Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2018

Werwölfe im Weltraum

Dina - Hüterin der Tore
0

Auf den ersten Blick ist Dina eine gewöhnliche, junge Frau. Auf den zweiten Blick ebenfalls, nur dass gewöhnliche, junge Frauen nicht in einem semibewussten, magischen Gasthaus leben und Wesen von anderen ...

Auf den ersten Blick ist Dina eine gewöhnliche, junge Frau. Auf den zweiten Blick ebenfalls, nur dass gewöhnliche, junge Frauen nicht in einem semibewussten, magischen Gasthaus leben und Wesen von anderen Planeten versorgen. Doch genau das tut sie, denn Dina ist Wirtin, wie es schon ihre Eltern waren, die spurlos verschwunden sind. Als eines Tages in der Gegend Hunde getötet werden, muss sie ihre Tarnung aufgeben und sich an den markierenden Werwolf wenden, der hier lebt. Zusammen mit ihm findet sie heraus, dass ein Dämon sein Unwesen treibt, und wenn sie nicht aufpassen, wird es bald von Toten in ihrer Kleinstadt wimmeln. Als dann noch ein Vampir auftaucht, ist das Chaos perfekt.

Ich finde dieses Autorenehepaar so geil. Ganz ehrlich, egal was sie schreiben, und selbst wenn sie mir so völlig absurdes Zeug wie hier andrehen, Werwölfe und Vampire aus dem Weltraum, Dämonen, Klischees über sexy Biester und was noch - ich lese es. Ich lese es und amüsiere mich prächtig dabei, denn Ilona Andrews hat es einfach drauf. Ihre Helden sind immer tough, schlagfertig und rechtschaffend, und sie nicht zu mögen, ist eigentlich unmöglich. Ein paar zeitliche Angaben hier waren etwas vage, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass es sich hier bei dem Buch um etwas handelt, das sie ursprünglich von Kapitel zu Kapitel ins Netz gestellt hatten und es auch dann so veröffentlichten. Was soll's. Ich mag's.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Der unbekannte Detektiv

Arrowood - In den Gassen von London
0

Was macht ein Detektiv, der zur selben Zeit wie Sherlock Holmes in London lebt, aber nicht einmal annähernd so bekannt ist? Richtig, er ist neidisch. Und hangelt sich mit Jobs von Tag zu Tag, die er von ...

Was macht ein Detektiv, der zur selben Zeit wie Sherlock Holmes in London lebt, aber nicht einmal annähernd so bekannt ist? Richtig, er ist neidisch. Und hangelt sich mit Jobs von Tag zu Tag, die er von Tagelöhnern, armen Ehefrauen oder anderen erhält, die sich den teuren Detektiv auf der anderen Seite der Themse nicht leisten können. Und wenn dann eine femme fatale auftaucht, die ihm und seinem Gehilfen Barnett einen lebensgefährlichen Job anbietet, sagt er nicht Nein. Und so kommt es, dass die beiden Detektive sich mit Verbrechergrößen, Mördern, brutalen Bullen und anderem Gesindel herumschlagen müssen - ein ganz normaler Tag im Leben des William Arrowood.

Wenn man es genau bedenkt, macht eigentlich Barnett, der eigentliche Erzähler, fast die ganze Arbeit, und er steckt auch fast die ganze Prügel ein. Hart im Nehmen ist er, und vom Leben ganz schön gebeutelt, doch sein Herz ist auf dem rechten Fleck. Unter all dem Fett von Arrowood trifft das wohl auch auf den zu, zumindest, wenn er mal nicht wieder cholerisch wird, auf Holmes wettert oder seiner Ex nachhängt. Die Geschichte ist gut erzählt, man taucht tief in die dreckigen Straßen Londons ein, in welchen sich auch Holmes herumtreibt, jedoch dann immer wieder auf seine saubere Seite in der Baker Street zurückkehrt. Für Barnett und Arrowood gilt das nicht, die müssen sehen, wo sie am Ende des Tages bleiben. Ein hartes, brutales Buch mit vielen Abgründen und ein guter Nebenstrang, wenn man die Bücher von Conan Doyle mag.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Geheimdienste und Geheimnisse

Fake
0

Als in Syrien ein hochrangiges Mitglied des IS' bei einem Drohnenangriff getötet wird, gibt es ein weiteres Opfer - ausgerechnet die amerikanische Geisel Catherine Finch. Normalerweise läuft so was unter ...

Als in Syrien ein hochrangiges Mitglied des IS' bei einem Drohnenangriff getötet wird, gibt es ein weiteres Opfer - ausgerechnet die amerikanische Geisel Catherine Finch. Normalerweise läuft so was unter "Pech gehabt, friendly fire", doch dieses Mal ist es ein wenig anders: Der scheidende amerikanische Präsident will sich einen Namen machen und hat begonnen, Friedensverhandlungen im Nahen Osten aufzunehmen; da sieht es natürlich mit so einem Verlust echt blöd aus. Also reaktiviert man Pete Town aus dem Ruhestand. Der ehemalige Geheimdienstler war schon immer ein Meister im Vertuschen oder Erfinden von Geschichten, eben im Umlaufbringen von Fakes. Sie brauchen nur drei Tage lang die Welt in dem Glauben lassen, dass Catherine überlebt hat, doch es gibt viele Mitspieler in diesem Spiel, und nicht alle haben dieselben Ziele.

