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Veröffentlicht am 23.08.2018

Machenschaften aus längst vergangenen Zeiten

Elitewahn
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„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. Seit fünfzig Jahren ist dieser Satz von Bertolt Brecht bekannt. Er steht im Epilog des Theaterstücks "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.
Daran musste ...

„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. Seit fünfzig Jahren ist dieser Satz von Bertolt Brecht bekannt. Er steht im Epilog des Theaterstücks "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.
Daran musste ich denken, als ich den neuen Krimi „Elitewahn“ von Biggi Rist und Liliane Skalecki, erschienen 2018 im Gmeiner Verlag, gelesen hatte.

Es ist der zweite Fall der beiden Freundinnen und Hobbyermittlerinnen Malie Abendroth und Lioba Hanfstängl aus Konstanz. Die beiden sehr unterschiedlichen Frauen haben sich zufällig kennengelernt und schon einmal zusammengearbeitet, als es um das Thema Artenschutz und illegaler Handel mit bedrohten Tieren ging.

Auch im neuen Krimi greift das Autorenduo aktuelle gesellschaftliche Themen auf. War es zuvor der Natur- und Umweltschutz, bereitet ihnen jetzt die aktuelle politische Entwicklung mit zunehmenden rechtspopulistischen Tendenzen Sorge. In der Pressemitteilung des Gmeiner Verlages ist zu lesen, dass sich immer mehr Menschen ein „früheres Deutschland“ vorstellen können.

Geschickt wird in verschiedenen Zeitebenen, Rückblicken und historischen Einfügungen des Krimis von der Eliteschule Schloss Waldesruh und seinen Insassen erzählt. Dabei werden auch die vergessenen Geschichten der NAPOLA wieder gegenwärtig und der Leser kann durchaus Parallelen erkennen.
Die spannende Geschichte, die der Krimi beinhaltet, vermischt gekonnt Realität und Fiktion.

Ein junger Lehrer des Internats wird plötzlich tot aufgefunden. Man geht von einem natürlichen Tod aus. Doch Malie, die als Gärtnerin mit der Neugestaltung des Schlossparks beauftragt wurde, hat Malte kennengelernt und von ihm merkwürdige Dinge über das Internat gehört. Beide haben sich als aus dem Norden Zugezogene sofort gut verstanden. Ihr Misstrauen ist geweckt.

Zur gleichen Zeit erhält ihre Freundin Lioba, die beim städtischen Bauamt tätig ist, eine Rechercheanfrage zum Schloss Waldesruh von einem Historiker. Wenig später findet Lioba ihn tot in seinem Haus. Aber sie sieht auch Indizien, die nicht auf eine natürliche Todesursache schließen lassen.

Malie und Lioba stellen sich Fragen und suchen Antworten. Sie beginnen zu recherchieren und finden in der Nazizeit und der Judenverfolgung den Schlüssel zur Lösung des Falls. Dabei decken sie Unglaubliches auf. Nach und nach entsteht ein sehr differenziertes Bild der Vergangenheit und personelle Verbindungen führen direkt in die heutige Zeit. Die Autorinnen haben den historischen Hintergrund sehr gut recherchiert. Die Erkenntnisse werden geschickt mittels Nebenfiguren und –handlungen in die spannende und komplexe Handlung eingebunden.

Der flüssige Schreibstil, der wie aus einem Guss ist, liest sich ausgezeichnet. Das Personenverzeichnis am Anfang ist sehr hilfreich. Die Charaktere sind sehr gut und anschaulich beschrieben und Ähnlichkeiten mit Zeitgenossen rein zufällig. Beide Autorinnen verfügen über eine Portion Humor, die den handelnden Personen gut steht.

Die Spannung und die Suche nach Täter und Motiv fesseln bis zum dramatischen Finale, als Malie plötzlich selbst in große Gefahr gerät.

Aus meiner Sicht ist „Elitewahn“ eine klare Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Krimi mit authentischen Persönlichkeiten, spannenden Ermittlungen und einem kritischen Blick auf die Gegenwart und Vergangenheit Deutschlands mögen.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Eine indische Romanze

Die englische Fotografin
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2018 erschien „Die englische Fotografin“ von Dinah Jefferies in deutscher Übersetzung im Bastei-Lübbe-Verlag. Das englische Original, 2017 veröffentlicht, hat den Titel „Before the rains“.

Seit dem Tod ...

2018 erschien „Die englische Fotografin“ von Dinah Jefferies in deutscher Übersetzung im Bastei-Lübbe-Verlag. Das englische Original, 2017 veröffentlicht, hat den Titel „Before the rains“.

