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Veröffentlicht am 13.11.2018

Tolles Debüt - ich freu mich jetzt schon auf ein Wiedersehen!

Echo Killer
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Rezension „Echo Killer“ von Christi Daugherty

Klappentext:

Der Mörder ihrer Mutter wurde nie gefasst. Jetzt scheint er erneut zu töten.
Eine Frau Mitte dreißig, nackt und erstochen auf dem Küchenboden ...

Rezension „Echo Killer“ von Christi Daugherty

Klappentext:

Der Mörder ihrer Mutter wurde nie gefasst. Jetzt scheint er erneut zu töten.
Eine Frau Mitte dreißig, nackt und erstochen auf dem Küchenboden – aufgefunden von ihrer 12-jährigen Tochter. Als Polizeireporterin Harper McClain den Tatort sieht, hat sie nur einen Gedanken: Das grausame Szenario ist identisch mit einem anderen Mord. Dem an ihrer Mutter. Seit fünfzehn Jahren quält sie der Gedanke, dass der Killer noch immer auf freiem Fuß ist. Nun scheint er wieder zugeschlagen haben. Es gibt keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Spuren. Harper ist entschlossen, die Wahrheit endlich ans Licht zu bringen. Doch die hat ihren Preis.

Christi Daugherty arbeitete jahrelang als Gerichtsreporterin für die New York Times und die Nachrichtenagentur Reuters, u.a. in Savannah und New Orleans. Für ihre investigativen Reportagen erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Als Jugendbuchautorin wurde sie mit der Bestsellerreihe «Night School» bekannt, die in 24 Ländern erscheint. Mit «Echo Killer», ihrem ersten Thriller für Erwachsene, kehrt sie zu ihren Wurzeln zurück. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, einem Filmproduzenten, in Südengland.



Story und Figuren:

Harper McClain ist Polizeireporterin bei einer Tageszeitung in Savannah und sie scheut für ihren Job kein Risiko. So ist Harper natürlich auch als Journalistin am Tatort, als am helllichten Tag in einer guten Wohngegend eine alleinerziehende Mutter tot in ihrer Küche aufgefunden wird. Als sie sich unerlaubt einen Blick auf das Mordopfer verschafft, kann sie allerdings ihren Augen kaum trauen. Alles, was sie sieht, scheint identisch mit dem seit Jahren ungeklärten Mordfall an ihrer eigenen Mutter. Als die Polizei auch bei den Ermittlungen des aktuellen Falls im Dunkeln tappt, kann Harper nicht länger zusehen – sie fängt an auf eigene Faust zu ermitteln und begibt sich damit in große Gefahr.

„Harper konnte sich vorstellen, wie wütend er war, weil er eine von 365 Nächten arbeiten musste. Der Mann war eine lebende Nickerchenmaschine.“ Seite 325

Harper ist eine taffe, junge Frau – sie hat Mut, ist direkt und ehrgeizig. Trotzdem hat sie auch eine verletzliche Seite. Momente, in denen sie immer noch das kleine Mädchen ist, das ihre Mutter viel zu früh und unter tragischen Umständen verloren hat. Harper´s Charaktereigenschaften sind für mich Zeugnis ihrer Vergangenheit. Das Trauma beschäftigt sie teilweise auch noch heute – ganz besonders nach diesem „kopierten“ Mord. Um den Mörder ihrer Mutter zu finden, würde sie alles riskieren und so stürzt sie sich von einem waghalsigen Plan in den nächsten. Oftmals stört es mich, wenn der Protagonist ständig irrational und fernab jeglicher Vernunft handelt. Hier war dies allerdings gar nicht der Fall. Harper blieb mir stets sympathisch. Ich konnte ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen – auch wenn sie etwas unkonventionell vorgegangen ist, wusste man, warum sie es tut.

