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Veröffentlicht am 18.08.2018

Ein Buch voller (unbequemer) Helden.

Tankstellenchips
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Allgemeines:

Tankstellenchips – Ein Heldenepos ist im Juli 2018 in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Die Autorin dieses Buches ist eine meiner liebsten deutschen Autorinnen: Antonia Michaelis.

Tankstellenchips ...

Allgemeines:

Tankstellenchips – Ein Heldenepos ist im Juli 2018 in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Die Autorin dieses Buches ist eine meiner liebsten deutschen Autorinnen: Antonia Michaelis.

Tankstellenchips ist kein fantastisches Buch, sondern geht ähnlich wie Die Attentäter in eine realistische Richtung. In meinen Augen ist es für junge Erwachsene und erwachsene Leser geeignet. Das vom Verlag empfohlene Lesealter von 14 Jahren ermöglicht vermutlich kein umfassendes Verständnis der Lektüre.

Wer Tankstellenchips in der Hand hält, sollte einen Blick hinter den Schutzumschlag werfen. Mit viel Liebe zum Detail hat Kathrin Schüler das Buch gestaltet und dem gebundenen Buch so auch optisch etwas Besonderes verliehen.

Inhalt:

„Road Novel von Antonia Michaelis über zwei ungleiche Helden und sehr viele Kühe.
In einer Sommernacht lernen sie sich kennen: Sean, Student aus dem Iran, seit zwei Monaten in Deutschland, und Davy, aus dem Heim abgehauen, auf der Suche nach einem Freund. Beide werden Zeugen eines Überfalls. Von nun an verfolgt von Verbrechern und Polizei türmen sie zusammen quer durch Deutschland: über Erdbeerfelder, unter dunklen Gewitterwolken, durch Biergärten, im Heißluftballon, mit der Bahn und auf dem Moped. Immer wieder werden sie dabei von Kühen umzingelt, das scheint ihr Schicksal zu sein. Warum sonst sollte der Wagen mit Sean und dem Abschiebebescheid ausgerechnet auf dem Weg zum Flughafen in einer Kuhherde stecken bleiben?

Klug, skurril und komisch nimmt Antonia Michaelis ihre Leser mit auf eine Deutschlandreise aus Sicht eines Flüchtlings und erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Antonia Michaelis steht für Bücher, in denen Realität und Fantasie verschwimmen. Bücher, die uns als Leser nicht eindeutig signalisieren, was tatsächlich passiert ist oder was wir uns nur vorstellen, gelesen zu haben. Ich liebe diesen ihr ganz eigenen Schreibstil und habe mich von ihren Worten schon so oft einfangen lassen. Michaelis behandelt stets wichtige Themen und eben auch solche Themen wie das der Flüchtlinge, das für manche Menschen so unangenehm zu sein scheint. Für mich stand außer Frage, ob ich Tankstellenchips lesen wollte. Ich musste es lesen.

„Fahren Sie nicht weiter bis zu das Dorf da?“, fragte Davy. „Doch, da wohn ich“, sagte der alte Mann. „Aber muss ja nicht gleich jeder wissen, dass ich so’ne wie euch mitgenommen hab. Ihr versteht schon. Ausländer. Denn haut rein.“

Ich wusste nicht, was wir hauen sollten, es war wohl nur wieder eine Redensart. (S. 36)

Tankstellenchips wird als Heldenepos beworben. Und genau das ist es auch. Zwei (tragische) Helden machen sich auf den Weg – auf eine gemeinsame, völlig ungeplante und unfreiwillige Reise. Auf dieser Reise erleben sie Dinge, die durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Anders als sonst mischt Michaelis keine fantastischen Elemente in die Handlungsstränge ihrer Geschichte. Stattdessen tauchen viele skurrile Dinge auf. Den beiden Helden begegnen zum Beispiel überdurchschnittlich oft Kühe. Man könnte sagen, sie sind von Kühen umgeben. Vielleicht verfolgen die Kühe die beiden ja heimlich auf ihrer Reise durch Deutschland?

