagentur von Hermine und Otto bekommt keine Aufträge mehr und das Gut bringt auch zu wenig Erträge.
Louisa, die Tochter von Otto und Hermine, kann zwar eine Schauspielausbildung bei Max Reinhardt machen und Ziehsohn Max Brandow ist ein hoffnungsvoller Mechaniker und Rennfahrer, aber trotzdem reicht das Geld hinten und vorne nicht.

Dazu kommt noch die Fehde mit der Familie von Cramm, die zwischen Max und Sigurd unerbittlich weitergeführt wird.

Richard Dübell gelingt es die Zeit der Weimarer Republik lebendig werden zu lassen. Er nimmt uns mit zum Eröffnungsrennen der AVUS in Berlin, den Dreharbeiten zu Fritz Langs legendären Filmen und zeigt uns das Erstarken der rechtsnationalen Bewegung.
Wir erleben die wechselnden Regierungen, den Tod Walther Rathenaus, die Inflation und den nachfolgenden wirtschaftlichen Aufschwung.
Ich war vollkommen gefangen von diesem Roman, auch wenn mir gerade die Abschnitte in der rechten Szene teilweise fast Übelkeit bereitet haben.
Von daher war es vielleicht gut, das Buch bereits 1928 enden zu lassen und mit einem Epilog kurz das weitere Schicksal der Briests und Brandows nur noch anzudeuten.

Die Figuren waren durchwegs glaubwürdig, auch wenn es schwerfallen mag, die Handlungen von Sigurd und Magda von Cramm nachzuvollziehen. Schön die Auftritte der historisch verbürgten Figuren wie Joseph Wirth, Walther Rathenau, Fritz Lang, Christian Riecken und ein wenig versteckt Ernst Gennat. Die Szenen auf der Avus oder den Filmpremieren waren so toll beschrieben, dass das Kopfkino sofort lief. Mir war gar nicht bewusst, dass ein Autorennen auch in geschriebener Form extrem spannend sein kann.

Von mir gibt es daher eine volle Leseempfehlung für dieses spannende, historisch interessante Buch.