„Es ist zu früh für ein Wenn“, unterbrach er sie. „Sobald wir mit Wenn anfangen, verlieren wir Wie und Warum aus den Augen. Ganz abgesehen von Warum nicht. Und die Warum-nicht-Familie hat tausend Mitglieder.“ Seite 224

Alle weiteren handelnden Personen von „Echo Killer“ sind ebenfalls interessant von der Autorin dargestellt worden. Christi Daugherty hat keine Standard-Charaktere geschaffen. Jede der Figuren hat seine Besonderheiten, die ihn authentisch, geheimnisvoll oder einfach liebenswert erscheinen lassen. Natürlich bedient sich die Autorin ab und zu an kleinen Klischees. So ist die Chefredakteurin natürlich streng und bissig, die Künstlerfreundin arbeitet nachts als Kellnerin in einer Bar und der heiße Polizist trägt Cowboystiefel zu engen Jeans und T-Shirts. Aber die Charaktere sind keineswegs übertrieben. Für mich passten sie direkt in den Südstaaten-Flair, den das Buch versprüht.



Meinung:

„Echo Killer“ las sich für mich wie ein Action-Film. Von einer ereignisreichen Szene ging es zur nächsten spannenden Wendung. Die Autorin ließ weder ihrer Protagonistin noch mir als Leserin viel Zeit zum Durchatmen. Trotz des actionreichen Beginns stellte die Autorin alle wichtigen Figuren in den ersten, circa siebzig Seiten des Romans vor. So hatte man direkt zu jedem Charakter einen ersten Eindruck, der sich während des Lesens festigte oder auch veränderte. Trotz der recht ausführlichen Figuren-Darstellung war der Einstieg ins Buch weder langatmig noch anstrengend. Man war direkt mitten im Geschehen. Das gefiel mir äußerst gut und machte das Buch direkt zu meinem ständigen Begleiter.

Die Spannung, die direkt zu Anfang hochgehalten wurde, fiel für mich zu keiner Zeit ab. Die Atmosphäre, die Christi Daugherty dabei erzeugte, gefiel mir sehr. Ich fühlte mich wie Harper, obwohl die Story nicht von einem Ich-Erzählstil getragen wurde. Ich hielt die Luft an, wenn sie wieder mal einen Ort betrat, von dem sie sich lieber fernhalten sollte, ich war zusammen mit ihr wütend, wenn sie ungerecht behandelt wurde und ich freute mich mit ihr, wenn sie neue Hinweise gefunden hatte oder sie sich Luke, dem jungen Polizist mit den Cowboy-Stiefeln, näher kam. Dazu muss ich sagen, dass ich absolut kein Fan von romantischen Thrillern bin. Aber diese kleine Liebesgeschichte hier war doch eher im Hintergrund und störte mich kein bisschen.

Wie bereits erwähnt, gibt es keinen Ich-Erzähler. Die Autorin verzichtet außerdem komplett auf Zeitsprünge, Perspektiven-Wechsel oder ähnliche stilistische Mittel und zeigt dabei, dass es nichts von dem braucht, um Spannung zu erzeugen. Hier versteht jemand sein Handwerk!

Das Ende des Buches war für mich überraschend. Viele Figuren kamen als Täter nicht in Frage, aber ich dachte, es würde jemand anderes sein. Das Finale war interessanterweise weniger actionreich als erwartet. Dies störte mich jedoch nicht. Leider traf es mich etwas unerwartet, dass „Echo Killer“ mit keiner komplett abschließenden Auflösung aufwartete. Es schreit also förmlich nach einer Fortsetzung mit der taffen Harper McClain. Dagegen habe ich (als Reihen-Vermeiderin) jedoch absolut nichts einzuwenden! Das darf was heißen.

*

Fazit:

„Echo Killer“ ist ein total spannender Kriminalroman ohne schriftstellerische Vewirr-Taktiken, mit Figuren, die ans Herz wachsen, mit tollem Südstaaten-Setting und einem Ende, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Ich spreche eine klare Leseempfehlung für alle aus, die Action und Spannung mögen. Von mir gibt es volle Punktzahl. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit Harper McClain und Savannah!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Unterschwellige Spannung bis zum überraschenden Ende!

Die Flut
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Rezension „Die Flut“ von Arno Strobel


Inhalt:

Ein Serienmörder treibt sein Unwesen auf Amrum. Er überwältigt Paare und betäubt sie. Die Frau buddelt er bis zum Kopf in den Sand ...

