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Veröffentlicht am 27.07.2018

I'm going to Jackson

Auf und davon
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ist ein Lied von Johnny Cash und seiner Frau June Carter, das ich sehr liebe, doch ich bin ihnen nie dorthin gefolgt bzw. nachgegangen.

Und auch die 16jährige Mim, die Protagonistin des Jugendromans "Auf ...

ist ein Lied von Johnny Cash und seiner Frau June Carter, das ich sehr liebe, doch ich bin ihnen nie dorthin gefolgt bzw. nachgegangen.

Und auch die 16jährige Mim, die Protagonistin des Jugendromans "Auf und davon" geht dort nicht hin, im Gegenteil: sie verlässt Jackson/Missisippi zugunsten von Cleveland/Ohio, wo ihre "echte" Mum lebt, die sehr, sehr krank ist und verlässt somit ihren Vater und ihre noch sehr neue und ungeliebte Stiefmutter - der Bruch in der Kernfamilie erfolgte plötzlich und hat so seine Spuren hinterlassen. Jetzt will sie schauen, wie es ihrer Mutter geht, von der sie seit einiger Zeit nichts gehört hat - nicht ihre eigene Entscheidung, versteht sich.

Mim ist eine typische Amerikanerin und büxt per Greyhound aus - im Bus trifft sie ein ganzes Bataillon von Menschen: Begegnungen, die ihr Leben verändern bzw. prägen werden. Ein Buch über neue und andere Sichtweisen auf Dinge und vor allem auf Personen, über (Selbst)Erkenntnis - und über Läuterung.

Ich möchte ganz klar darauf verweisen, dass in diesem Buch nicht die Handlung, sondern die Charaktere im Vordergrund stehen, es ist also definitiv kein actionreicher Roman - wem so etwas wichtig ist, der sollte definitiv die Finger davon lassen. Hier steht und fällt alles mit den Personenbeschreibungen sowie mit der Entwicklung, die diverse Figuren - allen voran Mim - durchmachen. Und es ist durchaus starker Tobak der behandelt wird, da Themen wie Scheidung, Krankheiten und Behinderungen den ganzen Erzählverlauf durchdringen - auch da, wo man es nicht erwartet. Einem 12- oder 13jährigen Kind würde ich es nicht schenken, bei einem 15jährigen würde ich es von der individuellen Entwicklung abhängig machen.

Der Erzählstil des Autors ist sehr individuell und vielgelobt, trifft meinen Geschmack aber ganz und gar nicht. Böse Zungen, zu denen ich mich in diesem Falle zähle, würden "eigen" sagen - oder sogar "sperrig" - auch wenn offenbar Warmherzigkeit transportiert werden soll. Bei mir kommt es so nicht an. Doch es ist definitiv ein sehr ungewöhnliches und anspruchsvolles Buch mit kraftvollen Botschaften, das man so schnell nicht vergisst.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein sehr ernstes Thema - überaus emotional präsentiert

Fünf Tage, die uns bleiben
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Mara leidet an Huntington - einer Krankheit, deren Verlauf den qualvollen Verlust von Kontrolle und Gedächtnis mit sich bringt, bevor es mit dem Patienten zu Ende geht. Also in etwa das furchtbarste, was ...

Mara leidet an Huntington - einer Krankheit, deren Verlauf den qualvollen Verlust von Kontrolle und Gedächtnis mit sich bringt, bevor es mit dem Patienten zu Ende geht. Also in etwa das furchtbarste, was man sich vorstellen kann!

Das möchte sie nicht in allen Etappen erleben und noch weniger möchte sie das ihrem Mann und ihrer Tochter, mit denen sie bisher ein sehr glückliches Leben teilte, zumuten - also hat sie vor, sich in einer bestimmten Phase des Krankheitsverlaufs ein Ende zu setzen. Noch fünf Tage sind ihr geblieben, um auf ihre eigene Art und Weise mit allem abzuschließen und sich zu verabschieden, letzte "Duftmarken" im Leben ihrer Lieben zu hinterlassen.

Ein brutales, ein hartes, ein ungewöhnliches Thema? Ja, sicher, aber durch die uramerikanische Erzählweise kommt es dann doch recht "weichgespült" rüber, was ich ziemlich schade finde, zumal ein weiterer Lebensweg mit dem ihrigen verknüpft wird, was aus meiner Sicht nicht sein musste. Dadurch verliert sich aus meiner Sicht der rote Faden, die Handlung ist nicht mehr auf den Punkt gebracht - Maras Schicksal und der mögliche eigene Umgang damit - ein überaus relevantes Thema - steht nicht mehr so uneingeschränkt im Mittelpunkt, wie dieser Erzählstrang, dieses so ernste Thema es eigentlich verdient hätte und verliert sich dadurch ein bisschen. Muss nicht sein aus meiner Sicht - ich zumindest habe den Roman daher nicht ganz so ernst genommen, wie er es meiner Ansicht nach verdient hätte. Ziemlich schade, finde ich!

Eigentlich ein Buch für Fans von Jojo Moyes, Rowan Coleman und auch Lisa Genova - wobei es diesen aus meiner Sicht nicht so recht das Wasser reichen kann.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Italienische Nächte sind lang

Italienische Nächte
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Vor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. ...

Vor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. Boyd ist beruflich dort - er ist als Architekt verpflichtet worden. Keine glückliche Ehe, die die beiden führe, denn Boyd ist nicht ganz offen zu seiner Frau - und dazu kommt die Konfrontation mit dem kargen Gebiet in Italiens Süden, mit seinen Einwohnern, vielen neuen, teilweise schockierenden Eindrücken. Clare ist einsam, zudem scheint irgend etwas im Busch zu sein zwischen Boyd und seinem Auftraggeber Leandro Cardetta.

