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Veröffentlicht am 22.07.2018

Dierenpark

Das Anwesen
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1898 New Holland. Das Anwesen Dierenpark gehört seit dem 17. Jahrhundert der vermögenden Familie Vandermark, doch seit Jahrzehnten hat sich dort niemand von der Familie mehr blicken lassen, da auf dem ...

1898 New Holland. Das Anwesen Dierenpark gehört seit dem 17. Jahrhundert der vermögenden Familie Vandermark, doch seit Jahrzehnten hat sich dort niemand von der Familie mehr blicken lassen, da auf dem Anwesen ein Fluch liegen soll, der schon einige Familienmitglieder das Leben gekostet hat. Doch das weitläufige Grundstück wird weiterhin finanziert, so dass einige Angestellte sich weiterhin um alle anfallenden Arbeiten kümmern. Zu ihnen gehört auch Sophie van Riijn, die sich klammheimlich auf dem Dach eine Wetterstation aufgebaut hat, um die dort gesammelten Daten der Regierung zur Verfügung zu stellen. Doch eines Tages reist der Architekt Quentin Vandermark mit seinem Sohn und einer großen Entourage an, um das alte Haus baldmöglichst abreißen zu lassen. Die Angestellten sind ihm ein Dorn im Auge und so entlässt er alle auf einmal. Sophie bietet ihm in ruhiger und freundlicher Art die Stirn, was Quentin zum einen irritiert, zum anderen Respekt abverlangt. Da sein Sohn Pieter sich gut mit Sophie versteht, darf sie weiterhin als Köchin auf dem Anwesen bleiben. Allerdings kommt es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten, denn Quentin will den Wunsch seines Großvaters befolgen und Dierenpark dem Erdboden gleich machen, während Sophie mit guten Argumenten versucht, das Anwesen zu retten. Wer wird gewinnen?
Elizabeth Camden hat mit ihrem Buch „Das Anwesen“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser reist mit den ersten Worten in die damalige Zeit zurück und lässt sich als unsichtbarer Beobachter auf dem Anwesen nieder, um die dortigen Entwicklungen aus erster Hand mitzuerleben und die Gefühle und Gedanken ihrer Bewohner zu erfahren. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildgewaltig und farbenfroh, so dass sich vor dem inneren Auge des Lesers das wunderbare Anwesen formt und den Blick aufs Meer ebenso frei gibt wie den großen Garten mit all seiner Vielfalt. Die Autorin lässt interessante Informationen über die Wetterermittlung mit in ihre Handlung einfließen, die einen guten Eindruck über die damaligen Mittel und Wege geben, eine genauere Prognose abzugeben. Ebenso zeichnet sie ein genaues Bild der Frau zur damaligen Zeit, die zwar fähig und in der Lage ist, Männeraufgaben zu verrichten, aber nicht berücksichtigt wird bei Positionen in Arbeitsbereichen. Frauen hatten nur für Haus, Herd und Kinder da zu sein.
