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Veröffentlicht am 29.07.2018

Bauernopfer

Veilchens Show
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Im 5. Band der „Veilchen“-Serie führt Autor Joe Fischler Valerie Mauser und den Kollegen Manfred Stolwerk hinter die Kulissen einer erfolgreichen Fernsehshow. Die „Bauerlorette“ ist eine Kuppelshow, in ...

Im 5. Band der „Veilchen“-Serie führt Autor Joe Fischler Valerie Mauser und den Kollegen Manfred Stolwerk hinter die Kulissen einer erfolgreichen Fernsehshow. Die „Bauerlorette“ ist eine Kuppelshow, in der 5 Jungbauern um die attraktive Jackie buhlen sollen. Im Gegensatz zu Veilchen ist Stolwerk durchaus ein Fan dieser Show und lässt sich die Folgen nicht entgehen. So wird er live per Sendung Zeuge eines Todesfalls. Ohne einen offiziellen Einsatz abzuwarten, fahren er und Veilchen zum Sendeort, wo der Bauer Hans die erste Nacht mit Jackie nicht überlebte. Der Todesfall, der schnell als natürlich abgetan wird, erhöht natürlich die Einschaltquoten, auch die kostenpflichtigen Anrufe schnellen in die Höhe. Als der zweite Bewerber seinen Einsatz auch nicht überlebt, willigt Vorgesetzter Geyer ein, dass Mauser und Stolwerk ermitteln und gleichzeitig als Personenschützer für die Stars des Senders tätig werden.
Joe Fischler hat sich dieses Mal als Hintergrund die unsäglichen Machenschaften des Reality TV’s ausgesucht. Das bietet jede Menge Stoff für ironische Beobachtungen und Seitenhiebe auf die Macher und Zuschauer. Hinter den Kulissen ist nichts so, wie es dem arglosen Zuschauer dargeboten wird. Die angeblichen Live Sendungen sind nichts als Fake. Semi-Live – wie so schön euphemistisch heißt. Valerie ermittelt mit Abscheu während ihre Kollegen, darunter auch Fast-Schwiegersohn Schmatz, fasziniert von der ganzen TV-Atmosphäre sind. Ein typischer Plot für Joe Fischler, man merkt mit viel Spaß er die Handlung ausgearbeitet hat und wie er genussvoll seine Pointen setzt und das Showgewerbe seziert.
Das führt allerdings auch dazu, dass die Krimihandlung und die Ermittlungsarbeit in wenig in den Hintergrund geraten. Ich hätte da gerne mehr konventionellen Krimi gehabt. Aber das trübt nicht den Lesespaß des Tiroler Schmunzelkrimis. Gerade bei den Figuren Valerie „Veilchen“ Mauser und Stolwerk gibt es eine gelungene Kontinuität zu den vorgehenden Büchern.
Wieder ein gelungener Band aus der Reihe, mit erfrischenden und frechen Dialogen, viel Wortwitz und österreichischem Schmäh.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Zwei Frauen - zwei Schicksale

Die letzten Stunden des Sommers
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Pepper Schuyler ist eine unangepasste junge Frau, die 1966 nach der Affäre mit einem aufstrebenden amerikanischen Senator schwanger wird. Als sie sich der Abtreibung widersetzt, bekommt sie die ganze Macht ...

Pepper Schuyler ist eine unangepasste junge Frau, die 1966 nach der Affäre mit einem aufstrebenden amerikanischen Senator schwanger wird. Als sie sich der Abtreibung widersetzt, bekommt sie die ganze Macht des Familienclans des Senators zu spüren. Um untertauchen zu können verkauft sie einen eigenhändig restaurierten Mercedes Roadster aus den 30iger Jahren.
Die Käuferin Annabelle Dommerich ist bereit eine riesige Summe für den Wagen zu zahlen und als sie Pepper in ihr Haus in Florida einlädt, nimmt sie das Angebot nur zu gern an. Dort erfährt sie einiges über den Wagen, der Annabelle damals die Flucht vor den Nazis aus Deutschland und Frankreich ermöglichte.
Es ist emotionale Liebesgeschichte die 3 Jahrzehnte umspannt, eine spannende Reise in die Vergangenheit und die Lebensgeschichte zweier Frauen, die, auch wenn eine Generation sie trennt viel Gemeinsames haben. Die Autorin entfaltet einen farbigen historischen Hintergrund mit Liebeswirren, Missverständnissen und viel Dramatik. Rückblenden ins Frankreich der späten 30iger Jahre, als die Nazibedrohung auch Paris erfasst und Annabelles Leben aus den Fugen gerät und Peppers Schicksal in der Gegenwart 1966 wechseln sich ab.
Trotz aller Dramatik durch Verrat und Verfolgung während des angedeuteten historischen Hintergrunds ist das ein spannend und farbig erzählter Liebesroman, der zwei starke Frauen in den Mittelpunkt stellt.



