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Veröffentlicht am 27.07.2018

Italienische Nächte sind lang

Italienische Nächte
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Vor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. ...

Vor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. Boyd ist beruflich dort - er ist als Architekt verpflichtet worden. Keine glückliche Ehe, die die beiden führe, denn Boyd ist nicht ganz offen zu seiner Frau - und dazu kommt die Konfrontation mit dem kargen Gebiet in Italiens Süden, mit seinen Einwohnern, vielen neuen, teilweise schockierenden Eindrücken. Clare ist einsam, zudem scheint irgend etwas im Busch zu sein zwischen Boyd und seinem Auftraggeber Leandro Cardetta.

Kein Wunder also, dass sie für die Reize des zunächst sehr zurückhaltenden Ettore, eines Neffen Cardettas, der schwer verletzt bei seinem Onkel unterkommt, überaus empfänglich ist, denn dieser ist völlig anders als Boyd - und er hat Zeit für sie!

Eine Schmonzette ist es, die Katherine Webb hier vorlegt, doch es ist ein Schmöker allererster Sahne im Stil von Barbara Wood, einer in dem der Leser durchaus einen Einblick in das Leben der Menschen in der Epoche und die Umstände in dem Land erhält. Man hat nicht den Eindruck, in Seichtigkeit zu ersticken, zumal der Stil der Autorin einen ausgesprochen eigenen, individuellen Charakter aufweist. Und Apulien ist ja auch nicht gerade ein Landstrich, dem wie Rom, Venedig oder der Toskana reihenweise literarische Ergüsse gewidmet sind. Nein, Katherine Webb hat durchaus einen Blick fürs Besondere.

Ihre Leserinnen werden - mit kleinen Abstrichen in Bezug auf Längen und punktuell überzogene Rührseligkeit - auch diesen neuen Roman mit Begeisterung aufnehmen. Ich schreibe "Leserinnen", denn es ist eindeutig ein Buch für Frauen, eines, während dessen Lektüre man mit der Protagonistin fühlt und leidet - und das ist ganz eindeutig Sache der Frauen. Trotz seines Umfangs - es handelt sich um eine über 500 Seiten lange Hardcover-Ausgabe - eignet es sich sehr als Urlaubslektüre. Ganz besonders natürlich im Land, wo die Zitronen blühen und das Thema dieses Romans ist!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Achtung, hier kommt Miles Murphy

Miles & Niles - Hirnzellen im Hinterhalt
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der frechste, ach was, der allerallerfrechste Schüler aller Zeiten. Oder? Nein, denn in Yawnee Valley, wohin es ihn und seine Familie verschlägt, gibt es bereits einen und der steht ihm in nichts nach. ...

der frechste, ach was, der allerallerfrechste Schüler aller Zeiten. Oder? Nein, denn in Yawnee Valley, wohin es ihn und seine Familie verschlägt, gibt es bereits einen und der steht ihm in nichts nach. Eine Konkurrenz entsteht, bis klar wird - nur gemeinsam sind wir stark, gemeinsam sind wir Miles und Niles!

Wer Gregs Tagebuch mag bzw. seine eigenen mehr oder minder frechen kleinen Jungs damit zum Lesen animieren will, muss sich klar machen, dass das nicht unbedingt heißt, dass er auch Miles & Niles gut finden wird. Ich jedenfalls empfand die Sprache mitunter als recht behäbig, die Streiche als wenig originell, dafür bisweilen geschmacklos - werden sie doch zu gerne auf Kosten anderer ausgetragen und ob ich will, dass sich echte Jungs davon inspirieren lassen, ist fraglich.