Michaelis kreiert eine tragikomische Geschichte. Eine Geschichte, von der man immer mehr lesen will, die man förmlich in sich aufsaugt. Woran das liegt? Vermutlich zum einen an der Authentizität der Protagonisten und zum anderen an dem von ihr gewählten Realitätsbezug. Sean, der eigentlich gar nicht Sean heißt, ist geflüchtet. Beiläufig werden ab und an Details seiner Flucht erwähnt. Als ob sie gar nicht so schlimm war. Gleiches gilt für den Grund seiner Flucht. Er hat selbst mich während der Lektüre beinahe davon überzeugt, dass er gar keinen Grund hatte, sein Land zu verlassen. Fallt nicht darauf rein, er hat einen.

Es tat ein bisschen weh an meine Großmutter zu denken. An sie und ihre Küche und den Duft darin: Kerbel, Pfefferminze, Basilikum, Schnittlauch, Zwiebel, all diese Gerüche, die es in Deutschland nicht gibt, oder wenn, dann nur in winzigen Dosen, als wären Kräuter gefährliche Medikamente. (S. 29)

Tankstellenchips lädt dazu ein, über Sprache nachzudenken. Vor allem über die deutsche Sprache. Sean hinterfragt viele Dinge, neigt zu Übergeneralisierungen und erklärt nicht nur einmal, warum er sich so ausdrückt wie er es eben tut. Der kleine Davy, der ihn auf dem Roadtrip begleitet, hat ebenso Probleme mit der Sprache. Das fällt sogar Sean auf. Seine Probleme haben eine andere Ursache, sind aber nicht minder spannend. Meiner Meinung nach sind viele Beispiele aus Tankstellenchips bestens dafür geeignet, aufzuzeigen, welche Herausforderungen sich für einen Lerner innerhalb der deutschen Sprache verbergen.

„Und? Willst du wieder zurück, irgendwann?“, fragte der Trucker.

Komisch, alle stellten ständig diese Frage. Da bist du fünf Minuten irgendwo zu Gast, und schon fragen sie, wann du wieder gehst. „Ich geh zurück zwei Wochen“, sagte ich. „Tourist. Sie verstehen? Ich bin Tourist. Besucherin.“ „Besucher“, sagte der Trucker. „Was?“ „Besucherin ist eine Frau“, sagte der Trucker und steckte sich eine Zigarette an, ohne mir eine anzubieten, was sehr schade war. „Deutsch, in ist für Frau.“ „Ja, aber die Gleichberechterung“, sagte ich, denn das hatte ich mir gemerkt, es war etwas typisch Deutsches. „Deutschland, jede Wort muss in am Ende haben, ist Gleichberechterung, nein? Also ich sage: Bin ich Besucherin. Ist gerecht.“ Der Trucker nickte langsam. (S. 27)

Während des Lesens begleitete mich durchweg ein gewisses Unbehagen. Ich hatte schon von Beginn an Angst vor dem Ende des Buches. Ob meine Angst berechtigt war? Lest selbst, es lohnt sich.

Fazit:

Ein Buch voller (unbequemer) Helden.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Starke Frauen, spannende Geheimnisse und viele tolle Lesestunden

Die Königin der Schatten - Verflucht
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Allgemeines:

Die Königin der Schatten – Verflucht ist bereits am 16.05.2016 als Klappenbroschur mit 608 Seiten bei Heyne erschienen. Anfang Juli 2018 ist eine Taschenbuchausgabe veröffentlicht worden.

Der ...

Allgemeines:

Die Königin der Schatten – Verflucht ist bereits am 16.05.2016 als Klappenbroschur mit 608 Seiten bei Heyne erschienen. Anfang Juli 2018 ist eine Taschenbuchausgabe veröffentlicht worden.

Der Originaltitel des zweiten Bandes der von Autorin Erika Johansen geschriebenen Trilogie lautet: The Invasion of the Tearling. Nicht nur inhaltlich sondern auch vom Klang her erscheint mir dieser Titel passender gewählt. Macht doch gleich viel neugieriger oder?

