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TochterAlice

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Süffig wie schottischer Whisky

Billy
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so liest sich dieses Buch über Billy, in dessen Adern selbstverständlich schottisches Blut fließt und der - obwohl elternlos aufgewachsen - in einen absolut hinreißenden Familienverbund eingebettet ist, ...

so liest sich dieses Buch über Billy, in dessen Adern selbstverständlich schottisches Blut fließt und der - obwohl elternlos aufgewachsen - in einen absolut hinreißenden Familienverbund eingebettet ist, dessen Säulen sein - wie sich erst in späten Jahren herausstellt - tänzerisch hochbegabter Onkel Seamus und seine Schnulzen liebende Tante Livi bilden - einfach köstlich, über sie und ihre Kinder, zu denen gefühlt auch Billy zählt, zu lesen. Eine Harmonie sondergleichen herrscht hier, doch Billy hat einen überaus eigentümlichen Job, den umstritten zu nennen die Untertreibung des Jahrhunderts wäre. Und es ist ein Familienunternehmen, innerhalb dessen er seine berufliche Position - wenn man dies so bezeichnen kann - bekleidet.

Ein witziger, spritzer, warmherziger und stellenweise doch auch kaltblütiger Roman, bzw. Krimi der besonderen Art, bei dessen Lektüre man doch immer wieder ganz schön schlucken muss. Denn es geht in gewisser Hinsicht um Rache und um Vergeltung, aber auf die charmanteste Art und Weise, die man sich vorstellen kann. Trotzdem fiel es mir schwer, diese Thematik einfach so anzunehmen und ich hatte immer mal wieder einen kleinen Kloß im Magen. Trotzdem ein Buch, dessen Gesamteindruck ein warmer und gleichzeitig ausgesprochen klarsichtig ist.

Besonders gut hat es mir gefallen, endlich mal den Unterschied zwischen Gutmenschen und guten Menschen erklärt zu bekommen und Sie können versichert sein, dass erstere dabei nicht allzu gut wegkommen! Diese Erläuterung werde ich mir jedenfalls hinter die Ohren schreiben! Ein tolles, immer mal wieder überraschendes Buch, dem es ein ganz kleines bisschen Pep und Transparenz an den entscheidenenden Stellen fehlt.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Auf der Suche nach einander

Die Stille unter dem Eis
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oder doch nach sich selbst sind Anna und Kyle, als sie sich begegnen - quasi am Ende der Welt, in der Einsamkeit Alaskas. Kyle bemüht sich sofort um Anna, doch diese kommt erst später darauf, dass er "es" ...

oder doch nach sich selbst sind Anna und Kyle, als sie sich begegnen - quasi am Ende der Welt, in der Einsamkeit Alaskas. Kyle bemüht sich sofort um Anna, doch diese kommt erst später darauf, dass er "es" ist. Sie beide sind Suchende, die etwas finden wollen und nach einigen Versuchen auf einer einsamen, kleinen Insel landen - als Leuchtturmwärter. Auch hier ist Kyle derjenige, der den Anstoß gibt, doch es ist Anna, die besser mit der Situation klarkommt, sie sucht vor allem auch die Einsamkeit oder flieht in diese, wenn die Vergangenheit ihr zusetzt - und diese ist, was Anna angeht, bedrohlich - eine dunkle Wand sozusagen.

Ein leiser Roman, ein ruhiges Thema, das mich gleichwohl nicht richtig packen konnte. Anna und Kyle und ihre Geschichte blieben zu weit weg von mir, konnten mich nicht mitnehmen - auch wenn hier große Themen angesprochen wurden, war es mir mit den beiden ein wenig langatmig. Schön geschrieben, soweit ich es beurteilen kann, auch gut übersetzt - aber so richtig packen konnte mich diese Geschichte nicht, sie ging so ziemlich an mir vorbei.