Rezension „Die Flut“ von Arno Strobel


Inhalt:

Ein Serienmörder treibt sein Unwesen auf Amrum. Er überwältigt Paare und betäubt sie. Die Frau buddelt er bis zum Kopf in den Sand ein. Den Mann fesselt er an einem Pfahl in der Nähe – mit Blickrichtung zu seiner Frau. Dann wartet er auf die Flut… und lässt den Mann zusehen, wie seine Frau ertrinkt.


Cover und Klappentext:

Cover und Klappentext sind in gewohnter Strobel-Manier super und lassen es einfach nicht zu, das Buch nicht zu kaufen. Wirklich toll, finde ich den Wiedererkennungswert von Arno Strobel – Büchern. Immer schwarz mit schlichtem aber prägnantem Motiv, auf allen Büchern eine identische Schriftart, wechselnde Schriftfarben… toll!


Stil und Storyaufbau:

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Es gibt den neutralen Erzähler, der die Geschehnisse und Gefühle der Hauptfiguren wiedergibt und es gibt den Ich-Erzähler, der in diesem Fall der Serienmörder ist.
Der neutrale Erzählstrang berichtet über zwei Pärchen, die auf Amrum Urlaub machen und über die ermittelnden Kommissare der Polizei.
Die verschiedenen Erzählstränge lassen das komplette Buch über keine Langeweile zu.


Charaktere:

Andreas und Martina – diesem Ehepaar gehört das Strandhaus, in dem die Paare Urlaub machen. Andreas ist etwas eigen. Er hält sich für sehr schlau, baggert die Frau des anderen Urlaubers an und hat schon lange keinen Spaß mehr in seiner Ehe… Martina ist die geborene Oberzicke, bzw. ob sie schon so geboren wurde ist eher fragwürdig. Anscheinend hatte sie auch mal bessere Tage. Auf jeden Fall schafft sie es sehr gut, schlechte Stimmung zu verbreiten.

Julia und Michael – sind das komplette Gegenteil der beiden und das andere Paar im Strandhaus: sie sind noch verliebt ineinander. Michael ist Andreas Kollege. Er lässt seinen Intellekt aber nicht so heraushängen, wie Andreas das gern tut. Er ist ruhig und besonnen – manchmal für seine Freundin Julia zu sehr. Julia ist ein kleines Energiebündel, leidenschaftlich, ehrlich, schnell auf 180, …

Die beiden Kommissare der Kripo Flensburg Harmsen und Diedrichsen sind ebenfalls seeehr gegensätzlich. Harmsen ist ein richtiger Haudegen und schießt sich schnell auf einen Verdächtigen ein. Seine Verbissenheit ist regelrecht spürbar. Diedrichsen dagegen ist der "gute Cop" - stets höflich und bemüht die Wogen zu glätten.

Besonders die bereits angesprochenen Täten-Perspektiven in der Geschichte haben es mir aber angetan. Wir wissen lange Zeit nicht, warum der Täter mordet. Wir wissen nur, dass er etwas für ihn sehr wichtiges herausfinden möchte. Seine Sicht auf die Dinge ist oft ziemlich befremdlich… aber durchaus interessant.

In anderen Rezensionen habe ich oft gelesen, dass die Figuren ihnen zu überspitzt seien und zu klischeehaft. Ja, da ist durchaus etwas dran. Es stört mich persönlich im vorliegenden Fall jedoch gar nicht, sondern macht das gewisse „Etwas“ aus.


Fazit:

Ich habe lange mitgerätselt, wer der Täter ist. Ich habe meine Meinung ständig überworfen. In jedem Kapitel hatte ich ein anderes komisches Gefühl… im Endeffekt verhalten sich meines Erachtens einfach mehrere Leute verdächtig oder passen in das „Täterklischee“. Was soll ich sagen. Ich lag total daneben. Das Ende hat mich sooo überraschend getroffen, dass ich kurze Zeit ja erst beleidigt war und das Buch sauer zur Seite gelegt habe. Sauer auf Arno Strobel, der mich echt vollkommen an der Nase herumgeführt hat. Nach ein paar Minuten, in denen ich diese Erkenntnis verdauen musste, war ich jedoch versöhnt. Deswegen lese ich ja gern Thriller! Das Buch ist seitdem mein „Lieblingsstrobel“.
5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 17.07.2018

Mega-Auftakt einer tollen Serie um einen ungewöhnlichen Profiler

Todesfrist
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„Todesfrist“ ist der erste Teil der Todes – Reihe von Andreas Gruber und erschien im Juni 2017 als MP3-CD.

