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Veröffentlicht am 01.12.2018

Schöne digitale Welt

White Maze
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Das Buch entführt den Leser in eine Zukunft, die gar nicht mal so weit weg erscheint. Alles ist digitalisiert, statt auf das Handy angewiesen zu sein, setzt man sich einfach spezielle Kontaktlinsen ein ...

Das Buch entführt den Leser in eine Zukunft, die gar nicht mal so weit weg erscheint. Alles ist digitalisiert, statt auf das Handy angewiesen zu sein, setzt man sich einfach spezielle Kontaktlinsen ein und schon kann man Nachrichten abrufen, im Netz surfen oder eben Computerspiele spielen, bei denen über die reale Welt ein digitaler Filter gelegt wird. Das klingt zwar irgendwie abgefahren, aber scheint gar nicht mal mehr soooo weit weg von heute zu sein.

Gleich zu Beginn lernt man die Protagonistin Vivian kennen, die dank ihrer Mutter, einer Koryphäe auf dem Gebiet der Spieleentwicklung, immer die neusten Linsen zur Verfügung hat und deren Nutzen liebt. Ihr Leben ändert sich allerdings mit dem Tod ihrer Mutter schlagartig.

Und ab hier nimmt das Buch dann auch schon richtig Fahrt auf. Nach und nach erfährt der Leser immer mehr, dass das Zusammenführen der realen und digitalen Welt auch Nachteile haben kann, denn nicht nur gibt man alles über sich preis - man kann sich auch verlieren.

Die Geschichte hat mich richtig gefesselt, auch wenn es manchmal etwas technisch zu ging. Trotzdem wurde alles so heruntergebrochen, dass es auch jugendliche Leser sehr gut verstehen - vielleicht sogar besser als Erwachsene. Der Aufbau einer digitalen Welt und was darin alles möglich ist, ist richtig spannend. Ich bin beim Lesen richtig abgetaucht.

Auch Vivian konnte mich als Protagonistin überzeugen. Zwar fand ich sie anfangs etwas merkwürdig und konnte den ein oder anderen Schritt, den sie geht, nicht nachvollziehen, aber je länger ich sie auf der Suche nach der Wahrheit begleitet habe, desto mehr ist sie mir ans Herz gewachsen.

Die Sprache ist sehr jugendlich, gerade am Anfang war es deswegen für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Allerdings habe ich mich auch daran schnell gewöhnt und für die Zielgruppe ist es äußert passend.

Insgesamt wurde ich von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten. Von mir gibt es 5 Sterne!

Veröffentlicht am 27.11.2018

Eine Familie, viel Unausgesprochenes...

Der Gesang des Nordlichts
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Das Buch zu beschreiben fällt mir nicht leicht, aber ich versuche es in passende Adjektive zu packen: berührend, traurig, ermutigend, echt, normal... Dabei soll "normal" auf keinen Fall Kritik ausdrücken, ...

Das Buch zu beschreiben fällt mir nicht leicht, aber ich versuche es in passende Adjektive zu packen: berührend, traurig, ermutigend, echt, normal... Dabei soll "normal" auf keinen Fall Kritik ausdrücken, im Gegenteil: Was mir an diesem Buch wirklich gefallen hat ist, dass es ganz ohne große aufgebauschte Dramen auskommt. Man hat das Gefühl, es könnte genau so jeden Tag passieren und ich bin mir sicher, dass der ein oder andere auch einen Teil seiner Familie beim Lesen wiedererkennt.

Zu Beginn ist man noch in Deutschland und lernt die Protagonistin Claudia kennen. Sie hat bereits mit ihrem Mann zwei pubertierende Kinder, hat Erfolg im Job und ist auf einmal ungeplant schwanger. Das wirft ihre Pläne über den Haufen, weswegen sie es erstmal für sich behält. Dann lädt ihr Vater nach Schweden in ein Ferienhaus ein, um Weihnachten zu feiern - und irgendwie ergibt sich nicht die Gelegenheit, es irgendjemanden zu sagen...

Das Setting ist dann einfach nur wunderbar: Ein Ferienhaus am See, viel Schnee und absolute Ruhe. Beim Lesen wurde ich von dem Land einfach nur gefangengenommen und wollte sofort auch hinfahren. In Schweden selbst lernt man dann auch den Rest der Familie kennen - und irgendwie scheint jeder etwas auf dem Herzen zu haben, was er aber nicht sagen kann oder will.

Am meisten beeindruckt haben mich aber die Rückblenden in die Vergangenheit, denn Claudias Vater beginnt zu erzählen, wieso genau dieses Ferienhaus so eine wichtige Bedeutung für ihn hat, dass er immer mit seinen Kindern hingefahren ist. Er erzählt vom Zweiten Weltkrieg, in dem er als Jugendlicher gekämpft hat, schließlich Fahnenflucht beging und genau an diesem Ort Unterschlupf gefunden hat.