Inhalt:

„Seit Kelsea Glynn ihr rechtmäßiges Erbe angetreten hat, ist in Tearling ein Zeitalter der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit angebrochen. Doch mit der Roten Königin des Nachbarreiches Mortmesne hat sich Kelsea eine ebenso mächtige wie gefährliche Feindin gemacht: Unau altsam marschiert die gewaltige Mort-Armee auf die Grenzen Tearlings zu. Noch während Kelsea versucht, einen Krieg zu verhindern, den sie nicht gewinnen kann, kommt sie einem Geheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur – einem Geheimnis, das das Schicksal Tearlings für immer verändern wird . . .“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

„Die zweite Mortinvasion trug alle Zeichen eines Gemetzels. Auf der einen Seite stand die weitaus größere Mortarmee, ausgerüstet mit den besten Waffen der Neuen Welt und angeführt von einem Mann, der vor nichts zurückschrecken würde. Auf der anderen Seite stand die Teararmee, ein Viertel so groß und mit Waffen aus billig geschmiedetem Eisen, die unter dem Aufprall von solidem Stahl sofort brechen würden. Die Chancen waren nicht einfach nur ungleich verteilt, sondern geradezu vernichtend. Für Tearling schien es keinen Ausweg aus der Katastrophe zu geben.

Tearling als Militärnation, Callow der Märtyrer“ (S. 11)

Ich liebe den Stil, in dem diese magische Reihe geschrieben ist. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat begonnen. Diese Zitate stammen aus der (fernen) Vergangenheit der Welt, in der die Handlung der Trilogie spielt und beleuchten verschiedenste Aspekte. Die beschriebene Welt ist anders als unsere. Und ich lerne zusammen mit den Protagonisten mit jeder Seite mehr über sie. Schon im ersten Band gab es viele Geheimnisse und Rätsel zu lösen. Es wurde nur ein wenig Licht ins Dunkel gebracht. Wir Leser haben etwas mehr über die Entstehung von Tearling erfahren. Auch in diesem Band werden uns nach und nach einige Schnipsel vor unsere Leseraugen gehalten. Diese Schnipsel machen neugierig auf so viel mehr. Ich möchte am liebsten auf der Stelle weiterlesen und erfahren, wie es nach der Überfahrt weiterging. Ich möchte wissen, wie die unterschiedlichen Zeitebenen, in denen das Buch verfasst ist, fortgeführt werden.

Sowohl Protagonistin Kelsea als auch Protagonistin Lily erleben Dinge, von denen ich nicht genug lesen konnte. Beide Erzählperspektiven differieren stark voneinander, stammen aus verschiedenen Welten. Das tut der Spannung jedoch in keiner der beiden Perspektiven Abbruch. Hat man die eine beendet, möchte man sogleich zu ihr zurückkehren. Dieser Effekt besteht bei beiden Erzählsträngen.

„Die Frewell-Regierung betonte gerne die uralte Mär, dass Frauen zerbrechliche und unentschlossene Wesen seien, die dringend ein Zuhause und einen Ehemann bräuchten, der sie anleitete und führte. Doch selbst der flüchtigste Blick auf die Zeit unmittelbar vor der Überfahrt zeigt etwas anderes. Amerikanische Frauen waren in dieser Zeit extrem einfallsreich. Und das mussten sie auch sein, um in einer Welt zu überleben, für die sie nur einen Wert hatten. Viele Frauen waren gezwungen, ein Doppelleben zu führen, über das wir nur sehr wenig wissen und ihre Ehemänner sicherlich überhaupt nichts.

Amerikas dunkle Nacht, Glee Delamere“ (S. 294)

Die Rolle der Frau ist vor allem in Lilys Welt eine erschreckende. Manchmal konnte ich nur schwer glauben, was ich dort gelesen habe. Ich hoffe, dass es niemals so sein wird, wie von Erika Johansen in ihrem Roman erdacht. Keine Frau der Welt sollte so leben. Die Würde eines jeden Menschen sollte unantastbar sein.

Lily ist eine starke Protagonistin. Möglicherweise noch stärker als Kelsea, die in diesem Band einige Veränderungen durchgemacht hat, die ich noch nicht richtig einordnen kann. Ich bin gespannt, wohin sie diese Veränderungen führen werden. Auch die rote Königin wirkt auf mich nach dem zweiten Band der Reihe wesentlich menschlicher. Ich konnte nach und nach sogar mit ihr mitfühlen und ansatzweise nachvollziehen, wie sie zu der Frau geworden ist, die Mortmesne regiert.

Erika Johansen wählt für den zweiten Band ihrer Trilogie ein Ende, das so viel Lust macht, direkt weiterzulesen. Ein mutiges, unerwartetes Ende für ein Buch, das uns viel tiefer hat blicken lassen als der erste Band. Wie wird diese Trilogie ausgehen? Ich werde mit Sicherheit bald den dritten Band lesen. Ihr auch?

