Profilbild von nirak03

nirak03

Lesejury Star
offline

nirak03 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nirak03 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2018

Nicht immer leicht zu lesen, dafür aber unglaublich gut

Was wir zu hoffen wagten
0

Felice, Ille und Willi, drei junge Menschen, die am Anfang ihres Lebens stehen. Es ist das Jahr 1911, die Drei sind gefangen in den Traditionen ihrer adligen Familie. Willi soll die Bank weiterführen, ...

Felice, Ille und Willi, drei junge Menschen, die am Anfang ihres Lebens stehen. Es ist das Jahr 1911, die Drei sind gefangen in den Traditionen ihrer adligen Familie. Willi soll die Bank weiterführen, aber er interessiert sich nur für den Film, fürs Kino. Felice soll heiraten. Einen Mann, den sie nicht will, aber sie will doch nur Jura studieren und als Juristin arbeiten. Und die kleine Ille will doch einfach nur geliebt werden. Sie heiratet einen Mann, nur um zu gefallen und dann zu fallen. Alle drei versuchen aus ihren vorbestimmten Wegen auszubrechen und sich selbst zu finden und dann kommt dieser alles vernichtende Krieg. Die Lebenswege werden neu gemischt.

Die Autorin Michaela Saalfeld war mir kein Begriff und so habe ich etwas skeptisch mit dem Lesen begonnen. Der Roman soll laut Klappentext die Geschichte der drei Geschwister erzählen. Gelesen habe ich dann über Freundschaften, über Liebe, über Zwänge und Traditionen. Davon was es bedeutet seinen eigenen großen Traum über alles zu stellen, auch auf die Gefahr hin alles zu verlieren. Felice ist so eine junge Frau. Sie will Jura studieren und auch arbeiten. Am Anfang des 20. Jahrhunderts noch fast unmöglich für eine Frau. Sie aber findet mit Beharrlichkeit, Wege ihr Ziel zu erreichen. Den Weg dieser starken Frau konnte ich nur mit Bewunderung folgen. Genau wie ihrem Bruder Willi, der zwar sehr ungestüm war, aber am Ende alles richtig gemacht hat. Geweint habe ich um Ille, die irgendwie nicht so recht wusste, wie sie im Leben zu Recht kommen sollte.

Aber die Autorin erzählt nicht nur aus dem Leben dieser jungen Menschen, sondern von dieser ganzen Zeit. Als Leser befindet man sich direkt mitten in diesen Jahren. Erlebt hautnah die Vorboten des Krieges und auch jenes Grauen dieses Krieges. Saalfeld erzählt von einer Stadt, die alles verlor. Ich habe geweint, um eine Stadt und um Menschen, die mir so ans Leseherz gewachsen sind.

„Was wir zu hoffen wagten“ ist nicht einfach nur eine Geschichte über Liebe und Krieg, es ist ein Roman, der wach rüttelt und förmlich danach schreit, „vergesst uns nicht“. Der Erzählstil ist dabei sicher nicht einfach zu lesen, zu schwer manchmal die Zeilen, gerade bei den Kriegsbeschreibungen, aber dafür immer mit dem Herzen dabei. Die Anfänge des Films und der Presse sind genauso dabei, wie das Erwachen der Frauen, die nicht mehr nur verheiratet werden wollen. Frauen, die immer Selbstbewusster werden und sich ihre Stellung in der Gesellschaft erkämpfen. In ihrem Nachwort klärt Frau Saalfeld noch Fiktion und Wahrheit. Schnell wird klar, an dieser Geschichte ist mehr Wahrheit wie Fiktion.

Michaela Saalfeld, eine Autorin, die ich mir merken werde. Ich bin gespannt, was uns diese Frau, noch zu erzählen hat.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Eine Liebe zwischen den Welten

Die Gärten von Damaskus
0

Nasrin, die Tochter des Emirs Suleyman al-Dir von Damaskus, wächst wohlbehütet in ihrer Welt auf. Es ist das Jahr 1191 und der dritte Kreuzzug ist in vollem Gange. Als der Emir einen christlichen Sklaven ...

Nasrin, die Tochter des Emirs Suleyman al-Dir von Damaskus, wächst wohlbehütet in ihrer Welt auf. Es ist das Jahr 1191 und der dritte Kreuzzug ist in vollem Gange. Als der Emir einen christlichen Sklaven als Geschenk von dem großen Sultan Salah ad-Din erhält. Voller Neugier nähert sich die junge Frau dem blonden Mann aus dem fremden Land. Nasrin stellt sich bald die Frage, ist er wirklich böse? Sind alle Christen böse oder gibt es auch etwas dazwischen? Für Nasrin beginnt eine neue Zeit und auch der Sklave Bernhard stellt sein Leben infrage.

