Es ist nicht alles Schwarz oder Weiß- Subtiler Thrill mit unerwarteten Wendungen, der diesem Roman durchaus zu einem Pageturner macht. Allerdings bleiben die Akteure recht blass und unsympathisch
Missing - Niemand sagt die ganze WahrheitFebruar 2016:
Die attraktive Francesca, hat ihrem Heimatort an der Küste, schon viele Jahre zuvor den Rücken gekehrt. Sie arbeitet im Hotelgewerbe; es ist ihr gelungen, die Hotelkette ihrer Eltern zum ...
Februar 2016:
Die attraktive Francesca, hat ihrem Heimatort an der Küste, schon viele Jahre zuvor den Rücken gekehrt. Sie arbeitet im Hotelgewerbe; es ist ihr gelungen, die Hotelkette ihrer Eltern zum Florieren zu bringen. Dennoch ist sie beruflich sehr eingespannt. Besonders, als ihr Vater ins Krankenhaus muss und es sehr schlecht um ihn steht.
Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, holt sie ihre Vergangenheit wieder ein. Sie bekommt einen Telefonanruf. Daniel, der ältere Bruder von Francescas damaliger bester Freundin Sophie ist dran, der ihr eröffnet, dass fast zwanzig Jahre nach dem Verschwinden von Sophie, ein Fuß mit einem Turnschuh an Land gespült wurde. Die Behörden glauben, dass es sich dabei um sterbliche Überreste von Sophie handeln könnte, die das Meer plötzlich freigegeben hat.
Daniel, der noch nie an einem Unglücksfall glaubte, bittet Francesca zurückzukehren, damit sie zusammen mit ihm alte Freunde und Bekannte von damals befragt. Francesca ist hin und hergerissen. Einerseits hat sie sich damals geschworen, nie wieder zurückzukehren, außerdem geht es ihrem Vater so schlecht, andererseits möchte sie Daniel auch nicht vor den Kopf stoßen. So reist Francesca noch einmal zurück an den Ort, wo sie einst ihre beste Freundin verlor. Doch es scheint im Ort auch jemanden zu geben, der es auf Francesca abgesehen hat. Plötzlich bekommt sie anonyme Botschaften zugestellt, sieht Dinge, die sie an ihren Verstand zweifeln lassen und vor allem hat sie das Gefühl, dass alle Personen in ihrem Umfeld Geheimnisse vor ihr verbergen. Francesca bekommt es mit der Angst zu tun und würde am liebsten gleich wieder abreisen. Doch sie will Daniel nicht enttäuschen. Er möchte unbedingt, dass sie dabei ist, wenn er Sophies Fuß und Schuh identifizieren muss. Wie könnte Francesca ihm das abschlagen?
„Missing- Niemand sagt die ganze Wahrheit“, ist mein erster Roman der Autorin Claire Douglas, der im Vorfeld sehr viel beworben wurde. Normalerweise bin ich bei solchen Titeln mittlerweile immer etwas vorsichtig geworden; vor allem aber, wenn sie mit anderen Bestsellern wie etwa „Girl on the Train“ oder „Gone Girl“, verglichen werden. Dennoch hat mich der Klappentext neugierig werden lassen auf den Roman und nun, nach dem Lesen, kann ich schon mal vorweg nehmen, dass die Story keinesfalls unspannend war. Sie wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal folgt man Francescas Erlebnissen in der Gegenwart und denen Sophies, diese allerdings sind in Form von Tagebucheinträgen verfasst und umfassen die Geschehnisse zwanzig Jahre zuvor.
Sophie und Francesca wurden beste Freundinnen, ab dem Zeitpunkt, als Sophie Francescas neue Klassenkameradin wurde. Obwohl Francesca zu den beliebten Mädchen in der Schule gehörte und Sophie damals noch eher unscheinbar war, mochten sich die Mädchen sehr. Das blieb viele Jahre so, beide vertrauten sich viele vertrauliche Dinge an. Doch dann kamen sie in die Pubertät, begannen sich für Jungs zu interessieren und schließlich gab es einen Jungen, den beide Mädchen mochten. Ein Umstand, der zu einer Verkettung tragischer Umstände führte, die es von nun an zu verheimlichen galt. Die besten Freundinnen wurden zu Verschworenen. Doch dann trennten sich die Wege der beiden Mädchen, da Francesca auf eine höhere Schule gehen musste.
Als erwachsene, immer noch junge Frauen, treffen sie sich dann, Jahre später, in ihrem Heimatort wieder. Und erneut ist es ein Mann, der beiden Frauen gefällt, der sich jedoch nur für Sophie interessiert.
So viel zum Inhalt, man erfährt also vorweg viel über die Freundschaft der beiden Frauen, die Geschichte entfaltet sich eher gemächlich und man weiß anfangs nicht so wirklich, was man von den Romanheldinnen halten soll, da beide nicht unbedingt wahnsinnig sympathisch auf mich wirkten. Aber gibt man der Autorin die Chance und bleibt am Ball, wird man vor allem in der zweiten Hälfte für sein Durchhaltevermögen belohnt. Denn der Romantitel ist Programm. Jede Figur in diesem Buch verbirgt dermaßen viele Geheimnisse vor den anderen, dass man der Auflösung regelrecht entgegenfiebert. Zugegeben, man entwickelt im Laufe der Zeit eine gewisse Ahnung, doch manches überrascht einen dann doch und dank des eingängigen Schreibstils, würde ich diesen Thriller durchaus als Pageturner bezeichnen. Es ist sicherlich kein nervenzerfetzender Roman; kann aber dennoch mit Wendungen aufwarten, die Spannung erzeugen. Man sollte allerdings keine „blutige Schlachterplatte“, a la Karin Slaughter erwarten, da der Thrill in „Missing“ eher auf ruhige, subtile Art daher kommt.
Mir hat die Storyentwicklung sehr gut gefallen, dafür verleihe es vier von fünf Punkten. Einen Punkt abgezogen habe ich bei meiner Bewertung, weil ich fand, dass Haupt und Nebenfiguren teils ein wenig blass blieben und keiner von ihnen sympathisch wirkte.
Kurz gefasst: Es ist nicht alles Schwarz oder Weiß- Subtiler Thrill mit unerwarteten Wendungen, der diesem Roman durchaus zu einem Pageturner macht. Allerdings bleiben die Akteure recht blass und unsympathisch.