Vorweg möchte ich gern erwähnen, dass ich kein großer Fan von Reihen oder Ermittlern bin. Eine ...

„Todesfrist“ ist der erste Teil der Todes – Reihe von Andreas Gruber und erschien im Juni 2017 als MP3-CD.

Vorweg möchte ich gern erwähnen, dass ich kein großer Fan von Reihen oder Ermittlern bin. Eine Freundin hat mir diese Reihe aber sehr, sehr eindringlich empfohlen, sodass ich mich gezwungen sah, den Büchern um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez eine Chance zu geben.


Cover und Klappentext:

Das Cover des Buches ist prägnant - aber schlicht. Wir finden hierauf lediglich eine Schere und jede Menge Blut, dargestellt auf grau-weißem Hintergrund.
Das Cover sprang mir in den Buchläden zwar ins Auge, es hat mich jedoch nicht dazu gebracht, dass ich mir den Klappentext durchlas. Ich fand es zu „einfach“.
Mittlerweile weiß ich, dass die Cover von Gruber´s Büchern (fast) alle in diesem ruhigen Stil gehalten sind. Es ergibt sich somit natürlich ein Wiedererkennungswert, den ich durchaus begrüße, ein wenig mehr „Tamtam“ dürfte es für mich aber sein.
Der Klappentext macht in gewohnter Gruber-Manier seeehr neugierig auf die Geschichte ohne direkt zu viel zu verraten: Perfekt!


Stil und Storyaufbau:

Zum Inhalt möchte ich in diesem Fall gar nicht viel verraten, um allen interessierten Hörern und Lesern nicht die Spannung zu nehmen. Allein der Prolog hat mich schon schockiert und gespannt wie einen Flitzebogen zurückgelassen. Es geht aber nicht nur im Prolog spannend zu – die ganze Story hat einen unheimlich ausgeprägten Spannungsbogen und macht es fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen (bzw. in meinem Fall, das Auto-Radio auszuschalten). Wir folgen dabei mehreren Erzählsträngen. Diese scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben. Hier gibt es einmal die Geschichte um die Therapeutin Helen Berger aus Wien, die vom Täter aufgefordert wird eines seiner Rätsel zu lösen. Außerdem gibt es natürlich die Polizistin Sabine Nemez (Kriminal-Dauerdienst München), die mit dem Profiler Maarten S. Sneijder (BKA Wiesbaden) versucht den Tod ihrer Mutter aufzuklären. Der letzte Erzählstrang (für mich der spannendste!) gab Therapiesitzungen wieder, in denen sich Patient und Therapeutin mehr oder minder einen „psychologischen Machtkampf“ liefern. Auf diese Passagen habe ich mich jedes Mal gefreut! Nach und nach laufen diese Erzählstränge aufeinander zu und führen somit zur Lösung der Story.

Besonders lobend erwähnen muss ich bei diesem Hörbuch unbedingt den Sprecher Achim Buch! Er ist wirklich fantastisch. Zum einen hat er eine sehr gute Sprachgeschwindigkeit und –melodie. Er betont die Szenen wirklich ausgezeichnet und erzeugt damit die jeweils passende Stimmung. Zum anderen ist er ein begnadeter Sprecher von Dialekten und Akzenten. Es macht wirklich Spaß ihn Sneijder sprechen zu hören – der niederländische Akzent ist perfekt getroffen. Außerdem spricht er den Patienten des dritten Erzählstrangs mit sächsischem Dialekt. Auch das macht ist großartig!