Der christliche Aspekt wird in diesem Roman groß geschrieben, denn die Autorin lässt hier Welten aufeinander prallen. Zum einen erzählt sie die Geschichte von Kain und Abel in etwas anderer Form durch die Vandermark-Familiengeschichte, zum anderen stellt sie ihre beiden Hauptprotagonisten glaubenstechnisch gegenüber. Er ist Wissenschaftler und Agnostiker, sie ist tiefgläubig und hat ihr Leben in Gottes Hände gelebt. Es geht um Überzeugungen und Zeichen von Gott, das Wunder der Natur, die Hoffnung und den Glauben an das Unmögliche.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen, die sie sehr glaubwürdig und authentisch wirken lassen. Der Leser kann die Gefühle mit ihnen teilen und manche Reaktion gut nachvollziehen. Sophie ist eine Frau, die sowohl intelligent und interessiert als auch fröhlich ist. Sie kann hervorragend kochen, ist zuverlässig, schlagfertig, hilfsbereit und vor allem immer optimistisch, was alles um sie herum zum Strahlen bringt. Ihr unerschütterlicher Glaube lässt sie immer nach vorn blicken und jede Situation meistern, so schwer sie auch zu sein scheint. Sie lässt sich einfach nicht durch trübe Gedanken entmutigen und schüttelt sie ab wie unnötiger Ballast. Quentin ist ein unterkühlter und freudloser Mann, was auf seine dauerhaften Schmerzen zurückzuführen ist. Er liebt seinen Sohn abgöttisch, gleichzeitig quälen ihn Schuldgefühle bei dem Gedanken an seine Ehe. Quentin versucht alles aus wissenschaftlicher Sicht zu erklären, doch gibt es einiges, wo ihm das nicht gelingt. Er kann Gefühle weder zeigen noch ausdrücken. Pieter ist ein verängstigter kleiner Junge, der vor seinem Vater Angst hat, da er diesem nie etwas recht machen kann. Auch die übrigen Protagonisten wie Nicklaas oder auch Marten beleben die Handlung mit ihrem Erscheinen und geben ihr zusätzliche Impulse.
„Das Anwesen“ ist ein rundum gelungener christlicher Roman, der sich kurzweilig Lesen lässt, während er seine Hauptbotschaft von Hoffnung, Liebe und Zuversicht immer wieder erklingen lässt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.07.2018