„Die Königin hat ihren Thron bestiegen, doch kann sie ihr Reich vor dem Untergang retten?“ (Buchrücken)

Fazit:

Starke Frauen, spannende Geheimnisse und viele tolle Lesestunden.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Einfach nur episch!

Throne of Glass – Die Sturmbezwingerin
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Allgemeines:

Am 22. Juni 2018 ist der fünfte Teil der großartigen Throne of Glass-Reihe bei dtv erschienen: Throne of Glass – Die Sturmbezwingerin. Wenn ihr diese Rezension lest, solltet ihr also die ...

Allgemeines:

Am 22. Juni 2018 ist der fünfte Teil der großartigen Throne of Glass-Reihe bei dtv erschienen: Throne of Glass – Die Sturmbezwingerin. Wenn ihr diese Rezension lest, solltet ihr also die bisherigen Bände kennen. Wenn ihr sie noch nicht kennt, worauf wartet ihr dann? Schnell in den nächsten Buchladen!

Die Sturmbezwingerin hat 848 Seiten und ist ebenso wie die anderen Teile der Reihe als Taschenbuch veröffentlicht worden. Ein von der Autorin selbst als eine Art zweiter fünfter Band bezeichneter Roman, der die Geschichte eines der männlichen Protagonisten beleuchtet, wird bei dtv im September 2018 unter dem Titel Throne of Glass – Der verwundete Krieger erscheinen. Dabei handelt es sich nicht um die gleiche Geschichte aus einer anderen Perspektive. Dieser Charakter tritt im fünften Band nicht in Erscheinung, erlebt also vermutlich von der Handlung relativ unabhängige Dinge.

Inhalt:

„Celaena ist in ihre Heimat zurückgekehrt, aber nicht mehr als Celaena Sardothien, sondern als Aelin Galathynius. Das ist ihr wahrer Name, der Name der rechtmäßigen Königin von Terrasen. Doch der Weg auf den Thron ist noch lang, denn von allen Seiten nahen Feinde heran. Aelin muss sich nicht nur gegen den dunklen Valg-König Erawan, der ihre Welt erobern und versklaven möchte, behaupten, sondern auch gegen die Königin der Fae, die unsterbliche Maeve. Es wird zu einem Kampf kommen und Aelin muss sich fragen, was – oder wen – sie bereit ist zu opfern, um ihre Welt zu retten … Doch ganz gleich, was auch passiert, Rowan steht unverrückbar an ihrer Seite.“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Maas tut es einfach. Wenn du denkst, es geht nicht größer, besser, höher oder weiter, dann schreibt sie es. Ob du willst oder nicht. Ob es dich erschüttert oder nicht. Ihr ist es egal. Denn sie möchte dich begeistern. Und schlussendlich schafft sie das nur auf diese ihr ganz eigene Art. Allein dadurch, dass sie schreibt wie sie schreibt. Und dafür bin ich ihr immer wieder dankbar. Für ihre wahrhaftig klugen und kreativen Gedanken, die nur sie sich machen kann. Von einer solchen Einzigartigkeit geprägt, dass es als Leser schwerfällt, immer wieder in Worte zu fassen, was Maas da eigentlich kontinuierlich Buch für Buch leistet. Vielleicht fällt es einigen Lesern sogar schwer zu glauben, dass Maas trotz der sehr regelmäßigen Erscheinungsdaten ihrer Bücher – zwei Buchreihen parallel – Qualität „produziert“. Mitnichten liegt es dieser Autorin am Herzen, lediglich Quantität, also eine Masse an Büchern zu erzeugen. Nein, ihre Reihen unterscheiden sich inhaltlich sehr voneinander. Obwohl ich bis heute nicht zu sagen vermag, welche mir besser gefällt. Wenn ich gerade ein Buch aus dem Reich der sieben Höfe gelesen habe, dann würde ich diese Reihe benennen. Momentan wäre es aber wieder die Throne of Glass-Reihe. Seid ihr dazu in der Lage, eine Entscheidung zu treffen?

