Du und ich gegen den Rest der Welt
Du und ich gegen den Rest der WeltLina führt mit ihren 16 Jahren den Haushalt alleine und kümmert sich um alles, macht den Einkauf und muss nebenbei noch gute Leistungen in der Schule bringen. Ihr größter Halt ist ihre beste Freundin Maya, ...
Lina führt mit ihren 16 Jahren den Haushalt alleine und kümmert sich um alles, macht den Einkauf und muss nebenbei noch gute Leistungen in der Schule bringen. Ihr größter Halt ist ihre beste Freundin Maya, die sie jetzt verlässt. Lina zieht es den Boden unter den Füßen weg und versucht mit Alkohol und Party machen das zu verdrängen. Dort trifft sie auf Micky, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Doch kann eine Beziehung mit so vielen Geheimnissen überhaupt funktionieren? Das erste Mal hat es nicht geklappt, weswegen sie es ihm noch erzählen möchte. Doch aus der wunderschönen, unbeschwerten Beziehung wird schnell eine Abhängigkeit, die sich ins Schlechte entwickelt und Lina hart auf die Nase fällt, als das Jugendamt vor der Tür steht…
Lina hat es mir nicht einfach gemacht sie zu mögen und zu verstehen. Für mich ist es nicht nachvollziehbar, das sie es so lange aushält, weiß, das es niemals besser wird und nichts unternimmt. Micky lenkt sie zwar ab, aber das macht es nicht besser, sondern nur schlechter. Lina vernachlässigt die Schule, den Haushalt und verbaut sich damit fast ihre Perspektive und ihren Traum von einem Ausbildungsplatz als Konditorin.
Als sie schließlich ihre Einsicht erhält und etwas an allem ändert, wuchsen auch langsam meine Sympathien für sie.
Maya ist die beste Freundin von Lina und ihr gefällt es ebenfalls nicht sonderlich gut, das sie Lina verlassen muss. In der neuen Stadt hat sie einige Startschwierigkeiten, scheint sich dann aber schnell einzugewöhnen.
Maya scheint ein nettes Mädchen zu sein, das immer hinter Lina und deren Entscheidungen stand. Doch ihre „Ausrede“, das sie sich nicht getraut hat Lina zu einer Lösung des Problems zu überreden, konnte ich nicht verstehen. Hätte ich eine Freundin, die unter diesen Umständen lebt und leidet, hätte ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihr zu helfen. Egal wie sehr sich die betreffende weigert.
Micky hat genug von den Vorschriften seiner Eltern und rebelliert gegen sie. Er bleibt länger von Zuhause weg und lebt seine Leidenschaft für Musik aus. Ihm ist egal, was andere über ihn denken und als er Lina kennenlernt, scheint er eine gute Freundin gefunden zu haben, die ebenfalls keine gute Beziehung zu den eigenen Eltern hat. Doch er ahnt nicht, wie sehr ihn Lina um die Sorge seiner Erzeuger beneidet. Micky überredet sie zu langen Abenden, die bis in die Nacht andauern und Lina den Schlaf rauben. Einen Trip mit dem Zelt und längerem Schulschwänzen – Lina macht vor lauter Liebe mit. Als sie schließlich aus dem „Traum“ erwacht und Micky verlässt, ist er angepisst und sucht sich Ersatz. Am Ende sieht er aber ein, das Lina die einzig wahre ist und versucht sie zurückzugewinnen…
Micky macht anfangs noch einen recht vernünftigen Eindruck, aber es wird schnell klar, das er eher der verantwortungslose Typ ist, der einfach nur rebelliert. Das Lina ihn verlässt war die einzig richtige Entscheidung, aber das er plötzlich alles einsieht, fand ich wenig glaubwürdig.
Der Schreibstil ist schlicht und einfach gehalten, sodass man die Geschichte ohne Verständnisschwierigkeiten lesen kann. Erzählt wird nur aus der Sicht von Lina, was zwar einen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gibt, aber ich hätte mir gewünscht, das noch jemand anderes hätte mitmischen dürfen. Mich hätte es interessiert, was der Vater denkt, oder warum Micky sich plötzlich um 180 Grad dreht und völlig verändert ist. Was hat das ausgelöst, welche Gedanken hat er sich darum gemacht usw.
Für mich war es eine Geschichte mit guten und schlechten Passagen – die Story rund um die Alkoholsucht, die Folgen und dem Druck ist nicht schlecht. Aber ich habe zu dieser Thematik schon ein Buch von Laini Otis gelesen (andere Handlung und Personenkonstellation) und dort fand ich es besser dargestellt. Hier habe ich mich eher darüber aufgeregt, das Lina nichts macht, anstatt mit ihr mitzuleiden. Die Liebesgeschichte ist nett, aber sie hat mich auch nicht von den Socken gehauen.
Gegen Ende wurde das Buch aber immer besser und ich habe mit Freude mitverfolgt, wie Lina sich mit den neuen Gegebenheiten auseinandersetzt.
Außerdem hat mich ein Punkt innerhalb der Geschichte stutzig werden lassen: jeder in dem Haus weiß, wie es um die Familie steht und es ist allen egal. Viele sitzen anscheinend im selben (oder ähnlichen) Boot und lassen den anderen sein Leben leben.
Aber warum verständigen sie plötzlich das Jugendamt? Haben sie auf einmal ein Gewissen bekommen? Oder haben sie Angst, das eines Tages eine Leiche in der Wohnung liegt, weil Lina ein paar Tage nicht Zuhause war und das die Polizei aufmerksam machen wird? Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, weil es aus heiterem Himmel kam. Da hätte man im Vorfeld vielleicht ein paar Andeutungen fallen lassen könne, um es authentischer aussehen zu lassen. Zumindest für mich.