Unterhaltsam und individuell, aber nicht begeisternd.
Dark Palace – Zehn Jahre musst du opfern"Dark Palace – Zehn Jahre musst du opfern" habe ich beim Fischer-Leseclub auf Lovelybooks gewonnen und ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Der Klappentext hat mich direkt in seinen Bann gezogen ...
"Dark Palace – Zehn Jahre musst du opfern" habe ich beim Fischer-Leseclub auf Lovelybooks gewonnen und ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Der Klappentext hat mich direkt in seinen Bann gezogen und die Leseprobe hat mich gepackt. Im Gesamten gestaltet sich die Geschichte recht individuell und besonders. Aber trotzdem hat sie mich leider nicht so begeistern können, wie ich es mir erhofft hatte.
Der Einstieg in das Buch ist meiner Meinung nach super gelungen. Die ersten 100 Seiten führen toll in die Geschichte ein: in die Ebenbürtigen und Gewöhnlichen, in "Geschick" und in die allgemeinen Umstände der zehnjährigen Sklavenzeit, die fast jeder Bürger im Laufe seines Lebens ableisten muss. Es werden schon mehrere Plottwists geschaffen, die die Spannung hochhalten und die Grundlage für die weiteren Handlungen in diesem Buch schaffen. Doch nach und nach ist mir persönlich leider der Spannungsbogen flöten gegangen und die Geschichte konnte mich nur noch bedingt packen. Zwar gibt es hin und wieder kleine fesselnde Szene, in denen ich großes Potenzial gesehen habe, die mich aber leider nicht mehr so vollkommen mitgeholt hatten, wie der Einstieg.
Gründe dafür sind meiner Meinung nach die vielen verschiedenen Handlungsstränge. Normalerweise gefällt es mir sehr gut, wenn eine Handlung komplex ausgearbeitet ist und sich auf mehreren Ebenen erstreckt. Wenn man mitdenken muss und nicht alles offensichtlich für den Leser aufbereitet wird. Aber es wurden zwischendurch so viele Fragen aufgeworfen und kaum Antworten geliefert. Dauernd wird irgendein neues mysteriöses Geheimnis in den Plot eingeführt. Dies führte dazu, dass ich zunehmend die Lust verlor, dem Plot und der verbundenen Handlung folgen zu wollen, weil ich durchgängig das Gefühl hatte, dass nichts einen Sinn ergibt. Zudem sind verschiedene Passagen, die man mit Drama und Spannung hätte strecken können, einfach viel glatt gelaufen und haben daher wenig Eindruck bei mir hinterlassen.
Dies wurde nur noch dadurch begünstigt und verstärkt – und das ist leider für mich persönlich immer ein "No-Go" – dass ich so gut wie keinerlei Verbindung zu den Charakteren aufbauen konnte. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Und zwar nicht nur aus zweien oder dreien, sondern aus sieben Blickwinkeln. Luke und Abi haben es dabei noch recht gut geschafft, meine Sympathie zu gewinnen, so dass ich ihren jeweiligen Handlungssträngen folgen wollte, und auch Silyen wird mir wohl noch eine Weile im Gedächtnis bleiben aufgrund seiner mysteriösen, rätselhaften und alles kontrollierenden Art. Irgendetwas, irgendein bestimmtes Ziel verfolgt er und auch das wurde bis zum Ende des Buches nicht aufgelöst. Doch weder die Drei, noch die anderen haben mich wirklich begeistern und einnehmen können. Für mich hatten die Figuren dafür teilweise zu wechselseitige Eigenschaften oder blieben zu oberflächlich und blass. Mir fiel es schwer, sie einzuschätzen: Sind sie jetzt gut oder böse, auf welcher Seite stehen sie und wem kann man eigentlich vertrauen? Anfangs wirkte das noch recht spannend auf mich, im Laufe der Handlung hat es mich allerdings immer mehr gestört. Schade, denn zumindest einen Held, mit dem ich mich identifizieren kann, brauche ich normalerweise in einer Geschichte.
Trotz allem ist die Geschichte sehr individuell gestaltet und hat einen gewissen Unterhaltungs-Faktor. Die Facette des "Geschicks" und die Spaltung der Gewöhnlichen und Ebenbürtigen ist definitiv ein interessanter Ansatzpunkt und zeigt deutlich, auf welche Weise Macht missbraucht werden kann, um eine Gesellschaft zu spalten. Und welche Konsequenzen dies mit sich bringt bzw. mit sich bringen kann. Luke ist in diesem Buch auf jeden Fall ein Paradebeispiel eines Menschen, der im Grunde weiß, was richtig und was falsch ist und einiges an Potenzial für die Folgebände aufweist. Ich hoffe, dass er sich so entwickeln wird, wie ich es von ihm erwarte.
Der Schreibstil der Autorin Vic James hat mich allerdings überzeugt. Die spannenden Szenen hat sie sehr bildhaft umgesetzt und meinen Puls damit höherschlagen lassen. Auch die Beschreibungen, beispielsweise bei der Anwendung von Geschick, von Umgebungen oder der skurrilen Begebenheiten, fand ich toll und haben mich unterhalten können. Wirklich schade, dass sie das nicht mehr auf ihre Figuren übertragen konnte.
Fazit
Alles in allem ist "Dark Palace – Zehn Jahre musst du opfern" ein gutes Buch mit einer individuellen und toll ausgeprägten Buchidee. Doch aufgrund der genannten Schwächen konnte mich der Auftaktband leider nicht so mitreißen und begeistern, wie viele andere Leser und Blogger. Trotzdem werde ich dem zweiten Band eine Chance geben, denn trotz allem möchte ich natürlich wissen, wie es mit Luke und Abi weitergehen wird.