Das bedeutet aber nicht, dass nicht andere mehr Gefallen finden, Anna - mit und ohne Kyle - nach Alaska und anderswohin zu folgen!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ihre Krankheit aus sich herauslassen

Minusgefühle
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das tut Jana Seelig, indem sie die zeitgemäßen Medien nutzt - sie twittert und bloggt über ihre Krankheit und hat sich damit einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben. Damit hat sie eine sehr persönliche ...

das tut Jana Seelig, indem sie die zeitgemäßen Medien nutzt - sie twittert und bloggt über ihre Krankheit und hat sich damit einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben. Damit hat sie eine sehr persönliche Dokumentation ihrer Krankheit geschaffen. Man könnte es leichtsinnig oder auch mutig nennen - ich würde mal einfach vermuten, dass sie nicht in solchen Kategorien denkt, sondern dass ihr einfach danach ist bzw. war, dergestalt zu handeln.

Auf jeden Fall hat sie damit - und mit ihren Äußerungen - eine Menge Aufmerksamkeit auf sich gezogen und ist seit einiger Zeit ein häufiger Gast in diversen Talkshows. Ich persönlich habe keine Ahnung, wie sie das bewältigt - ebenso wenig wie ich ihren Umgang mit der, ihren Kampf gegen die Krankheit nachvollziehen kann, ganz einfach, weil ich ein anderer Mensch bin, der zudem nicht ihren Leidensweg teilen muss. Gottseidank, muss ich sagen!

Aus ebendiesem Grund jedoch nehme ich dieses Buch einfach als persönliches Protokoll einer Krankheitsgeschichte, als nicht mehr und nicht weniger. Jana Seelig schreibt eloquent und eröffnet eine neue - ich möchte sagen, eine weitere neue - Sicht auf die Krankheit, wie dies eben jeder tut, der sich entschließt, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Deswegen möchte ich es weder über- noch unterbewerten. Durch dieses Buch hat sich mir eine weitere Facette der Krankheit Depression auf eine sehr persönliche Art und Weise erschlossen

Veröffentlicht am 27.07.2018

Identitätssuche mit Herz und Verstand

Albertos verlorener Geburtstag
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Ein wahrhaft herzergreifendes Thema ist es, mit dem sich die Britin Diana Rosie hier befasst: ein kleiner Junge hilft seinem Opa Alberto, seinen Geburtstag, den er nicht kannte, zu finden. Und dahinter ...

Ein wahrhaft herzergreifendes Thema ist es, mit dem sich die Britin Diana Rosie hier befasst: ein kleiner Junge hilft seinem Opa Alberto, seinen Geburtstag, den er nicht kannte, zu finden. Und dahinter steckt so Einiges: es ist nämlich so, dass die ganze Geschichte im spanischen Bürgerkrieg der 1930er Jahre ihren Anfang nimmt - und da hat Rosie ausgesprochen akribisch recherchiert. Und da sie auch zu schreiben versteht, breitet sich das ganze Szenario bald in Gänze vor dem Leser aus.

Damals war nämlich Alberto selbst ein kleiner Junge, dem ein schlimmes Schicksal beschieden war. Es ist schon starker Tobak, was man hier so erfährt. Mit Sicherheit werden auch viele Leser, die eher nichts über den spanischen Bürgerkrieg wissen, zu diesem Buch greifen und allein das lohnenswert. Denn die Suche von Alberto und dem kleinen Tino nach Albertos Geburtstag wird zu einer Reise, die nicht nur in der Gegenwart, sondern durch Rückblenden auch in der Vergangenheit stattfindet. Doch es gibt so viel mehr - es geht um Liebe, Freundschaft, doch auch um Verlust und um Grausamkeit und bis zum Ende machen die Schrecken des Alltags, des Lebens, nicht halt vor diesem Buch. Es ist eine bittersüße Geschichte, in der deutlich wird, wie nahe Trauer und Freude zusammen liegen.