Veröffentlicht am 25.07.2018

Ein tiefer Fall

Tot im Winkel
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Kriminalkommissarin Paula Pongs muss mit ihren Kollegen eine Teambildungsmaßnahme absolvieren. Das wäre schon schlimm genug, aber dass ihre recht nervige Mutter Cosma Pongs die Adresse und den Termin rausbekommen ...

Kriminalkommissarin Paula Pongs muss mit ihren Kollegen eine Teambildungsmaßnahme absolvieren. Das wäre schon schlimm genug, aber dass ihre recht nervige Mutter Cosma Pongs die Adresse und den Termin rausbekommen hat und sich nun mit ihrer Krimi-Autoren-Gruppe gleichzeitig einmietet, ist zu viel. Denn Cosma hält sich nicht nur für eine begnadete Autorin, sie ist auch von ihren detektivischen Fähigkeiten mehr als überzeugt.
Ausgerechnet der Star-Profiler stürzt am ersten Abend von seinem Balkon und Cosma quasi vor die Füße. Auch wenn Kriminaldirektorin Riedel fest an einen Unfall glaubt, die Autorengruppe lässt sich nichts vormachen und sehr zum Ärger der Kommissarin Pongs mischt ihre Mutter eifrig mit.
Ein einsames Hotel am Niederrhein, ein Sturm und blockierte Zufahrtswege und alle im Hotel, ob Kollegen oder Mitarbeiter scheinen in den Vorfall verstrickt zu sein, das ergibt ein ganz klassisches „Closed Room Mystery“, das zum Miträtseln einlädt.
Die Geschichte ist mit viel Humor und Sinn für Situationskomik aufgebaut und macht von der ersten Seite an richtig Laune. Die Autorin hat einen bunten Reigen von Figuren erschaffen, die alle mit ihren Spleens und Macken dazu beitragen. Vor allem die Mutter-Tochter-Kabbeleien haben mir Spaß gemacht. Ganz wie im klassischen Christie-Krimi hat jeder etwas zu verbergen und macht sich verdächtig und dass Cosma ihrer Tochter meist einen Schritt voraus ist – nicht immer mit ganz legalen Mitteln – erhöht den Spaßfaktor. Besonders gefallen hat mir, dass trotz aller Komik der Schmunzelkrimi nie albern wird. Die Autorin schreibt mit leichter Hand und hat ein Gespür für das richtige Tempo.
Ein Krimi, der mir viel Spaß gemacht hat.

Veröffentlicht am 23.07.2018

Coburger Sommer

Brunnenleich
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Sommer in Coburg, unbeschwert und voller Leichtigkeit findet das Schlossbergfest statt. Doch dann wird in einem Brunnen eine Frauenleiche gefunden. Es wird kein Routinefall für die ermittelnden Beamten. ...

