Profilbild von Tine

Tine

Lesejury Star
offline

Tine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2018

Fabelwesen und spannende Abenteuer

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkönig
0

Im ersten Teil der Buchreihe konnten Sam und Kani ein paar Fabelwesen retten und einen Teil der Geheimnisse von Paramythias Herz erforschen – doch noch längst nicht alle. Die befreiten Fabelwesen wissen ...

Im ersten Teil der Buchreihe konnten Sam und Kani ein paar Fabelwesen retten und einen Teil der Geheimnisse von Paramythias Herz erforschen – doch noch längst nicht alle. Die befreiten Fabelwesen wissen nicht mehr ihre Namen und damit verbunden auch nicht, wer sie eigentlich sind. Außerdem sind in den Tiefen der Bücherstadt noch tausende von ihnen gefangen – sollten die mystischen Kreaturen ebenfalls befreit werden? Der Beginn des Buches schließt hier nahtlos an den ersten Band an. Gemeinsam mit Sam werden wir sofort wieder in neue Abenteuer geworfen und der Zauber der Geschichte ist von Anfang an abermals spürbar. An bestimmten Stellen sind geschickt Rückblenden an die Geschehnisse des ersten Bands enthalten, sodass man sich diese wieder in Erinnerung rufen kann. Die Erzählung konnte von Anfang an fesseln und Spannung aufbauen.

"Namen sind trügerische Dinger. [...] Denn sie zeigen dir nur, wer du sein kannst. Geben dir ein Versprechen, das du aber ganz alleine einlösen musst." S. 187

Ich liebe die Beschreibungen von Akram El-Bahay. Diese wunderschönen poetischen Sätze. Die Wörter, die tief in das eindringen, was sie beschreiben. Akrams Worten liegt so viel Zauber und Fantasie inne. Ich hab mir unzählige Zitate im Buch angestrichen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und sehr besonders. Er ist bildhaft und beschreibend, wodurch die Bedeutung der Worte nochmals hervorgehoben wird. Hierdurch war ich auch sehr fasziniert von der Vielzahl der Fabelwesen, ihren Fähigkeiten und ihrem Ursprung. Auch von der Bücherstadt und deren Herzen war ich wieder tief beeindruckt und hätte am liebsten, wie ich es in meiner Rezension zu Teil 1 bereits erwähnt habe, einen Kinofilm, um die eindrucksvollen, meterhohen Regale mit eigenen Augen sehen zu können.

"Sam war wieder einmal darüber erstaunt, wie plötzlich ihn der Frieden überkam, kaum dass er einen Fuß zwischen die Bücher gesetzt hatte. Die Große Galerie von Paramythia hatte ihm bei seinem ersten Besuch noch beinahe die Luft zum Atmen genommen, so ehrfurchtgebietend hatte sie sich ihm präsentiert. Doch nun fühlte er sich jedes Mal mehr, als käme er nach Hause, wenn er sie betrat. Sam, der Mann, der nicht lesen konnte, hatte ausgerechnet unter Büchern ein Heim gefunden." S. 310

Die Liebesgeschichte zwischen Sam und Kani ist zwar präsent, rückt das eigentliche Geschehen aber nie in den Hintergrund. Diese ruhige und schöne Art die Beziehung in das Geschehen einzuflechten hat mir sehr gut gefallen. Auch Kanis Charakter ist man in diesem Band näher gekommen. Der Leser lernt die Charakterzüge der ruhigen und intelligenten jungen Frau besser kennen. Viele andere Charaktere wurden ebenfalls vielschichtig dargestellt und entwickelten sich nun weiter. Einige waren nicht das, was sie zu sein schienen bzw. man sich vorgestellt hat. Akram El-Bahay hat tolle Charaktere geschaffen, die die Geschichte neben den außergewöhnlichen und fantasievollen Ideen tragen.


Fazit:
„Bücherkönig“ ist die fesselnde Fortsetzung von „Bücherstadt – Die Bibliothek der flüsternden Schatten“. Akram El-Bahay entführt den Leser in eine Welt aus Büchern, Mystik, Intrigen, Fabelwesen und fantastischen Abenteuern. Der Autor beschreibt die Szenen sehr anschaulich und eindrucksvoll, wodurch Paramythia und ihre Fabelwesen für mich sehr imponierend und gewaltig werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Originalität
  • Handlung
Veröffentlicht am 03.09.2018

Überaus spannender Auftakt einer neuen SciFi-Trilogie

Pheromon 1: Pheromon
0

Der 17-jährige Jack spielt in der Footballmannschaft der Schule und ist ansonsten ein ganz durchschnittlicher Schüler, bis er plötzlich seine Allergie verliert und einen ganz besonderen Geruchs- und Sehsinn ...