Eigentlich bin ich kein Fan von Spionagethrillern, doch irgendetwas an der Leseprobe hier hat mich gereizt, sodass ich zu diesem Buch gegriffen habe. Hier taucht man kopfüber in die Welt der Geheimdienste ein, in Spionage und Gegenspionage, das Spiel der Spiele, das einige wenige spielen, um einer eingebildeten Aufgabe nachzugehen und vielen zu schaden. Was mir so richtig gefallen hat, war, dass sich die Geschichte entblätterte wie eine Zwiebel, die langsam geschält wird, nicht immer chronologisch, manchmal auch in Rückblicken, und dass es hier vor überraschenden Wendungen und noch mehr Wendungen nur so wimmelt. Immer wenn man das Gefühl hatte, alles durchschaut zu haben, hatte einer der Beteiligten noch ein Ass im Ärmel, das gestochen hat, und gab der Geschichte damit eine neue Richtung vor. Ob es bei dem Ganzen tatsächlich in dieser Form so laufen würde wie beschrieben, sei dahingestellt. Ich fühlte mich jedenfalls gut unterhalten.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Ein Todesfall kommt selten allein

Ed ist tot
1

Eigentlich ist Jen Carter ein umgänglicher Mensch: Buchhändlerin, Proseccoliebhaberin und Freundin eines Taugenichts namens Ed. Der taugt so wenig, dass sie tatsächlich irgendwann die Schnauze voll hat ...

Eigentlich ist Jen Carter ein umgänglicher Mensch: Buchhändlerin, Proseccoliebhaberin und Freundin eines Taugenichts namens Ed. Der taugt so wenig, dass sie tatsächlich irgendwann die Schnauze voll hat und sich von ihm trennt. Dumm nur, dass sie vergaß, ihren Schlüssel zurückzufordern. Und genauso dumm, dass Ed eines Abends einfach in ihre Wohnung eindringt, um etwas zu holen. Dass er dabei in ihr Küchenmesser läuft, ist eindeutig seine Schuld. Und auch dass er einen Haufen Geld und Drogen in ihrer Wohnung versteckt hat. Überhaupt ist eigentlich alles Eds Schuld, denn plötzlich hat Jen Probleme. Abgesehen von einer Leiche in ihrer Wohnung - und vor allem was heißt hier einer Leiche? So viele Leichen, wie sich plötzlich rechts und links von Jen stapeln, hat sie nicht mal bei Shakespeare herauslesen können.

Eine aberwitzige Geschichte, die darauf aufbaut, dass aus einer unglücklichen Situation und Entscheidung heraus immer schlimmere und absurdere Geschehnisse entstehen. Aus der unauffälligen grauen Maus Jen wird im Laufe der Ereignisse eine Person, die mehr und mehr mit allen Mitteln um ihr Überleben kämpft, und das ist auch bitter notwendig, sind doch plötzlich nicht nur die Polizei, sondern auch die Unterwelt Glasgows hinter ihr her. Man muss sich darauf einlassen können, auch auf die Brutalität, die relative Ungerührtheit der Protagonistin, die blutigen Spuren, die sie hinter sich herzieht. Wenn man es als das nimmt, was es sein soll - eine absurde, unterhaltsame Story, wird man eine kurzweilige und schnell zu lesende Lektüre erhalten.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Zwei Schnüffler

Blutrote Provence
0

Leclerc ist Kriminalbeamter im Ruhestand - nicht freiwillig! Zum Abschied schenkten ihm die Kollegen einen Mops namens Tyson, damit er wenigstens Spaziergänge unternimmt. doch er fühlt sich noch lange ...

Leclerc ist Kriminalbeamter im Ruhestand - nicht freiwillig! Zum Abschied schenkten ihm die Kollegen einen Mops namens Tyson, damit er wenigstens Spaziergänge unternimmt. doch er fühlt sich noch lange nicht bereit, aufs Abstellgleis geschoben zu werden. So kommt ihm ein Dreifachmord in der Nähe geradezu gelegen und ohne zu zögern, eilt er an den Tatort. Als er die Auffindesituation überfliegt, kommt ihm ein alter Fall in den Sinn, doch natürlich liegt die Lösung nicht gleich auf der Hand. Sein Mops und er beginnen zu schnüffeln, unterstützt von einer ehemaligen Kriminalpolizistin, die jetzt Streife geht. Mit dem Dreifachmord ist es in der Provence noch lange nicht getan - doch Leclerc und Tyson sind zwei zähe Hunde, die nicht so schnell aufgeben.

Manchmal, muss ich ganz ehrlich gestehen, ist mir der pensionierte Kriminaler schon ganz schön auf den Geist gegangen, und ich hatte gehofft, dass die Polizisten ihn ab und zu mal ernsthaft zurechtweisen, zumal er seinen Hund gern mal über Tatorte laufen lässt und sich einen Sch... um die Beweislage kümmert. Aber im Großen und Ganzen war es eine spannende Lektüre mit einem Seitenstrang die Polizistin betreffend, der auch nicht uninteressant war. Die typischen Beschreibungen der Provence waren vorhanden, und auch wenn mir der Täter ein wenig zu weit hergeholt vorkam (wie zum Teufel hat er einen Elitesoldaten überraschen können?), wurde ich gut unterhalten und bin nicht abgeneigt, weitere Abenteuer des Pensionärs zu lesen.