Seit dem Tod ihres Mannes ist die Kamera der einzige Begleiter der 28jährigen Eliza. 1930 erhält sie den Auftrag ein Jahr lang die Familie des Maharadschas von Rajputana zu porträtieren. Sie kennt sich in Indien etwas aus, denn bis zu ihrem 10. Lebensjahr hat sie hier gelebt. Sie liebt das Land und möchte in der Welt der Fotografie Fuß fassen und ihren beruflichen Traum verwirklichen.

Doch die Realität ist anders. Der Palast mit seinen Intrigen und strengen indischen Traditionen bleibt ihr fremd. Bald lernt sie Jay, den Bruder des amtierenden Maharadschas näher kennen. Er war in einem britischen Internat und ist, genau wie sie, in beiden Kulturen zu Hause.

Eliza macht ihn auf die Armut seiner Landsleute aufmerksam und er sie auf die Ungerechtigkeiten der britischen Herrschaft. Die Kolonialzeit hat ihren Zenit bereits überschritten und Veränderungen im Land deuten sich an. Eliza ist genau wie Jay aufgeschlossen für Neues. Sie planen ein Bewässerungsprojekt. Doch bald verbindet beide noch viel mehr.

Dinah Jefferies erzählte eine leidenschaftliche Liebesgeschichte von Menschen, die Grenzen und Welten überbrücken möchten. Dabei beschreibt sie die indische Kultur und Lebensweise so bildhaft und farbenreich, dass ich mich direkt in Rajputana wähnte.
Sie weiß mit interessanten Nebenfiguren und Geschichten um die beiden Protagonisten zu fesseln und vermittelt ein detailgetreues Bild Indiens mit seinen Palästen und ungewöhnlichen Landschaften. Sehr differenziert werden Briten und Inder charakterisiert. Besonders gefallen hat mir die Frau des englischen Arztes, Dottie. Sie wird Eliza eine wahre Freundin. Sie kennt die Problematik der Beziehung zwischen Eliza und Jay, denn Verbindungen zwischen Indern und sind in keiner der beiden Gesellschaften erwünscht. Dennoch hilft Dottie uneigennützig und zeigt menschliche Größe.

Dinah Jefferies, die in Malaysia geboren und bis zu ihrem 9. Lebensjahr dort lebte, beschreibt auch in diesem Roman mit psychologischen Gespür Menschen, die in verschiedenen Kulturen beheimatet sind.

Farbenprächtig und flüssig erzählt sie von den Zweifeln und Glücksmomenten der Protagonistin, in die sich auch der britische Statthalter Clifford Salter verliebt hat. Er kennt Eliza seit ihrer Kindheit und empfindet viel für sie. Doch Elizas Herz gehört bereits Jay.

Sie muss sich entscheiden, ob sie ihrem Herzen folgt oder das tut, was die Gesellschaft von ihr erwartet. Diesen Konflikt schildert die Autorin in einer spannenden und mitreißenden Geschichte, die immer wieder aufs Neue überrascht.

Fazit:
Die berührende Lebens- und Liebesgeschichte von Eliza ist allen zu empfehlen, die mehr über ein fremdes Land und eine starke Frau, die Nichts entmutigen kann, erfahren möchten. Es ist eine Reise, die einen Indien mit anderen Augen sehen lässt und neugierig darauf macht. Dank des flüssigen Schreibstils, lässt sich das Buch sehr gut lesen, wenn auch der Zufall manchmal eine sehr große Rolle spielt. Wer mehr über das Leben einer starken Frau in einer fremden Zeit und einem fremden Land erfahren möchte, dem ist das Buch zu empfehlen. Gern vergebe ich 5 Sterne.


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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 13.08.2018

Mord ohne Motiv?

Die Toten von Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi
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Der Krimi „Die Toten von Spiekeroog“ von Ele Wolff, erschienen 2018 im Klarant-Verlag, ist der 4. Band der Reihe Janneke Hoogestraat ermittelt.

Jannekes Insel-Cousine Hanna-Eva hat sich den rechten Arm ...

Der Krimi „Die Toten von Spiekeroog“ von Ele Wolff, erschienen 2018 im Klarant-Verlag, ist der 4. Band der Reihe Janneke Hoogestraat ermittelt.

Jannekes Insel-Cousine Hanna-Eva hat sich den rechten Arm gebrochen und benötigt Hilfe in ihrer Pension. Die Krimiautorin und Journalistin Janneke zögert nicht und reist nach Spiekeroog, um zu helfen. An ihrem Manuskript kann sie auch auf der Insel weiterarbeiten.

Kurz vorher geschah auf der schönen und beschaulichen Insel ein grausames Verbrechen. Ein altes Ehepaar wurde mit einem manipulierten Elektroschocker umgebracht. Niemand kann sich die Tat erklären. Es war kein Einbruch. Wem hat das Paar seine Tür geöffnet? Kam der Täter von der Insel oder vom Festland?

