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Veröffentlicht am 29.07.2018

Eine gelungene Gratwanderung zwischen Verbrechen und Humor

Zorn - Kalter Rauch
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Wenn Fische vom Himmel fallen, glaubt jeder Betrachter einem Traum erlegen zu sein. Doch ein solcher ist es diesmal nicht. Denn ein ungewöhnliches Naturphänomen sorgt dafür, dass Aale und Lachse auf die ...

Wenn Fische vom Himmel fallen, glaubt jeder Betrachter einem Traum erlegen zu sein. Doch ein solcher ist es diesmal nicht. Denn ein ungewöhnliches Naturphänomen sorgt dafür, dass Aale und Lachse auf die Straße fallen und dafür Sorge tragen, dass ein künstliches Hüftgelenk im städtischen Abfalleimer gefunden wird. Ein neuer Fall für Schröder und Zorn, der nicht nur überaus seltsam ist, sondern auch ihre Zusammenarbeit auf eine harte Probe stellt. Denn während die beiden ungleichen Kommissare die verschwundene Trägerin des Gelenkes ausfindig machen und dabei einige Morde klären, lässt es sich der neue Chef Schröder nicht nehmen, seinem Kollegen Zorn ordentlich die Meinung zu sagen.

Bereits zum fünften Mal ermittelt das erfolgreiche Duo, das in Halle, einer Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt zu Hause ist. Und wie überall in der Republik geschehen auch hier brutale Verbrechen, deren Lösung gar nicht so einfach ist. Doch zum Glück gibt es Schröder und Zorn, die sich wunderbar ergänzen, obwohl sie völlig gegensätzlich sind. Aber irgendwie stimmt bei ihnen die Chemie und deshalb gelingt es dem inzwischen zum Chef avancierten Schröder, seinen missmutigen und arbeitsfaulen Kollegen Zorn in die richtige Spur zu bringen. Da sind humorvolle Schlagabtausche und skurrile Situationen vorprogrammiert, während Schröders Intelligenz und Zorns Starrköpfigkeit ein Garant für die am Ende erfolgreichen Ermittlungen sind.

Spannend geschrieben und mit vielen blutigen Details untersetzt, wirkt der in seinem Handlungsaufbau sehr komplexe Kriminalfall etwas konstruiert. Wobei man dem Autor zugutehalten muss, dass es auch in der Realität Verbrecher gibt, die ihre Leichen in Einzelteile zerlegen und sie zum Abtransport in Müllsäcke verstauen. Ob sie dabei allerdings singend zuwerke gehen sei dahingestellt, oder ob sich ein im Dienst befindlicher Kommissar den Luxus eines dauergenervten und rüpelhaften Beamten leisten kann, ebenfalls. Und außerdem sieht man einmal genauer hin, ist Zorn gar nicht so bärbeißig, wie er tut. Denn ganz tief in ihm schlummert ein weicher Kern, den er nur allzu gern zu verstecken versucht.

Fazit:
Ein spaßiger Thriller, der es in sich hat und mit einer durchgängigen Spannung und enorm viel verbrecherischem Potenzial aufwarten kann. Ein Lesegenuss, der nicht nur Kultstatus errungen hat, sondern auch verfilmt worden ist.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Der spannende erste Fall eines griesgrämigen Kommissars

Zorn – Tod und Regen
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Eine ganz alltägliche Ruhestörung bildet den Auftakt zu einem Fall, der ohne Leiche beginnt, dafür aber mit einer riesigen Menge Blut. 5,4 Liter sind es insgesamt und Grund genug für den leitenden Staatsanwalt ...

