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Veröffentlicht am 25.10.2018

Eine besondere Paartherapie mit einem einzigen Schauplatz

Liebe ist die beste Therapie
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Ein Ehepaar, Steve und Charlotte mit Vornamen, beide etwa Mitte Dreißig, zwei Kinder, inzwischen getrennt lebend sucht Rat bei der Eheberaterin Sandy. Das ist das Grundkonzept des Romans „Liebe ist die ...

Ein Ehepaar, Steve und Charlotte mit Vornamen, beide etwa Mitte Dreißig, zwei Kinder, inzwischen getrennt lebend sucht Rat bei der Eheberaterin Sandy. Das ist das Grundkonzept des Romans „Liebe ist die beste Therapie“ von John Jay Osborn. Die therapeutische Praxis von Sandy ist dabei der einzige Schauplatz des Romans. Hier steht, neben den allgemein üblichen schlichten Sitzgelegenheiten für Coach und Ratsuchende noch ein weiterer bequemer Sessel im viktorianischen Stil, der während der Gespräche leer bleibt. Seine Bedeutung wird dem Leser und auch dem Ehepaar erst mit der Zeit bewusst.

Charlotte und Steve hatten in ihrer Ehe keine Geldsorgen, sie sind an Problemen in der Kommunikation gescheitert, Ehebruch war letztlich der Auslöser zur Trennung. Sandy entspricht mit ihrem Stil, ein therapeutisches Gespräch zu führen, nicht ganz den Erwartungen des Ehepaars. Aus Unerfahrenheit kann ich leider nicht beurteilen welchem Beratungsansatz die geschilderte Therapie folgt und ob sie auf die durchgeführte Art und Weise einem Standard entspricht. Doch es war faszinierend für mich, Charlotte und Steve zu Beginn des Romans am Tiefpunkt ihrer Ehe zu treffen und die weitere Entwicklung zu erleben. Über manche Reaktion der Ehepartner auf gezielte Nachfragen von Sandy war ich überrascht, manchmal auch erstaunt.

Jedes Kapitel umfasst eine Therapiestunde. Allmählich bildete sich für mich als Leser durch die Erinnerungen des Ehepaars ein Bild darüber, warum die Ehe gescheitert ist. Über die Therapeutin erfuhr ich, dass ihr Verhältnis zu ihrer Mutter gestört ist. Ich hätte mir noch etwas mehr Tiefe zur Figur der Sandy gewünscht mit mehr Informationen zu ihrer Vergangenheit und Ausbildung. Sandy spricht nicht nur als Therapeutin, sondern auch aus eigener Erfahrung. Gezielt vermittelte der Autor mir die Gedanken, die sie sich jeweils zum Gesprächsablauf während der Therapiestunden macht und die dem ernsten Hintergrund stellenweise eine feine Aufheiterung geben.

„Liebe ist die beste Therapie“ ist ein ruhiger Roman, der der Ehe eine eigene Stimme verleiht. Von Beginn an stellt sich die Frage, ob es gelingen wird, die Ehe von Charlotte und Steven zu retten und wenn ja, welchen Anteil Sandy daran haben wird. Der Roman ist besonders interessant für diejenigen, die den möglichen Ablauf einer Paartherapie kennen lernen möchten, aber auch für alle, die mehr über die Kunst des Zusammenlebens erfahren möchten.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Würdiger Abschluss der Jahrhundert-Trilogie

Zeitenwende
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„Zeitenwende“ ist der dritte und abschließende Teil der Trilogie von Carmen Korn, die das Leben von vier jungen Frauen schildert, die alle etwa um das Jahr 1900 geboren wurden. Als Leserin konnte ich ihre ...

„Zeitenwende“ ist der dritte und abschließende Teil der Trilogie von Carmen Korn, die das Leben von vier jungen Frauen schildert, die alle etwa um das Jahr 1900 geboren wurden. Als Leserin konnte ich ihre Geschichte in den drei Bänden ab dem Frühjahr 1919 bis Januar 1999 verfolgen. Der vorliegende Roman schließt unmittelbar an den vorigen an und beginnt im März 1970. Anhand eines vorgeschalteten Personenverzeichnisses konnte ich nochmals in kurzer Form die Ereignisse nachlesen, die die vier Protagonistinnen und ihre Angehörigen in den ersten beiden Teilen erlebt haben.

