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Veröffentlicht am 14.12.2018

Ein Roman der nachhallt

Deutsches Haus
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Nachdem ich erfahren hatte, dass „Deutsches Haus“ von der Autorin der Fernsehserien „Weißensee“ und „Ku'damm“ ist war mir klar, dass ich dieses Buch auf jeden Fall lesen muss. Annette Hess greift einen ...

Nachdem ich erfahren hatte, dass „Deutsches Haus“ von der Autorin der Fernsehserien „Weißensee“ und „Ku'damm“ ist war mir klar, dass ich dieses Buch auf jeden Fall lesen muss. Annette Hess greift einen weiteren Teil deutscher Geschichte auf und befasst sich mit dem ersten Auschwitz Prozess in Frankfurt.

Dolmetscherin Eva hat bisher hauptsächlich Verträge übersetzt. Sie führt als Tochter eines Gasthausbesitzers ein mehr oder weniger sorgloses Leben und ihr größtes Problem ist, dass ihr Freund Jürgen ihr noch immer keinen Heiratsantrag gemacht hat. Als ein polnischer Dolmetscher ausfällt, wird sie engagiert um eine wichtige Zeugenaussage zu übersetzen. Eva versteht zunächst nicht, was der Mann ihr erzählt. Zu groß sind die Grausamkeiten, von denen sie noch nie etwas gehört hat. Doch schon bald ist ihr Sinn für Gerechtigkeit geweckt. Sie möchte den Opfern helfen und setzt sich dabei auch über ihre Familie und ihren mittlerweile Verlobten hinweg, da diese strickt dagegen sind, dass Eva die Arbeit annimmt.

Über die Zustände in Konzentrationslagern habe ich schon viel gelesen, dennoch schockiert es mich immer wieder aufs Neue, welches Leid unschuldige Menschen erdulden mussten. Annette Hess konfrontiert den Leser mit Zahlen der Opfer, deren Ausmaß über jegliche Vorstellungskraft hinaus geht. Es spielt keine Rolle, wie lange der 2. Weltkrieg zurück liegt, ich finde es wichtig, dass immer wieder Bücher zu diesem Thema geschrieben werden - manche Sachen dürfen nie vergessen werden, insbesondere nicht in der heutigen Zeit.

Wie auch schon in „Ku'damm“ bestürzt mich auch in diesem Buch die Verleugnungshaltung vieler Menschen und das völlige Fehlen von Bedauern. Auch Eva kann das Verhalten ihrer Familie und ihres Verlobten nur schwer akzeptieren.

„Deutsches Haus“ spielt vor nicht allzu langer Zeit und liest sich an vielen Stellen doch wie eine Geschichte von einem anderen Planeten. Dass Ehemänner oder in diesem Falle sogar nur ein Verlobter ihren Frauen die Berufstätigkeit verbieten konnten erscheint aus heutiger Sicht völlig hirnrissig.
Die Einblicke in das Leben und Gedankengut der 60er Jahre fand ich sehr interessant. An manchen Stellen war die Geschichte allerdings plötzlich fast schon seicht und stand in irritierendem Kontrast zur ansonsten schweren Kost.
All diese Gedanken um den Verlobten und dem Wunsch ihm zu gefallen scheinen sogar nicht zu der selbstbewussten Eva zu passen zumal Jürgen ein ziemlicher Widerling ist.

Merkwürdig gewählt finde ich auch den Titel „Deutsches Haus“, der sich auf das Gasthaus von Evas Eltern bezieht. Persönlich hätte ich einen Titel ausgesucht, der den Inhalt besser widerspiegelt.

Ansonsten kommt der Roman ganz ohne Kapitel aus. Stattdessen ist die Erzählung durch Absätze unterbrochen. Der Schreibstil war zu jeder Zeit sehr fesselnd und ging mir an vielen Stellen unter die Haut. Auch die Enthüllungen über Evas Herkunft wurden geschickt in die Geschichte eingeflochten und sorgten für zusätzliche Dramatik. Für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt, diesen Roman zu lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Schnitzeljagd

Die Reise der Amy Snow
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Nachdem mich „Die Sonnenschwestern“ von Tracy Rees kürzlich sehr begeistert hat, war mir klar, dass ich die anderen Bücher der Autorin so bald wie möglich auch lesen muss.
„Die Reise der Amy Snow“ ist ...

Nachdem mich „Die Sonnenschwestern“ von Tracy Rees kürzlich sehr begeistert hat, war mir klar, dass ich die anderen Bücher der Autorin so bald wie möglich auch lesen muss.
„Die Reise der Amy Snow“ ist Tracy Rees Debütroman. Im Vergleich zu den Sonnenschwestern merkt man hier deutlich, wie sich der Schreibstil der Autorin im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat. Hier wirkte es manchmal noch ein wenig holprig und kindlich.
Die Handlung selbst ist an vielen Stellen nicht besonders realistisch. Die Leute sind entweder sehr schlecht oder sehr gut. Es gibt kein dazwischen.

