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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2018

gut durchkomponiert

Jahre später
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Jahre später setzt an die Vorgängerbücher Das Mädchen und April an.
Wer diese Bücher kennt, kann sich vorstellen,was sie erwartet, aber das neue Buch hat einen etwas anderern Ton. Es fehlt die literarische ...

Jahre später setzt an die Vorgängerbücher Das Mädchen und April an.
Wer diese Bücher kennt, kann sich vorstellen,was sie erwartet, aber das neue Buch hat einen etwas anderern Ton. Es fehlt die literarische Wucht ihrer ersten Bücher, dafür kommt es mir weniger nüchtern vor.
Deswegen kann man sehr froh sein, dass es diesem dritten Teil gibt.
April ist jetzt 30, lebt mit ihrem kleinen Sohn zusammen in Berlin und lernt den selbstbewussten Arzt Ludwig kennen. Anfangs geht es hauptsächlich um ihre Beziehung und wie diese auch April verändert.
Es folgt Schwangerschaft, Heirat und Umzug nach Hamburg.
Es wird eine schwierige Ehe, die Beziehung zum Scheitern verurteilt.
Wie weit man in der Figur Ludwigs den ehemaligen Ehemann von Angelika Klüssendorf, Frank Schirmmacher, erkennen möchte ist letztlich jedem seiner Lesart nach überlassen, ich plädiere dafür, Ludwig erst einmal als fiktive Figur bestehen zu lassen.

Fazit: Fällt gegenüber den kraftvolleren Vorgänger deutlich ab, ist aber doch geschickt gemacht und sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 11.08.2018

FBI-Thriller mit starker Hauptfigur

Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)
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Todeskäfig ist ein FBI-Thriller, bei dem ein Team nach einem Serienmörder sucht und nach einem Mädchen, dass sich vermutlich in seinen Händen befindet.
Amerikanische Serienkiller-Thriller gibt es viele. ...

Todeskäfig ist ein FBI-Thriller, bei dem ein Team nach einem Serienmörder sucht und nach einem Mädchen, dass sich vermutlich in seinen Händen befindet.
Amerikanische Serienkiller-Thriller gibt es viele. Todeskäfig sticht aus der Masse hervor, in dem der Fokus auf einen wissenschaftlichen Gehalt bei der Ermittlung gelegt wird.

Hautfigur und Leiterin des Teams ist Sayer Altair. Sie ist Wissenschaftlerin und FBI-Agentin. Sie forscht über Serienmörder und setzt ihre Fähigkeiten bei der Ermittlung ein. Auch die anderen im Team nutzen wissenschaftliche Methoden. Das ist ganz interessant. Andere Thriller setzen da mehr auf Action. Hier stehen die Ermittlungen an sich im Mittelpunkt.

Sayer Altair funktioniert als Figur, sie ist interessant genug, auch als Persönlichkeit zu faszinieren. Insbesondere wenn sie auf ihrem Motor die Straßen entlang braust, mit ihrer Großmutter im Beiwagen (Kein Witz!). Oder wie sie sich um ein Hundewelpe kümmert, das auf dem Tatschauplatz zurückgeblieben war. Putzig! Bei der Ermittlung gibt sie alles. Ihre mitfühlende Art verhindert auch, dass die Leiden der Opfer verharmlost oder voyeuristisch ausgeschlachtet werden wie bei vielen Hardcore-Thriller. Ein klein wenig erinnert mich Mayers Art an V.I.Warshawski (von Sara Paretzky), aber die war Privatdetektivin und nicht beim FBI.
Sayers Wissenschaft kommt zum Einsatz als es um gefälschte DNA und gefälschte Fingerabdrücke gibt.
Ellison Cooper beherrscht die Dialoge gut. Die meisten Gespräche befinden sich auf gutem Niveau, übliche Klisch
eesprüche werden weggelassen. Das gilt aber nicht für das große Finale am Schluß, das Klischees dann eher erfüllt.

Der Roman erfüllt ansonsten die üblichen Regeln des Thrillergenres und fällt nicht groß aus dem Rahmen. Gut finde ich, dass nicht aus der Sicht des Täters beschrieben wird. Ich vergebe 3,5 Sterne! Für mich heißt das, kann man lesen, muss aber nicht. Wenn ein weiterer Sayer Altair-Teil erscheint, werde ich das spontan entscheiden, ob ich weiterlese.

Noch eine Anmerkung zum Hörbuch und dessen Sprecher Peter Lontzek. Seien Erzählstimme passt sehr gut zur handlung, kann auch Sayers Gedanken und Überlegungen gut ausdrücken. Bei den Dialogen legt ers sich ins Zeug und gibt den Gesprächen entsprechend Ausdruck. Ich habe seiner Stimme stundenlang am Stück gut zuhören können und es ist natürlich auch ein Qualitätsmerkmal für den Roman, wenn das möglich ist.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Süchtig nach gefahr

Der Kriegstourist
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Niels ist Gymnasiallehrer in Dänemark, verheiratet, 2 Kinder und ganz schön gelangweilt von seinem mittelmäßigen Leben. Sein alter Freund Michael hingegen ist ein bekannter Kriegsfotograf, der schon in ...