Cornelia Kempf erzählt die Liebesgeschichte zweier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie kommen aus zwei verschiedenen Welten und können beide nicht fassen, wie die Menschen ihrer Zeit miteinander umgehen.
Anschaulich erzählt die Autorin davon, was sich in Damaskus zutrug im 12. Jahrhundert. Der dritte Kreuzzug beschäftigt die Menschen auf beiden Seiten. Richard Löwenherz will seine Ziele genauso erreichen, wie der Sultan Salah ad-Din. So schildert die Autorin von den Sorgen und Nöten einer jungen Frau, die eigentlich in Wohlstand aufgewachsen ist und sich mit dem waren Leben konfrontiert sieht. Ihr aufeinandertreffen mit dem Sklaven aus dem Frankenland verändert ihr ganzes Leben. Sie beginnt, ihre Welt in Frage zu stellen.

Geschickt hat Frau Kempf historische Ereignisse, mit ihrer fiktiven Geschichte rund um Nasrin und Bernhard verflochten. Sie schildert, wie zwei unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen, wie zwei Menschen zwischen die Fronten der Mächtigen geraten und dabei die Liebe finden.

„Die Gärten von Damaskus“ ist in ihrer Urfassung bereits 2006 erschienen. Ich habe nun die überarbeitete Version gelesen. Die Geschichte von Nasrin aus Damaskus und dem Sklaven Bernhard aus dem Frankenland hat mich gut unterhalten. Die historischen Ereignisse dieser Zeit sind wunderbar eingebettet und glaubhaft geschildert. Es war spannend zu lesen, wie dieser Kreuzzug aus Sicht der Menschen in Damaskus empfunden wurde. In der Welt der Frauen war es sicher nicht immer Thema und das Schicksal hat die junge Frau dazu gezwungen, sich mit den Ereignissen auseinanderzusetzen. Die Autorin hat dies wunderbar ausgearbeitet und glaubhaft erzählt.

Der Erzählstil ist dabei leicht und locker zu lesen, und nimmt einen mit in eine andere Welt. Ich hatte Bilder vor Augen von einer Stadt voller Leben, Gerüche in der Nase von exotischen Düften und konnte den Wind der Wüste auf der Haut spüren. Mich hat die Liebesgeschichte von Nasrin und Bernhard gut unterhalten.

Die einzelnen Charaktere sind liebevoll gestaltet und waren, bis auf ein paar Ausnahmen, sympathisch.Vielleicht sind die Charaktere ein wenig zu einseitig gestaltet worden, sicherlich hätte den Protagonisten auch ein paar Ecken und Kanten gut zu Gesicht gestanden, denn wer zu den Bösen gehörte, hatte auch keine guten Seiten, und umgekehrt. Dieser Roman gehört zu den ersten der Autorin und so spürt man eben auch ein wenig, dass ihr noch die nötige Erfahrung gefehlt hat. Aber trotz dieser kleinen Kritik fühlte ich mich gut unterhalten. Das Leben in Damaskus hatte ich deutlich vor Augen. Es hat Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch irgendwann noch ein wiedersehen mit Nasrin und Bernhard, ich würde eine Fortsetzung gern lesen.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Berührende Liebesgeschichte

Die Farben meines Herzens
0

Filomena ist eine junge Frau, die in der Abgeschiedenheit der Berge nahe Meran lebt. Sie hat sich dort ein kleines Paradies geschaffen. Dann betritt der Forstwirt Mika ihre kleine Welt. Für Mika ist es ...

Filomena ist eine junge Frau, die in der Abgeschiedenheit der Berge nahe Meran lebt. Sie hat sich dort ein kleines Paradies geschaffen. Dann betritt der Forstwirt Mika ihre kleine Welt. Für Mika ist es zunächst unbegreiflich, warum die sympathische junge Frau, dieses Leben gewählt hat. Mika und Filomena kommen sich näher, aber die Vergangenheit lässt sie nicht los.

Filomena und Mika sind zwei junge Menschen, die aufeinandertreffen, sich umkreisen und leise miteinander zu tanzen beginnen. Sie lernen sich kennen und bauen eine Beziehung zueinander auf, fast ohne es zu spüren, denn Filomena hat ein trauriges Geheimnis. Sie kann die Gegenwart anderer Menschen nur schwer ertragen. Erst so nach und nach erfährt Mika mehr von ihrem Schicksal. Mit gefühlvollen Worten beschreibt Noa C. Walker diese beiden Charaktere und von ihrer beider Leben. Erzählt von ihrem Schicksal. Von der Mühsal des Lebens, wenn man eben nicht so einfach leben kann.