Kein Wunder also, dass sie für die Reize des zunächst sehr zurückhaltenden Ettore, eines Neffen Cardettas, der schwer verletzt bei seinem Onkel unterkommt, überaus empfänglich ist, denn dieser ist völlig anders als Boyd - und er hat Zeit für sie!

Eine Schmonzette ist es, die Katherine Webb hier vorlegt, doch es ist ein Schmöker allererster Sahne im Stil von Barbara Wood, einer in dem der Leser durchaus einen Einblick in das Leben der Menschen in der Epoche und die Umstände in dem Land erhält. Man hat nicht den Eindruck, in Seichtigkeit zu ersticken, zumal der Stil der Autorin einen ausgesprochen eigenen, individuellen Charakter aufweist. Und Apulien ist ja auch nicht gerade ein Landstrich, dem wie Rom, Venedig oder der Toskana reihenweise literarische Ergüsse gewidmet sind. Nein, Katherine Webb hat durchaus einen Blick fürs Besondere.

Ihre Leserinnen werden - mit kleinen Abstrichen in Bezug auf Längen und punktuell überzogene Rührseligkeit - auch diesen neuen Roman mit Begeisterung aufnehmen. Ich schreibe "Leserinnen", denn es ist eindeutig ein Buch für Frauen, eines, während dessen Lektüre man mit der Protagonistin fühlt und leidet - und das ist ganz eindeutig Sache der Frauen. Trotz seines Umfangs - es handelt sich um eine über 500 Seiten lange Hardcover-Ausgabe - eignet es sich sehr als Urlaubslektüre. Ganz besonders natürlich im Land, wo die Zitronen blühen und das Thema dieses Romans ist!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Achtung, hier kommt Miles Murphy

Miles & Niles - Hirnzellen im Hinterhalt
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der frechste, ach was, der allerallerfrechste Schüler aller Zeiten. Oder? Nein, denn in Yawnee Valley, wohin es ihn und seine Familie verschlägt, gibt es bereits einen und der steht ihm in nichts nach. ...

der frechste, ach was, der allerallerfrechste Schüler aller Zeiten. Oder? Nein, denn in Yawnee Valley, wohin es ihn und seine Familie verschlägt, gibt es bereits einen und der steht ihm in nichts nach. Eine Konkurrenz entsteht, bis klar wird - nur gemeinsam sind wir stark, gemeinsam sind wir Miles und Niles!

Wer Gregs Tagebuch mag bzw. seine eigenen mehr oder minder frechen kleinen Jungs damit zum Lesen animieren will, muss sich klar machen, dass das nicht unbedingt heißt, dass er auch Miles & Niles gut finden wird. Ich jedenfalls empfand die Sprache mitunter als recht behäbig, die Streiche als wenig originell, dafür bisweilen geschmacklos - werden sie doch zu gerne auf Kosten anderer ausgetragen und ob ich will, dass sich echte Jungs davon inspirieren lassen, ist fraglich.

Aber es gibt auch nette Geschichten und die Zeichnungen sind recht nett und unterhaltsam, wenn man sowas mag, ich würde diesem Buch also ein solides Mittelmaß bescheinigen. Ob jemand sowas auf seine Söhne loslassen mag - nun, das sollte er selbst entscheiden!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein alter Familiensitz in Cornwall

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.
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bildet die atmosphärische Kulisse für diesen Roman - natürlich nicht als einziger Schauplatz, aber wie bspw. in "Torstraße1" fungiert hier ein Gebäude als Dreh- und Angelpunkt, wenn nicht gar als heimlicher ...

bildet die atmosphärische Kulisse für diesen Roman - natürlich nicht als einziger Schauplatz, aber wie bspw. in "Torstraße1" fungiert hier ein Gebäude als Dreh- und Angelpunkt, wenn nicht gar als heimlicher Hauptdarsteller.

Cornwall in der Gegenwart: die junge Lorna steht kurz vor dem schönsten Tag in ihrem Leben und besucht mit Jon, ihrem Zukünftigen die Black Rabbit Hall, einen ziemlich verfallen Familiensitz, den beide als mögliche Location für ihre Hochzeit in Erwägung ziehen. Mit ihrer kürzlich verstorbenen Mutter war sie mal da, aber was war da eigentlich los, damals, 1968? Eine Bewohnerin hat das Haus noch und durch sie erfährt Lorna nach und nach die Geschichte...

Und schwuppdich, landet der Leser in den späten 1960er Jahren, in denen die Familie Alton mit ihren vier Kindern das Haus als Feriendomizil nutzt - bis eine furchtbare Tragödie alles ändert. Familiengeheimnisse und Lügen werden aufgedeckt, nur allmählich erfährt Lorna mehr über das Schicksal ihrer Familie. Der Leser allerdings auch, denn das Buch weist extreme Längen auf, die zu ebenso extremen Spannungseinbußen führen und macht es so auch dem geneigtesten Leser zuweilen schwer, am Ball zu bleiben. Auch wenn Eve Chase durchaus über einen angenehmen Stil und nette Formulierungen verfügt, die auch in der Übersetzung ganz gut rüberkommen.

Dennoch: ich habe mich ziemlich gelangweilt und fand, dass die Geschichte nicht gehalten hat, was sie versprach. Kann man lesen, muss man aber definitiv nicht.