Amy Snow wurde als Säugling im Garten der reichen Familie Vennaway gefunden. Aurelia, die Tochter des Hauses, besteht darauf, sich dem Kind anzunehmen, obwohl ihre Eltern es wegen seiner niederen Herkunft aus tiefster Seele hassen. Leider ist Aurelia kein langes Leben vergönnt. Sie hinterlässt Amy eine stattliche Summe Geld und den Auftrag, kreuz und quer durchs Land zu reisen und verschiedene Leute aufzusuchen. Auf diesem Weg möchte Aurelia Amy in ein Geheimnis einweihen. An jeder Station wird ein weiteres Puzzleteil enthüllt.
Für die 17-jährige, die bisher kaum das Haus verlassen hat, ist dies eine große Herausforderung, doch überall begegnet sie Menschen voller Freundlichkeit. Plötzlich hat sie mehr Freunde als sie je zu träumen wagte.

Bereits mit ihrem ersten Roman wusste Tracy Rees, wie man Leser fesselt. Von Anfang an war ich mitten im Geschehen und wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Der Erzählstil ist sehr bildhaft. Die Geschichte spielt Mitte des 19. Jahrhunderts und ich mochte, wie authentisch die Autorin die damalige Ausdrucks- und Denkweise wiedergegeben hat.

Das Buch umfasst knapp 500 Seiten aber 100 Seiten weniger hätten dem Roman gut getan. An manchen Stellen war „Die Reise der Amy Snow“ doch recht langatmig. Endlos scheint die Protagonistin mit sich und Aurelias Aufgabenstellungen zu hadern um dann doch zu tun, was von ihr verlangt wird. Amys Verhalten kam mir teilweise ein wenig lächerlich vor, aber dann fiel mir wieder ein, dass sie erst 17 Jahre alt ist.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich dieses Buch gerne gelesen habe, es jedoch meine hohen Erwartungen, die ich aufgrund der Sonnenschwestern hatte, nicht erfüllen konnte.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Anfänge der Medizin

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Leser die auf der Suche nach einem historischen Roman sind, sollten sich von dem etwas kitschigen Cover nicht davon abhalten lassen, „Die Charité“ zu lesen.
Sicherlich lernen wir einige Charaktere näher ...

Leser die auf der Suche nach einem historischen Roman sind, sollten sich von dem etwas kitschigen Cover nicht davon abhalten lassen, „Die Charité“ zu lesen.
Sicherlich lernen wir einige Charaktere näher kennen und begleiten sie auf ihrem Lebensweg. Der Hauptfokus der Handlung liegt jedoch auf den Behandlungsmethoden um 1830.
Diese lasen sich manches Mal wie Szenen aus einem Horrorfilm und insbesondere die Beschreibungen einer Nasen-OP und einer Behandlung mit einem sogenannten Haarseil ließen sich nur schwer wieder aus meinem Kopf vertreiben.
Fassungslos erfuhr ich von Operationen ohne Betäubung und hygienischen Missständen.
Wer damals ins Krankenhaus kam, stand quasi mit einem Bein im Grab, denn Wundbrand und Infektionen lauerten an jeder Ecke.
Auch wenn das alles befremdlich war, so war es auch sehr interessant von den Anfängen der Medizin zu lesen. Dieses Buch macht einem bewusst, wie weit Ärzte mit ihren Forschungen in der Zwischenzeit gekommen sind.

„Die Charitè“ war mein erster Roman von Ulrike Schweikert. Mir hat gut gefallen, wie lebendig die Autorin die Handlung beschreibt. Es ist mir sehr leicht gefallen, in die Geschichte hinein zu kommen. Trotz der vielen medizinischen Beschreibungen ist der Roman zu jeder Zeit leicht verständlich.
Neben den Behandlungsmethoden selbst lernen wir durch die Charaktere Dr. Dieffenbach (der tatsächlich existierte), Elisabeth und Martha auch die damaligen medizinischen Berufe näher kennen.

Zusammenfassend fand ich „Die Charité“ sehr gelungen und konnte einiges an neuem Wissen mitnehmen.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Der Schein trügt

The Wife Between Us
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Von der ersten Seite an baut das Autorenduo Greer Hendricks und Sarah Pekkanen Spannung auf und mein Interesse für diese Geschichte war geweckt, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte.
Der Thriller ...

