Ein Vögelchen, dem ab und zu die Puste ausgeht
KolibriEine neue Krimiautorin aus Finnland? Das weckte gleich meine Neugier und auch Klappentext bzw. Inhaltsangabe verhieß Vielversprechendes. Eine originelle Protagonistin, die Hauptkommissarin Anna Fekete, ...
Eine neue Krimiautorin aus Finnland? Das weckte gleich meine Neugier und auch Klappentext bzw. Inhaltsangabe verhieß Vielversprechendes. Eine originelle Protagonistin, die Hauptkommissarin Anna Fekete, eine Finnin mit Migrationshintergrund, was im Handlungsverlauf eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Sie hat es zurück in die Stadt verschlagen, in der sie aufgewachsen ist, in ein dynamisches Team mit etwas anstrengendem Chef und freundlichen Kollegen - mit einer Ausnahme: das ist ausgerechnet der schon etwas ältere, unflexible und wenig tolerante Esko, mit dem sie eng zusammenarbeiten muss.
Und es geht gleich los: auf einem Joggingpfad wird die Leiche einer jungen Frau, einer Abiturientin, deren Leben gerade erst angefangen hatte, gefunden. Brutal zugerichtet ist sie und bei ihr findet man ein mexikanisches Amulett. Dasselbe findet sich auch bei den nächsten zwei Opfern auf der Joggingstrecke, die das Verbrechen zum Serienmord werden lassen und zunächst - zumindest teilweise nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben? Was hat es mit diesen brutalen Verbrechen auf sich? Und was hat der Hauptgott der Azteken Huitzilopochtli, Gott der Sonne und des Krieges, der doch eigentlich nach Mexiko gehört, damit zu tun? Er ist es nämlich - in Verbindung mit einem Kolibri - der auf dem Amulett, das die Ermordeten verbindet, abgebildet ist. In einem zweiten Handlungsstrang hat es Anna mit einem weiteren Fall zu tun, einer kurdischen Schülerin, die den Notruf getätigt hat und ihre Eltern anzeigen will - wohl wegen Mißhandlung und Freiheitsberaubung, dies jedoch schnell zurückzieht. Aber Anna bleibt dran...
Dicht ist die Handlung, trotzdem tun sich zu Beginn einige Längen auf. Die Protagonistin Anna Fekete ist anders, aber nicht so anders als andere Protagonisten, sie hat eben auf ihre Weise gegen ihr Umfeld - Probleme mit dem Bruder, den Kollegen, mit Männern im Großen und Ganzen - anzukämpfen. Mit Camilla Läckberg, wie auf dem Bucheinband angepriesen, oder auch mit ihrer Landsmännin Leena Lehtolainen würde ich die finnische Autorin Kati Hiekkapelto nicht auf eine Stufe stellen, noch nicht jedenfalls. Immerhin ist dieses ihr Erstlingswerk und ein durchaus lesenswertes Buch, doch kommt mir der Plot ein wenig zusammengesucht vor - aus dem, was es schon vorher gab. Rückblickend enthält das Buch zwar Originelles, das aber so nicht zur Geltung kommt und auch die zwei Handlungsstränge verlaufen quasi jeweils im luftleeren Raum - komplett isoliert voneinander. Aber das Buch strotzt nur so von vielen, vielen guten Ideen, auch wenn diesem Vögelchen, diesem Kolibri doch immer wieder mal die Puste ausgeht. Doch es sind nur Atempausen, nicht endlose Unterbrechungen - hier gibt es noch sehr viel Potential und ich freue mich auf das nächste Buch der Autorin!