Diese Rückblenden haben mich emotional sehr berührt, weil es eben die Geschichte eines "normalen" Soldaten ist, der die Schrecken miterleben muss, obwohl er dafür eigentlich noch viel zu jung ist. Ich hatte das Gefühl, es könnte meinem Opa genauso ergangen sein, auch wenn er damals an der Französischen Front gekämpft hat. Gesprochen wurde darüber in meiner Familie aber nie - ähnlich wie in Claudias. Denn auch sie sind überrascht, was ihr Vater alles durchgemacht hat. Denn auch wenn er nach der Flucht ein Heim in genau diesem Haus gefunden hat, lebte er doch mit der ständigen Angst, entdeckt zu werden oder fortgehen zu müssen. Beim Lesen war ich richtig dankbar, dass wir in Frieden leben und so etwas hoffentlich nie fühlen müssen.

Insgesamt ist das Buch sehr ruhig, man hat viel Raum, seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Es ist nicht alles Gold was glänzt, auch nicht in Claudias Familie. Da gibt es die pubertierenden Kinder, die sich unverstanden fühlen. Der Großvater, der damit rechnet, das nächste Weihnachten nicht mehr zu erleben, aber es auch niemanden sagen will. Und natürlich die schwangere Claudia, die das Gefühl hat, immer an ihrem Mann vorbeizureden. Herrlich normal und unaufgeregt, aber trotzdem - oder gerade deswegen - unglaublich berührend.

Ich habe das Buch wirklich in kürzester Zeit verschlungen, weil ich es nicht mehr weglegen konnte. Das Setting, die Familie, die Erlebnisse - einfach alles hat gepasst und mir das Gefühl gegeben, dabei zu sein. Trotzdem war die Geschichte nie langweilig, sondern sehr glaubhaft. Und das, obwohl ich eigentlich mehr Thriller lese und bei Romanen schnell gelangweilt bin.

In meinen Augen ist "Der Gesang des Nordlichts" das beste Buch von Heike Frühling - deswegen gibt es 5 Sterne, ohne Diskussion!

Veröffentlicht am 21.10.2018

Wundersame Heilungen im Markwaldhof

Thalamus
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Gleich zu Beginn des chronologisch aufgebauten Buches lernen wir Timo kennen und erleben seinen Rollerunfall, der zu seinen schweren Verletzungen führt, hautnah mit. Nachdem er aus dem Koma wieder aufwacht, ...

Gleich zu Beginn des chronologisch aufgebauten Buches lernen wir Timo kennen und erleben seinen Rollerunfall, der zu seinen schweren Verletzungen führt, hautnah mit. Nachdem er aus dem Koma wieder aufwacht, kommt er in die Reha-Klinik Markwaldhof, um wieder laufen und sprechen zu lernen.

Wie der Klappentext verrät, klappt es mit dem Laufen schon sehr schnell wieder ganz passabel, aber mit dem Sprechen nicht. Ähnlich ist es bei seinem Zimmernachbarn. Tagsüber ein Wrack, geht es ihm nachts ganz gut. Deswegen wird Timo schnell klar, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zu geht.

Aber nicht nur der Protagonist wird lange im Dunkeln gelassen, auch für den Leser ist bis kurz vor dem Ende nicht klar, was in dieser Klinik überhaupt geschieht. Man kann nur erahnen, dass die Vorgänge nicht so ganz koscher sind. Das führt dazu, dass die Spannung immer sehr hochgehalten wird. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, was denn nun eigentlich los ist. Timo findet immer wieder Hinweise, was dem Leser hilft, seine eigenen Ideen weiterzudenken und Vermutungen anzustellen - bei mir klappte das mit mehr oder weniger Erfolg.

Nach und nach lernt man auch andere Patienten des Markwaldhof kennen. Die Autorin stellt hier vor allem Jugendliche in den Vordergrund, was für die Zielgruppe sehr passend ist. Dankbarerweise beschränkt sie sich hier auf einige wenige Hauptcharaktäre, die immer wieder vorkommen, so dass man nicht durcheinander gerät.

Natürlich schafft es Timo mithilfe seiner neuen Freunde aufzuklären, was in der Klinik los ist. In kleinen Schritten, und so sehr gut nachvollziehbar für den Leser, kommt Timo hinter das Geheimnis der Wunderheilungen, bei der es aber auch Pannen gibt. Hier fand ich es teilweise allerdings etwas verwirrend und fast schon ein bisschen zu abgehoben. Aber wer weiß, was in einigen Jahren alles medizinisch möglich ist...

Am Ende wird es nochmal richtig dramatisch, weil im Markwaldhof eben doch nicht alles Gold ist, was glänzt. Für meinen Geschmack war es ein passender Schluss, der nochmal viel Spannung aufbaut und einiges erklärt, sodass keine Fragen offen bleiben.

Ich wurde von der ersten Seite an gut unterhalten und denke, dass die eigentliche Zielgruppe mindestens genauso begeistert sein wird wie ich. Deswegen gibt es von mir 5 Sterne!

Veröffentlicht am 10.08.2018

Das Wetter spielt verrückt...

