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Veröffentlicht am 27.07.2018

Antoni Gaudí in einer ganz neuen Rolle

Die Sieben Türen
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Beziehungsweise in mehreren, denn in diesem Roman lernen wir den so vielseitigen Architekten als Freund, Student, Dealer, Herumjobber, Objekt der Begierde und nicht zuletzt als Ermittler kennen, denn zusammen ...

Beziehungsweise in mehreren, denn in diesem Roman lernen wir den so vielseitigen Architekten als Freund, Student, Dealer, Herumjobber, Objekt der Begierde und nicht zuletzt als Ermittler kennen, denn zusammen mit seinem Freund Gabriel Camarasa - dem auch die Rolle des Erzählers in diesem Buch zufällt - schlittert er in einen Fall, der sozusagen ganz Barcelona, ja eigentlich ganz Spanien aufmischt. Man könnte es einen Politkrimi - Thriller wäre ganz eindeutig eine unpassende Bezeichnung nennen, auch wenn das Buch streckenweise durchaus entspannt daherkommt und damit traditionelle Elemente eines historischen Romans aufweist.

1874 - Gabi, wie der Erzähler genannt wird und Gaudí lernen sich durch einen Zufall kennen und schlittern - wie es bei so jungen Menschen oft der Fall ist - schnell in eine Vertrautheit, aus der Freundschaft wird. Schnell geht Gaudí bei der ausgesprochen wohlhabenden Familie Casamara - selbstverständlich lebt Gabi noch bei seiner Familie und macht auch keine Anstalten, dies zu ändern - ein und aus und erfährt so manches Vertrauliche. Auf der anderen Seite führt er Gabi rasch in Kreise, man könnte sogar sagen: neue Welten, ein, von deren Existenz dieser bislang überhaupt keine Ahnung hatte. Wie auch von gewissen Entwicklungen, die mit seiner eigenen Familie zusammenhängen.

Ein überaus vielschichtiger Roman, mit dem man ein wenig Geduld haben muss und den man aufgrund der komplexen Entwicklungen konzentriert lesen sollte - es kommen eine Menge unterschiedlichster Figuren vor, die durchaus zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt wieder von Belang sein können und wenn man sich die Namen nicht merkt, dann ist man verloren! Ein streckenweise etwas verwinkeltes Buch mit zahlreichen ausgesprochen überraschenden Entwicklungen und einer ganz besonderen Atmosphäre, die den Leser tief in das Barcelona längst vergangener Zeiten eintauchen lässt. Wer bereit ist, sich in das Geschehen zu vertiefen und historische Spannungsromane mag und möglicherweise sogar eine Affinität zu Barcelona hat, der sollte sich dieses Buch nicht durch die Lappen gehen lassen.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Es beginnt mit einem Knall

Die Flügel der Freiheit
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Nämlich mit einem, der dem großen Reformator Luther höchstpersönlich entweicht und neben Geräusch auch Gestank mit sich bringt. Nicht nur zu Beginn des Romans geht es ganz schön deftig zur Sache auf der ...

Nämlich mit einem, der dem großen Reformator Luther höchstpersönlich entweicht und neben Geräusch auch Gestank mit sich bringt. Nicht nur zu Beginn des Romans geht es ganz schön deftig zur Sache auf der Wartburg, in Wittenberg und an den übrigen Schauplätzen des Romans. Luther selbst wird eine eher derbe Sprache nachgesagt und daran hält sich der Autor in seinen Schilderungen durchaus, passt zeitweise auch seine eigenen Beschreibungen - wie eben ganz zu Beginn - diesem Stil an. Ein spannendes Thema - die Bedrohung der Reformation vor allem durch Thomas Münzer, den einstigen Luther-Schüler ist der Garant für packende Lesestunden.