Seelenverwandte

Nichts als Liebe
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Im Alter von 13 Jahren lernt Macy Elliot kennen. Er und seine große Familie sind die Nachbarn des Wochenendhauses in den Weinbergen Californiens, das Macys Vater für sie beide gekauft hat, um dort Ablenkung ...

Im Alter von 13 Jahren lernt Macy Elliot kennen. Er und seine große Familie sind die Nachbarn des Wochenendhauses in den Weinbergen Californiens, das Macys Vater für sie beide gekauft hat, um dort Ablenkung von dem Schmerz über den Tod der Mutter zu finden. Schnell werden die beiden die engsten Freunde, denn sowohl Elliot als auch Macy lieben Bücher und sind auf ihre Weise Außenseiter. Die beiden gehen durch dick und dünn und zwischen ihnen entwickelt sich nach langjähriger Freundschaft auch eine Liebesbeziehung. Doch dann macht Elliot einen Fehler und die beiden trennen sich. Über 11 Jahre hatten sie keinen Kontakt. Nun ist Macy Kinderärztin und lebt mit einem Künstler und dessen Tochter zusammen. Bei einem Treffen mit einer Freundin in einem Café steht ihr auf einmal Elliott gegenüber. Plötzlich ist die Vergangenheit wieder präsent und die Gefühle für Elliot kommen wieder hoch. Auch Elliot will Macy nicht einfach wieder so aus seinem Leben verschwinden lassen. Werden Macy und Elliot doch noch eine gemeinsame Zukunft haben, oder bleiben sie am Ende nur gute Freunde?
Christina Lauren hat mit ihrem Buch „Nichts als Liebe“ einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser von Anfang an in die Seiten saugt und nicht mehr loslässt, bis das Ende erreicht ist. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig und voller Emotionen, beschreibt er die Gefühle doch bis ins kleinste Detail, so dass der Leser mit Macy und Elliot das gesamte Spektrum hautnah miterlebt. Die Handlung wird im Wechsel mal in der Gegenwart mal in der Vergangenheit erzählt, so bekommt der Leser einen wunderbare Rundumblick über das Kennenlernen, die wachsende Freundschaft und auch die gegenwärtigen Lebensverhältnisse der beiden Hauptprotagonisten sowie deren Gefühle. Die Autorin beschreibt die Beziehung der beiden so wunderbar real, dass der Leser sich gar nicht von den beiden trennen möchte, weil sie so normal und doch so verletzlich sind.
Die Charaktere sind liebevoll und mit viel Empathie ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken aufgrund ihrer Eigenschaften sehr real und authentisch, ihre Verhaltensweisen wirken sehr glaubhaft. Macy ist eine junge Frau, die behütet in einem liebevollen Elternhaus aufwuchs, bis sie mit 10 Jahren ihre Mutter verlor. Ihr Vater und sie rücken enger zusammen und doch geht das Gefühl nie vorbei, dass einer von ihnen fehlt. Macy legt sich einen Schutzpanzer zu, damit sie nicht mehr verletzt werden kann, nach außen gibt sie sich pragmatisch. Sie ist völlig uneitel und liebt Bücher über alles. Die Freundschaft zu Elliot kommt zum richtigen Zeitpunkt, dass sie sich nicht mehr allein fühlt. Mit ihm teilt sie alles, ist ihm gegenüber völlig offen. Nach dem Bruch mit Elliot hat Macy ihre Gefühle wieder abgeschottet und lässt keine tieferen Emotionen mehr zu, damit niemand eine Chance hat, sie zu verletzten. Elliot ist ein schüchterner Junge, der vor seiner großen und lauten Familie in Bücher flüchtet, um etwas Ruhe zu finden. Als er auf Macy trifft, findet er in ihr seinen Gegenpart. Er ist sensibel und besitzt genau das richtige Maß an Feingefühl, um die Schwingungen von Macys Emotionen zu erkennen. Elliot ist sich selbst gegenüber absolut ehrlich und hat aus seinen Fehlern gelernt. Auch die weiteren Protagonisten wie Macys Vater Duncan und auch Elliots Familie tragen mit ihren eigenen kleinen Auftritten zur Vervollkommnung der Handlung bei.
„Nichts als Liebe“ ist ein zauberhafter und rundum gelungener gefühlvoller Liebesroman, der von Anfang bis Ende durch eine wunderbare Handlung und vor allem durch Glaubwürdigkeit fesselt. Ein echtes Highlight im Bücherdschungel! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.07.2018

Kulinarische Genüsse und alte Geheimnisse

Sommerlilien
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Das alte Schlosshotel „Castle Dromquinna“ im irischen Kenmare ist Dianas Zuhause, dort arbeitet sie als Köchin im Sterne-Restaurant und liebt es, die Gäste mit Köstlichkeiten zu verwöhnen. Endlich hat ...

Das alte Schlosshotel „Castle Dromquinna“ im irischen Kenmare ist Dianas Zuhause, dort arbeitet sie als Köchin im Sterne-Restaurant und liebt es, die Gäste mit Köstlichkeiten zu verwöhnen. Endlich hat sich auch Tochter Darcy zu einem Besuch angekündigt. Schon lange hat Diana darauf gewartet, und nun freut sie sich auf ein Wiedersehen. Gleichzeitig finden im Hotel Dreharbeiten für eine Fernsehshow statt, die so einigen Trubel mit sich bringen und ebenso Publicity für das Hotel bedeuten. Aber die Stimmung wird getrübt durch merkwürdige Vorfälle, die immer öfter im Hotel vor sich gehen. Zu Beginn erscheinen diese Diana noch als unglückliche Umstände, doch irgendjemand wird ihr klar, dass da jemand gegen sie und ihre Familie ist. Wer ist der Verursacher und wird er sein Ziel erreichen?
Kate Lord Brown hat mit ihrem Buch „Sommerlilien“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, der von Beginn an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und leicht, der Leser taucht schnell in die Handlung ein. Die Geschichte wird in den ersten 10 Kapiteln aus wechselnden Zeitebenen erzählt, so gibt die eine die Gegenwart in Kenmare in Irland und die Geschehnisse im Schlosshotel wieder, die andere lässt den Leser teilhaben an Geschehnissen in der Vergangenheit 1969 in London. Danach geht es dauerhaft in der Gegenwart weiter, wobei der Leser die Ereignisse der Vergangenheit nicht aus den Augen lassen sollte. Die Autorin versteht es geschickt, den Spannungsbogen immer weiter ansteigen zu lassen, um den Leser auf die Folter zu spannen, ihn zum Miträtseln aufzufordern und hinter die Fassade zu blicken. So lässt sie ihn bis zum finalen Schluss im Dunkeln und serviert ein überraschendes Ende. Währenddessen lässt sie vor dem inneren Auge des Lesers eine wunderschöne irische Landschaft mit altem Anwesen entstehen und von einem Urlaub in genau diesem zauberhaften Schlosshotel zu träumen. Ebenso macht sie mit köstlichen Gerichten dem Leser den Mund wässrig, von denen einige Rezepte mitgeliefert werden. Besonders zu erwähnen sind auch die eingeschobenen Blogeinträge von Diana und Darcy, in denen sie sich über bestimmte Rezepte austauschen. Das lockert die Handlung zwischendurch immer mal wieder auf.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie überzeugen durch individuelle Ecken und Kanten, was sie sehr lebendig und authentisch wirken lässt und dem Leser die Möglichkeit gibt, mit ihnen zu bangen, zu hoffen und zu jubeln. Diana ist eine sehr sympathische Frau, die ihre Arbeit mit Liebe und Hingabe ausführt, denn sie mag es zu verwöhnen. Sie ist hilfsbereit und herzlich, besitzt einen Blick fürs Wesentliche. Aber besonders liebt sie ihre Tochter Darcy, deren Besuch sie gar nicht abwarten kann. Darcy ist eine junge Frau, die die Leidenschaft für gutes Essen von ihrer Mutter geerbt hat und diese in ihrem Blog auslebt. Beatrice ist Bäckerin und erst seit kurzem im Hotel angestellt. Sie wirkt oft etwas merkwürdig und verschlossen, als wenn sie etwas zu verbergen sucht. Die weiteren Protagonisten tragen ebenfalls zur Steigerung der Spannung bei und machen die Handlung rundum gelungen.
„Sommerlilien“ ist ein unterhaltsamer und spannender Roman, der sowohl die Liebe als auch ein Familiengeheimnis vor einer herrlichen Kulisse in sich vereint. Tolle Sommerlektüre, wo man die Seele baumeln lassen kann und doch einen gewissen Nervenkitzel dabei hat. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.07.2018

Treffpunkt Café Leila

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Der aus Russland stammende alte und schwerkranke Behzod Yadegar (Zod) sitzt jeden Tag vor dem geselligen Café Leila im Glyzinienhof in Teheran, das seinen Eltern gehört, und wartet auf den Briefträger, ...

Der aus Russland stammende alte und schwerkranke Behzod Yadegar (Zod) sitzt jeden Tag vor dem geselligen Café Leila im Glyzinienhof in Teheran, das seinen Eltern gehört, und wartet auf den Briefträger, denn er hofft auf einen Brief von seiner allesgeliebten Tochter Noor. Seit 30 Jahren lebt diese bereits in San Francisco, seitdem Zod sie dorthin gesandt hat, und führt dort inzwischen mit ihrem Ehemann, dem Herzchirurgen Nelson, und Tochter Lily ein erfülltes Leben. So schien es zumindest, denn an ihrem Hochzeitstag erfährt Noor, dass Nelson sie betrügt. Ihre Welt gerät ins Wanken, und Noor beschließt, mit ihrer Tochter Lily nach Teheran zu reisen, eine Stadt, die sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Bisher hat Lily ihre Großeltern noch nie gesehen und soll diese nun endlich kennenlernen und mehr über ihre Wurzeln erfahren sowie etwas Persisch lernen. Was wird Noor in Teheran erwarten?
Donia Bijan hat mit ihrem Buch „Als die Tage nach Zimt schmeckten“ einen wunderschönen, farbenfrohen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser die exotische und duftige Welt von Tausend und einer Nacht entführt und das ferne Persien kennenlernen lässt. Der Schreibstil ist flüssig, leicht und lässt auch einen gewissen Tiefgang nicht vermissen. Der Leser findet sich mit der ersten Seite in Teheran wieder, wo er unsichtbar mit Zod vor dem Café Leila auf den Postboten wartet, während man aus der Vergangenheit von Zods Familie und gleichzeitig auch den politischen Umbruch und der anschließenden Gewaltherrschaft erfährt, die die Stimmung in dem Land und unter den Menschen so sehr veränderte. Der Autorin gelingt es hervorragend, dem Leser einen Einblick in eine völlig andere und zum großen Teil auch dunkle Welt der Unterdrückung zu vermitteln und dabei gleichzeitig auch den Respekt für Zods weise Voraussicht zu wecken, seine Kinder in Sicherheit zu bringen, die nicht in einer gewalttätigen und frauenfeindlichen Welt leben sollen, während er allein zurückbleibt und den schrecklichen Tod seiner Frau verarbeiten muss. Dass beide Kinder allein in einem fremden Land erwachsen werden und sich einer ganz anderen Kultur stellen müssen, führt bei Noor und ihrem Bruder zu Identitätskrisen, denn sie müssen sich den Gegebenheiten anpassen, um in Frieden zu leben. Auch die kulinarischen Genüsse des Orients werden hier wunderbar beschrieben, so dass der Duft von Zimt und anderen Köstlichkeiten regelrecht die Nase zu kitzeln scheinen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und besitzen neben individuellen Eigenschaften auch Herz und Authentizität. Zod ist ein alter Mann, der auf ein bewegtes Leben zurückschauen kann, dass von vielen Schicksalsschlägen geprägt wurde. In einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen, doch bereits als Kind in ein völlig fremdes Land verbracht, muss er dies mit seinen eigenen Kindern ebenfalls tun, als sich die politische Lage so sehr verändert. Zod besitzt Mut, Herz und Stärke und eine Weisheit, die nur den Alten vorbehalten ist, die viel gesehen und erlebt haben. Er sehnt sich danach, noch einmal seine Tochter in die Arme zu schließen, bevor er stirbt. Noor ist eine Frau über 50, die schon als junge Frau stark sein musste, um in einem fremden Land zu überleben. Sie hat gerade eine herbe Enttäuschung einstecken müssen, die sie erst einmal verkraften muss. Nach 30 Jahren in die alte Heimat zu reisen erfordert Mut, denn sie weiß nicht, was sie erwartet. Lily ist ein pubertierender Teenager, der man es nie recht machen kann. Sie will nicht nach Persien und macht ihrer Mutter das Leben schwer. In Freiheit aufgewachsen ist die fremde Kultur ein Schock für sie, wo Frauen keine Rechte haben. Die weiteren Protagonisten tragen ebenfalls zur Intensität der Handlung bei.
„Als die Tage nach Zimt schmeckten“ ist eine tiefgründige, farbenfrohe und anrührende Familiengeschichte, die den Leser in eine exotische Welt entführt und mitten ins Herz trifft. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 14.07.2018

Sommer in Kroatien

Der Duft des tiefblauen Meeres
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Die Trennung von ihrem Freund kommt für Pia aus heiterem Himmel, hatte sie es doch nicht vorausgesehen und schon Zukunftspläne geschmiedet. Nun ist sie am Boden zerstört. Um sich von dem Schlag zu erholen, ...