Tatsächlich verfolgt Maas innerhalb der beiden Reihen zwei stark voneinander differierende Wege. Als Einstieg in ihre Bücherwelt, ihren Kosmos, würde ich persönlich jedoch Throne of Glass empfehlen. Protagonistin Aelin wird euch überzeugen. Und überraschen. Immer und immer wieder. Wenn ihr denkt, dass es einfach keine Lösung mehr geben kann, dann hat Aelin im Hintergrund mit Sicherheit etwas geplant. Ob es euch gefällt, was sie tut … Man weiß es nie. Und das will Maas so. Durch die von der Autorin gewählte Erzählweise erfährt man als Leser auch im fünften Band wenig aus Aelins eigener Gedankenwelt. Wenn es mal einen Einblick in ihre komplexen Gedanken gibt, empfindet man es beinahe als eine Art Geschenk.

In Die Sturmbezwingerin werde euch unerwartete Verbündete überraschen, ihr werdet fluchen, weinen und lachen. Vor allem aber werdet ihr begeistert sein. Begeistert von einer so facettenreichen und fantastischen Welt. Von einer Autorin, die es auch im fünften Band einer Reihe schafft, euch mit einem der miesesten Cliffhanger zurückzulassen, den es auf der großen weiten Welt geben mag. Maas kreiert eine Achterbahn der Gefühle und ein Buch, das ihr perfekt in eurem Sommerurlaub lesen könnt.

Fazit:

Ja, ihr solltet auch den fünften Teil dieser epischen Reihe unbedingt lesen! Sofort!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Ich hoffe sehr auf baldige Folgebände!

Die rote Frau
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Allgemeines:

Autorin Alex Beer wurde in Bregenz geboren und lebt in Wien. Mit ihrem ersten Roman der August-Emmerich-Reihe Der zweite Reiter hatte sie großen Erfolg und wurde von der Presse hochgelobt. ...

Allgemeines:

Autorin Alex Beer wurde in Bregenz geboren und lebt in Wien. Mit ihrem ersten Roman der August-Emmerich-Reihe Der zweite Reiter hatte sie großen Erfolg und wurde von der Presse hochgelobt. Sie erhielt dafür den Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur. Die rote Frau ist der zweite Band der spannenden Reihe um Rayonsinspektor August Emmerich.

Die rote Frau ist am 21. Mai 2018 in gebundener Form bei Limes erschienen und umfasst 413 Seiten.

Inhalt:

„Wien, 1920: Die Stadt von Kriminalinspektor August Emmerich ist ein Ort der Extreme, zwischen bitterer Not, politischen Unruhen und wildem Nachtleben. Während seine Kollegen den aufsehenerregenden Mordfall an dem beliebten Stadtrat Richard Fürst bearbeiten, müssen Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter Kindermädchen für eine berühmte Schauspielerin spielen, die um ihr Leben fürchtet. Dabei stoßen sie nicht nur auf eine ominöse Verbindung zu Fürst, sondern kommen einem perfiden Mordkomplott auf die Spur. Es beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, der sie in die Abgründe der Stadt und deren Einwohner blicken lässt.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Auf Alex Beer bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Eigentlich lese ich historische Krimis nicht so gerne, aber die von Beer sind wirklich sehr gut. Der erste Band um den Kriminalkommissar Emmerich Der zweite Reiter hat mir so gut gefallen, dass ich den Folgeband Die rote Frau unbedingt lesen wollte und ich bin genauso begeistert wie von Band eins. Protagonist ist Rayonsinspektor Emmerich, ein echter Typ, den man aber sofort in sein Herz schließt. Emmerich ist im Ersten Weltkrieg verwundet worden und leidet sehr darunter, dass er durch seine Verletzung körperlich nicht mehr voll einsatzfähig ist. Er bekommt den Unmut der Kollegen zu spüren, die mit einem Krüppel nichts zu tun haben wollen. Daran ändert auch seine Versetzung in die Abteilung „Leib und Leben“ nichts. Er hatte gehofft, hier in Mordfällen seine brillanten Ermittlerfähigkeiten einsetzen zu können, stattdessen darf er Schreibtischarbeit machen und ist zutiefst frustriert. Hinzu kommt seine persönliche Situation: Seine Freundin, die er sehr liebt, kehrt zu ihrem aus dem Krieg zurückgekehrten Mann zurück, die Lebensmittelversorgung im Wien der 1920er Jahre ist mehr als angespannt und sein Bein schmerzt immer mehr. Nur einer hält zu ihm: sein Assistent Winter, den er zunächst nicht sehr gut behandelt hat, aber dessen Solidarität er mittlerweile sehr zu schätzen weiß. Alles scheint sich zu ändern, als eine bekannte Schauspielerin auf dem Revier auftaucht, deren Anliegen niemand so richtig ernst nimmt. Man wälzt diesen Fall auf Emmerich und Winter ab. Emmerich ist genervt, Winter dagegen begeistert, er bewundert diese Frau. Beide nehmen sich ihres Falls an und besuchen das Filmset, an dem merkwürdige Dinge gesehen sein sollen. Um Hexerei soll es gehen. Keine Frage: Das kann man wirklich nicht glauben. Emmerich und Winter ermitteln zunächst nur pro forma, aber dann ist ihr Ehrgeiz gepackt… . Ebenso wie im ersten Band hat Beer den Fokus auch hier auf den zeitgeschichtlichen Aspekt gelegt. Man erfährt viel über das Leben der Wiener Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg und ist oft erschüttert angesichts der großen Armut und des Hungers auf der einen und der Dekadenz auf der anderen Seite. Die Thematik der Kriegsheimkehrer spielt ebenfalls eine große Rolle. In Die rote Frau erfährt man zudem, dass auch in Österreich zeitgleich wie in der Weimarer Republik gesellschaftliche Strömungen den Rassebegriff für sich entdeckt haben. Da schaudert es einen!