Die vier Freundinnen Henny, Käthe, Lina und Ida sind zu Beginn des dritten Teils etwa siebzig Jahre alt. Ihre Sorge gilt weniger sich selbst als ihren Lieben. Jede von ihnen lebt in einer langjährigen Beziehung und hat ein gutes Verhältnis zum Nachwuchs, einzig das Verhältnis von Käthe zu ihrer Adoptivtochter trübt sich durch deren Nähe zum linksextremen Untergrund. Die Jahre ziehen an ihnen vorbei und in manche bedeutende Zeitgeschichte sind auch die Familienmitglieder der Protagonistinnen eingebunden. Große Themen des Romans sind die Aktivitäten der RAF, Kriege im Nahen Osten, Aids, das geteilte Deutschland und die Wiedervereinigung sowie die Jahrhundertwende. Die Familien teilen Freude und Leid und feiern die Feste wie sie fallen. Meist erlebt man die Charaktere im Alltag, aber auch im Beruf als Ärztin, Redakteur, Buchhändler, Fotomodell, Journalistin oder Student.

Über jedem Kapitel steht die Zeit in der die nachfolgenden Ereignisse spielen. Carmen Korn reiht darin kurze Szenen mit den Freundinnen und ihren Angehörigen aneinander. Nacheinander begegnete ich den inzwischen lieb gewonnenen Figuren. Vor allem zu Beginn erinnern ihre Charaktere sich gerne zurück, so dass auch Leser, die die vorigen Teile nicht kennen, einen Einstieg in die Erzählung finden.

Am abschließenden Band hat mir besonders gefallen, dass er über eine Zeitspanne handelt, die ich selbst erlebt hatte. Ich erinnerte mich gerne an die im Text erwähnten Bücher, Filme und Songs. Die Geschehnisse in Deutschland und der Welt, die den Hintergrund des Romans bilden, ließen mich freudig oder betrübt zurück genau wie Henny und ihre Verwandten und Bekannten sie erlebten. Doch auch an ihnen geht das Alter nicht vorbei und es ist zwar vorhersehbar, doch stimmt es auch traurig, dass man von vielen der Figuren bis zum Ende des Buchs Abschied nehmen muss. Was mich vom ersten Band an bewegt hat, ist der besondere Zusammenhalt der Freundinnen und ihren Liebsten, die in guten wie in schlechten Tagen immer füreinander da sind.

„Zeitenwende“ ist ein würdiger Abschluss der Romantrilogie von Carmen Korn. Wer „Töchter der Zeit“ und „Zeiten des Aufbruchs“ gelesen hat, sollte unbedingt auch diesen abschließenden Teil lesen. Wer Interesse an einem unterhaltsamen zeitgeschichtlichen Abriss des 20. Jahrhunderts hat mit dem Haupthandlungsort Hamburg, der sollte ebenfalls zu den Büchern dieser Trilogie greifen.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Historischer Zeitabschnitt aus neuer Sicht mit heldenhafter Protagonistin

Manhattan Beach
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Titel und Cover des Romans „Manhattan Beach“ von Jennifer Egan verrieten mir als Leser schon den Ort, an dem die Geschichte mich hinführen würde, als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm. Im Hintergrund ...

Titel und Cover des Romans „Manhattan Beach“ von Jennifer Egan verrieten mir als Leser schon den Ort, an dem die Geschichte mich hinführen würde, als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm. Im Hintergrund des Umschlagfotos ist die Skyline von Manhattan zu sehen, Manhattan Beach jedoch befindet sich am südlichen Ende von Brooklyn. Es ist der Schauplatz des ersten Kapitels mit einem Treffen der drei Protagonisten in den 1930er Jahren, welches das Leben von jedem von ihnen nachhaltig verändern wird. Ein Interview mit Jennifer Egan, das dem Roman vorweg gestellt wird, lieferte mir nicht nur Informationen zur Entstehung des Buch, sondern auch Fotos, die die Fakten im Buch ergänzten.

Im Mittelpunkt des Romans stehen Anna Kerrigan, ihr Vater Eddie und dessen neuer Arbeitgeber Dexter Styles, dem Chef mehrerer Nachtclubs. Als Jugendliche begleitet Anna ihren Vater häufig bei seinen Lieferungen von Umschlägen mit wichtigem Inhalt. Nur sehr knapp kommt die Familie mit dem Lohn zurecht, die Mutter verdient als Näherin einiges dazu. Anna hat eine jüngere schwer behinderte Schwester, die viel Aufmerksamkeit benötigt. Als sie fast dreizehn Jahre alt ist verschwindet Eddie spurlos. Ihr Studium bricht sie ab, um ihren Beitrag zum Kriegsdienst des Zweiten Weltkriegs zu leisten. Sie arbeitet bei der Brooklyner Marinewerft und überprüft dort kleine Maschinenteile. Doch ihr großer Traum ist es, sich den Tauchern der Marine anzuschließen, die sie in ihren Pausen bei Reparaturen an Schiffen beobachten kann. Eigentlich ist der Beruf nur Männern vorbehalten, doch viele von ihnen sind im Krieg, darin sieht sie ihre Chance. Mit einer Freundin besucht sie abends einen Club, in dem sie Dexter auffällt. Zwischen beiden entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung.