Hat man sich erst einmal auf diese Geschichte eingelassen, spürt man schnell, ein wenig Filomena oder Mika steckt auch in uns. Mir ging es jedenfalls so. Filomena hat mein Herz berührt. Ich habe gern gelesen, wie sie ihr Leben in den Griff bekommen hat. Dabei war es mal traurig aber dann auch wieder fröhlich bunt. Sie hat mich zum Lachen aber auch zum Weinen gebracht.

„Die Farben meines Herzens“ erzählt eine berührende Liebesgeschichte. Die einiges an Höhen und Tiefen aufzuweisen hat, dabei ist sie aber mit viel Licht und Farbe gestaltet. Es wird nicht nur von der Liebe erzählt, sondern auch von dem Miteinander der Menschen. Von Vertrauen und Beziehungen, von Ängsten und Sorgen und vor allem davon, wie man auch die scheinbar aussichtslosen Situationen doch meistern kann. Manchmal gebraucht es Hilfe von außen, manchmal den Glauben an etwas viel Größeres und manchmal auch nur einfach den eigenen Mut, um sich selbst zu besiegen. Ich hatte mein Lesevergnügen mit Filomena und Mika, Kirschauge und so manch anderem Charakter in dieser Geschichte. Unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Die 20iger Jahre, zwischen Liebe und Hoffnung

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
0

Der erste Weltkrieg ist zu Ende, doch ein wirkliches Ende ist nicht in Sicht. Es ist das Jahr 1921 und die Politiker versuchen das Land wieder aufzubauen. Aber die Menschen verstehen die Welt nicht mehr, ...

Der erste Weltkrieg ist zu Ende, doch ein wirkliches Ende ist nicht in Sicht. Es ist das Jahr 1921 und die Politiker versuchen das Land wieder aufzubauen. Aber die Menschen verstehen die Welt nicht mehr, selbst denen den es bisher immer gut ging, stehen nun vor dem Bankrott. So ist auch die Familie von Briest nicht verschont geblieben. Dem kleinen Gut von Hermine und Otto von Briest droht die Versteigerung. Während ihre Tochter Luisa auf eine Karriere beim neu entstandenen Film hofft. Und dann ist da noch der Ziehsohn der von Briests, Max Brandow. Er will sein Versprechen unbedingt halten, für die Familie alles zugeben, zur Not auch sein Leben. Er sucht sein Glück im Motorsport und trifft gerade da auf den wohl größten Feind der Familie. Sigurd von Cramm ist der Sproß einer Familie, die schon seit Generationen mit den Briests verfeindet sind. Dies zieht sich auch in dieser Generation weiter.

Dies ist nun der 3. Band der Jahrhundertsturm-Reihe von Richard Dübell. Spannend erzählt er aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts weiter. Dübell versteht es Spannung aufzubauen und so ist auch dieser Teil wieder spannend und informativ. Dabei bleibt der Autor seinem roten Faden treu, auch diesmal gibt es wieder technische Neuheiten zu bestaunen. Während in den Vorgängerbänden die Eisenbahn und das Fliegen Thema waren, so ist es nun der neu entdeckte Motorsport. Die Schwierigkeiten, die damit einhergingen, hat der Autor wunderbar ausgearbeitet. Ich konnte das Dröhnen der Motoren regelrecht hören, hatte den Geruch nach Benzin in der Nase.

Dübell hat es aber gleichzeitig auch verstanden, die Ängste und Nöte der Menschen wiederzugeben. Die Inflation, der Hunger, die Armut und die Überlebensängste, die auch vor den Adelshäusern nicht haltgemacht haben, sind unter anderem Thema in dieser Geschichte. Geschickt hat der Autor das Schicksal der fiktiven Familie von Briest mit den politischen Ereignissen der Zeit verwoben. Entstanden ist dabei ein stimmiges Bild dieser Zeit. Geprägt von starken Protagonisten, die mich überzeugt haben. Ich konnte dieses Buch nur schwer aus der Hand legen, musste immer weiter lesen und erfahren, wie sich das Schicksal der Familie weiterentwickeln würde.

