Dieser Klassiker berührt und überrascht – eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack!
Beschreibung
Cluny Brown ist anders als andere junge Damen in ihrem Stand und in ihrem Alter. Sie wird nachmittags Tee trinkend im Ritz angetroffen oder verweilt einen ganzen Tag Orangen essend im Bett ...
Beschreibung
Cluny Brown ist anders als andere junge Damen in ihrem Stand und in ihrem Alter. Sie wird nachmittags Tee trinkend im Ritz angetroffen oder verweilt einen ganzen Tag Orangen essend im Bett um eine Diät aus einer Zeitschrift auszuprobieren. Zum Ärger ihres Onkels, der tagtägliche seiner Arbeit als Klempner nachgeht und versucht die Erziehung von Cluny genauso gewissenhaft wie seine Arbeit zu erledigen, weigert sich Cluny ihren gesellschaftlichen Platz einzunehmen.
Nach einem weiteren Fauxpas wird die 20-jährige Waise Cluny von Onkel und Tante auf den Herrensitz Friars Carmel in Devonshire geschickt um dort die Stellung eines Dienstmädchens einzunehmen. Mit ihrer charmanten und kuriosen offenherzigen Art zieht Cluny nicht nur die Aufmerksamkeit der adeligen Familie Carmel auf sich. Auch der Dorfapotheker und ein polnischer Schriftsteller, der zur Zeit als Gast auf Friars Carmel logiert um den Gefahren des anstehenden Krieges zu entgehen, können nicht umhin die Einzigartigkeit Clunys zu bemerken.
Meine Meinung
Margery Sharps lebensfroher Roman über “Die Abenteuer der Cluny Brown” kann man getrost zu den Klassikern seiner Zeit zählen, denn die Autorin zeichnet in ihrer Geschichte das fein geschliffene Bild einer Gesellschaft die sich im Aufbruch in ein neues Zeitalter befindet. Der Roman, der in den 1930er Jahren handelt wurde 1944 veröffentlicht und darf Dank des Eisele Verlags nun in einer Neuübersetzung von Wibke Kuhn in neuem Glanz erstrahlen.
Die Tage der steifen und angestaubten Gesellschaftsstrukturen mit großen Herrenhäusern, Landsitzen und einem ganzen Bataillon an Bediensteten sind angezählt. Sir Henry, der Herr des Landsitzes Friars Carmel, mit seinem Müßiggang, der allerhöchstens mal ausreitet und dessen Dienerschaft im Verlauf der letzten Jahre sich auf ein das Nötigste reduziert hat, wird schon bald einer der letzten seiner Art sein. Dies macht sich vor allem auch bei seinem Sohn Andrew bemerkbar – bei ihm spürt man deutlich den Drang mehr zu tun als ein Haus zu verwalten. Er interessiert sich brennend für den nahenden Krieg und sieht sich dazu verpflichtet den polnischen Schriftsteller Adam Belinksi vor einer drohenden Verfolgung zu retten.
"»Die Schwierigkeit bei der jungen Cluny ist die«, erklärte Mr. Porritt, »dass sie anscheinend nicht weiß, wo ihr Platz ist.«" (Die Abenteuer der Cluny Brown, Seite 10)
Seele und Herzstück des Romans ist jedoch die niedrig gestellte Cluny Brown, die als Waise von Onkel und Tante aufgezogen wird und in ihrer verträumten Naivheit nicht einsieht, warum sie ständig zu hören bekommt sie solle endlich einsehen wo ihr Platz im Leben ist. Die Stellung als Dienstmädchen auf Friars Carmel scheint die beste Lösung für alle Beteiligten zu sein.
Cluny Brown schrulliger Charakter wächst einem mit all seiner Verrücktheiten schnell ans Herz und von Seite zu Seite fiebert man aufgeregter Clunys weiterem Lebensweg entgegen. Dabei hält Margery Shapr die ein oder andere Überraschung bereit! Mehr möchte ich zur Handlung nun aber nicht verraten – das muss man am besten selbst lesen.
"»Ich könnte mir vorstellen, dass Ihnen das ganze Universum offensteht«, wiederholte Mr. Belinksi bereitwillig. […] Doch Cluny interessierte sich nicht mehr für Mr. Belinski, nur noch für seine Worte. Sie wollte diesen magischen Satz mitnehmen und ihn in aller Ruhe sorgfältig untersuchen." (Die Abenteuer der Cluny Brown)
Mich hat Margery Sharps Schreibstil und ihre gesellschaftlichen Betrachtungen in “Die Abenteuer der Cluny Brown” verknüpft mit den lebendigen, mal erfrischenden, mal angestaubten Protagonisten vollkommen begeistert. Daher gibt es von mir 5 von 5 Grinsekatzen für diesen mindestens genauso stilvollen wie humorvollen Klassiker!
Fazit
Eine Gesellschaftsbetrachtung die den Umschwung der Zeit mit Stil und Humor wiederspiegelt. Dieser Klassiker berührt und überrascht – eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack!