Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2018

Weiter Blick

Acht Berge
0

Bereits als er noch ein Kind war nahm sein Vater ihn mit in die Berge. Er konnte nie schnell genug nach oben kommen. Pietro meint, jeder habe seine eigene Höhe. Sein Vater wollte immer ganz nach oben, ...

Bereits als er noch ein Kind war nahm sein Vater ihn mit in die Berge. Er konnte nie schnell genug nach oben kommen. Pietro meint, jeder habe seine eigene Höhe. Sein Vater wollte immer ganz nach oben, während seine Mutter sich eher auf den Almwiesen wohl fühlte. Die ersten Urlaube aus Mailand heraus führten die Familie in einen halb verlassenes Bergdorf. Dort lernt Pietro den nur ein paar Monate älteren Bruno kennen. Der Bergbauernbub zeigt Pietro eine andere Welt. Und gemeinsam mit dem Vater besteigen sie so manchen Berg. Doch die Zeit macht vor den Kindern nicht halt und ihre Wege entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen.

Will der Vater durch die gemeinsamen Wanderungen mit seinem Sohn die Wanderungen ersetzen, die er mit dem früh verstorbenen Bruder seiner Frau unternommen hat? Ist er deshalb so rastlos? Pietro bleibt den Bergen immer verbunden, wenn auch auf andere Art und Weise. Zur Enttäuschung des Vaters bricht er sein Studium ab und wird Dokumentarfilmer. Sein Weg führt ihn dabei in die Bergwelten Nepals. Müsste sein Vater nicht so etwas wie Stolz empfinden. Sein Jugendfreund Bruno bleibt sehr heimatverbunden, neben seiner Arbeit als Maurer wird es sein Traum einen Bauernhof zu führen.

Kann der weite Blick von einem Bergwipfel verbinden oder auch entzweien? Es scheint als wolle der Autor dieser oder einer ähnlichen Frage nachgehen. Soll Pietro einen verwaisten Platz einnehmen? Will der dem Vater entfliehen, indem er sich verweigert? Und kommt er doch nicht von den Bergen los? Und welcher Platz kommt Bruno zu, der doch so erdverbunden scheint. Ist er vielleicht der wahre Träumer? Manchmal ist eher der Weg das Ziel. Und so bleiben etliche Schwingungen zwischen den handelnden Personen der Interpretation des Lesers vorbehalten. Diese offene Schreibweise regt die Phantasie an und gibt dem Roman einen gewissen Nachhall. Die einfühlsamen Beschreibungen des kargen Lebens in den Bergen geben dem Buch jedoch seinen eigentlichen Gehalt.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Rückkehr der Magie

Children of Blood and Bone
0

Nachdem die Magie mit blutiger Gewalt aus der Welt verbannt wurde, bleibt den Nachkommen der Magier nur noch ein Dasein in der einfachsten Schicht. Nicht mehr die Magie hilft ihnen, mit Händen und Füßen ...

Nachdem die Magie mit blutiger Gewalt aus der Welt verbannt wurde, bleibt den Nachkommen der Magier nur noch ein Dasein in der einfachsten Schicht. Nicht mehr die Magie hilft ihnen, mit Händen und Füßen müssen sie sich mitunter verteidigen. Um die Steuern bezahlen zu können, reist Zélie mit ihrem Bruder in die Stadt. Dort retten sie ein Mädchen aus großer Gefahr, um wenig später mit Entsetzen festzustellen, dass es sich um Prinzessin Amari handelt. Diese ist mit den grausamen Taten ihres Vaters nicht mehr einverstanden, seit dieser ihre Zofe, die gleichzeitig ihre Freundin war, umgebracht hat. Außerdem geht das Gerücht, die Magie könnte sich wieder den Weg in die Welt bahnen.

Mit ihren treuen und neuen Gefährten macht sich Zélie auf die Suche nach der Magie, nach der guten Sache. Angeblich hat die Magie die erste Familie des Königs getötet, so dass dieser einen Grund sah, brutal Rache zu nehmen. Doch war das wirklich der Fall? Würde es vielleicht einen anderen Weg geben? Zélie ist in einer Zwickmühle. Soll sie die Magie mit aller Macht herbeisehnen, um dann von ihr vereinnahmt zu werden und selbst Grausamkeiten auszuüben? Oder wäre eine friedlichere Lösung möglich? Es erscheint ihr so, dass zur Beseitigung der Übermacht der Adligen zunächst der Weg des Kampfes zu wählen ist.

