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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Sehr verhalten

Girl on the Train
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startet die Autorin Paula Hawkins ihren Thriller "Girl on the train" und auch im weiteren Verlauf ist dieses Buch eher etwas für Liebhaber der leisen Töne. Auch sollte man es auf jeden Fall mögen, dass ...

startet die Autorin Paula Hawkins ihren Thriller "Girl on the train" und auch im weiteren Verlauf ist dieses Buch eher etwas für Liebhaber der leisen Töne. Auch sollte man es auf jeden Fall mögen, dass das Innenleben der Protagonistin des Öfteren im Vordergrund steht.

Die Idee ist toll: Pendlerin Rachel beobachtet bei ihren täglichen Zugfahrten - die schon seit längerem nur dazu dienen, die eigene Arbeitslosigkeit gegenüber der Außenwelt zu verschleiern - die Häuser der Mitmenschen, an denen sie vorbei fährt, besonders das eines aus ihrer Sicht glücklichen Paares. Mehr und mehr nimmt sie Anteil an dessen Leben - bis sie aus der Zeitung eine schockierende Neuigkeit erfährt - die junge Frau ist weg! Und sie beginnt, mehr und mehr in diese Geschichte einzutauchen, bis sie selbst ins Visier der Polizei gerät!

Das Buch ist aus der Perspektive von drei verschiedenen Frauen geschrieben: Rachel kommt zu Wort, aber auch Megan, die von ihr aus dem Zug beobachtete junge Frau und Anna, die neue Partnerin von Rachels Exmann Tom und Mutter seines Kindes. Zu Beginn empfand ich dies als recht verwirrend, weil es schwer war, die einzelnen Statements voneinander abzusetzen und auch ihre Datierung sehr stark hin und her sprang, aber ich habe mich daran gewöhnt.

Abgesehen davon, dass Rachel eine überaus interessante und vielschichtige Figur ist und die Autorin durchaus über einen guten Stil verfügt, gab es hier aus meiner Sicht definitiv zu viele Lobhudeleien im Vorfeld. Die riesige Werbekampagne liess sicher nicht nur mich mit einer Riesenerwartung an das Buch rangehen. Und es hat auf jeden Fall große Ähnlichkeiten mit Gone Girl, man sollte sich also überlegen, ob man auf diese Art Literatur steht.

Die Auflösung ist zwar einerseits überraschend, zeichnet sich aber andererseits bereits über das letzte Drittel des Buches bereits ab, was dem Ganzen ziemlich viel von seinem Charme nimmt. Insgesamt ein eher mäßig spannender Thriller, der nicht unbedingt den Erwartungen, die der Boom darum evoziert hat, gerecht wird!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Mit einem Knall

K - Kidnapped
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nämlich einem ausgesprochen ereignisreichen Prolog, startet die neue Thrillerreihe von Chelsea Cain, in deren Mittelpunkt Kick Lannigan, die als Kind jahrelang Opfer einer Entführung war, steht. Am Anfang ...

nämlich einem ausgesprochen ereignisreichen Prolog, startet die neue Thrillerreihe von Chelsea Cain, in deren Mittelpunkt Kick Lannigan, die als Kind jahrelang Opfer einer Entführung war, steht. Am Anfang steht nämlich ihre Befreiung, die der Leser zunächst zwar als spannend erlebt, deren Bedeutung als absolute Schlüsselszene sich ihm aber erst nach und nach eröffnet.

Wir erleben Kick im weiteren Verlauf als junge Erwachsene, deren Entwicklung einen grundlegend anderen Weg als den üblichen genommen hat: Abwehrmechanismen - sowohl bewaffnete als auch unbewaffnete - spielen darin eine nicht unerhebliche Rolle und aufgrund ihrer dramatischen Vergangenheit gerät sie in das Netz aktueller Fälle von Kindesentführung und -mißbrauch.

Spannend und originell gestaltet sich die Geschichte um Kick Lannigan, doch für meinen Geschmack kommt sie ein klein wenig zu actionreich daher. Das Innenleben der Figuren spielt kaum eine Rolle, eine Kampfszene wird von der nächsten abgelöst. Ein Thriller mit begrenzter Tiefenwirkung, doch aufgrund seines ungewöhnlichen Rahmens trotzdem einer, den man nicht so schnell vergisst. Lektüre für Thrillerfans, die es actionreich lieben, dabei aber durchaus eine Ader für Außergewöhnliches und Originelles haben

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein Mädchen verschwindet

Lauras letzte Party
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... und mehrere Szenarien werden entwickelt. Klingt ein bisschen wie "Twin Peaks", die Mutter aller wirklich coolen Fernsehserien? Soll es auch, denke ich mir! Und warum eigentlich Fernsehserie und nicht ...

... und mehrere Szenarien werden entwickelt. Klingt ein bisschen wie "Twin Peaks", die Mutter aller wirklich coolen Fernsehserien? Soll es auch, denke ich mir! Und warum eigentlich Fernsehserie und nicht Kriminalroman? Weil es mit einem klassischen Krimi nicht viel zu tun hat - finde ich jedenfalls!

Es ist eigentlich nicht die verschwundene Laura, die im Mittelpunkt der Ereignisse steht, sondern Miia Pohjavirta, die als Schulpädagogin eine zweite Karriere gestartet hat, nachdem es bei der Polizei aus gewissen Gründen nicht so recht geklappt hat. Ausgerechnet an ihrer alten Schule startet sie durch und es ist ihr eigener Bruder, der als Schulpsychologe im Büro neben ihr als ihr Kollege arbeitet.