Aber es gibt auch nette Geschichten und die Zeichnungen sind recht nett und unterhaltsam, wenn man sowas mag, ich würde diesem Buch also ein solides Mittelmaß bescheinigen. Ob jemand sowas auf seine Söhne loslassen mag - nun, das sollte er selbst entscheiden!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein alter Familiensitz in Cornwall

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.
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bildet die atmosphärische Kulisse für diesen Roman - natürlich nicht als einziger Schauplatz, aber wie bspw. in "Torstraße1" fungiert hier ein Gebäude als Dreh- und Angelpunkt, wenn nicht gar als heimlicher ...

bildet die atmosphärische Kulisse für diesen Roman - natürlich nicht als einziger Schauplatz, aber wie bspw. in "Torstraße1" fungiert hier ein Gebäude als Dreh- und Angelpunkt, wenn nicht gar als heimlicher Hauptdarsteller.

Cornwall in der Gegenwart: die junge Lorna steht kurz vor dem schönsten Tag in ihrem Leben und besucht mit Jon, ihrem Zukünftigen die Black Rabbit Hall, einen ziemlich verfallen Familiensitz, den beide als mögliche Location für ihre Hochzeit in Erwägung ziehen. Mit ihrer kürzlich verstorbenen Mutter war sie mal da, aber was war da eigentlich los, damals, 1968? Eine Bewohnerin hat das Haus noch und durch sie erfährt Lorna nach und nach die Geschichte...

Und schwuppdich, landet der Leser in den späten 1960er Jahren, in denen die Familie Alton mit ihren vier Kindern das Haus als Feriendomizil nutzt - bis eine furchtbare Tragödie alles ändert. Familiengeheimnisse und Lügen werden aufgedeckt, nur allmählich erfährt Lorna mehr über das Schicksal ihrer Familie. Der Leser allerdings auch, denn das Buch weist extreme Längen auf, die zu ebenso extremen Spannungseinbußen führen und macht es so auch dem geneigtesten Leser zuweilen schwer, am Ball zu bleiben. Auch wenn Eve Chase durchaus über einen angenehmen Stil und nette Formulierungen verfügt, die auch in der Übersetzung ganz gut rüberkommen.

Dennoch: ich habe mich ziemlich gelangweilt und fand, dass die Geschichte nicht gehalten hat, was sie versprach. Kann man lesen, muss man aber definitiv nicht.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Blitzlichter

Großer Bruder Zorn
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nämlich solche aus dem Leben diverser Bewohner des Wedding, hat Johannes Ehrmann wie kleine Perlen zu eine Roman, einer übergreifenden Geschichte zusammengefügt. Einer Geschichte, die eine Woche und eine ...

nämlich solche aus dem Leben diverser Bewohner des Wedding, hat Johannes Ehrmann wie kleine Perlen zu eine Roman, einer übergreifenden Geschichte zusammengefügt. Einer Geschichte, die eine Woche und eine Reihe von Protagonisten umfasst: den Boxer Aris, die Verkäufer Serdar und Jessie, die Großes bzw. ihre kleine Tochter im Sinn haben. Und den Juwelier Heinz Hönow und der Flaschenfascho.

Merkwürdige Typen? Naja, alltägliche eben, sie markieren aber einen Ausschnitt aus einem bestimmten Milieu. Ein Leben im Weddinger Kiez, in dem die Menschen eigentlich nichts mehr erreichen werden, aber (noch) ihre Träume haben und teilweise auch zu leben versuchen. Wobei, Wedding - das könnte auch Köln-Kalk oder Bonn-Tannenbusch sein, zumindest von der Ansammlung der Protagonisten her - es sind eher die im unteren Spektrum des allgemein gültigen sozialen Rankings angesiedelten Mitbürger, um die es hier geht.