Die junge Autorin hat es spannendes Werk geschaffen, in dem jedoch mit Grausamkeiten und Brutalitäten nicht gegeizt wird. Da es sich um den ersten Band einer geplanten Trilogie handelt, können nicht alle Rätsel gelöst werden. Ob und wie sich die Geschichte abrundet, wird man wahrscheinlich erst am Schluss beurteilen können. Doch der Kampf der Unterdrücken gegen ihre Peiniger ist beeindruckend dargestellt. Auch dass Kämpfe immer mit Verlusten einhergehen wird ausdrücklich klargemacht. Freund und Feind sind wie im wirklichen Leben nicht immer genau zu unterscheiden, wodurch Entscheidungen beeinflusst werden, mit deren Folgen es zu leben gilt.

Tomi Adeyemi hat viele Ansätze in ihrem Buch verarbeitet, wobei fraglich ist, ob der normale Leser genug Hintergrundwissen besitzen wird, um alles deuten zu können. Allerdings ist positiv hervorzuheben, dass der Held eine Heldin ist, die stolz auf ihre schwarze Hautfarbe ist und auch sein kann. Schon allein dadurch sticht dieser Roman hervor, man würde sich mehr davon wünschen.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Schweben

Der Schmetterlingsjunge
0

Kommissar Nils Trojan hat sich auf den Urlaub gefreut. Doch seine Freundin Jana, oder ist sie schon seine Ex-Freundin, hat sich eine Auszeit genommen. Allem Anschein nach hat sie jemanden kennengelernt. ...

Kommissar Nils Trojan hat sich auf den Urlaub gefreut. Doch seine Freundin Jana, oder ist sie schon seine Ex-Freundin, hat sich eine Auszeit genommen. Allem Anschein nach hat sie jemanden kennengelernt. Als die Nachricht von einem ungeklärten Todesfall hereinkommt, ist Nils sofort voll konzentriert. Eine weibliche Person wurde übel zugerichtet und ihr 11jähriger Sohn musste dem Täter begegnen. Fast kann man sagen glücklicherweise hat dieser den Jungen betäubt. Befragungen des Kindes ergeben nicht sehr viel, die Betäubung mit Rohypnol hat die Erinnerung nahezu gelöscht. Trojan und seine Kollegen ermitteln fieberhaft, schon bald gibt es eine zweite Leiche.

Es ist bereits der siebte Fall, den Nils Trojan lösen möchte. Einfach hat er sich diesmal nicht. Die unsichere Situation mit Jana, die vielleicht bald nicht mehr unsicher ist. Wird ihm diese Art von Sicherheit gefallen? Emily, Trojans Tochter, begibt sich ans Abitur, sie ist fast erwachsen. Und mit seinem Vater hat Nils Trojan auch noch einiges zu klären. In der Mitte seines Lebens scheint etliches im Umbruch zu sein. Damit muss man erstmal fertig werden. Hinzu kommt ein belastender Fall, bei dem es um einen Wettlauf mit der Zeit und auch mit dem Täter geht. Nicht nur eine Frau kommt zu Tode. Und so ist es das erklärte Ziel der Beamten, weitere Mordfälle zu verhindern.

Natürlich kann sich ein Autor, der einen authentischen und sympathischen Ermittler geschaffen hat, der die Aufklärungsrate hoch hält, nur hohe Ziele setzen. Schließlich gilt es den Lesern weitere packende Fälle zu liefern, die die Romane inhalieren und kaum ist die letzte Seite umgeschlagen schon nach dem nächsten Abenteuer gieren. Um zu neuen und frischen Ideen zu kommen, bedarf es sicher hin und wieder einer Auszeit. Möglicherweise wird sich der Autor diese genehmigen. Zuvor ist ihm jedoch eine sehr spannende Verfolgungsjagd gelungen, während derer der Täter immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Bei der Gefahr, in der einige Opfer dadurch schweben könnten, kann man gut nachvollziehen, mit welcher Energie sich Trojan in die Untersuchung stürzt. Zwar werden einige Ansätze etwas links liegen gelassen, doch vielleicht dient das nur dazu, die Spannung bis aufs Äußerste zu steigern.

Und tatsächlich ist es so, kaum hat man die letzte Seite umgeblättert, möchte man schon wissen, was der Autor für seinen Helden noch in Petto hat.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Einsteins erste Frau

Frau Einstein
0

Als junge Studentin ist Mileva Kommilitonin von Albert Einstein. An Intelligenz steht sie ihm in nichts nach, schließlich ist sie eine der ersten Frauen, die in Zürich Physik und Mathematik studieren darf. ...

Als junge Studentin ist Mileva Kommilitonin von Albert Einstein. An Intelligenz steht sie ihm in nichts nach, schließlich ist sie eine der ersten Frauen, die in Zürich Physik und Mathematik studieren darf. Albert ist zunächst der Einzige im Seminar, der sich mit ihr abgibt. Die Umstände während des Studiums sind für Mileva nicht ganz einfach. In ihrem Wohnheim leben noch drei weitere Studentinnen, mit denen Mileva, die eigentlich eher zurückhaltend ist, guten Kontakt. Zum ersten Mal hat sie so etwas wie einen Freundeskreis und in dessen Gesellschaft blüht sie förmlich auf. Kein Wunder, dass der charismatische Albert ihr immer mehr Aufmerksamkeit schenkt.

