Eine junge Frau findet ihren Weg
„...Zu viel Vertrauen könnte ihr Verderben bedeuten, zu wenig sie womöglich um eine Freundschaft bringen...“
Maria lebt in einem Dorf in den hohen Tauern. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Die Folgen ...
„...Zu viel Vertrauen könnte ihr Verderben bedeuten, zu wenig sie womöglich um eine Freundschaft bringen...“
Maria lebt in einem Dorf in den hohen Tauern. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Die Folgen des Krieges spalten die Einwohner in diejenigen, die vom Krieg profitiert haben und die, die ums Überleben kämpfen. Zu Letzteren gehört Marias Familie. Ihr Bruder Hansi hat ein Bein verloren. Der Vater kämpft mit psychischen Schäden nach dem Erleben der Schlachten. Nicht immer ist er im Hier und Jetzt. Bernhard, der zweite Bruder, sitzt im Gefängnis, weil er des Schmuggels überführt wurde. Bei seiner Verhaftung ist durch die Unachtsamkeit eines der Zöllner der Stall abgebrannt. Damit ging alles Vieh verloren. Die Hilfsbereitschaft der Einwohner geht gegen Null, die Klatschsucht nicht.
Um einen weiteren Beitrag zur Familienkasse zu leisten, soll Maria nun den Schmuggel von Bernhard fortsetzen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.
Der Schriftstil ist über weite Strecken ernst und bedrückend. Das liegt ganz einfach an den gesellschaftlichen Verhältnissen. Während des Krieges hielten die Frauen das Zepter in der Hand. Nun werden sie wieder an den Kochtopf verbannt. In Marias Familie allerdings entscheidet der Vater wichtige Dinge nicht, ohne sie mit seiner Frau zu besprechen.
Sehr deutlich wird Marias Entwicklung herausgearbeitet. Sie weiß, was ihre Arbeit für die Familie bedeutet, hat es aber satt, immer fremdbestimmt zu werden. Als der Apotheker und der Kaufmann sie für den Schmuggelauftrag nicht haben wollen, greift sie zu einer List. Nach und nach setzt sie ihren willen durch. Das ist keine lineare Entwicklung. Es gibt natürlich Rückschläge.
Positiv auf Maria wirkt das Erscheinen der jungen Schauspielerin Loni im Dorf. Maria bewundert ihr Selbstbewusstsein. Erst im Laufe der Handlung muss sie erkennen, dass auch bei Loni nicht alles so ist, wie es scheint. Das Eingangszitat bezieht sich auf Marias innere Auseinandersetzung darüber, wie sie sich gegenüber Loni verhalten soll, denn das Kennenlernen erfolgt in einer für Maria schwierigen Situation..
Der Herr Bürgermeister versteht es, aus allem den größten Nutzen für sich zu ziehen. Das folgende Zitat belegt sein Vorgehen:
„...Dieser windige Brückner! Er will seine Theateraufführungen, und gleichzeitig Arbeitskräfte, die ihm kostenlos das alte Gasthaus renovieren...“
Er hat es ebenfalls auf den Bauernhof von Marias Familie abgesehen. Menschen sind für ihn Spielfiguren nach seinem Willen.
Ab und zu blitzt bei Maria eine sarkastische Ader auf. Das geschieht vor allem dann, wenn sie die Klatschtanten des Dorfes reden hört.
Marias Gedanken werden kursiv in die Geschichte eingefügt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.