Charaktere:

Das Buch lebt von den glaubwürdig gezeichneten Protagonisten. Gruber versteht es Figuren zu entwerfen, die im Gedächtnis bleiben, polarisieren, den Leser emotional mitreißen und dabei auch authentisch sind.
Bei den Charakteren muss man natürlich Sneijder erwähnen. Der ultimative Kotzbrocken! Was ging er mir auf die Nerven als er zur Handlung stieß… und wie toll fand ich ihn auf einmal gegen Ende des Buchs?!
Der von Kopfschmerzen geplagte, kiffende, Bücher klauende Holländer mit Faible für die drei-Fakten-Regel… was für ein genialer Charakter. Man liebt ihn, man hasst ihn… und das manchmal sogar gleichzeitig. Genauso geht es vermutlich seinen Vorgesetzten, die ihn und seine durchaus unkonventionellen Ermittlungsmethoden nur aufgrund seiner hohen Aufklärungsquote dulden.
Sabine Nemez hingegen ist der good Cop der beiden – zielstrebig, ehrlich, ehrgeizig, klug und empathisch... und auch ein kleiner Sturkopf.

*
Fazit:

Die Story zeichnet sich dadurch aus, dass es nie langweilig wird. Es folgen stets neue Informationen und actionreiche Szenen. Gruber lässt uns Lesern und Hörern dabei kaum Zeit zum Durchatmen (aber wollen wir die überhaupt?! ).
Das außergewöhnliche, zufällig zusammengewürfelte Ermittler-Duo tut sein Übrigens um den Unterhaltungswert des Buchs zu steigern. Die Mordfälle sind dabei nichts für schwache Nerven aber durchaus etwas anderes als man es in anderen Thrillern zu lesen bekommt.
Von mir gibt es 5 Sterne und eine eindeutige Kaufempfehlung für alle Thriller-Fans und die, die es werden wollen. Und nun geht raus und kauft euch dieses Buch und fangt an zu lesen! Ihr solltet aber keine dringenden Termine haben. Die werdet ihr eh absagen.

Veröffentlicht am 14.06.2018

MUSTREAD sagt alles!

Das Leben, das wir begraben
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Allen Eskens legt mit „Das Leben, das wir begraben“ – erschienen 2018 im Festa Verlag – ein Thriller-Debüt hin, das in den USA fast alle Literaturpreise des Genres abgeräumt hat.
Ich bin solchen Senkrechtstartern ...

Allen Eskens legt mit „Das Leben, das wir begraben“ – erschienen 2018 im Festa Verlag – ein Thriller-Debüt hin, das in den USA fast alle Literaturpreise des Genres abgeräumt hat.
Ich bin solchen Senkrechtstartern gegenüber erstmal immer ein wenig skeptisch eingestellt. Es gab durchaus Bücher, bei denen ich den Hype verstehen konnte. Es gab allerdings auch Bücher, denen ich dann gar nichts abgewinnen konnte. In diesem Fall musste ich mir also unbedingt selber ein Bild machen.

Cover und Klappentext:
Fangen wir direkt mit Kritik an. Ich fand das Cover des Buches toll – bis ich das Buch gelesen hatte. Ich verstehe das Cover im Zusammenhang mit dem Titel zwar aber ich hätte so viele andere Ideen, die ich als passender empfunden hätte. Schaut euch gern mal bei Google books das Cover des englischen Originals an – den Link füge ich unten ein. Es überträgt die Stimmung der Geschichte für mich so viel besser und ich finde es so viel schöner, weil ich damit direkt Gefühle verbinde, die ich während des Lesens empfunden habe. (https://books.google.de/books?id=xhVlAwAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=the+life+we+bury&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjQv42a5NDbAhUlDMAKHatgAR0Q6AEIJzAA#v=onepage&q=the%20life%20we%20bury&f=false)

Zum Inhalt:
Joe Talbert (unser Ich-Erzähler) muss im Rahmen seines Englischkurses am College eine Biographie über einen alten Menschen schreiben. Er selber kommt aus schwierigen familiären Verhältnissen und entscheidet sich somit dafür, einen wildfremden Menschen aus einem nahegelegenen Altersheim zu interviewen. Dort bietet sich für ihn, aufgrund der Krankheitsbilder der Senioren (Alzheimer, Demenz, …), jedoch nur die Möglichkeit Carl Iverson zu befragen – einen verurteilten Vergewaltiger und Mörder. Joe dringt dabei immer tiefer in die Geschichte des alten Mannes ein und versucht die Wahrheit über den vor 30 Jahren verübten Mord herauszufinden… hierbei spielt Zeit jedoch eine entscheidende Rolle, da Iverson an Krebs im Endstadium erkrankt ist.