Diese Fragen bewegen nicht nur die Einheimischen. Auch Janneke möchte gern mehr erfahren. Sie ist eine sympathische, nette und kontaktfreudige Person, die auf andere Menschen zu geht.

Manchmal hat der Zufall seine Finger im Spiel und sie macht nicht nur die Bekanntschaft von Greta, der besten Freundin des Mordopfers, sondern lernt auch Fokke, einen der Inselpolizisten kennen. Er ist der Neffe von Greta.

So ist Janneke immer auf dem Laufenden und recherchiert eifrig im Privatleben der Ermordeten. Das Erzählen in zwei Zeitebenen ist der Autorin geschickt gelungen. Der Schreibstil von Ele Wolf ist unterhaltsam undflüssig. Sie entwirft ein sehr diffiziles und komplexes Persönlichkeitsprofil der Opfer, das sich nur durch die Vergangenheit erklären lässt. Hier gibt es so einige Geheimnisse. Der Leser ahnt mit Janneke und Fokke, wo ein Motiv und der Täter zu finden sein könnten.

Aber es wäre kein echter Ostfrieslandkrimi, wenn es nicht auch viele falsche Fährten und Hinweise, die interessant sind, aber nicht wirklich weiter helfen, gäbe. Ele Wolff erzählt viel Interessantes vom heutigen und vom alten Spiekeroog und seinen Gästen. Dabei gelingt es ihr auf wunderbare Weise Inselflair und Urlaubsstimmung zu vermitteln, die mit Geheimnissen verbunden sind.

Ich habe mich in Gesellschaft der Protagonisten und der vielen, liebevoll gezeichneten Inselbewohner sehr wohl gefühlt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Es ist spannende Unterhaltung, die mich als Leser fesselt.
Die Auflösung des Mordes ist schlüssig und in sich stimmig und war für mich nachvollziehbar. Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, denn die Geschichte war gut durchdacht und spannend bis zu Schluss.

Es bereitet Freude diesen spannenden Ostfrieslandkrimi zu lesen. Es ist pures Lesevergnügen und die geeignete Lektüre für Urlaubstage im Sommer und gemütliche Stunden im Winter daheim. Aus meiner Sicht gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Ein spektakulärer Fall für Mona und Enno

Friesenbarbier. Ostfrieslandkrimi
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„Friesenbarbier“ ist Teil 9 der im Klarant-Verlag erscheinenden Ostfriesland-Krimireihe „Mona Sander und Enno Moll“ ermitteln.

Mitten in der Ferienzeit wird auf Borkum der angesagte und mit einer Goldmedaille ...

„Friesenbarbier“ ist Teil 9 der im Klarant-Verlag erscheinenden Ostfriesland-Krimireihe „Mona Sander und Enno Moll“ ermitteln.

Mitten in der Ferienzeit wird auf Borkum der angesagte und mit einer Goldmedaille prämierte Friseur Erik Mönke von Mona tot aufgefunden. Der Mord geschah im Salon zwischen zwei Terminen und niemand hat etwas bemerkt. Noch rätselhafter ist die Todesursache: Er wurde mit einer Klavierseite erdrosselt.

Mona ist eine junge und temperamentvolle Polizistin, die immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Ihr ruhiger und bedächtiger Kollege Enno kann durch Berufserfahrung und lokale Kenntnisse als gebürtiger Borkumer punkten. Gemeinsam finden sie schnell erste Anhaltspunkte und Verdächtige, denn das Mordopfer war als Casanova bekannt.

Am nächsten Tag, als der Gerichtsmediziner vom Festland eintrifft, ist die Leiche verschwunden. Jetzt müssen Mona und Enno nicht nur einen Mord aufklären, sondern zunächst den Toten finden.
Der lockere und frische Schreibstil der Autorin gefällt und es macht Freude, das ungleiche Team bei seiner Arbeit zu begleiten.

Der Fall entwickelt schnell eine Eigendynamik als bekannt wird, dass der Friseur offensichtlich nicht nur Haare gewaschen hat. Spuren führen in die organisierte Kriminalität. Immer wieder überraschen unvorhergesehene Ereignisse und plötzlich gerät Mona in das Visier eines Kriminellen. Die Spannung steigt stetig und fesselt den Leser.
Die Geschichte ist ungemein kurzweilig zu geschrieben, da die Autorin sehr unterhaltsam zu erzählen weiß. Die Nebenfiguren, Touristen und Einheimische, sind authentisch und gut charakterisiert. Sie vermitteln Inselflair. Die Mischung zwischen Kriminalfall und Monas Privatleben ist ausgewogen und gelungen.

