Wenn Liebe geht ...
Der Duft des Glücks ist stärker, wenn es regnet„Sollte ich eines Tages das Gefühl haben, ich hätte dich über, dann musst du alles tun, um mich wieder zur Besinnung bringen, denn ich irre mich bestimmt.“ (S. 152) hat Ben vor Jahren zu Pauline gesagt. ...
„Sollte ich eines Tages das Gefühl haben, ich hätte dich über, dann musst du alles tun, um mich wieder zur Besinnung bringen, denn ich irre mich bestimmt.“ (S. 152) hat Ben vor Jahren zu Pauline gesagt. Als er jetzt die Scheidung will, weil er sie nicht mehr liebt, erinnert sie sich daran. Sie hat das Ende nicht kommen sehen, liebt Ben immer noch, er ist ihr Seelenverwandter. Außerdem haben sie einen kleinen gemeinsamen Sohn, Jules.
Pauline zieht zurück zu ihren Eltern ins ehemalige Jugendzimmer und leckt ihre Wunden. Als die ganze Familie in den Urlaub ans Meer fährt, meint ihr Therapeut, sie solle mitfahren, sich mit allen aussprechen. Denn auch da gibt es viele nie verarbeitet Erlebnisse.
Ihre Mutter war in ihrer Kindheit 1 Jahr verschwunden, bis heute wissen sie und ihre Geschwister nicht warum und wohin. Ihr Vater war bis zu seiner Krebserkrankung schwerer Alkoholiker und die Angst, dass er rückfällig wird, begleitet sie bis heute. Ihre Schwester führt ein scheinbar perfektes Leben, aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Ihr Bruder lebt seit Jahren mit einem Mann, was ihre Eltern schockiert hat. Der Familienurlaub holt diese und noch mehr Sachen ans Licht. Es kracht gewaltig.
Pauline erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Sie beschreibt ihre momentane Situation, ihren Alltag, den psychischen Zusammenbruch nach der Trennung: „Nicht nur Ben hat mich verlassen. Meine Lebensfreude ist mit ihm gegangen.“ (S. 32)
Den Kontakt zu ihren glücklichen, verheirateten Freunden kann sie nicht ertragen, von ihrer Mutter fühlt sie sich immer wieder angegriffen (dabei will die nur, dass sie sich endlich wieder aufrappelt) und von ihrer Schwester ignoriert.
Sie schreibt Ben fast täglich einen Brief, in dem sie ihn an ihre gemeinsame Vergangenheit, ihre große Liebe erinnert. Genau wie Pauline habe ich das Ende von Bens Liebe nicht kommen sehen, dazu war ihre Story zu romantisch. Sie waren so lange zusammen, sind immer liebevoll miteinander umgegangen, haben Jules. Pauline stellt Ben nie als den Bösen hin, er hat keine Neue, sich einfach nur „entliebt“.
Doch dann kommt er zu Wort, schreibt ihr ebenfalls Briefe und erzählt alles aus seiner Sicht – und alles ändert sich. Sie hat nämlich einen ganz wichtigen Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit einfach ausgeblendet, verdrängt!
Das Buch ist unglaublich emotional und ich habe mir sogar ein paar Tränen verdrücken müssen. Es ist überraschend anders, dramatisch und doch ganz zart, hat einen feinen leisen Humor. Man leidet mit Pauline – und Ben. Und alles klingt es so real, dass ich mich gefragt habe, ob Virginie Grimaldi ihre eigenen Erlebnisse verarbeitet hat ...