Alex Beer schreibt spannend, ohne dramatisch zu sein, eher nüchtern und dadurch so überzeugend. Die Gestaltung der Cover beider Bände passt zum Inhalt: in schwarz-weiß gehalten mit historischen Motiven. Absolut stimmig und überzeugend.

Fazit:

Unbedingt lesen, zuerst aber Band eins, sonst ist es schade um den zweiten Band. Ich hoffe sehr auf baldige Folgebände!

Veröffentlicht am 07.07.2018

Magisch, besonders, lesen!!!!

Nachtlilien
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Bei diesem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Aus diesem Grund kennzeichne ich diesen Beitrag mit |Werbung|. Für meine Beiträge werde ich grundsätzlich nicht bezahlt.
Nachtlilien ...

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Bei diesem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Aus diesem Grund kennzeichne ich diesen Beitrag mit |Werbung|. Für meine Beiträge werde ich grundsätzlich nicht bezahlt.
Nachtlilien JaneFetzer
Bildquelle: Jane Fetzer, Piper

Allgemeines:

Nachtlilien ist bereits im Jahr 2010 als gebundenes Buch bei Piper erschienen. Im Jahr 2016 wurde eine Taschenbuchausgabe mit verändertem Cover herausgebracht. Ich habe wohl eine Ausgabe, die irgendwo dazwischen erschienen ist und ein ganz anderes Cover besitzt, gelesen. Aber es kommt ja auf den Inhalt an – und der ist meines Wissens nach nicht verändert worden.

Autorin Siri Lindberg war mir bisher als Sylvia Englert (Das dunkle Wort) bekannt. Sie trat mit dem dunklen Wort das erste Mal nicht unter einem ihrer verschiedenen Synonyme auf. Vielleicht kennt ihr sie auch als Kinderbuchautorin Katja Brandis (u. a. Woodwalker-Reihe). Habt ihr bereits etwas von ihr gelesen?

Inhalt:

„Seit Generationen lastet auf der Familie der jungen Jerusha ein schrecklicher Fluch: Alle Frauen sind dazu verdammt, den Menschen zu verraten, den sie am meisten lieben. Jerusha droht das gleiche Schicksal, als sie Kiéran begegnet, einem Krieger, der nach einer schweren Schlacht erblindet ist. Jerusha verliebt sich in ihn, doch sie will ihn auf keinen Fall ins Unglück stürzen. Aber ist es richtig, der wahren Liebe für immer zu entsagen? Oder ist es Zeit, eine Entscheidung zu treffen, auch wenn es die mutigste und gefährlichste ihres Lebens sein wird? Siri Lindbergs Debüt »Nachtlilien« lässt einen nicht mehr los – romantisch, spannend und fesselnd wie ein gefährlicher Liebesbann.“ (Quelle: Piper)

Meine Meinung:

Ich muss euch ganz ehrlich gestehen, dass ich von allein nicht auf den epischen Fantasyroman Nachtlilien gestoßen wäre. Und das wäre wahrhaftig ein Verlust gewesen. Nachtlilien ist ein Trilogieauftakt, den keiner von euch verpassen sollte. Ein Buch voller Magie, fantastischen Wesen, starken Frauen und dunklen Flüchen. Voller Geschehnisse, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnten. Und warum hätte ich Quenda, die ganze Welt der Protagonisten Jerusha und Kiéran, fast verpasst?

