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Veröffentlicht am 21.07.2018

Die Geschichte lässt einen nicht los – packendes Familiendrama

Das Nachtfräuleinspiel
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Nachdem die 16jährige Annamaria am Fastnachts-Donnerstag einen schlimmen Albtraum erlebt hat und ihr keiner wirklich glauben will, was ihr angetan wurde, scheint sich für sie alles zum Guten zu wenden, ...

Nachdem die 16jährige Annamaria am Fastnachts-Donnerstag einen schlimmen Albtraum erlebt hat und ihr keiner wirklich glauben will, was ihr angetan wurde, scheint sich für sie alles zum Guten zu wenden, als sie im „Haus der Glücklichen Familie“ bei Liane van der Berg aufgenommen wird. Liane ist erfolgreiche Therapeutin, Erziehungsexpertin, Buchautorin und Mutter von fünf Kindern. Es scheint alles perfekt zu sein.
Doch ist Annamaria mit ihrer kleinen Tochter bei der Familie wirklich sicher?


Meine Meinung:
Der Roman mit seinen fast 500 Seiten erscheint sehr umfangreich. Durch die überaus packende Erzählweise und die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen er erzählt wird, lässt er sich aber unglaublich schnell lesen. Ich war von „Das Nachtfräuleinspiel“ sofort gefesselt. Endetet ein Abschnitt aus der Sicht von Liane oder Annamaria (die auch in verschiedenen Zeiten spielen), war ich fast schon traurig, dass er aufhörte, wobei ich gleichzeitig immer wissen wollte, wie es an der anderen Stelle weitergeht.

Die Personen und die gesamte Szenerie werden von
Anja Jonuleit extrem subtil und geschickt, aber immer nachvollziehbar, beschrieben. Nach und nach tun sich dem Leser / der Leserin immer mehr menschliche Abgründe auf. Dabei versteht es die Autorin gekonnt, sehr unheimliche und geheimnisvolle Vorgänge mit eher positiven Szenen zu mischen, wobei sich die unheimlichen Szenen, die einem Angst machen, im Laufe des Romans in einem Spannungsbogen auch zusätzlich steigern.

Auf interessante Art und Weise werden Konzepte und Ansichten aus der 1968er Szene, verschiedenen Erziehungs- und Therapiemethoden, Ernährungskonzepte etc. in die Handlung eingeflochten, was ihr zusätzliche Tiefe gibt und ein nachvollziehbares Grundgerüst ist.

Der Roman war zwar irgendwie anders, als ich erwartet hatte, aber er hat mir sehr gut gefallen.


Fazit:
Ich habe selten einen Roman gelesen, der auf so subtile und gleichzeitig konsequente Art ein Familiendrama thematisiert, das Stück für Stück enthüllt wird. Ich war von Anfang bis Ende gefesselt!

Veröffentlicht am 13.07.2018

Road Movie, Liebes- und Familiengeschichte – hat alles, was ein gelungener Roman braucht

Immer wieder im Sommer
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Anna lebt mit ihren beiden Töchtern Sophie und Nelly getrennt von ihrem Ex-Mann Max in München. Zu ihrer Mutter Frieda hat sie schon seit Jahren keinen Kontakt mehr, als diese sich plötzlich bei ihr meldet. ...

Anna lebt mit ihren beiden Töchtern Sophie und Nelly getrennt von ihrem Ex-Mann Max in München. Zu ihrer Mutter Frieda hat sie schon seit Jahren keinen Kontakt mehr, als diese sich plötzlich bei ihr meldet. Anna bricht spontan zu einer Reise zu ihrer Mutter auf und fährt von dort aus weiter nach Amrum, wo ihre erste große Liebe Jan wohnt und arbeitet. Das Ganze entwickelt sich zu einem größeren Road Trip als gedacht….


Meine Meinung:
Dank der wunderbar flüssigen und angenehmen Erzählweise bin ich sofort gut in den Roman gestartet und war direkt mitten in der Geschichte.
Die Handlung lebt auch davon, dass sie im Wechsel von Anna, ihrer Tochter Sophie und der Mutter / Großmutter Frieda erzählt wird, so dass man zum einen die handelnden Personen sehr gut kennenlernt, zum anderen aber auch verschiedene Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven erleben kann und dadurch ein viel runderes Bild erhält.
Die Themen des Romans sind vielfältig und werden offen und direkt behandelt, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. So wird zum Beispiel das wichtige Thema „Demenz“ recht schonungslos, aber dennoch behutsam thematisiert, manchmal sogar mit einer solchen Situationskomik, die den Leser zum Schmunzeln bringt. Darüber hinaus stehen viele Themen rund um Liebe und Familie im Vordergrund, die sehr glaubwürdig und authentisch, vor allem aber auch berührend rübergebracht werden.

