Italienische Nächte sind lang
Italienische NächteVor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. ...
Vor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. Boyd ist beruflich dort - er ist als Architekt verpflichtet worden. Keine glückliche Ehe, die die beiden führe, denn Boyd ist nicht ganz offen zu seiner Frau - und dazu kommt die Konfrontation mit dem kargen Gebiet in Italiens Süden, mit seinen Einwohnern, vielen neuen, teilweise schockierenden Eindrücken. Clare ist einsam, zudem scheint irgend etwas im Busch zu sein zwischen Boyd und seinem Auftraggeber Leandro Cardetta.
Kein Wunder also, dass sie für die Reize des zunächst sehr zurückhaltenden Ettore, eines Neffen Cardettas, der schwer verletzt bei seinem Onkel unterkommt, überaus empfänglich ist, denn dieser ist völlig anders als Boyd - und er hat Zeit für sie!
Eine Schmonzette ist es, die Katherine Webb hier vorlegt, doch es ist ein Schmöker allererster Sahne im Stil von Barbara Wood, einer in dem der Leser durchaus einen Einblick in das Leben der Menschen in der Epoche und die Umstände in dem Land erhält. Man hat nicht den Eindruck, in Seichtigkeit zu ersticken, zumal der Stil der Autorin einen ausgesprochen eigenen, individuellen Charakter aufweist. Und Apulien ist ja auch nicht gerade ein Landstrich, dem wie Rom, Venedig oder der Toskana reihenweise literarische Ergüsse gewidmet sind. Nein, Katherine Webb hat durchaus einen Blick fürs Besondere.
Ihre Leserinnen werden - mit kleinen Abstrichen in Bezug auf Längen und punktuell überzogene Rührseligkeit - auch diesen neuen Roman mit Begeisterung aufnehmen. Ich schreibe "Leserinnen", denn es ist eindeutig ein Buch für Frauen, eines, während dessen Lektüre man mit der Protagonistin fühlt und leidet - und das ist ganz eindeutig Sache der Frauen. Trotz seines Umfangs - es handelt sich um eine über 500 Seiten lange Hardcover-Ausgabe - eignet es sich sehr als Urlaubslektüre. Ganz besonders natürlich im Land, wo die Zitronen blühen und das Thema dieses Romans ist!