Von der ersten Seite an baut das Autorenduo Greer Hendricks und Sarah Pekkanen Spannung auf und mein Interesse für diese Geschichte war geweckt, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte.
Der Thriller schafft eine unheimliche Atmosphäre und löst teilweise ein Gefühl der Beklemmung aus.
Zum Inhalt selbst kann ich nicht zu viel sagen, da im Grunde jede Information ein Spoiler ist. In groben Zügen geht es um Vanessa, die trotz der Scheidung emotional mit ihrem Exmann nicht abschließen kann. Unterschiedliche Situationen aus ihrer Ehe lassen ihr keine Ruhe. Als sie erfährt, dass Richard wieder heiraten möchte, versucht sie dies mit allen Mitteln zu verhindern.
Parallel dazu wird die Geschichte von Nellie erzählt, die kurz davor steht, Richard zu ehelichen.

Ungefähr in der Mitte des Buches kommt der erste Plottwist. Einige Details, die ich als Druckfehler angesehen hatte, ergaben plötzlich Sinn und stellten sich als Hinweise heraus. Dieser Überraschungsmoment ist den Autorinnen wirklich gut gelungen.
Ab hier lässt die Spannungskurve allerdings rapide nach.
Die Geschichte konzentriert sich nun hauptsächlich auf Vanessa und mit ihr konnte ich mich einfach nicht anfreunden.
„The wife between us“ handelt unter anderem von häuslicher Gewalt und ich wollte so gerne Sympathie für Vanessa und die anderen Frauen empfinden. Aber die Figur Richard blieb das ganze Buch über so farblos, dass ich ihn nie wirklich als bedrohlich wahr nehmen konnte.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Autorinnen ihre Geschichte sehr talentiert mit mehrere Wendungen aufgepeppt haben. Auch lies sich der Schreibstil durchgehend angenehm lesen. Schade, dass die anfängliche Spannung nicht über das komplette Buch konstant geblieben ist und dass die Charaktere so unsympathisch waren. Sonst hätte ich sicherlich 5 Sterne vergeben. Nun entscheide ich mich für 4.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Recht spannend aber unrealistisch

Das Haus der Mädchen
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Andreas Winkelmanns neuer Thriller beginnt mit einem Mord. Ein Krankenpfleger wird auf offener Straße erschossen, nachdem er eine verdächtige Beobachtung gemacht hat.
Im weiteren Verlauft springt der ...

Andreas Winkelmanns neuer Thriller beginnt mit einem Mord. Ein Krankenpfleger wird auf offener Straße erschossen, nachdem er eine verdächtige Beobachtung gemacht hat.
Im weiteren Verlauft springt der Autor in kurzen Kapiteln zwischen verschiedenen Erzählsträngen hin und her. Wie es oftmals bei mehreren Perspektiven ist, empfand ich nicht jede als gleich spannend. Am unheimlichsten waren definitiv die Kapitel über einem Keller, in dem Mädchen gefangen gehalten wurden. Allerdings hatte ich ziemlich bald so halbwegs durchschaut, was hier vor sich geht, wodurch die Spannungskurve etwas abflachte.

Am liebsten gelesen habe ich die Kapitel mit Leni im Zentrum. Die junge Frau kommt für ein Praktikum nach Hamburg, fühlt sich aber von der Großstadt und den Menschen, denen sie begegnet überfordert. In ihrer Zimmernachbarin Vivien findet sie eine Freundin, doch diese verschwindet plötzlich spurlos.

Weniger interessant fand ich die Kapitel aus der Sicht des Obdachlosen und des Polizisten. Erst als sich im letzten Drittel alle Handlungsstränge miteinander verweben, nimmt der Roman nochmals an Fahrt auf und es kommt zu einem dramatischen Finale.

„Das Haus der Mädchen“ ist ein Krimi, der einen genug fesselt um dabei zu bleiben. Der Schreibstil lässt sich leicht lesen und ich hatte das Buch in drei Tagen beendet.

Der Leser ist den Personen im Buch immer eine Nasenlänge voraus und soetwas mag ich nicht so gerne. Mir macht es mehr Spaß, an der Lösung aktiv mitzuraten als die Bösewichte auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen.

Der Grundgedanke von „Das Haus der Mädchen“ ist gut und die architektonischen Besonderheiten der beschriebenen Locations sind faszinierend und gruselig.
Insgesamt war mir die Geschichte jedoch einen Tick zu unrealistisch um mich wirklich zu packen.
Auch empfand ich es als etwas nervig, dass wirklich jeder Charakter im Alleingang unterwegs war. Selbst der Polizist löste den Fall durch nicht genehmigte Einsätze und setzte Zivilisten als Helfer ein.
Man könnte fast meinen, Andreas Winkelmann hatte keine Lust, sich über den Ablauf von Polizeiarbeit Gedanken zu machen.

Alles in allem ein guter Krimi für zwischendurch, aber kein „Reißer“.