Ein Universum von Tränen
All In - Tausend AugenblickeBei „All In“ hat mich natürlich vor allem das Cover angezogen, das wirklich wunderschön ist und schon zum Träumen anregt. Da ich das Buch aber nicht direkt in die Hände bekommen konnte, kamen schon die ...
Bei „All In“ hat mich natürlich vor allem das Cover angezogen, das wirklich wunderschön ist und schon zum Träumen anregt. Da ich das Buch aber nicht direkt in die Hände bekommen konnte, kamen schon die ersten überschwänglichen Rezensionen von mir geschätzten Buchbloggerinnen rein. Das hat mich etwas skeptisch werden lassen, da man bei solchen Vorschusslorbeeren ja selbst Erwartungen entwickelt, die dann möglicherweise krachend nicht eingehalten werden können. Nun da ich das Buch beendet habe, muss ich sagen, dass die Überschwänglichkeit durchaus berechtigt war, aber die Empfindungen, die dieses Buch auslöst, sind so enorm, dass man sie eigentlich für eine Rezension gar nicht auf den Punkt bringen kann. Ich kann nur jedem Leser und jeder Leserin raten, die Interesse an diesem Buch haben, lest „All In“ und nachher werdet ihr wissen, warum dieses Buch so einen besonderen Status verdient hat.
Natürlich werde ich mich jetzt aber an ein paar Worten über „All In“ versuchen. Der Einstieg in die Geschichte ist definitiv das holprigste am Buch. Ich war schon skeptisch, als ich Las Vegas als Setting realisiert habe, da ich normalerweise eher kleiner Städte mit mehr Flair und mehr Gemütlichkeit zu schätzen weiß. Las Vegas ist nun mal die Stadt des Glücksspiels, der ewigen Hitze, wo man sich von Elvis trauen lassen kann, Romantik kommt mir da eher nicht in den Sinn. Zudem ist Kacey auch keine Figur, die man von Anfang an ins Herz schließt. Sie ist nämlich emotional am Ende, ein regelrechtes Wrack und wirkt damit auf Anhieb anstrengend. Aber das sind zum Glück nur die – zugegebenermaßen sehr – oberflächlichen Gedanken, die spontan bei mir ausgelöst wurden.
Das Bild ändert sich nämlich rasch, denn ich lernte Las Vegas auf eine Art und Weise kennen, die mich extrem überrascht und dann auch berührt hat. Vermutlich konnte mich die Stadt doch noch packen, da wir sie durch die Augen von Jonah zu sehen bekommen, der in dieser Stadt aufgewachsen ist und daher einen ganz besonderen Blick auf sie hat. Kacey gewinnt ebenfalls an Profil, vermutlich auch, weil wir sie durch die Augen von Jonah erleben. Er ist sowieso das Herzstück dieses Buch, was man wirklich wortwörtlich nehmen muss. Er hat eine Art, wo es sofort klick bei einem macht, weil man spürt, er ist eine der seltenen Figuren, die nicht jeder schreiben kann. Er wirkt so perfekt, aber das wirkt zu keinem Zeitpunkt unrealistisch oder aufgesetzt und ich denke, weil er das Gute in Kacey wiederentdeckt und mitten in ihre Seele blickt, kann sie auch genau zu dem werden und den Leser und die Leserin ebenso begeistern.
Man erlebt es wirklich selten, dass sich Protagonisten so ebenbürtig sind. Daraus erwächst natürlich eine Verbindung, eine Chemie, die eine Urgewalt hat, dass man schon fast glaubt, dass es sowas in der Realität gar nicht geben kann. Relativ schnell ist natürlich auch klar, dass es sich um eine traurige Liebesgeschichte handelt. Man hat so gesehen viel Vorlauf, um sich auf das Ende vorzubereiten und dennoch ist man am Ende überrascht, wie die Autorin es gelöst hat. Ohnehin muss ich den Hut vor Emma Scott ziehen, ich hätte im Lebtag nicht gedacht, dass sich hinter dem Buchdeckel eine solche Geschichte verbirgt. Scott hat tolle Charaktere geschaffen, eine wahnsinnig einnehmende Geschichte, sie hat einen wunderschönen Schreibstil, der mit einfachen Mitteln so viele schöne Worte findet und sie kann Gefühle wie auf Knopfdruck kreieren. Wer am Ende unbewegt aus diesem Buch geht, der ist es echt selbst Schuld!
Fazit: „All In“ ist ein Leseerlebnis, das ich nur jedem wünschen kann. Emma Scott haut damit wirklich ein Meisterwerk des New Adults raus, denn Klischees sind hier keine zu finden, dafür Gefühle, Gefühle und noch mal Gefühle. Ein echtes Gänsehauterlebnis!