Doch es geht nicht nur um Luther, der Leser wird auch Zeuge vom Schicksal des jungen Barthel, in Wittenberg Geselle bei Luthers treuem Freund, dem Maler Lucas Cranach, dessen Liebesgeschichte mit Dorothea auch etwas fürs Herz bietet
Wie so viele kann ich mich dem Sog, ja, man könnte schon auf Neudeutsch sagen, dem Hype des Lutherjahres 2017, in dem wir im Oktober auf 500 Jahre Reformation blicken, nicht entziehen und lese mich quasi durch die zahlreichen Angebote.

Tilman Röhrig schreibt seit vielen Jahren historische Romane und ist für fundierte Recherchen und sowohl spannungsreiche als auch unterhaltsame Schilderungen bekannt. Mit "Die Flügel der Freiheit" ist ihm wieder ein opulenter und farbenprächtiger Roman mit Aufs und Abs gelungen, den ich trotz gelegentlicher Längen sehr gerne gelesen habe und allen Luther-Interessierten ans Herz legen will.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Die Familie muss sich neu orientieren

Der perfekte Sohn
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Im Alter von erst 47 Jahren erleidet Ella einen Herzinfarkt - und ist klug genug, das nicht nur als Warnung, sondern als Stoppschild zu sehen, starb doch ihre Mutter im selben Alter. Und Ella wird noch ...

Im Alter von erst 47 Jahren erleidet Ella einen Herzinfarkt - und ist klug genug, das nicht nur als Warnung, sondern als Stoppschild zu sehen, starb doch ihre Mutter im selben Alter. Und Ella wird noch gebraucht - von Sohn Harry, der ,mit dem Tourette-Syndnrom eine ausgesprochen ungewöhnliche Belastung bzw. Behinderung hat und vom smarten Ehemann Felix, der als Investment-Banker bisher nur die Kohle nach Hause brachte, sich jedoch von Harry möglichst distanzierte.

Jetzt geht das nicht mehr, da Ella ausfällt, ist Harry nun auf seinen Vater angewiesen, der nicht die geringste Ahnung hat, wie er mit dieser Situation umgehen soll.

Eine Familie auf dem Prüfstand: werden Harry und Felix zueinander finden, sich gegenseitig vertrauen können? Wie man sich denken kann, ist dies eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, die mich nur stellenweise berührte. Vor allem, da es mich als Leserin zu sehr in den amerikanischen Alltag katapultierte, ganz ohne Übergänge (was dann wohl der Übersetzung und deutschsprachigen Redaktion geschuldet ist, die hier möglicherweise hätte einiges mit Anmerkungen versehen bzw. ein eigenes Nachwort einbauen können. Aber man findet sich zurecht - es ist eben eine Geschichte aus dem Leben.

Es geht um Vertrauen, um das Bereitsein, sich aufeinander einzulassen, miteinander einen Weg zu gehen, auch in schwierigen Zeiten. Ein emotionaler Familienroman, der unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Der seltsame Frieden der Dächer

Gray
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den wusste Elliot Fairbanks, ein ausgesprochen unangenehmer Student, sehr zu schätzen (S.182). Er war ein passionierter Fassadenkletterer, der überraschend verschied: durch einen Sturz bei ebendieser Tätigkeit. ...

den wusste Elliot Fairbanks, ein ausgesprochen unangenehmer Student, sehr zu schätzen (S.182). Er war ein passionierter Fassadenkletterer, der überraschend verschied: durch einen Sturz bei ebendieser Tätigkeit. Elliot hatte nicht nur dieses ungewöhnliche Hobby, nein, er wurde zudem auf Schritt und Tritt vom Papageien Gray, einem ausgesprochen vorwitzigen Gesellen, begleitet.

