Subtile Psychologie eines Stalkers
YOU – Du wirst mich liebenEin einziger Augenblick, eine unheilvolle Begegnung und sie sind vom Schicksal füreinander bestimmt, zumindest wenn es nach Joe ginge. Als er die umwerfende Guinevere in seinem Buchladen trifft, ist er ...
Ein einziger Augenblick, eine unheilvolle Begegnung und sie sind vom Schicksal füreinander bestimmt, zumindest wenn es nach Joe ginge. Als er die umwerfende Guinevere in seinem Buchladen trifft, ist er sofort hin und weg und entwickelt eine Obsession. Fortan verfolgt er sie über ihre Social Media Kanäle und stalkt sie auch zu ihrer bis Wohnung, zur Uni, sogar zu den Treffen mit ihren Freundinnen. Geschickt räumt er alle Hindernisse, die zwischen ihnen stehen, aus dem Weg, bis sie sich ihm freiwillig hingibt, doch viel zu schnell wird aus ihrer Beziehung ein tödliches Spiel und sie begreift zu spät wer er ist...
Sofort ist mir der ungewöhnliche Erzählstil aufgefallen, der ziemlich unspektakulär aus Joes Ich-Perspektive erzählt, doch wird der Leser/die Leserin mit Du angesprochen, als wäre man Guinevere, der er all das beschreibt was geschieht. Solch ein Stil ist mir bisher nicht bekannt gewesen und konnte mich sofort catchen und überzeugen, sodass ich unglaubliche Lust hatte weiterzulesen. Diese Neugier relativiert sich allerdings im Laufe der Geschichte und die daraus resultierende Besonderheit verliert sich zunehmend. Die eigentliche Liebesgeschichte zwischen beiden entwickelt sich ziemlich langsam und es werden viele Beobachtungen, Meinungen und Angesichten von Joe sehr ausführlich beschrieben, sodass sich alles ziemlich in die Länge zieht, worunter leider auch die Spannung leidet und alles zäh wirken lässt. Joe ist in gewisser Weise berechenbar, da er außerordentlich akkurat und gründlich plant wie er die Hindernisse aus dem Weg räumen möchte, in der Praxis allerdings oft spontan reagiert, was seinen Handlungen eine Holprigkeit verleiht. Durch seine Sichtweise kann man seinen Gedankengängen gut folgen und versteht auch wie gewisse Schlüsse zieht und wie er über seine Beziehung zu Guinevere denkt. Das ist ziemlich aufschlussreich auf der anderen Seite aber auch verstörend. Er ist ein Psycho, aber keinesfalls impulsiv oder begeht Taten aus Rache oder anderen solcher niederen Gründe, was ihn mit etwas Sympathisch gemacht hat. Guinevere habe ich als einfältig, dümmlich, naiv, teilweise psychisch labil in Erinnerung. Sie war mir überhaupt nicht sympathisch. Ich weiß wirklich nicht was Joe an ihr gefunden hat. Er erfährt so viele Dinge über sie und will sie trotz allem, begeht daraufhin schlimme Taten, die teils unnötig sind, und sie ändert sich ja doch nicht, bei all dem Verständnis und der Aufrichtigkeit die er ihr entgegenbringt, mal abgesehen von seinen kriminellen Machenschaften. Wie die überhaupt in eine Beziehung geraten sind, ist mir schleierhaft. Sie passen nicht zueinander, meiner Meinung nach. Schon eine außergewöhnliche Geschichte für mich, wenn ich den Killer als sympathisch bezeichne und das eigentliche Opfer nicht leiden kann. Daran mag vermutlich auch die Perspektive seinen Beitrag haben.
Subtiler Psychoterror, der sich erst langsam entwickelt und in einem tödlichen Höhepunkt endet.