Jennifer Egan hat mit Anna eine starke Frauenfigur geschaffen, die mutig und unbeirrt ihren Weg geht und sich dabei den Widrigkeiten ihrer Zeit stellt. Bei ihren Recherchen war es der Autorin möglich, selbst einmal einen der damaligen Tauchanzüge anzuziehen, so dass ihre Beschreibungen rund um den Tauchvorgang authentisch wirken. Anna verfolgt aber nicht nur entschlossen ihren Traum, sondern zeigt im Umgang mit ihrer schwer behinderten Schwester auch ihre mitfühlende Seite. Einen weiteren Kontrast hierzu zeigt die Autorin indem sie ihre Protagonistin am Nachtleben von New York teilnehmen lässt. Hier trifft sie auf zwielichtige Gestalten. Schon durch Eddie und Dexter wurde ich in die Welt der Schwarzmarktgeschäfte, der Kleinkriminellen und des organisierten Verbrechens mitgenommen.

Das Geschehen geht einher mit der Geschichte New Yorks vor, während und nach dem 2. Weltkrieg. Einiges beschreibt die Autorin sehr detailreich. Es gelingt ihr trefflich, ein vorstellbares Bild der Ereignisse zu schaffen. Bald standen die beiden Fragen im Raum, warum Eddie verschwunden ist und ob Anna ihren Traum verwirklichen kann, die nach raschen Antworten verlangten. Dennoch konnte mich die Erzählung nicht mitreißen, was vielleicht daran lag, dass die Handlung zwischen den Protagonisten immer wieder wechselt, auch auf unterschiedlichen Zeitebenen. Der Schluss war für mich nicht wirklich stimmig.

„Manhattan Beach“ erzählt einen historischen Zeitabschnitt aus einer neuen Sicht mit einer heldenhaften Protagonistin. Die Autorin überzeugt mit bewegenden Hintergrundgeschichten und einer unvoreingenommenen Sicht auf die Ereignisse, die sie in ihrer klaren Sprache einfängt. Gerne empfehle ich den Roman daher weiter.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Ein leicht und schnell lesbarer Roman mit einer gehörigen Portion Romantik

Wo mein Herz dich findet
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„Wo mein Herz dich findet“ ist großes Kino fürs Gefühl aus der Feder der Deutschen Kathryn Taylor. Mit Blumen und Schmetterlingen verziert wirkt das Cover des Taschenbuchs eher leicht und unbeschwert, ...

„Wo mein Herz dich findet“ ist großes Kino fürs Gefühl aus der Feder der Deutschen Kathryn Taylor. Mit Blumen und Schmetterlingen verziert wirkt das Cover des Taschenbuchs eher leicht und unbeschwert, doch die Protagonisten des Romans haben ihre ganz eigenen Probleme. Wünscht man sich bei einem Buch, das fürs Lesen am Strand ebenso geeignet ist wie für gemütliche Stunden auf Balkon und Terrasse oder einfach nur nebenher, ein bitteres Ende? Nein, ohne zu viel zu verraten, darf man zu diesem Roman greifen, wenn man sich mit den Hauptfiguren zum Schluss freuen möchte.

Kathryn Taylor hat in ihre Erzählung gleich zwei Liebesgeschichten eingeflochten, in die ein Geschwisterpaar involviert ist. Cara Connelly ist Jurastudentin in London und kehrt nach absolvierten Prüfungen nach Irland in die Heimat zurück zur bevorstehenden Hochzeit ihres älteren Bruders Patrick, der tatkräftig im Hotel seiner Eltern mithilft und es eines Tages übernehmen wird. Kurz vor ihrem Ziel hat sie eine Autopanne und findet Hilfe bei dem eigenbrötlerisch wirkenden Liam, der von seinem Onkel eine einsam gelegene Hütte geerbt hat. Cara fühlt sich von ihm angezogen, aber Liam hütet ein Geheimnis. Währenddessen bereitet Jessica, die Braut von Patrick, alles für ihre Heirat vor. Unruhe entsteht als Amy, eine Freundin aus Jugendtagen der Connelly-Geschwister, plötzlich vor der Tür des Hotels steht. Und sie kommt nicht allein.

