Anders als erwartet
Auf den neuen Jugendthriller von Elisabeth Herrmann habe ich mich sehr gefreut. Ich lese sowohl ihre Jugendromane, als auch ihre Krimis für Erwachsene richtig gerne, wobei ich ersteres bevorzuge. Meine ...
Auf den neuen Jugendthriller von Elisabeth Herrmann habe ich mich sehr gefreut. Ich lese sowohl ihre Jugendromane, als auch ihre Krimis für Erwachsene richtig gerne, wobei ich ersteres bevorzuge. Meine Freude war daher groß als ich in der Vorschau des cbj Verlages die Ankündigung von „Zartbittertod“ entdeckt habe.
Seit mehreren Generationen betreibt Mias Familie ein kleines Chocolaterie-Geschäft in Meißen. Mia ist also mit dem Herstellen von Schokolade groß geworden und versucht sich selbst immer wieder gerne an den kreativsten Rezepten. Sie könnte sich durchaus vorstellen, das Geschäft eines Tages zu übernehmen, nur wird dies vermutlich ihr Bruder tun, da er der ältere ist. Mia beschließt daher, Journalismus zu studieren. Für die Aufnahmeprüfung soll sie die Geschichte eines Familienfotos erzählen. Zum Glück muss Mia da nicht lange suchen, denn ihr fällt das rätselhafte Bild ein, welches ein lebensgroßes Nashorn aus Schokolade zeigt und das schon immer in der Wohnung hing, ohne je groß beachtet zu werden. Neben dem Schokoladennashorn befinden sich auf dem Bild auch Mias Urgroßvater, der ein Schwarzer war sowie dessen Lehrherrn, der weiß war. Mia weiß von ihrem Urgroßvater nur, dass dieser aus dem damaligen Deutsch-Südwestafrika kam, aber wie er nach Deutschland kam und wieso, darüber weiß Mia nichts. Sie beginnt daher zu recherchieren. Schnell findet sie heraus, dass es sich bei dem zweiten Mann um Gottlob Herder handelt, Gründer einer bekannten Schokoladenfabrik in Lüneburg. Mia nimmt telefonisch Kontakt zu den Nachkommen von Gottlob Herder auf und erreicht dessen Enkel, Wilhelm Herder. Dieser scheint sehr erfreut über Mias Anruf und lädt sie zu sich nach Lüneburg ein. Doch dort angekommen, erwartet sie eine böse Überraschung. Anscheinend hat jemand etwas dagegen, dass Mia in der Familiengeschichte nachforscht und möchte sie mit allen Mitteln daran hindern…
Der neue Jugendthriller von Elisabeth Herrmann hat mich leider etwas enttäuscht. Ich würde das Buch auch nicht als einen Thriller bezeichnen, obwohl „Zartbittertod“ vom Verlag so betitelt wird. Ein paar Thriller-Elemente sind zwar enthalten, allerdings habe ich selbst diese als nicht so wirklich spannend empfunden.
Für mich hat sich das Buch stellenweise etwas gezogen. Es liest sich zwar recht gut, da der Schreibstil von Elisabeth Herrmann, wie ich es von ihr gewohnt bin, richtig klasse und wunderbar flüssig ist – allerdings hatte ich mit deutlich mehr Spannung gerechnet.
Das Hauptthema des Buch ist die deutsche Kolonialgeschichte in Afrika. Ein Thema, über welches ich kaum etwas weiß, da es nicht groß in der Schule behandelt wird und auch nicht so wirklich zu den Dingen zählt, für die ich mich interessiere. Ich fand es aber dennoch recht interessant, hier mehr über dieses Thema zu erfahren, wobei es mir manchmal dann auch schon wieder zu viel wurde und ich mich dabei ertappte, dass ich die besonders langen Passagen, die von der Kolonialgeschichte handelten, zu überfliegen begann.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich halte dieses Thema für wichtig und finde es auch gut, dass die Autorin es aufgreift – da ich mich aber einfach nicht so wirklich für die deutsche Kolonialgeschichte begeistern kann, haben mir die ausführlichen Beschreibungen darüber meinen Lesespaß etwas geraubt.
Es gab zwar einige Szenen, die mich dann doch packen konnten, allerdings würde ich nicht davon sprechen, dass ich das Buch deswegen nicht mehr aus der Hand legen konnte, das war leider nicht der Fall.
Was mir aber richtig gut gefallen hat, war der Schauplatz. Da Lüneburg nicht weit von mir ist und ich schon sehr oft dort war, hat es mich richtig gefreut, dass das Buch in dieser schönen Stadt spielt. Ich finde es immer klasse, wenn die Schauplätze in Büchern mir selbst sehr gut bekannt sind und Orte erwähnt werden, an denen ich selbst schon war.
Ebenfalls sehr gelungen fand ich die Charaktere, allen voran die Protagonistin Mia, die mir auf Anhieb sympathisch war. Auch die Nebencharaktere wurden sehr gut von der Autorin ausgearbeitet wie zum Beispiel der junge Mann Will, mit dem Mia zusammen beginnt, in der Familiengeschichte nachzuforschen.
Wie der Titel und der Klappentext verraten, geht es in dem Buch auch um Schokolade, ein Thema, was in meinen Augen immer geht. ;) Ich fand Mias einfallsreiche – und teilweise etwas verrückte und gewöhnungsbedürftige – Schokoladenrezepte sehr interessant und habe ihr richtig gerne beim Herstellen von Schokolade über die Schulter gesehen. Für meinen Geschmack hätte das Buch gerne etwas mehr von Schokolade und dafür weniger von der deutschen Kolonialgeschichte handeln können.
„Zartbittertod“ war wohl einfach nicht so ganz mein Fall. Für mich ließ es sich nett lesen und komplett enttäuscht bin ich jetzt nicht – ein Pageturner ist es aber auf jeden Fall nicht für mich und es zählt auch nicht zu meinen Lieblingsbüchern von Elisabeth Herrmann, da haben mir ihre anderen Werke deutlich besser gefallen.
Fazit: Anders als erwartet und leider nicht so ganz mein Fall. Das neue Jugendbuch von Elisabeth Herrmann ist nicht schlecht, nur hat es mich leider etwas enttäuscht, da es hier in meinen Augen um keinen Thriller handelt. Das Hauptthema des Buches, die deutsche Kolonialgeschichte in Afrika, halte ich schon für wichtig, nur war mir die Handlung stellenweise dann doch zu geschichtlich und zu langweilig. Ich kann das Buch aber dennoch empfehlen. Man darf hier einfach keinen fesselnden Thriller erwarten. Wenn man dies weiß und sich zudem für das Hauptthema des Buch interessiert – und natürlich auch für Schokolade – dann ist „Zartbittertod“ bestimmt genau das Richtige für einen. Ich hatte hier leider nicht ganz so viel Spaß beim Lesen wie von mir erhofft und vergebe sehr gute 3 von 5 Sternen!