In rasantem Tempo verlaufen die Ermittlungen auf der ruhigen und friedlichen Insel Borkum. Gerade solche Kontraste machen Ostfrieslandkrimis so reizvoll. Die Kombination von Urlaubszeit und Spannung bei der Aufklärung gepaart mit Humor ist das Erfolgsrezept. Die beiden gegensätzlichen Ermittler Mona und Enno ergänzen sich gut und bilden ein perfektes Team, dem es gelingt den Mord restlos aufzuklären. Alle Puzzlestückchen passen zusammen und die Auflösung des komplexen Falls ist in sich absolut schlüssig.

Es macht Freude diesen spannenden Ostfrieslandkrimi zu lesen. Es ist Lesevergnügung pur und die geeignete Lektüre für Urlaubstage im Sommer und gemütliche Stunden im Winter daheim. Aus meiner Sicht gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Mehr als eine Krankenhausgeschichte

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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„Die Charité“ Hoffnung und Schicksal von Ulrike Schweikert, erschienen 2018 bei Rowohlt, ist als Auftakt einer mehrteiligen Reihe konzipiert. Der erste Band um fasst die Zeit von 1831 bis 1847.

Die ...

„Die Charité“ Hoffnung und Schicksal von Ulrike Schweikert, erschienen 2018 bei Rowohlt, ist als Auftakt einer mehrteiligen Reihe konzipiert. Der erste Band um fasst die Zeit von 1831 bis 1847.

Die Autorin vermittelt in ihrem Roman ein umfassendes Bild von Berlin mit der Charité im Mittelpunkt. Es ist die Zeit der beginnenden Industrialisierung. Die Stadt wächst und viele Menschen, die hier Arbeit gefunden haben, leben unter ärmlichsten Bedingungen. Die Choleraepidemie, die plötzlich Berlin erreicht hat, fordert hier hohe Opfer.

Auf der anderen Seite leben Adel und das aufstrebende Bürgertum in schönen Gebäuden und Wohnungen. Auch hier treten Fälle von Cholera auf, aber es sind bedeutend weniger. So liegt die Vermutung nahe, dass die sozialen und hygienischen Bedingungen den Ausbruch und Verlauf der Krankheit beeinflussen.
Ärzte sind es, die mit verschiedenen Gesellschaftsschichten in Berührung kommen und in gegensätzlichen Welten verkehren. Im Mittelpunkt steht der berühmte Chirurg Dr. Dieffenbach, der an der Charité arbeitet und lehrt.

Die Wärterin und spätere Diakonisse Elisabeth, die Totenfrau Martha und die Gräfin Ludovica sind weitere Protagonisten. Sie werden so gut beschrieben und mit Liebe zum Detail gezeichnet. Auf mich wirken sie authentisch und ich konnte mich mit ihnen identifizieren.

Durch Dr. Dieffenbach sind die drei Frauen, in deren Lebensgeschichten der Leser eintaucht, lose mit einander verbunden. Ulrike Schweikerts Personenensemble ist eine gekonnte Mischung aus realen und fiktiven Personen.

Es wird Spannendes aus dem medizinischen Alltag kombiniert mit Szenen aus dem Privat- und Liebesleben der Protagonisten unterhaltsam erzählt. Die Autorin hat historische und medizinische Fakten auch ausgezeichnet recherchiert und kann den Leser durch ihre präzisen Beschreibungen auch an schwierigen Operationen teilhaben lassen.
Ulrike Schweikert berichtet, wie um medizinische Fortschritte gerungen wird und sich die Medizin in Europa weiterentwickelt. Noch müssen Patienten bei Operationen leiden, denn es gibt keine Narkose. Die Gefahr des Wundbrandes droht immer.

Die Pflege von frisch operierten Patienten, aber auch der anderen Insassen der Charité ist ein Hauptthema, welches sich durch den gesamten Roman als roter Faden zieht. Wir erfahren von groben, schlecht oder gar nicht ausgebildeten Pflegekräften, deren Bezahlung in keiner Weise ihrer schweren Tätigkeit gerecht wird. Aber es gibt engagierte Menschen, die sich hier für eine Verbesserung der Situation einsetzen. Ein aktuelles Problem, was auch in der heutigen Zeit von brennender Aktualität ist.

Ulrike Schweikerts gelungener historischer Roman hat mich überzeugt und begeistert. Ihr gelingt es die Atmosphäre des alten Berlins greifbar zu machen und so Geschichte und Geschichten der Charité perfekt einzurahmen. Sie hat ein Gespür für diesen geschichtsträchtigen Ort und kann den Leser in ihren Bann ziehen.

Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung. Gern vergebe ich alle Sterne. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.