Origineller Zeitreise-Roman in dem einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen Jane Austen wundervoll porträtiert wird. Das Ende ist jedoch so gar nicht nach meinem Geschmack gewesen.
Jane Austen - Jagd auf das verschollene ManuskriptSeptember 1815: Rachel und Liam, zwei Zeitreisende, landen auf einem Feld im ländlichen England. Sie tarnen sich als reiche Unternehmer, kommen aber in Wirklichkeit aus einer technologisch fortgeschrittenen ...
September 1815: Rachel und Liam, zwei Zeitreisende, landen auf einem Feld im ländlichen England. Sie tarnen sich als reiche Unternehmer, kommen aber in Wirklichkeit aus einer technologisch fortgeschrittenen Zukunft. Denn Rachel und Liam haben eine kühne Mission: Sie wollen Jane Austen treffen, sich mit ihr anfreunden und ihr verschollenes Manuskript retten – indem sie es stehlen! Über Austens Lieblingsbruder Henry infiltrieren sie Janes Umfeld und kommen der berühmten Autorin nahe. Doch je tiefer die Freundschaft wird, desto schwerer fällt es Rachel, sich auf ihren Auftrag zu konzentrieren....(Klappentext)
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"Wir hatten über alten Karten, Gemälden und Kupferstichen gebrütet,
detailierte Luftaufnahmen in 3-D hatten die großen Leinwände im Institut beleuchtet.
Doch nichts davon hätte mich hierauf vorbereiten können:
den Geruch von Kohlrauch und Vegetation, das Knarzen der Kutsche,
die Hufschläge der Pferde im Takt meines Herzens, wie eine Energie,
als wäre London ein fremder Planet, dessen Schwerkraftfeld mich einsaugte."
(S. 19)
Rachel, ausgebildete Ärztin, und LIam, Schauspieler der in Oxford studierte, kommen aus einer nicht näher benannten fernen Zukunft.
Sie gehören einem ganz speziellen Wissenschaftsteam an - dem "Jane Austen-Projektteam". Ihre Aufgabe ist ein verschollenes Manuskript von Jane Austen zu finden und auch zu stehlen, um es für die Nachwelt zu sichern.
Bei dem Manuskript handelt es sich um den Roman "Die Watsons", welchen Jane Austen bereits in ihrer frühen Schaffensperiode begann, jedoch nie vollendete. Des Weiteren sollen die beiden herausfinden woran Jane Austen starb. Dafür müssen sie in das England von 1815 reisen und wurden dementsprechend ausgebildet, um in dieser Epoche nicht aufzufallen.
Bei dieser Zeitreise sollen sie die Zukunft so wenig wie möglich verändern und daher in keinster Weise Einfluß auf die Geschehnisse ausüben. Leichter gesagt als getan, denn mit jeder neuen Bekanntschaft und jeder noch so kleinen Tat, scheint genau das zu passieren.
Gegenüber Zeitreise-Romanen bin ich immer etwas skeptisch, da es sich jedoch hier um Jane Austen und deren unvollendeten Roman "Die Watsons" handelt, musste ich diesen Roman einfach lesen.
"Ich bestaunte die Atmosphäre des Jahrs 1815, feucht und dicht gepackt mit Gerüchen, für die ich gar keine Worte hatte.
Mich erinnerte es an die Glasgewölbe im Brooklyn Botanic Garden, wohin wir früher Schulausflüge unternommen hatten.
>>Einst, Kinder, war die ganze Welt wie dies hier.<<"
(S. 9)
Es wird aus Rachels Sicht erzählt und man erhält nur wenig Informationen bezüglich der hochtechnologischen Zukunft und wenn dann nur bruchstückhaft.
Man hält sich ausschließlich im England des frühen 19. Jahrhunderts auf und das ist auch der Grund, weshalb mich dieser Zeitreise-Roman begeistern konnte. Dadurch erhält man Einblick in die äußerst komplizierte Etikette und das damalige Frauenbild, besucht Teegesellschaften und Dinners, wird vollkommen in die Atmosphäre des damaligen Londons gezogen und das Wichtigste - man trifft auf Jane Austen und ihre Familie.
Da Rachel aus der Zukunft kommt, erkennt man durch sie die gravierenden Unterschiede zwischen damals und heute, z.B. wie schwer es Frauen hatten, auf welche Annehmlichkeiten und Freiheiten sie verzichten mussten und wie anstrengend es damals war, selbst wenn man nicht zum gemeinen Fußvolk gehörte. Die Atmosphäre wurde also gekonnt eingefangen.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und authentisch. Vor allem Jane Austen hat die Autorin, meiner Meinung nach, hervorragend getroffen. Spitzzüngig, direkt und mit herrlich trockenen Humor ausgestattet. So begegnet uns Jane Austen und genau so habe ich sie mir immer wieder beim Lesen ihrer Romane oder einer ihrer Biografien vorgestellt.
"Sie blickte zu mir - ein Augenverdrehen, ein sarkastischer Zucker der Mundwinkel-, nur für einen Augenblick, doch es genügte.
Um als Frau hier zu überleben und nicht den Verstand zu verlieren, brauchte man ein waches Gespür für Lächerlichkeit;
das hatte sie schon als sehr junges Mädchen begriffen.
Sie war mir weit voraus; andererseits:
War sie das nicht allen?"
(S. 180)
Aufgrund dieser Atmosphäre und der gelungenen Charakterzeichnungen ist die Story interessant und fesselnd zu lesen. Auch Romantik ist vorhanden, jedoch keineswegs übertrieben, schnulzig und schon gar nicht billig, sodass es mich hier nicht gestört hat. Wo Jane Austen drauf steht, ist eben auch Romantik drin.
So far, so good...und dann kam das Ende. Ein Ende was ich so gar nicht gebraucht hätte und mich daher etwas enttäuscht zurück ließ.
Hier ist nämlich nicht mehr Jane Austen das Thema, sondern diese ferne Zukunft, wo es dann doch zu nicht nachvollziehbaren und somit unglaubwürdigen Passagen kommt. Fehler die nur zu oft in Zeitreise-Romanen vorkommen und das Lesevergnügen trüben. Und habe ich schon erwähnt das Jane Austen nicht mehr vorkam?
Fazit:
Im Großen und Ganzen fand ich diesen Roman durchaus gelungen und die Ausarbeitung von Jane Austen einfach wundervoll.
Als Jane Austen-Liebhaber/in kann man sich dieses Buch also durchaus gönnen, um in das fiktive Leben der Schriftstellerin einzutauchen. Das Ende ist eben wieder eine andere Geschichte, ist jedoch zu verschmerzen.
© Pink Anemone