Die Zeit der Jugend, des Studium, eine erste Liebe - es ist wohl für beinahe jeden Menschen die schönste Zeit. Und So geht es wahrscheinlich auch Mileva. Ihre sympathischen Freundinnen, die sie ermutigen, ihre Nase auch mal aus den Büchern zu heben. Gemeinsames Musizieren, Spaziergänge, Besuche in den Cafés der Studenten. Ganz anders als gedacht für Mileva, die erwartete, nur zu lernen, um den heißbegehrten Abschluss zu erhalten. Immer mehr jedoch flaniert Albert Einstein in ihr Leben. Mit großer Geduld und Zielstrebigkeit umwirbt er sie. Doch kann im Jahr 1896 eine junge Frau als Wissenschaftlerin bestehen?

Mit empfindsamen Worten schildert die Autorin Mari Benedict wie sie Milevas Leben interpretieren würde. Die wenigen bekannten Fakten kleidet sie in eine interessante und fesselnde Fiktion, der eine immense Tragik innewohnt. An Einstein gekettet, kann Mileva sich nicht selbst entwickeln. Was wäre aus ihr geworden, hätte sie alle ihre Möglichkeiten ausschöpfen können. Zwar ist sie mit Einstein eine Weile glücklich, doch schon bald merkt sie, dass sie sich nicht auf ihn verlassen kann. Und so scheint der Beziehung keine allzu lange Beständigkeit gegeben zu sein. Und doch ist Mileva eine starke Frau, die ihr Schicksal schließlich in die eigene Hand nimmt. Von der Tragik des Lebens lässt sie sich schließlich nicht entmutigen, auch wenn es immer wieder schwere Zeiten gibt. Ob Einstein wirklich einen schlechten Charakter hatte, kann nicht beurteilt werden, einige Tatsachen könnten jedoch dafür sprechen.

Dieser Roman ist einer, der seine Leser mit packender Unterhaltung versorgt, und gleichzeitig dazu anregt, selbst noch etwas weiter zu forschen, wie es denn wirklich zugegangen sein könnte.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Gut, dass es sie gibt

Heimliche Herrscher
0

Bald soll es in den Urlaub gehen, die Pläne stehen schon, Kommissar Sebastian Fink muss nur noch seine neue Freundin schnappen und auf geht es nach Italien. Doch wie so oft kommt es anders. Eine Mordserie ...

Bald soll es in den Urlaub gehen, die Pläne stehen schon, Kommissar Sebastian Fink muss nur noch seine neue Freundin schnappen und auf geht es nach Italien. Doch wie so oft kommt es anders. Eine Mordserie erschüttert Hamburg. Zunächst trifft es den Ex-Mann von Monika Packer, dann einen Sohn aus gutem Haus und als vorerst letztes Opfer wird eine angesehene Zahnärztin ermordet. Die Opfer haben nichts gemeinsam, wären sie nicht mit der gleichen Waffe getötet worden, würde man vielleicht nicht einmal von einer Reihe sprechen können. So allerdings, wer sollte einen Grund gehabt haben, drei so unterschiedliche Menschen zu töten.

Unaufgeregt und gradlinig beginnt Sebastian Fink mit seinen Nachforschungen. Es muss doch einen Zusammenhang geben. Auch wenn sich der Fall schwierig gestaltet, wenigstens passt es zwischen Sebastian und Marissa, die als DJane so manche Nacht in Clubs verbringt. Unverdrossen geht Fink gemeinsam mit seinen Kollegen jeder noch so kleinen Spur nach und die Geduld wird belohnt. Endlich scheint sich eine Fährte aufzutun, die zu einer Erklärung führen könnte.

Das Set von DJane Marissa lädt zum Tanzen ein, wie die wummernden Bässe die Menge in Bewegung bringen und auch die Synapsen im Gehirn Finks feuern lassen, das ist schon lesenswert. Dazu bildet sie grundsolide Ermittlung fast schon einen Gegensatz, wobei grundsolide durchaus nicht negativ gemeint. Genau so einen Kriminalroman braucht man manchmal, in dem kein Actionfeuerwerk abgefackelt wird und der sorgengeplagte Held von einer dramatischen Situation in die nächste schlittert. Mit den präzisen Schilderungen der Polizeiarbeit punktet dieser Roman und mit einem sympathischen Kommissar ebenso. Schön wäre es vielleicht gewesen, wenn der Klappentext anders geschrieben wäre. Die Handlung ist weniger reißerisch, dafür umso authentischer als der Klappentext es vermuten lässt.

Diese Krimireihe gefällt mit ihrem gewieften Ermittler und dem hamburgischen Flair, was einen zu dem Gedanken verführt, genau so könnte es gewesen sein.