Die Lichtung
Jan ist Reporter bei einer Kölner Zeitung und eigentlich für den Sport zuständig. Doch als Krankheitsvertretung bekommt er von seinem Chef einen „alten Kriminalfall“ aus dem Jahr 1986 aufgebrummt. Er kippt ...
Jan ist Reporter bei einer Kölner Zeitung und eigentlich für den Sport zuständig. Doch als Krankheitsvertretung bekommt er von seinem Chef einen „alten Kriminalfall“ aus dem Jahr 1986 aufgebrummt. Er kippt erst mal vom Stuhl, denn was sein Chef nicht weiß: Jan ist in diesen alten Fall viel enger verstrickt. 1986 bei einem Wochenendausflug geschahen in einer Gruppe junger Leute eine Vergewaltigung eines Mädchens mit einem anschließenden Mord und ein weiterer Mord an einem Jungen. Der Täter wurde nie gefunden. Aber Jan gehörte genau zu dieser Gruppe und war an dem Wochenende dabei. Er hatte bisher erfolgreich die Vergangenheit verdrängt, doch jetzt holt sie ihn ein. Und bei seinen Recherchen kommt er dem Täter wohl zu nahe, denn jetzt bedroht der Jan und seine Familie …
„Die Lichtung“ hat mich überrascht und begeistert. Auf der einen Seite ist es ein ganz klassischer Kriminalroman – Täter unbekannt, jemand sucht ihn, kommt ihm näher und findet ihn. Und als Leser begleitet man ihn auf jedem Schritt. Trotzdem fand ich dieses Buch über dem Durchschnitt normaler Krimis. Zum einen ist hier der „Suchende“ ein Reporter, d. h., das Buch kommt ganz ohne die übliche Beschreibung von Polizeiarbeit aus. Dann hat mir der Wechsel zwischen Gegenwart und den 80er Jahren sehr gut gefallen. Zeitweise war sehr viel Humor und Ironie dabei und bei den angeführten Titeln hatte ich beim Lesen quasi sofort die Melodie dazu im Kopf. Es war halt eine Zeit, die man selbst sehr bewusst erlebt hat und vieles war völlig nachvollziehbar. Dann gefiel mir auch sehr gut die detaillierte Beschreibung der Jugendlichen und ihr Verhältnis untereinander: die Angeberei der Jungen, erste große Liebe, Enttäuschungen, Schrauben am Moped oder einfach nur Rumhängen. Alles war sehr stimmig, auch die Charaktere waren gut nachvollziehbar. Die Spannung des ganzen Buches ergibt sich draus, dass man zwar immer eigene Ideen hat, wer der Täter gewesen sein könnte, aber zumindest ich sehr weite Strecken dem Irrtum von Jan und seiner Ex-Kollegin und Freundin Mütze bei den Recherchen folgte. Was wiederum zur Folge hatte, dass ich mit dem Lesen kaum aufhören konnte. Ich wollte einfach endlich wissen, wer war der Täter und warum. Und dabei gab es auf dem Weg zum Ende doch einige Überraschungen.
Mein Fazit: ein für mich überraschend gutes Buch mit viel spannender Unterhaltung und einem tollen Gespür für die 80er Jahre.