Eine ganz alltägliche Ruhestörung bildet den Auftakt zu einem Fall, der ohne Leiche beginnt, dafür aber mit einer riesigen Menge Blut. 5,4 Liter sind es insgesamt und Grund genug für den leitenden Staatsanwalt mit den Ermittlungen zu beginnen. Dass er dafür ausgerechnet Claudius Zorn ins Auge fasst, ist schon etwas verwunderlich. Denn schließlich ist der griesgrämige Kommissar dafür bekannt, dass er am Liebsten seine Ruhe hat und lieber auf die Macht von Zufällen vertraut, als auf akribische Recherchetätigkeit. Deshalb wundert es auch nicht, dass er die Hauptlast der Ermittlungen seinem eifrigen Kollegen Schröder überhilft, der Zorn zwar optisch nicht das Wasser reichen kann, dafür aber mit guten geistigen Fähigkeiten ausgestattet ist. Und erst als der Staatsanwalt plötzlich selbst zum Mordopfer wird, sieht sich Zorn in der Pflicht, einen Zahn zuzulegen.

"Zorn - Tod und Regen" ist das Debüt des deutschen Autors Stephan Ludwig, der mit zwei sehr unterschiedlichen Kommissaren ein Ermittlerduo ins Rennen schickt, das neben einem hohen Unterhaltungswert auch erfolgreich zu ermitteln versteht. Zwar dauert es einige Zeit, bis der oft schlecht gelaunte und phlegmatische Claudius Zorn in die Gänge kommt und seinen übergewichtigen Kollegen Schröder ausreichend unterstützt. Doch gerade in der ausgiebig geschilderten Gegensätzlichkeit der beiden Kommissare steckt eine Menge Potenzial, die Stephan Ludwig ausgiebig nutzt. Deshalb tritt zunächst einmal die gut erdachte und außergewöhnlich grausame Mordserie in den Hintergrund, um Platz für die Vorstellung zweier Kommissare zu lassen, die aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit nicht so schnell vergessen sind.

Stephan Ludwig versteht es, seine Leser an einer Mörderjagd teilhaben zu lassen, die zwar ungewöhnlich, aber glaubhaft ist. So taucht er tief in ein Dickicht von Lügen ein, die fatale Folgen haben, wird durch häufige Wendungen auf falsche Fährten gesetzt und ist dabei, wenn ein dramatisches Finale die Lösung offenbart. Doch bevor er erfährt, was hinter dem Verschwinden einer Lehrerin steckt und warum ein Staatsanwalt sterben musste, wird er Zeuge einer regelrechten Schnitzeljagd, die brutal und blutig vonstattengeht. Und obwohl der leitende Kommissar Claudius Zorn lieber ein Bier trinken geht, als die Ermittlungen voranzutreiben, ist in dem ersten Fall von Zorn und Schröder eine durchgängige Spannung garantiert.

Fazit:

"Zorn - Tod und Regen" ist ein gleichermaßen spannender und humorvoller Thriller, der neben seinem dramatischen Handlungsverlauf vor allem von seinen charismatischen Ermittlern lebt.


Veröffentlicht am 17.07.2018

Ein spannender Provence-Krimi mit einer ausgewogenen Mischung zwischen Privatleben und Ermittlungen

Provenzalische Schuld
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Zwei Tage vor seinem Urlaub mit Charlotte erhält Pierre Durand einen dringenden Anruf von Bürgermeister, dessen Frau bereits seit 2 Wochen verschwunden ist. Nun steht ausgerechnet er selbst unter Verdacht, ...

Zwei Tage vor seinem Urlaub mit Charlotte erhält Pierre Durand einen dringenden Anruf von Bürgermeister, dessen Frau bereits seit 2 Wochen verschwunden ist. Nun steht ausgerechnet er selbst unter Verdacht, ihr etwas angetan zu haben. So jedenfalls behauptet es ein Zeuge, der nicht genannt werden will. Und während die Kripo mit Hochdruck ermittelt, macht sich auch Pierre daran, den Vorfällen auf den Grund zu gehen. Denn zum einen stehen bald die Bürgermeisterwahlen an, weswegen ein Intrige wahrscheinlich ist. Zum anderen ist ein Frauenmörder in der Hochprovence unterwegs, der bereits zwei Opfer auf dem Gewissen hat.