Trotz eines stellenweise vorauszuahnenden Handlungsablaufs konnte mich der Roman durch gut aufgebaute, steigende Spannung mit mehreren Cliffhangern in seinen Bann ziehen. Schon das Setting mit altem Herrenhaus und Burgruine in der irischen Grafschaft Kerry mit Blick auf weite saftige Wiesen faszinierte mich. Es ist Sommer in Irland und Urlaubszeit, was dem Hotel von Caras Eltern viele Gäste bringt. Gerne hätte ich dazugehört.

Die Charaktere wirken glaubhaft und ihre Reaktionen auf unvorhergesehene Ereignisse nachvollziehbar, auch wenn sie auf falschen Annahmen beruhen, die aber schließlich geklärt werden. Als allwissende Erzählerin wechselt die Autorin ihren Blickwinkel wenn nötig, um die Gedanken einer einzelnen Figur einzufangen. Auf diese Weise gelang es ihr, deren Gefühle besser zu übermitteln.

Der Roman liest sich schnell und leicht. Mit einer ordentlichen Portion Romantik verzaubert und bewegt er den Leser. „Wo mein Herz dich findet“ ist ein Liebesroman, der für einen lauschigen Zeitvertreib sorgt.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Unterhaltsam, bewegend und lesenswert

Die kleine Welt der Madame Jeanne
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In ihrem Roman „Die kleine Welt der Madame Jeanne“ lässt Véronique de Bure die 90-jährige Jeanne ein ganzes Jahr lang ihren Alltag in Tagebuchform erzählen. Das Buch ist schön gestaltet mit einem textilen ...

In ihrem Roman „Die kleine Welt der Madame Jeanne“ lässt Véronique de Bure die 90-jährige Jeanne ein ganzes Jahr lang ihren Alltag in Tagebuchform erzählen. Das Buch ist schön gestaltet mit einem textilen Einband und erinnerte mich mit dem hellen feinen gemusterten Karo etwas an ein Tischtuch mit dem Jeanne vielleicht ihren Küchentische geschmückt hat.
Jeanne wurde in Paris geboren, wo sie auch bis zu ihrer Heirat wohnte. Dann zog sie mit ihrem Mann René, der vor zwei Jahren gestorben ist, in ein Dorf unweit von Vichy in Frankreich. Gemeinsam haben sie einen Sohn und eine Tochter, die fünfzehn Jahre jünger ist als ihr Bruder. Mit ihren drei Freundinnen, alle über 90 Jahre alt, trifft sie sich regelmäßig. Glücklicherweise ist sie noch in der Lage Auto zu fahren. Im Haushalt hat sie eine Hilfe und auch für ihren Garten kommt jemand zur Pflege. Nach einem kurzen Prolog enthält das Buch eine Zeichnung auf der Jeannes kleine Welt bildnerisch dargestellt ist.
Der Roman beginnt im Frühjahr, als Leser konnte ich den täglichen Verrichtungen folgen die Jeanne in ihrem hohen Alter für nötig hält und die sich kaum von denen in ihren jüngeren Jahren unterscheiden. Voller Stolz zählt sie immer wieder einen Teil der Dinge auf, die sie gut kann oder weiß. Gleichzeitig ist sie voller Ärger über die Wehwehchen die sie plagen. Aus den Besuchen von Nachbarn, Freundinnen und Familie erkennt man, dass sie beliebt ist. Ihre Art wirkt ausgleichend, selten beklagt sie sich. Immer wieder denkt sie an die Vergangenheit. Gestern wie heute hat sie nie ihren Humor verloren und sieht vieles mit zeitlichem Abstand auf eine amüsante Weise. Die Zeit bringt allerdings einige Abschiede mit sich. Doch Jeannes Trauer ist nur kurz, denn ihr ist bewusst, dass auch ihre Tage gezählt sind. Sie nimmt sich daher vom Leben, woran sie Freude hat und was sie noch aufgrund körperlicher Einschränkungen umsetzen kann.
Véronique de Bure gelingt es, sich einfühlsam in die Lage der 90-jährigen Jeanne hinein zu versetzen. Ihre Erzählung wirkt authentisch und nachvollziehbar. Auf diese Weise vermittelt sie dem Leser ein gutes Verständnis für den Alltag einer gewöhnlichen französischen Frau vom Land. Auch wenn der Roman große Highlights entbehrt ist er unterhaltsam, bewegend und lesenswert.