Charaktere:
Auf die Charaktere kann ich nicht im Detail eingehen ohne zu viel zu verraten. Ich kann jedoch sagen, dass mir die Figuren fast alle ans Herz gewachsen sind – außer Joe´s Mutter. So gern würde ich wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Hach…
Joe lernen wir aufgrund der Erzählweise und Rückblicke in seine Vergangenheit natürlich am besten kennen. Er ist ein toller, junger Mann, der jedoch ein ganz eigenes Päckchen zu tragen hat: Mutter mit Alkoholproblem, Bruder Autist, Freund der Mutter gewalttätig gegenüber des autistischen Bruders, Vater vor langer Zeit abgehauen, Großvater verstorben, Geldprobleme um das Studium zu finanzieren und, und, und.
Das nächste Päckchen hat natürlich Carl Iverson zu tragen: Vietnam-Veteran, verurteilter Vergewaltiger und Mörder, Haftvollstreckung nur aufgrund seiner Erkrankung an Bauchspeicheldrüsen-Krebs ausgesetzt, befindet sich nun im Seniorenheim. Dort wird ihm das Lebensende als verurteilter Straftäter jedoch auch nicht gerade versüßt.
Die Figuren entwickeln sich während der Story und wachsen teilweise über sich hinaus. Vorallem Ehrlichkeit und Vertrauen stehen dabei im Mittelpunkt und natürlich die Beziehung der Figuren untereinander.

Stil und Storyaufbau:
Das Buch wird fast die ganze Zeit über aus Sicht von Joe erzählt. Normalerweise langweilt es mich schnell, wenn kein Perspektiv-Wechsel stattfindet. In diesem Fall jedoch ist es mir ehrlich gesagt erst am Ende aufgefallen, da die Geschichte mich dermaßen gefangen nehmen konnte. Es gibt natürlich auch Passagen, die stilistisch anders gestaltet sind und mir dadurch super gefallen haben, z.B. Berichte aus Carls Zeit als Soldat oder ein Teil des Aufsatzes, den Joe für den Englischkurs geschrieben hat. Außerdem erfahren wir hin und wieder etwas über Joe´s Vergangenheit, wenn er über seine Familienverhältnisse „nachdenkt“. Dies gestaltet das Buch trotz geleichbleibender Perspektive trotzdem abwechslungsreich.
Es gibt meines Erachtens keine „richtigen“ Cliffhanger im Buch – das ganze Buch als solches hinterlässt einfach das Gefühl eines Cliffhangers. Man möchte unbedingt weiterlesen um mehr über die Figuren zu erfahren.
Vorallem gefangen nahm mich, als bekennendem Thriller-Fan, natürlich die Geschichte von Carl Iverson. Ist er wirklich ein Monster? Was geschah an dem Tag des Mordes wirklich? Gibt oder gab es andere Verdächtige? Wieso hat sich Carl während des Verfahrens so passiv verhalten? Und so weiter…
Nach und nach werden dem Leser häppchenweise neue Informationen gegeben, die ein anderes Licht auf die Geschehnisse werfen und somit Carl ständig in ein anderes Licht rücken.
Die Auflösung des Falls von Carl Iverson bildet – entgegen meiner Erwartung – nicht den Hauptteil des Buches. Nach ca. der Hälfte war der Fall so gut wie gelöst und trotzdem geht das Buch weiter UND trotzdem wird es nicht weniger spannend. Man fiebert gegen Ende fast noch mehr mit als zuvor und das liegt einzig und allein an der tollen Erzählweise des Autors, an den liebgewonnenen Figuren und daran, dass man möchte, dass das Buch niiiieee endet.