Die handelnden Personen – Sophie, Frieda und natürlich Anna – waren mir gleich sympathisch und ich habe mich gefreut, dass sie im Laufe der Handlung eine deutlich wahrnehmbare Entwicklung durchmachen. Dieses Kriterium ist für mich oft sehr entscheidend dafür, wie gut mir ein Roman gefällt, und hier ist es wirklich mustergültig gelöst und von Anfang an angelegt. Schön fand ich zum Beispiel die Entwicklung der pubertierenden Sophie, die im Laufe des Romans deutlich erwachsener wird. Die Beschreibungen aus Teenager-Sicht sind herrlich erfrischend, manchmal ein bisschen rotzig, in jedem Fall aber authentisch.
Alle Entwicklungen sind nicht übertrieben dargestellt, sondern durchaus realistisch und glaubwürdig.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Handlung an realen Orten spielt, bei denen man vieles wiedererkennt, z.B. in München oder Hamburg. Große Teile der Handlungen spielen auf Amrum, also an einem richtigen Sehnsuchtsort, was mich zusätzlich in Urlaubsstimmung versetzt hat.


Fazit:
„Immer wieder im Sommer“ ist eine ganz wunderbare Sommerlektüre fürs Herz, die auf intelligente Art und Weise unterhaltsame und berührende Themen verbindet. Für mich ein rundum gelungenes Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Augenöffnend und extrem hilfreich – ein toller Ratgeber für alle Herausforderungen im globalen Management

Global Management: ein Tanz mit den Eisbergen
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In „Global Management: ein Tanz mit den Eisbergen“ nimmt sich die erfahrene Managerin und Beraterin Barbara Wietasch eines wichtigen Themas an: Wie kommt man als Manager in und mit einem fremden Kulturkreis ...

In „Global Management: ein Tanz mit den Eisbergen“ nimmt sich die erfahrene Managerin und Beraterin Barbara Wietasch eines wichtigen Themas an: Wie kommt man als Manager in und mit einem fremden Kulturkreis klar?
Das Buch behandelt grundsätzliche Fragen zu Weltbildern und möglichen Fallen, in die man in der internationalen Zusammenarbeit tappen kann, geht aber auch auf konkrete Situationen wie die Entsendung ins Ausland, die Rückkehr in die Heimat oder Zusammenarbeit in internationalen (virtuellen) Teams sowie dem Führen von Dienstleistern in Schwellenländern ein.


Meine Meinung:
Das Buch ist sehr übersichtlich gegliedert und gut strukturiert aufgebaut und fällt darüber hinaus auch bereits durch die ansprechende optische Gestaltung mit blauer Schrift und sehr netten Cartoons auf.
Die Themen werden insgesamt sehr lebendig und anhand vieler gut nachvollziehbarer Beispiele rübergebracht. Gerade die konkreten Situationen in Ländern, die gut beschriebenen kulturellen Unterschiede sind unglaublich aufrüttelnd und öffnen jedem die Augen, der sich schon einmal blauäugig in einen interkulturellen Zusammenhang gebracht hat und hierbei Reibungsverluste oder Schlimmeres erfahren hat.
Sehr gut hat mir auch gefallen, dass es am Ende jeden Abschnitts ein Interview mit einer auslandserfahrenen Führungskraft gibt, so dass ganz unterschiedliche Sichten und auch viele konkrete Tipps in das Buch eingeflossen sind.
Neben den konkreten Beispielen gibt es auch immer wieder Hinweise auf die Theorie, auf Studien oder auf strukturierende Merkmale.
Mich hat das Buch sehr zum Nachdenken angeregt und mir viele gute Tipps mitgegeben, wie ich zukünftig an eine Situation im globalen Umfeld herangehen könnte.


Fazit:
Das Buch kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, der im globalen Kontext arbeitet oder arbeiten möchte, weil es so viele Denkanstöße und ganz praktische Tipps liefert. Wirklich wertvoll!

Veröffentlicht am 03.07.2018

Wunderschönes poetisches und verzauberndes Kinderbuch

Ronja Räubertochter
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Ronja und Birk wachsen in zwei verfeindeten Räuberfamilien in einer Burg mitten im Wald auf. Als sie sich eines Tages begegnen und anfreunden, verbieten ihre Eltern ihnen den weiteren Umgang miteinander, ...