Hier handelt es sich zwar um einen dritten Teil, man könnte ihn aber auch einzeln lesen. Es ist ja wieder eine neue Generation und einige kleine Rückblenden sorgen dafür, dass man auf dem Laufenden bleibt, was die vorherigen Geschichten betrifft. Allerdings würden einem gut erzählte historische Begebenheiten entgehen. Von der spannenden Familiengeschichte der von Briest mal ganz abgesehen. Ich für meinen Teil kann diese Reihe nur empfehlen. Es macht Spaß hier zu lesen und so ganz nebenbei erfährt man eben auch viel über die Geschichte aus dem Zeitraum ab 1840 bis 1928, wenn man den alle drei Teile gelesen hat.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Starkge Frauen, Große Träume

Die Ärztin: Das Licht der Welt
0

Ricarda wächst behütet auf Schloss Freystetten auf. Sie ist die Tochter des Gärtners und der Köchin. Als sie 13 Jahre alt ist, entscheidet ein einschneidendes Erlebnis ihren weiteren Lebensweg. Die Tochter ...

Ricarda wächst behütet auf Schloss Freystetten auf. Sie ist die Tochter des Gärtners und der Köchin. Als sie 13 Jahre alt ist, entscheidet ein einschneidendes Erlebnis ihren weiteren Lebensweg. Die Tochter des Grafen verunglückt und Ricarda kann ihr das Leben retten. Komtess Henriette beschließt daraufhin, das junge Mädchen mit nach Berlin zu nehmen und für ihre Ausbildung zu sorgen. Für Ricarda beginnt ein völlig neues Leben. Sie erlebt eine Welt im Überfluss und gleichzeitig bitterste Armut. Der Wunsch, in ihrem Leben einiges zu ändern wächst schnell.

Gleich vorweg, der Roman „Die Ärztin Das Licht der Welt“ ist der erste Band von zwei Bänden. Hier wird die Jugend von Ricarda erzählt und umfasst den Zeitraum von 1876 – 1890. Es wird geschildert, wie sie auf Freystetten lebte, wie sie nach Berlin kam, und wie aus einem Kind eine junge Frau mit vielen Träumen wurde. Im Grunde ist man als Leser von Anfang an mitten dabei. Es hat mir Spaß gemacht zu lesen, wie sich das Leben dieser jungen Frau gestaltet hat. Sie ist eine eigenwillige Protagonistin, die nicht immer so handelt, wie es für sie gut wäre, aber gerade das macht sie zu einem sympathischen Charakter. Auch wenn natürlich einige andere Protagonisten ihren Weg kreuzen und sie so einige Begleiter in ihrem Leben hat, ist der Hauptaugenmerk auf Ricarda gerichtet. Ihr Leben wird ausführlich geschildert, mit vielen Höhen und Tiefen, und gerade als es richtig spannend wurde, war die letzte Seite gelesen!

Gut gefallen hat mir, wie Helene Sommerfeld Ricardas Umfeld geschildert hat. Sie beschreibt, wie es für Frauen überhaupt möglich war, Medizin zu studieren. Sie erzählt von den Schwierigkeiten und von den Hoffnungen. Dabei nimmt sie die Leser einfach mit in eine turbulente Zeit. Eine Zeit, die von Umbrüchen und Umdenken geprägt ist. Es ist spürbar, wie gerade Frauen in dieser Epoche aus ihrem vorherbestimmten Leben ausbrechen wollen. Sie beginnen zu hinterfragen, ob ihr Leben so richtig läuft. Sie fangen an, sich gegen die Männerwelt zu behaupten. Ich finde, Frau Sommerfeld hat dies gut herausgearbeitet. Sie zeigt aber auch deutlich, wie groß der Unterschied zwischen Arm und Reich war. Sicherlich war es für eine Frau aus gutem Haus einfacher zu studieren und einen Beruf zu ergreifen. Ein Mädchen ohne Einkommen hatte es da eher sehr schwer und ohne Unterstützung war es schlicht nicht möglich. Aber auch bei den Männern läuft es nicht immer glatt. Auch ihre Probleme werden geschildert.

Der Erzählstil hat mir dabei gut gefallen. Die Autorin wechselt zwischen den Protagonisten hin und her und lässt den Leser an allem teilhaben. Es hat sich flüssig lesen lassen und war dabei authentisch. Auch der Berliner Dialekt hat seinen Weg in dieses Buch gefunden und verleiht ihm noch eine extra Portion Charme.
„Die Ärztin Das Licht der Welt“ hat mich in das 19. Jahrhundert mit nach Berlin und darüber hinaus mitgenommen. Ich habe es gern gelesen und warte nun gespannt auf die Fortsetzung und darauf wie es mit Ricarda weitergeht. Werden sich ihre Träumer erfüllen? Wird sie ihr Leben so leben können, wie sie es möchte?