Fazit:
Dieses Buch wird mich noch lange beschäftigen. Es bietet Spannung, Tiefgang und Emotion und das alles nicht zu knapp. Ich hatte Gänsehaut, ich hab geweint, ich war unfassbar wütend oder echt genervt und vorallem war ich gefesselt. Die angesprochenen Themen in diesem Buch haben es in sich (auch hier kann ich nicht mehr verraten).
Eine ganz klare Kauf- und Leseempfehlung von mir! Mindestens 10 von 5 Sternen. Festa hat es vollkommen zu Recht in die Rubrik „MUSTREAD“ aufgenommen.
PS: Ich hatte das Glück, dass Buch über eine Wanderrunde von Recensio Online zu lesen und überlege trotzdem, ob ich es kaufe. Einfach, weil es mich so begeistert hat und ich es deswegen selber besitzen möchte. Das sagt doch alles!

Veröffentlicht am 20.01.2022

Spannendes Debüt

Watched. Du sollst (nicht) lügen
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„Watched“ ist ein Jugendthriller, der mich wirklich sehr gut unterhalten und vom Stil her ein bisschen an „Pretty little liars“ erinnert hat. Die Hauptfigur des Buchs ist Rena. Ihr wird die Schuld am Tod ...

„Watched“ ist ein Jugendthriller, der mich wirklich sehr gut unterhalten und vom Stil her ein bisschen an „Pretty little liars“ erinnert hat. Die Hauptfigur des Buchs ist Rena. Ihr wird die Schuld am Tod ihres allseits beliebten Freundes Joe gegeben. In der Schule wird Rena gemieden. Plötzlich erhält sie Nachrichten und Anrufe von einem Unbekannten, der sich Luzifer nennt. Luzifer stellt Rena Aufgaben, die mit den sieben Todsünden in Verbindung stehen, und wenn sie diese nicht löst, muss einer ihrer Liebsten dafür büßen. Als Rena merkt, wie ernst es Luzifer mit seinem Spiel ist, lässt sie sich notgedrungen darauf ein und versucht parallel herauszufinden, wer ihr diese grausamen Aufgaben stellt.

Die Story ist durchgehend interessant. Längen gab es für mich absolut keine. 🤩 Man weiß lange Zeit nicht, wie Joe gestorben ist und kann somit auch gar nicht einschätzen, ob Rena tatsächlich schuld an seinem Tod war. Außerdem möchte man natürlich herausfinden, wer sich hinter Luzifer verbirgt und welche perfiden Aufgaben noch folgen werden. Ihr seht, es gibt viele Fragen, die man beantwortet haben möchte.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und einfach gehalten, einem Jugendthriller absolut angemessen. Neben Renas Perspektive, hat man auch Einblick in Luzifers Gedanken. Was für mich etwas gewöhnungsbedürftig war, war allerdings die dritte Perspektive im Buch: Joe, der an der Himmelspforte um Einlass bittet, und dort seine Version der Geschichte erzählt. 🙄 Ich muss jedoch sagen, dass ich mich nach einer gewissen Zeit damit anfreunden konnte, da Joes Passagen einfach viel Licht ins Dunkel gebracht haben und er einfach eine sympathische Figur war. Hinsichtlich der Figuren möchte ich außerdem Rena als Protagonistin noch einmal hervorheben. Der Autorin ist es sehr gut gelungen Rena zu zeichnen. Ihren inneren Disput, ihre Trauer, ihre Schuld.

Die finale Phase des Sündenspiels und die Auflösung um Luzifers Identität waren richtig, richtig spannend und ich habe tatsächlich in der Zeit gern Wäsche aufgehangen und andere Hausarbeit gemacht, um dem Hörbuch dabei weiter zu lauschen. 🤣🤭 Tatsächlich lag ich zwar mit meinem Bauchgefühl richtig, wer Rena hier durch die Hölle gehen lässt, das hat das Hörerlebnis für mich allerdings nicht geschmälert, denn Chris Kaspars wusste mich mehrere Male in die Irre zu führen und ich war mir nicht sicher, dass meine Lösung auch DIE Lösung ist.

Wer ab und zu gern mal einen Jugendthriller liest, sollte sich „Watched. Du sollst (nicht) lügen“ auf jeden Fall genauer anschauen. Hier bekommt ihr einen tollen Plot und einen super Spannungsbogen geboten. #Ehrenwort

Ich empfehle das Buch sehr gern weiter.

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