Ronja und Birk wachsen in zwei verfeindeten Räuberfamilien in einer Burg mitten im Wald auf. Als sie sich eines Tages begegnen und anfreunden, verbieten ihre Eltern ihnen den weiteren Umgang miteinander, woraufhin sie beschließen wegzulaufen und sich allein im Wald durchzuschlagen.


Meine Meinung:
Ich habe die Bücher von Astrid Lindgren immer schon geliebt und diese als Kind verschlungen. Das Buch „Ronja Räubertochter“ sticht aus den vielen tollen Büchern meines Erachtens noch einmal besonders heraus, da es uns in eine verzauberte Welt voller märchenhafter Wesen, die zum Teil richtig unheimlich sind, entführt. Es ist unbeschreiblich, wie Astrid Lindgren mit ihrer unfassbaren Phantasie eine wunderbare Welt entstehen lässt!
Vor allem macht das Buch aber Mut, sich über vorgegebene Strukturen hinwegzusetzen, die man zu Recht in Frage stellen kann, und zu einer Freundschaft zu stehen. Dabei werden in der Geschichte Schwierigkeiten und Herausforderungen keinesfalls verschwiegen, sondern so deutlich gemacht, dass man mit Ronja und Birk leidet und mitfiebert.
Mich hat die Geschichte bei jedem Lesen immer wieder berührt und mitgenommen. Ich finde sie wirklich meisterhaft erzählt; sie ist spannend, bewegend und stellt die wichtigen Themen des Lebens in den Vordergrund.


Fazit:
Vielleicht ist „Ronja Räubertochter“ das beste Kinderbuch aus der Feder Astrid Lindgrens. Es sollte auf jeden Fall in keinem Bücherschrank fehlen.

Veröffentlicht am 16.07.2019

In den Strom gestürzt – auch beim Lesen!

Der Sturz in den Strom
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Der Roman „Der Sturz in den Strom“ ist nach „Arthurs Entführung“ der zweite Band der Trilogie „Der Doppelweg“ von Bernd Desinger. Die vier Freunde, die nach der Entführung ihres Freundes Arthur auf Reisen ...

Der Roman „Der Sturz in den Strom“ ist nach „Arthurs Entführung“ der zweite Band der Trilogie „Der Doppelweg“ von Bernd Desinger. Die vier Freunde, die nach der Entführung ihres Freundes Arthur auf Reisen gegangen waren, um ihn zu suchen, brechen erneut auf und zerstreuen sich in alle Winde. Jannifer, Lance, Erik und Falk haben sich bei ihren Reisen weiterentwickelt, konnten Arthur jedoch nicht finden, und so gehen ihre Reisen und Erlebnisse auf verschiedenen Kontinenten weiter. Und wieder reihen sich unerklärliche Ereignisse aneinander….


Meine Meinung:
Erneut legt Bernd Desinger einen Roman vor, der nicht nur sprachgewaltig ist, sondern auch extrem spannend und fesselnd. Fast hat man das Gefühl, dass man keine Luft bekommt, so atemlos ist man beim Lesen! Es handelt sich wirklich um einen „Sturz in den Strom“! Darüber hinaus zeugen die genauen Beschreibungen der Orte, der Kultur oder der Eigenheiten der verschiedenen Landsleute von extrem guter Ortskenntnis und sehr ausführlicher Recherche.

Allerdings ist die Erzählweise zwar spannend, aber auch durchgängig sehr distanziert und sachlich. Somit fällt es schwer, wirkliche Emotionen für die handelnden Personen zu empfingen und mit ihnen mitzuleiden. Das Buch hat mich zwar intellektuell sehr gefordert, aber nie emotional wirklich berührt. Es passieren wirklich sehr viele dramatische Ereignisse, auch sehr mysteriöse Dinge, die man sich anhand der „normalen“ Naturgesetze gar nicht erklären kann, aber man nimmt dies als Leser/Leserin seltsam emotionslos auf, vielleicht auch, weil es einfach so viele unerklärliche Dinge nacheinander sind, dass man fast schon ein wenig abgestumpft ist.

Gut gefallen hat mir, dass man vieles aus dem ersten Teil wiedererkennt und sich mit den handelnden Personen und Orten auch schon entsprechend vertraut machen konnte.


Fazit:
Der Roman ist wie der erste Teil auch sehr anspruchsvoll. Er ist sprachgewaltig, dicht erzählt und voller Material, das interpretiert werden kann. Auch wenn mich das Buch emotional nicht ganz berühren konnte, hat es mich doch intellektuell sehr gefordert.