Die Beschreibung sowohl der Charaktere als auch der Umgebung ist dem Autorenteam, das sich unter dem Pseudonym J.K. Johansson verbirgt, wirklich gut gelungen - mit wenigen Worten gelingt es ihnen, Figuren und das spezifisch finnische Setting fast plastisch werden zu lassen.

Doch wer einen spannenden Kriminalfall mit klarer Auflösung erwartet, wird aus verschiedenen Gründen enttäuscht werden. Dieser erste Band eines Dreiteilers ist wie ein Puzzlestein, der ohne die beiden anderen unvollständig ist.

Veröffentlicht am 27.07.2018

I'm going to Jackson

Auf und davon
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ist ein Lied von Johnny Cash und seiner Frau June Carter, das ich sehr liebe, doch ich bin ihnen nie dorthin gefolgt bzw. nachgegangen.

Und auch die 16jährige Mim, die Protagonistin des Jugendromans "Auf ...

ist ein Lied von Johnny Cash und seiner Frau June Carter, das ich sehr liebe, doch ich bin ihnen nie dorthin gefolgt bzw. nachgegangen.

Und auch die 16jährige Mim, die Protagonistin des Jugendromans "Auf und davon" geht dort nicht hin, im Gegenteil: sie verlässt Jackson/Missisippi zugunsten von Cleveland/Ohio, wo ihre "echte" Mum lebt, die sehr, sehr krank ist und verlässt somit ihren Vater und ihre noch sehr neue und ungeliebte Stiefmutter - der Bruch in der Kernfamilie erfolgte plötzlich und hat so seine Spuren hinterlassen. Jetzt will sie schauen, wie es ihrer Mutter geht, von der sie seit einiger Zeit nichts gehört hat - nicht ihre eigene Entscheidung, versteht sich.

Mim ist eine typische Amerikanerin und büxt per Greyhound aus - im Bus trifft sie ein ganzes Bataillon von Menschen: Begegnungen, die ihr Leben verändern bzw. prägen werden. Ein Buch über neue und andere Sichtweisen auf Dinge und vor allem auf Personen, über (Selbst)Erkenntnis - und über Läuterung.

Ich möchte ganz klar darauf verweisen, dass in diesem Buch nicht die Handlung, sondern die Charaktere im Vordergrund stehen, es ist also definitiv kein actionreicher Roman - wem so etwas wichtig ist, der sollte definitiv die Finger davon lassen. Hier steht und fällt alles mit den Personenbeschreibungen sowie mit der Entwicklung, die diverse Figuren - allen voran Mim - durchmachen. Und es ist durchaus starker Tobak der behandelt wird, da Themen wie Scheidung, Krankheiten und Behinderungen den ganzen Erzählverlauf durchdringen - auch da, wo man es nicht erwartet. Einem 12- oder 13jährigen Kind würde ich es nicht schenken, bei einem 15jährigen würde ich es von der individuellen Entwicklung abhängig machen.

Der Erzählstil des Autors ist sehr individuell und vielgelobt, trifft meinen Geschmack aber ganz und gar nicht. Böse Zungen, zu denen ich mich in diesem Falle zähle, würden "eigen" sagen - oder sogar "sperrig" - auch wenn offenbar Warmherzigkeit transportiert werden soll. Bei mir kommt es so nicht an. Doch es ist definitiv ein sehr ungewöhnliches und anspruchsvolles Buch mit kraftvollen Botschaften, das man so schnell nicht vergisst.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein sehr ernstes Thema - überaus emotional präsentiert

Fünf Tage, die uns bleiben
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Mara leidet an Huntington - einer Krankheit, deren Verlauf den qualvollen Verlust von Kontrolle und Gedächtnis mit sich bringt, bevor es mit dem Patienten zu Ende geht. Also in etwa das furchtbarste, was ...

Mara leidet an Huntington - einer Krankheit, deren Verlauf den qualvollen Verlust von Kontrolle und Gedächtnis mit sich bringt, bevor es mit dem Patienten zu Ende geht. Also in etwa das furchtbarste, was man sich vorstellen kann!

Das möchte sie nicht in allen Etappen erleben und noch weniger möchte sie das ihrem Mann und ihrer Tochter, mit denen sie bisher ein sehr glückliches Leben teilte, zumuten - also hat sie vor, sich in einer bestimmten Phase des Krankheitsverlaufs ein Ende zu setzen. Noch fünf Tage sind ihr geblieben, um auf ihre eigene Art und Weise mit allem abzuschließen und sich zu verabschieden, letzte "Duftmarken" im Leben ihrer Lieben zu hinterlassen.

Ein brutales, ein hartes, ein ungewöhnliches Thema? Ja, sicher, aber durch die uramerikanische Erzählweise kommt es dann doch recht "weichgespült" rüber, was ich ziemlich schade finde, zumal ein weiterer Lebensweg mit dem ihrigen verknüpft wird, was aus meiner Sicht nicht sein musste. Dadurch verliert sich aus meiner Sicht der rote Faden, die Handlung ist nicht mehr auf den Punkt gebracht - Maras Schicksal und der mögliche eigene Umgang damit - ein überaus relevantes Thema - steht nicht mehr so uneingeschränkt im Mittelpunkt, wie dieser Erzählstrang, dieses so ernste Thema es eigentlich verdient hätte und verliert sich dadurch ein bisschen. Muss nicht sein aus meiner Sicht - ich zumindest habe den Roman daher nicht ganz so ernst genommen, wie er es meiner Ansicht nach verdient hätte. Ziemlich schade, finde ich!

Eigentlich ein Buch für Fans von Jojo Moyes, Rowan Coleman und auch Lisa Genova - wobei es diesen aus meiner Sicht nicht so recht das Wasser reichen kann.