"Provenzalische Schuld" ist der fünfte Fall für Pierre Durand, der in Sainte-Valerie als Chef de Police seinen Dienst versieht. Vor nicht gar so langer Zeit von Paris in die Provence gezogen, glaubt er dem nervenaufreibenden Job eines rund um die Uhr arbeitenden Kommissars entkommen zu sein. Doch weit gefehlt. Denn auch inmitten von Weinbergen und Olivenhainen tun sich jede Menge Abgründe auf. Und so steckt Pierre sogar in seinem wohl verdienten Urlaub in einer Ermittlung fest, die er außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches führt und ihn und Charlotte in eine lebensgefährliche Lage bringt.

Die Handlung ist in einem flüssigen Schreibstil erzählt und mit einem wendungsreichen Kriminalfall versehen. Deshalb dauert es einige Zeit, ehe ein perfider Racheplan alle an der Suche Beteiligten offenbart, wohin die Frau des Bürgermeisters verschwunden ist und ob sie überhaupt noch lebt. Bis dahin aber wird der sonst so clevere Pierre Durand ordentlich in die Irre geführt und erkennt erst viel zu spät und in höchster Not, wie wichtig ihm seine Beziehung zu Charlotte ist. Hinzu kommen eine ordentliche Portion an südfranzösischem Flair, Figuren, die wunderbar facettenreich geraten sind und eine augewogenen Mischung zwischen Privatleben und Ermittlungen, die dem Geschehen eine unterhaltsame Note verleiht.

Fazit:
Ein spannender Provence-Krimi mit viel Lokalkolorit, einer überraschenden Auflösung und drei tollen Rezepten zum Nachkochen.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Enorm grausam und sehr spannend

Die sieben Kreise der Hölle
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Die Berliner Staatsanwältin Helen Faber hat schon bei vielen Mordermittlungen mitgewirkt und zahlreiche Täter hinter Gitter gebracht. Doch dass sie in den eigenen Reihen auf einen Serienmörder stößt und ...

Die Berliner Staatsanwältin Helen Faber hat schon bei vielen Mordermittlungen mitgewirkt und zahlreiche Täter hinter Gitter gebracht. Doch dass sie in den eigenen Reihen auf einen Serienmörder stößt und ihr Chef in einem Kinderschänderring aktiv tätig ist, schockiert sie enorm. Nun wurden auch noch vor ihren Augen ihre beide Töchter entführt ohne, dass sie die auf Rachegelüste beruhende Tat verhindern kann. Eine erbarmungslose Jagd beginnt, bei der Helen weit über ihre Grenzen geht und das einst von ihr vertretende Recht keine Rolle mehr spielt.

"Die sieben Kreise der Hölle" ist nach "Die sieben Farben des Blutes" der zweite Teil einer Trilogie, in dessen Mittelpunkt die grauenvollen Machenschaften einer Gruppe von Mädchenhändlern stehen. Menschen, deren Macht ungemein weit reicht und die nur schwer beizukommen sind. Deshalb wundert es nicht, dass eine ermittelnde Staatsanwältin und ihre Familie selbst zum Opfer grauenvoller Verbrechen werden und nur wenig Chancen haben, diese aufzuklären. Und während der Leser als Zeuge miterlebt, was mit den unschuldigen Mädchen geschieht, weiß die an den Ermittlungen beteiligte Staatsanwältin Helen Faber nicht, wo ihre Töchter sind und ob sie sie jemals wiedersieht.

Uwe Wilhelm offenbart in seinem Thriller schonungslos, wozu Menschen fähig sind. Und obwohl die von ihm verfasste Story das Resultat seiner Gedanken ist, reicht sie erschreckend nah an die Wirklichkeit heran. Eine Tortur für den Leser, der sich genau, wie die überwiegende Zahl der Figuren mit starken Gefühlen auseinandersetzen muss, während er gleichzeitig von dem rasanten Handlungsverlauf gefesselt wird. Seite für Seite fiebert er mit, ist dabei, wenn Schreckliches geschieht und eine zu allem entschlossene Staatsanwältin bis um Äußersten geht. Letztendlich aber ist das alles noch nicht genug und er muss erfahren, wie wenig erfolgreich manche Ermittlungen trotz hohem Einsatz sind.