Die Sprache? Eine ganz eigene ist es, die Johannes Ehrmann hier gewählt hat, bzw. die ihn gewählt hat. Er berichtet ja schon länger aus dem Wedding (und würde meine obige Bemerkung zu KölnBonn möglicherweise nicht goutieren) und zwar in Form von Miniaturen, Spotlights, Blitzlichtern eben. Ein wenig ähnelt sein Schreibstil dem Vorgehen im Robert Altman-Film "Shortcuts" aus den 1980ern, in dem auch immer wieder abwechselnd kurze Sequenzen aus dem Leben bestimmter Figuren vorgeführt werden, die alle mehr oder weniger miteinander zu tun haben. Im vorliegenden Falle eher mehr: zumindest für die Dauer dieser hier thematisierten Woche - stehen sie in einem unmittelbaren Zusammenhang zueinander. Und das wird alles in einer Sprache, in einem Stil vorgetragen, der ganz eigen und für mich ein wenig schwierig ist. Diese hat mit Altman nichts zu tun, sondern mit den Bewohnern des Wedding. Ich muss gestehen, ich hatte Probleme, dem Buch zu folgen, es war für mich ein wenig sperrig. Ja, nicht meine Welt, aber sicher eine bemerkenswerte, die sich zu erlesen lohnt und die viele ansprechen wird. Ich empfand diese Kiez-Sprache, diese Umgangssprache bestimmter Zielgruppen als sehr anstrengend zu lesen.

Der Autor hat eine sehr eigene Art und vor allem eine Botschaft. Bei mir landet sie nur bedingt, was aber nicht bedeutet, dass ich das Buch nicht weiterempfehle. Allen, die sich ein Stück Leben aus dem Wedding sichern wollen, einen Einblick gewinnen - vor allem jedoch denjenigen, die Ehrmann bereits kennen, seine Miniaturen aus dem Leben zu schätzen wissen. Sie werden den Einblick in das Leben in Wedding in weitläufigerem, umfassenden Format sicher sehr genießen. Innovativ, anders, ganz eigenwillig - damit ist eigentlich klar, dass es nicht für jeden was ist. Für mich nicht unbedingt, aber vielleicht ja für Sie?

Veröffentlicht am 27.07.2018

Bayerisches Original ermittelt in fremden Landen

Tante Poldi und die Früchte des Herrn
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Um genauer zu sein, auf Sizilien. Tante Poldi - ein strammes bayerisches Urgestein - hat es nämlich dorthin verschlagen, was nicht zuletzt mit Männern zu tun hat, nämlich mit ihrem zunächst geschiedenen, ...

Um genauer zu sein, auf Sizilien. Tante Poldi - ein strammes bayerisches Urgestein - hat es nämlich dorthin verschlagen, was nicht zuletzt mit Männern zu tun hat, nämlich mit ihrem zunächst geschiedenen, dann verstorbenen Ehemann, der von dieser Insel stammte, sich jedoch längst in München niedergelassen hatte.

Hier lebt die betagte, doch ausgesprochen lebensfrohe Dame nun und widmet sich ihren Leidenschaften, zu denen außer Männern und alkoholischen Getränken auch kriminalistische Ermittlungen zählen. Sie ist bereits in ihrem 2. literarisch verewigten Fall gelandet, in dem es zunächst "nur" um einen toten Hund, bald jedoch auch um eine ermordete Dame mit einem delikaten Beruf geht. Nein, nicht das, was sie meinen! Etwas ganz, ganz anderes, das jedoch auch zur Diffizilität eines Falles beitragen kann (und auch tut).

Dennoch, Tante Poldi reisst mich nicht vom Hocker und ihren ersten Fall - dessen Lektüre im Übrigen nicht unerlässlich ist, um den 2. Band zu verstehen - werde ich mir sicher nicht antun. Ich bin nämlich verwöhnt durch den niederbayerischen Eberhofer Franz, dessen Tante Poldi auch durchaus sein könnte, wenngleich sie für mich im Vergleich zu den Charakteren von Rita Falk ein wenig fad wirkt. Wobei, das ist sicher das Letzte, was der Autor mit der Schaffung dieser in jeder Hinsicht prallen und lebensfreudigen Figur beabsichtigt hat, doch bei mir ist es nicht so angekommen. Ich konnte mich nicht fasziniert auf diesen originellen und witzigen Fall einlassen, denn irgendetwas fehlte mir.

Das muss aber bei ihnen nicht sein, nicht jeder hält die Flagge der Rita Falk so hoch, dass er keine Götter neben ihr duldet und das sizilianische Setting hat durchaus was für sich. Probieren Sie es einfach mal, vielleicht finden Sie ja - im Gegensatz zu mir - uneingeschränkt Freude daran!