Nachdem ich Das dunkle Wort von Sylvia Englert gelesen habe, verfasste ich meine Rezension. Im Zuge dessen habe ich wie gewohnt recherchiert und herausgefunden, dass es sich um Sylvia Englerts Debütroman für erwachsene Fantasyleser handelte. Das habe ich natürlich geglaubt und nicht infrage gestellt. Ich wusste, dass Katja Brandis ein Synonym der Autorin war. Aber dass sie unter einem weiteren Pseudonym schreiben könnte, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Darauf wurde ich tatsächlich erst durch eine nette Mail der Autorin selbst aufmerksam. Wie schön, dass in unserer kleinen Bücherwelt durch solche Kontakte immer mehr Vernetzung und vor allem Lesefreude entsteht.

Ebendiese Lesefreude hat mich während der Lektüre von Nachtlilien in großem Ausmaß ereilt. Sylvia Englert hat einen Roman geschrieben, den ich am liebsten nicht beendet hätte.

„Der Tag, an dem Jerushas Leben zersplitterte, begann strahlend.“ (S. 9)

Einen Roman, den andere Autoren vermutlich in drei Teile geteilt hätten. Warum sollten sie das tun? In Nachtlilien passiert so viel. Die Geschichte ist von einer solchen Vielschichtigkeit und so komplexen Erzählsträngen geprägt, dass man als Leser aufmerksam sein muss. Immer wieder passieren überaus spannende Geschehnisse und die aus den Perspektiven der beiden Protagonisten erzählte Handlung tröpfelt an keiner Stelle einfach vor sich hin. Da auch die Schrift des Romans verhältnismäßig klein ist, bin ich mir sicher, dass (aus welchen Gründen auch immer) der ein oder andere Autor bzw. Verlag aus diesem einen Band drei Bücher gemacht hätte. Und dann wäre etwas mit der Geschichte passiert, was so oft mit Büchern passiert, die man eigentlich nicht hätte teilen sollen: Sie wäre nicht mehr gut gewesen. Danke an Piper und danke an Sylvia Englert, dass mit Nachtlilien anders umgegangen worden ist. Auf diese Art und Weise wird zwar ein Teil der Leserschaft, der während des Lesens kein so großes Durchhaltevermögen hat, ausgeschlossen, aber der Roman ist dadurch zu einem sehr guten Buch geworden. Man könnte ihn beinahe als Epos bezeichnen.

So konnte ich mit Jerusha mitfiebern, mit ihr leiden und zusammen mit der jungen Steinmetzin eine Entwicklung durchmachen, von der sie vermutlich nie geträumt hätte.

„Langsam und widerwillig schlug Kiéran die Augen auf. Es musste früher Morgen sein. War es schon hell draußen? Er wusste es nicht, wieder ließen ihn seine Augen im Stich. Schwärze war um ihn, nichts als Schwärze. Und wie immer in den letzten Tagen war ihm, als stürze er, falle immer weiter; und es gab nichts, woran er sich festhalten konnte …“ (S. 23)

Ich habe mich zudem viel mit dem gut recherchierten Thema des Blindseins auseinandergesetzt und konnte Kiéran nahezu vor mir sehen. Man macht sich als sehender Mensch viel zu selten bewusst, was es bedeutet, einfach nur zu sehen. Nach der Lektüre sehe ich mich viel bewusster in meiner Umwelt um, achte mehr auf kleinste Details. Ich bewundere Sylvia Englert dafür, wie sie all die magischen, faszinierenden und turbulenten Entwicklungen in eine so qualitativ wertvolle Geschichte verpacken konnte. Gerne mehr davon!!!

Fazit:

Ein überaus lesenswerter Fantasyroman für anspruchsvolle Leser, die gerne in eine magische Welt entführt werden wollen. Ich kann es kaum erwarten, die beiden Folgebände Lilienwinter und Winterdrachen zu lesen.