Fazit:
Ein gleichermaßen bewegender und mitreißender Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt und neben einer aufkommenden Gänsehaut auch eine deprimierende Hoffnungslosigkeit erzeugt.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Wunderbar spannend und ungewohnt blutig

Verführerische Täuschung
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Es waren nur 12 Minuten, in denen 80 Menschen starben und die Bar in Downtown New York einem Schlachtfeld glich. Ein erschreckender Anblick, der selbst Eve Dallas schwer zu schaffen macht, die mit ihren ...

Es waren nur 12 Minuten, in denen 80 Menschen starben und die Bar in Downtown New York einem Schlachtfeld glich. Ein erschreckender Anblick, der selbst Eve Dallas schwer zu schaffen macht, die mit ihren Kollegen den merkwürdigen Fall übernimmt. Denn nicht etwa eine Gruppe von Tätern ist verantwortlich dafür, dass es zur Feierabendzeit in der beliebten Lokalität zu einem grausamen Massaker kam, sondern ein Drogencocktail, der massive Wahnvorstellungen nach sich zog. So berichteten Überlebende von plötzlich auftauchenden Monstern, die sie bekämpfen mussten und das mit allem, was ihnen zur Verfügung stand.

„Verführerische Täuschung“ ist der 35. Band der Reihe um die New Yorker Polizistin Eve Dallas, die mit dem irischen Milliardär Roarke verheiratet ist. Und das, obwohl dieser eine dunkle Vergangenheit besitzt. Doch ihre Liebe sorgte dafür, dass Roarke nicht mehr in illegale Machenschaften verwickelt ist und sich nun eher für legitime Geschäfte interessiert. Aber nicht nur ihre harmonisch verlaufende Ehe zeichnet verantwortlich dafür, dass die als Workaholic bekannte Eve Dallas wenigstens ab und an ein wenig zur Ruhe kommt. Auch Roarkes Butler Sommerset hat seinen Anteil daran, obwohl ihm Eve bislang feindschaftlich gegenüberstand. Das ändert sich aber im Verlaufe des neuen Falls, da das blutige Massaker auch in ihrer Beziehung bleibende Spuren hinterlässt.

Nora Roberts, die ihre Thriller mit Eve Dallas unter dem Pseudonym J. D. Robb schreibt, versteht es, mit einer bildhaften und auf die Ereignisse fokussierten Schreibweise zu fesseln. So wird der Leser bereits von Beginn an in eine Kette von Ereignissen gezogen, die durch ihre aufkommende Brutalität kaum zu fassen sind und deren Verursacher er gerne hinter Gittern weiß. Deshalb fiebert er mit der zu allem entschlossenen Eve Dallas mit und stört sich auch nicht daran, dass mit ihrem Mann Roake ein Zivilist an den Ermittlungen beteiligt ist. Dafür aber kommen diesmal die romantischen Szenen zu kurz, da keine Zeit für ihr Privatleben bleibt und der Fokus des Geschehens auf die Ergreifung eines Massenmörders gerichtet ist. Ein sehr dramatischer und verzweifelt geführter Kampf gegen die Zeit, bei dem jede Sekunde zählt.

Fazit:
Wunderbar spannend und ungewohnt blutig präsentiert sich Eve Dallas 35. Fall, der eher einem rasanten Kriminalfall gleicht, als einem ausgewogenen Romantic-Suspence Roman. Dem romantisch animierten Dallas-Leser wird das wohl nicht gefallen. Alle anderen aber, die rasant geführte Mordermittlungen lieben, werden hier auf ihre Kosten kommen.