Sommer in Coburg, unbeschwert und voller Leichtigkeit findet das Schlossbergfest statt. Doch dann wird in einem Brunnen eine Frauenleiche gefunden. Es wird kein Routinefall für die ermittelnden Beamten. Bald stellt sich heraus, dass die Papiere der Toten eine Fälschung sind und es sich um eine Coburgerin handelt, die vor 17 Jahren angeblich in der Dominikanischen Republik von ihrem Ehemann ermordet wurde. 15 Jahre lang saß Walter Hauptmann dafür in karibischem Knast, verurteilt hauptsächlich durch die Zeugenaussage seines Bruders, seinen Unschuldsbeteuerungen hat niemand geglaubt. Inzwischen lebt er wieder in Deutschland, aber so recht Fuß fassen konnte er nicht mehr.
Für die Dienststellenleiterin Maxie Frohn und ihren Mitarbeiter Richard Levin eine besondere Ermittlung. Nicht nur wegen der vielen Facetten des Falls, die mehr als einen Rachemord vermuten lassen, sondern hauptsächlich wegen der vielen atmosphärischen Störungen zwischen den beiden Beamten. Maxie kam als Vorgesetzte aus Nürnberg und hat sich offensichtlich noch nicht richtig in den Kollegenkreis integrieren können. Was dadurch aus auch an Levin liegen könnte, er mit ihr nicht so recht klar kommt. Jedenfalls fühlen sich beide in ihrer Haut nicht sehr wohl und mehr als einmal sprühen die Funken.
Oberfranken ist ja eine wunderschöne Location und die sommerliche Altstadt von Coburg als Hintergrund für diesen spannenden Regionalkrimi hat mir sehr gefallen. Die Geschichte, die nicht nur Krimi sondern auch ein Familiendrama ist, ist sehr gut aufgebaut. Die Spannung ist hoch und je weiter der Leser hinter die Geheimnisse der damaligen karibischen Geschehnisse kommt, desto spannender wird es.
Die ganz unterschiedlichen Charaktere der Ermittler, die sich zumindest anfangs, eher behindern als an einem Strang zu ziehen, bringt noch einen weiteren Handlungsstrang in die Geschichte. Wobei ich, dass kann ich nicht verhehlen, eher auf Maxie Frohns Seite stand und Richard Levin mit seinen machohaften Allüren und Empfindlichkeiten keine ungeteilte Sympathie entgegenbringen konnte.
Mit der Auflösung der Geschichte ist Ilona Schmidt noch ein besonderer Coup gelungen.
Wieder einmal ein toller Regionalkrimi aus dem Gmeiner Verlag.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Philippe Lagarde ermittelt wieder

Der Kommissar und das Rätsel von Biscarrosse
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Philippe Lagarde genießt seinen Ruhestand in Barfleur in vollen Zügen. Aber trotzdem ist er immer interessiert, wenn bei schwierigen Fällen seine Erfahrung gebraucht wird. So auch hier. In Biscarrosse ...

Philippe Lagarde genießt seinen Ruhestand in Barfleur in vollen Zügen. Aber trotzdem ist er immer interessiert, wenn bei schwierigen Fällen seine Erfahrung gebraucht wird. So auch hier. In Biscarrosse ist ein Ehepaar in ihrem Haus Opfer eines grausamen Mordes geworden. Bertrand Delcroix war vor seinem Ruhestand Leiter einer Polizei-Spezialeinheit und jahrelang Philippes Chef. Seine Frau Madeleine in ihrer aktiven Zeit Richterin. Sind die Morde ein Rachefeldzug? Delcroix schrieb seine Memoiren, hatte jemand Angst vor Enthüllungen?
Für die Krimis von Maria Dries fallen mir sofort die Adjektive stimmig und gemütlich ein, auch wenn das bei einer so grausigen Bluttat seltsam scheint. Aber zu der Atmosphäre die in ihren Büchern herrscht, passt das sehr gut. Philippe Lagarde lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, er ist charmant, bringt auch widerspenstige Zeugen zum Plaudern und bedenkt die Frauen in seiner Umgebung mit netten Aufmerksamkeiten, ob es nun Schokolade, Gebäck oder ein Kompliment ist.
Wenn er an einen neuen Einsatzort kommt, nimmt er die Landschaft mit allen Sinnen wahr und das überträgt sich auch auf die Leser. Ich habe mir die Brandung des Atlantiks direkt vorstellen können. Wie die meisten Franzosen schätzt er gutes Essen und auch das wird appetitanregend beschrieben. Aber man darf sich nicht täuschen, er nimmt kleine Spuren und Unstimmigkeiten wahr und die Handlung wird durchaus spannend und wendungsreich vorangetrieben. Es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen, das reizt zum Miträtseln.
Es gibt nun schon einige Lagarde-Krimis, aber jedes Buch ist in sich völlig geschlossen, man muss weder die Vorgänger kennen, noch in der Reihenfolge lesen. Das finde ich bei Serien immer sehr angenehm. Außerdem mag ich die kleinen Sidekicks, die die Bücher so charmant machen, wie in diesem Fall eine kleine zugelaufene Katze.
Ich ordne das Buch für mich in die Kategorie „Urlaubskrimi“ ein und es ist ein gelungenes Beispiel für dieses Genre. Aber es ist sicher nichts für Leser, die harte Aktion und Tempo im Kriminalroman bevorzugen.