Die Trennung von ihrem Freund kommt für Pia aus heiterem Himmel, hatte sie es doch nicht vorausgesehen und schon Zukunftspläne geschmiedet. Nun ist sie am Boden zerstört. Um sich von dem Schlag zu erholen, reist sie auf die Insel Cres in Kroatien, denn sie weiß, dass ihr Großvater vor langer Zeit dort sehr glücklich war. Vielleicht kann sich dort noch jemand an ihren Opa erinnern und sie lernt eine andere Seite von ihm kennen. Das erhofft sich Pia jedenfalls. Als sie auf den einheimischen jungen Winzer Goran trifft und dieser sie auf sein Weingut einlädt, lässt Pia sich nicht lange bitten. Allerdings hat sie nicht mit der ablehnenden Haltung seiner Familie gerechnet, die sie nicht gerade willkommen heißt, ganz im Gegenteil, Pia fühlt sich unwohl und völlig fehl am Platz. Das kann doch nicht nur damit zusammenhängen, dass Gorans Onkel vor über 50 Jahren in Deutschland verschwand! Ob ihr Opa etwas damit zu tun hat? Pia will den Dingen auf jeden Fall auf den Grund gehen…
Sofia Caspari hat mit ihrem Buch „Der Duft des tiefblauen Meeres“ einen spannenden, bildhaften und gefühlvollen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser an der Seite von Pia mit auf eine abenteuerliche Reise, um auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln und gleichzeitig auch viel über sich selbst herauszufinden. Die Handlung wird aus auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleitet der Leser Pia in der Gegenwart nach Kroatien und erfährt dabei aus erster Hand ihre Gedanken und Gefühle, aber auch ihre Erlebnisse auf der Insel und ihre persönliche Entwicklung während ihres Aufenthalts. Zum anderen wird durch Rückblenden in die 40er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Geschichte von Pias Großvater erzählt, wie dieser in Kroatien seine Sommer verbrachte. Die Autorin versteht es sehr geschickt, den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit so fließend ineinander übergehen zu lassen, dass der Leser einen sehr guten Rundumblick bekommt. Gleichzeitig wird dadurch auch die Spannung der Handlung gesteigert, denn der Leser rätselt fieberhaft mit, was wohl mit Gorans Onkel passiert ist. Die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh und bildgewaltig, die Autorin mal mit ihren Worten dem Leser wunderschöne Bilder der kroatischen Insel in den Kopf. Dort würde man gerne mal den Sommer verbringen mit Blick auf das Meer und dem Salzgeschmack auf der Zunge.
Die Charaktere sind sehr liebevoll skizziert und bestechen mit individuellen Eigenschaften, die sie sehr real und authentisch wirken lassen. Der Leser kann sich mit ihnen identifizieren, und manche von ihnen wachsen ihm direkt ans Herz. Pia ist eine sympathische junge Frau, die gerade eine Pechsträhne zu verkraften hat. Sie hatte sich ihre Zukunft bereits wunderschön ausgemalt und war glücklich. Doch von jetzt auf gleich steht sie vor einem Scherbenhaufen und muss ihr Leben neu ausrichten. War sie vorher eine Hälfte vom Ganzen, so ist sie nun auf sich allein gestellt. Auch wenn Pia momentan angeschlagen ist, versprüht sie doch eine gewisse Lebensfreude und Optimismus. Sie ist eine Kämpfernatur, die sich nicht unterkriegen lassen wird. Und während sie nach neuen Wegen für sich sucht, wächst sie an dieser Erfahrung und gewinnt an Stärke und Entschlossenheit. Goran ist ein freundlicher Mann mit positiver Ausstrahlung. Er ist hilfsbereit und aufgeschlossen, steht für andere ein und unterstützt sie. Auch die weiteren Protagonisten wie Pias Großeltern aber auch Gorans Familienclan machen die Handlung mit ihren Auftritten rundum gelungen.
„Der Duft des tiefblauen Meeres“ ist ein wunderschöner Roman über Freundschaft, Liebe und neue Lebenswege vor einer Urlaubskulisse, wie sie nicht traumhafter sein könnte. Ein tolles Buch für sonnige Stunden in der Hängematte zum Wegträumen. Absolute Leseempfehlung!