Genki Kawamura ist tatsächlich der erste japanische Autor, von dem ich ein Buch lese. Und dieses Experiment hat sich definitiv gelohnt. Komischerweise sind es immer die kurzen Romane und Erzählungen, die mir am meisten mitgeben. "Der alte Mann und das Meer" ist auch so ein Buch, und ich wage zu behaupten, dass "Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" sich mehr als gut neben Hemingway behaupten kann. Der 30-jährige Protagonist lebt ein Leben, in welchem wir uns wohl mehr als einmal wiedererkennen werde. Er trottet durch den Alltag, ist eigentlich unglücklich und tut definitiv nicht das, worauf er Lust hat, sondern eben das, was vernünftig ist. Seine große Liebe ist gescheitert, seine geliebte Mutter ist tot und das Verhältnis zum Vater ist schlecht. So ziemlich alles ist schlecht, und dann soll er auch noch sterben. Kawamura hat einen außergewöhnlichen Erzählstil, und die kleinen Details, wie der Teufel im Hawaii-Hemd oder eine Katze, die spricht als wäre sie im Mittelalter geboren ("Statthalter! Öffnet die Tore!") bringen mich immer wieder zum schmunzeln. So amüsant die Geschichte anfangs noch ist, im Laufe der doch recht kurzen 190 Seiten schlägt die Stimmung ins Nachdenkliche um. Und mit jedem Gegenstand, den der Teufel entfernt, fragt man sich: Brauchen wir Menschen so was denn wirklich? Dieses Buch hinterfragt unsere Konsumgesellschaft, zeigt, wie wichtig Familie ist und was selbst kleine materielle Gegenstände für einen ideellen Wert bekommen können, wenn sie mit Erinnerungen verbunden werde. Es zeigt uns, dass wir im hier und jetzt leben sollten, und unsere Zeit auf der Erde genießen sollten. Zum Schluss fasst sich der Protagonist ein Herz und will den Streit mit seinem Vater beenden. Er erkennt, was und besonders wer ihm im Leben wirklich wichtig war, und genau so soll es sein.