Ein Buch, in dem es für Alberto und Tino zu einer ganzen Reihe von schicksalhaften Begegnungen kommt. Für den Leser ein besonderer Genuss, trifft er doch auf eine ganze Reihe von liebevoll gezeichneten Charakteren, an denen allein die doch sehr ausgeprägte Schwarz-Weiß-Malerei der Autorin ein kleines Manko ist. So sehr sie wieder und wieder betont, dass es im Bürgerkrieg keine "richtige" oder "falsche" Seite gab, so sehr untergräbt sie ihre eigene Darstellung durch die Figuren, die stets gut oder schlecht sind.

Dies und die an der ein oder anderen Stelle ein wenig zu sehr aufploppenden Klischees sind dann auch die einzigen Kritikpunkte, die ich an diesem Buch habe. Insgesamt ist es ausgesprochen empfehlenswert - ein Schmöker mit Anspruch, der auch als Geschenk für Menschen, die gerne alles um sich herum vergessen, geeignet ist.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Alles andere als glatt

Das Apfelblütenfest
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verläuft die Liebesgeschichte von Jules und Lilou, die beide - was ihre Biografie angeht - einen steinigen Weg hinter sich haben. Doch Jules ist durch Erbschaft Besitzer einer Cidrerie und eines wunderschönen ...

verläuft die Liebesgeschichte von Jules und Lilou, die beide - was ihre Biografie angeht - einen steinigen Weg hinter sich haben. Doch Jules ist durch Erbschaft Besitzer einer Cidrerie und eines wunderschönen Hauses - und wunderbarer, alteingesessener Mitarbeiter, Nachbarn und Freunde. Er ist zwar nicht auf Rosen, aber doch auf Apfelblüten gebettet. Doch es gibt einen düsteren Punkt in seiner Biografie und um diesen zu überwinden, hat er vor mehr als 20 Jahren eine ungewöhnliche Stellenanzeige geschaltet. Er hat nämlich seine Suche nach einer Haushälterin für seinen Vater in die Rinde eines Apfelbaumes geritzt, was nicht sehr effizient war, da sich nie jemand darauf gemeldet hat. Doch nun, ausgerechnet am Abend des jährlichen Apfelblütenfestes, ändert sich das.

Denn nun meldet sich Lilou und wird - nach sanfter Nachhilfe seitens einer von Jules' Mitarbeiterinnen - tatsächlich eingestellt, nun für Jules selbst. Und man muss sagen, sie hat nicht gerade den Dienstleistungsgedanken in sich verinnerlicht - nein, sie will Jules stets sagen, wo es langgeht und so eine Stellung in seinem Leben - und bald auch in seinem Herzen erobern. Ein wenig hoppladihopp und unglaubwürdig, gleichwohl überaus charmant beschreibt der Autor Carsten Sebastian Henn die Geschichte von Jules und Lilou, die eine Menge von Hindernissen in sich birgt und zuletzt noch mit einer richtig tragischen Wendung aufwartet, die der Autor jedoch nicht kitschig, sondern genau im richtigen Tonfall und durchaus mit ein wenig Humor versetzt beschreibt.

Auch die Figuren sind eindringlich - wenn auch für meinen Geschmack teilweise etwas zu sperrig und widersprüchlich - gezeichnet, so dass man nicht nur Jules und Lilou, sondern auch sämtliche Nebenfiguren direkt von Augen hat. Warmherzig, wenn auch gelegentlich etwas zu duldsam gegenüber einigen Charakteren - allen voran Lilou - zeichnet Henn eine stimmungsvolle Geschichte, die im wahrsten Sinne des Wortes Appetit auf einen Urlaub in der Normandie - natürlich mit Cidre und den Speisen der Region - macht, wenn auch mit kleinen Abstrichen.

Ich kannte den Autor bisher vor allem als Gastrokritiker des "Kölner StadtAnzeigers" und muss sagen, dass er seinem Faible, über leckeres Essen und gute Getränke zu schreiben, in diesem Buch treu bleibt - hier lief mir sogar noch mehr das Wasser im Munde zusammen als bei der Lektüre seiner samstäglichen Kolumne!