Sturm
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Wie der Klappentext schon verrät, geht es in dem Buch um unerklärliche Wetterphänomene. Dabei steht nicht nur Deutschland im Fokus, sondern überall in der Welt spielt das Wetter verrückt, ohne dass sich ...

Wie der Klappentext schon verrät, geht es in dem Buch um unerklärliche Wetterphänomene. Dabei steht nicht nur Deutschland im Fokus, sondern überall in der Welt spielt das Wetter verrückt, ohne dass sich die Meteorologen das erklären können.

Das Erschreckende daran ist, dass Uwe Laub seinen Plot in der Realität ansiedelt. Es könnte genau so passieren: Auf einmal Hagelstürme oder extreme Temperaturanstiege. Und wenn man sich die Hitze der letzten Tage oder die Unwetter gestern anschaut, dann erscheint es erschreckend realistisch, was man liest.

Allerdings gibt es hier eine Erklärung, denn Wettermanipulation scheint tatsächlich möglich zu sein. Immer wieder werden hier Fakten über Versuche eingestreut, die tatsächlich schon von Regierungen oder dem Militär durchgeführt wurden. Das hat die Story sehr greifbar gemacht und auch glaubwürdig, auch wenn ich hoffe, dass es nie Realität wird.

Denn was dann passieren kann, macht den Kern der Geschichte und auch die Spannung aus: Das Wetter wird als Waffe eingesetzt und man scheint machtlos zu sein. Hier kommen dann die Protagonisten ins Spiel: Daniel Bender ist Meteorologe und beobachtet schon länger, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Zufällig mit in die Geschichte hineingezogen wird Laura, die zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Die Beiden stellen sich dem Kampf des Wetters und versuchen, das Schlimmste zu verhindern.

Vor allem Daniel Bender fand ich einen unheimlich tollen Protagonisten, dem man angemerkt hat, dass er sein eigenes Wohl hinter das der Allgemeinheit stellt. Laura war okay, aber ich konnte ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen. Zusammen waren sie aber ein Duo, dass man bei ihrem Abenteuer gern begleitet hat.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Vor allem weil es so realistisch rüber kam und man gemerkt hat, dass sich der Autor viel mit dem Thema Wettermanipulation beschäftigt hat. An Spannung hat es nicht gefehlt und es war nie langatmig.

Deswegen gebe ich dem Buch 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle, die diese Art von Thriller mögen!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Noch 68 Jahre...

Muss es denn gleich für immer sein?
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Der Einstieg in das Buch ist schon mal sehr gelungen. Man begegnet nämlich nicht einer Single-Frau, die den Mann ihres Lebens trifft, sondern Sylvie, die ihren Traummann schon gefunden hat. Bei einem Routine-Check ...

Der Einstieg in das Buch ist schon mal sehr gelungen. Man begegnet nämlich nicht einer Single-Frau, die den Mann ihres Lebens trifft, sondern Sylvie, die ihren Traummann schon gefunden hat. Bei einem Routine-Check beim Arzt werden den beiden gute Voraussetzungen für ein langes Leben vorausgesagt. Das bedeutet: Noch ca. 68 gemeinsame Jahre. Und was sich erstmal richtig toll anhört, bringt die Beiden zum Nachdenken...

Die Geschichte von Sylvie und Dan kann man nicht mit den Shopaholic-Büchern vergleichen. Sie ist irgendwie erwachsener. Zwar gibt es auch hier einige witzige und schrullige Passagen, vor allem wenn es um Sylvies Job und ihre Chefin geht, doch geht es auch ernst zu. Sylvie muss nämlich nicht nur ihren Arbeitsplatz, ein kleinen privates Museum in London, sondern auf den ersten Blick auch ihre Ehe retten.

Sehr gut gefallen hat mir, dass alles sehr realistisch und nicht übertrieben war. Man merkt zwar, dass die Protagonistin ein bisschen in einer Blase lebt, aber trotzdem erlebt man den Alltag einer Zwillingsmama sehr gut mit. Außerdem wird gezeigt, dass es in jeder Familie Probleme geben kann - dass man aber oft einfach nicht darüber spricht. Während des Lesens habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, warum man oft nicht so handelt wie man eigentlich möchte, nur weil man Angst hat, was andere von einem Denken. Denn darum geht es, neben den Pannen und witzigen Verstrickungen, eben auch.

Die Sprache war kinsella-typisch locker, leicht und spitzig. Man fliegt nur so über die Seiten, die vielen Dialoge machen das Buch sehr lebendig. Die Kapitel waren zwar relativ lang, aber es gab Absätze, bei denen man mal eine Pause machen konnte, ohne dass der Wiedereinstieg schwer fiel. Ein Pluspunkt!

Der etwas ernstere Kinsella hat mir wirklich sehr gut gefallen. Man konnte lachen, ohne dass es zu albern war, aber eben auch nachdenken. Die sehr starke Protagonistin Sylvie war einfach toll - man muss sie einfach lieben.

Insgesamt habe ich das Buch verschlungen. Deswegen gibt es von mir 5 Sterne!