Niels ist Gymnasiallehrer in Dänemark, verheiratet, 2 Kinder und ganz schön gelangweilt von seinem mittelmäßigen Leben. Sein alter Freund Michael hingegen ist ein bekannter Kriegsfotograf, der schon in 80 Ländern war. Er lädt Niels ein, ihn nach Beirut zu begleiten. Ein Erlebnis für Niels.
Zurück in Kopenhagen verspürt er schnell wieder die Langeweile des Alltags und folgt auch Michaels nächster Einladung nach Lybien und weitere Kriegsgebiete. Das hat auch Auswirkungen auf Niels Familienleben.
Niels ist auch nicht der einzige Kriegstourist. Mehrere Leute sind ähnlich Getriebene. Arnaud, Nenad, Tara und David. Immer wieder treffen sie an gefährliche Orten wieder auf einander.

Man muss nicht selbst das Verlangen nach dem Kick verspüren, um sich für diesen Roman zu interessieren. Über dieses Thema hatte ich bisher noch nichts gelesen.
Die Besuche der verschiedenen Ländern sind spannend geschildert. Die Gefühle von Niels kann man auch verstehen, wenn man selbst keine Drang nach Kriegsgebieten hat. Ich persönlich urteile nicht darüber.
Aber es ist absehbar, dass das seinen Preis hat und Niels irgendwann an seine persönliche Grenze stossen wird. Das passiert auch, als ein Freund getötet wird.

Auch der Fotograf Michael hat mich als Figur interessiert. Krieg zu fotografieren ist sein Beruf, aber auch seine Leidenschaft, der Mittelpunkt seines Lebens. Er könnte wohl keinen alltäglichen Zeitungsjob mehr aushalten. Jesper Bugge Kold schafft authentische Beschreibungen eines nicht alltäglichen Berufs, der sehr auszehrend sein kann.

Der Kriegstourist ist ein gut geschriebenes Buch, das mich aufgrund des Themas und der Art, wie der Leser an die Figuren herangeführt wird, überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Fest der Wörter

Der Duft des Lebens
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Dieser Roman ist wirklich anders als die meisten. Er ist wie aus der Zeit gefallen, das es einem als Leser schwer fällt, Zeit oder Ort exakt zu bestimmen. Das ist so, weil die Autorin auf universelles ...

Dieser Roman ist wirklich anders als die meisten. Er ist wie aus der Zeit gefallen, das es einem als Leser schwer fällt, Zeit oder Ort exakt zu bestimmen. Das ist so, weil die Autorin auf universelles wie Menschlichkeit und Weisheit hinaus will. Clara Maria Bagus hält ihren Roman lange in der Schwebe und scheut kein Pathos.

Ein ruhiger Text der leisen Töne, der auf Stimmungen setzt. Manche Passagen wirken leicht prätenziös. Insbesondere in den beschreibenden Momenten. "Der See lag da wie eine Glasscheibe." "Wie Tinte breitete sich das Wasser im Fluss aus." "Der Nebel schleppte sich tief über die Dächer." "Das Morgenlicht fiel durch das Laub der Bäume". etc. das kann man mögen! Mir war es etwas zu viel und zu bildlich, wobei man zugeben muss, das fast alle Sätze sorgfältig gemacht und die Bilder nur selten schief sind.

Aviv ist eine helle, positive Figur. Der Arzt Kaminiki hingegen ist eine finstere, seltsame Figur. Schon als Kind grausam, als Erwachsener sogar ein Mörder. Durch ihn werden seelenlosigkeit, weiße und schwarze Seelen oder das Böse auf eine abstrakte Weise diskutiert.
Zwischen Kaminski und Aviv beginnt ein Zweikampf, hell vs dunkel, der von Bedeutung für die ganze Umgebung ist.
Ich fand den Roman interessant, aber manchmal schwer fassbar! Doch am Ende ist es ein Fest der Wörter!

Veröffentlicht am 14.07.2018

Eine Lebensgeschichte

Ida
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Die Titelfigur basiert auf der Urgroßmutter der Autorin und besitzt daher den Hauch mehr Authentizität als fiktive Figuren, der dem Buch das besondere verleiht.
Sie ist aber auch ein recht stachliger Charakter, ...

Die Titelfigur basiert auf der Urgroßmutter der Autorin und besitzt daher den Hauch mehr Authentizität als fiktive Figuren, der dem Buch das besondere verleiht.
Sie ist aber auch ein recht stachliger Charakter, was ich interessant finde.
Die Handlung springt zwischen den Zeiten.
In der brillant gemachten Anfangsszene kommt Ida Adler 1941 in New York und Chicago an.
Später geht es zurück in die Jugend und Kindheit Idas, ins Wien ab 1901, dann sogar 1892.
Diese Passagen der Vergangenheit sind auch sehr reizvoll.
Manchmal wird es mir zu ausführlich und detailliert, aber es ist natürlich ein Eintauchen in eine vergangene Zeit. Man gleitet durch Idas Leben, das von Krankheiten gezeichnet ist.
Der Roman zeichnet sich durch den Stil aus, der literarische Qualitäten besitzt.