Nun ist Gray der (selbstgewählte) Gefährte von Dr. Augustus Huff, seines Zeichens Dozent an der Universität Cambridge und Elliots Tutor, der in Bezug auf Elliots Tod unversehens in die Rolle des Ermittlers gerät, wobei er auf Schritt und Tritt von Gray begleitet wird. Was ist geschehen? War es ein Unfall, wie es zunächst offiziell heißt, oder doch Selbstmord oder gar Mord? Kaum jemand, der Elliot hinterher trauert. Lediglich seine Mutter Lady Fairbanks, die weiße Viscountess, ein ätherisches Geschöpf, das gewisse Saiten in Huff zu rühren vermag. Doch selbst ihr ist klar, dass ihr Junge kein Engel war.

Und was war die Ursache für was auch immer? Familienzwistigkeiten, Konkurrenzkampf, Frauengeschichten oder gar Erpressung? Huff hat so einiges zu tun und die unterschiedlichen Begegnungen zu meistern, wobei er auf Schritt und Tritt von Gray begleitet wird, der ihn so manches Mal in die Bredouille bringt.

Die Meisterin der tierischen Krimis Leonie Swann hat nach ihrer selbstbestimmten Schafherde von Glennkill einen neuen Helden kreiert, der der munteren Horde in nichts nachsteht. Im Gegenteil, hier geht es fast noch eigenwilliger und origineller zu und der Krimi gewinnt ganz außerordentlich durch den Handlungsort: die ehrwürdige Universitätsstadt Cambridge. Doch leider ist aus meiner Sicht auch dieser Krimi - wie bereits der Vorgänger - nicht frei von Längen, weswegen ich mich streckenweise doch sehr zusammenreißen musste, um am Ball zu bleiben. Zugegeben, ich wurde jedes Mal reichhaltig fürs Dranbleiben belohnt: durch witzige Ideen und überraschende Wendungen, aber ich hätte mich dennoch gefreut, wenn ich von der ein oder anderen ausgedehnten Episode verschont geblieben wäre.

Dennoch ein empfehlenswertes und ungewöhnliches Buch, das leider nicht ganz so leichtfüßig daherkommt, wie es ihm anstehen würde. Aber alles in allem: seinen Spaß hat man damit allemal und erlebt zudem ein richtig schönes rundes Ende mit einer gelungenen Auflösung des Falls!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine mutige Frau

Über dem Meer die Freiheit
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ist Charlotte aus Neustadt in der Pfalz, tritt sie doch öffentlich für ihre politische Überzeugung ein! Das wäre heute schon lobenswert, doch die junge Frau tut dies im Jahre 1832 und nimmt mit ihrem Verlobten ...

ist Charlotte aus Neustadt in der Pfalz, tritt sie doch öffentlich für ihre politische Überzeugung ein! Das wäre heute schon lobenswert, doch die junge Frau tut dies im Jahre 1832 und nimmt mit ihrem Verlobten am Hambacher Fest teil, eine Aktion, die er schlussendlich mit seinem Leben bezahlen muss und die somit auch Charlotte teuer zu stehen kommt. Und auch Charlottes Vater, der ebenfalls kein Freund der herrschenden Zustände ist, ist in Schwierigkeiten.

Kurz gesagt, sieht die junge Frau keine andere Möglichkeit, als sich nach Übersee einzuschiffen, in eine völlig neue, andere Welt. Für sie ist New York etwas vollkommen Neues, aber auch für den Leser ist das so, denn Amerika war damals noch etwas ganz anderes als heute.

Spannend und eindringlich schildert die Autorin Katrin Tempel die Erlebnisse der jungen Charlotte. Ihr ist ein spannender Roman gelungen, der einen Einblick in lang zurückliegende Zeiten gewährt. Mir hat das Buch gut gefallen, zumal die Autorin als studierte Historikerin gut recherchiert hat, aber auch überzeugend schreibt. Ein kluges Buch, dem es auch an Emotionen und Unterhaltungswert nicht mangelt, denn auch schreiben kann die Autorin wirklich gut! Ein gelungener Roman, der Liebhabern historischer Themen sicher die ein oder andere unterhaltsame Stunde bereiten wird!