Der 17-jährige Jack spielt in der Footballmannschaft der Schule und ist ansonsten ein ganz durchschnittlicher Schüler, bis er plötzlich seine Allergie verliert und einen ganz besonderen Geruchs- und Sehsinn erhält. Das seltsamste an der ganzen Sache ist jedoch, dass er die Gefühle der Menschen riechen kann. Und einige Menschen riechen gleich… Hundert Jahre in der Zukunft – 2118 – lebt Travis, der schon ein sehr bewegendes und ereignisreiches Leben hinter sich hat. Er ist als Arzt tätig und entdeckt eines Tages einen seltsamen Virus, der mit einer weit verbreiteten Organisation zusammenhängt. Die Geschichten der beiden Protagonisten konnten mich anfangs nicht so sehr fesseln, wie die anderen Bücher von Rainer Wekwerth. Trotzdem ist das Geschehen immer spannend und wirft viele Fragen rund um diese Welt auf.

Die zwei Zeitstränge werden abwechselnd erzählt. Über jedem Kapitel ist immer die Jahreszahl vermerkt und auch die Schriftart unterscheidet sich. Obwohl Travis in der Zukunft lebt, erhält man nicht viele Informationen, die einem bei Jacks Recherche über die besondere Menschengruppe helfen würde. Außerdem hab ich mich oft gefragt, in wie weit das Leben der beiden Protagonisten zusammenhängt. Zunächst spielen die Geschichten von Jack und Travis nur in der gleichen Welt, verweben sich zum Schluss hin jedoch immer mehr miteinander.

Die Erkenntnisse von Jack und Travis am Ende des Buches waren sehr erschütternd und faszinierend. Die Kapitel haben sich rasant abgewechselt und bei beiden einen großen Showdown entwickelt. Außerdem wurde dem Leser bewusst, wie die beiden Zeitschienen zusammenhängen. Ich bin sehr beeindruckt von der Idee der beiden Autoren und nun sehr gespannt, wie die weitere Zukunft nach den Geschehnissen am Ende aussehen wird.


Fazit:
Obwohl „Pheromon“ von Anfang an Spannung vermittelt, konnte das Buch zunächst keine Sogwirkung entwickeln, wodurch man das Buch nicht aus der Hand hätte legen können. Das Ende jedoch wartet mit erschütternden und faszinierenden Details und einer großartigen Idee auf, weshalb ich dem Erscheinen vom zweiten Teil der Reihe entgegenfiebere.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Die Autorin spielt mit der Wahrnehmung der Leser

Träume, die ich uns stehle
0

Lara hatte einen Unfall und befindet sich nun im Krankenhaus in der Psychiatrie, da sie zwanghaft redet um die Wörter aus ihrem Kopf zu bekommen und sich an die letzten beiden Jahre nicht mehr erinnern ...

Lara hatte einen Unfall und befindet sich nun im Krankenhaus in der Psychiatrie, da sie zwanghaft redet um die Wörter aus ihrem Kopf zu bekommen und sich an die letzten beiden Jahre nicht mehr erinnern kann. Thomas hatte ebenfalls einen Unfall und liegt seitdem im Koma. Lara findet zu Thomas‘ Zimmer und spürt eine Verbindung zwischen sich, weshalb sie ihm Geschichten über sie beide erzählt.

Abwechselnd erzählen die beiden Protagonisten wie es ihnen ergeht. Lara berichtet von ihren Treffen mit dem Therapeuten, der Qual, ihre Worte nicht im Kopf behalten zu können, und ihren Kontakt zu anderen Kranken und dem Krankenhauspersonal. Sie kommt wesentlich öfter zu Wort als Thomas, was aber angesichts ihrer beiden Erkrankungen nachvollziehbar ist. Thomas liegt im Koma und hat beklemmende Träume. Anfangs fand ich diese Szenen sehr wirr und musste sie aufmerksam lesen, aber eben weil man nichts über Thomas weiß, habe ich mich auf diese Kapitel am meisten gefreut. Seine Träume waren oft symbolisch, enthalten aber auch stets einen wahren Gehalt, den Thomas beschäftigt.

Der Anfang war sehr spannend, da man unbedingt wissen möchte, in welche Unfälle oder gar welchen Unfall die beiden verwickelt waren. Außerdem fragt der Leser sich auch, warum sich Lara an die letzten beiden Jahre ihres Lebens nicht erinnern kann. Schnell kommt auch die Frage auf, ob die beiden sich vor dem Unfall bereits kannten. Hier streut Lily Oliver geschickt entsprechende Details, durch die man einmal glaubt, die beiden würden sich schon kennen und oftmals, dass sie sich vorher noch nie begegnet waren. Man kann sich auch nie sicher sein, ob bzw. wie viel von Laras Erzählungen wahr sind. Dies fand ich sehr gelungen, denn man hat immer darüber nachgedacht und nach Hinweisen gesucht, wodurch man sich eine Theorie aufgebaut hat. Aber glaubt mir, man kommt nicht so schnell darauf, ob die beiden sich vor dem Krankenhaus schon kannten und ich habe auch oftmals meine Meinung darüber geändert. Lily Oliver spielt hier geschickt mit dem Leser.

Lily Oliver hat Laras Charakter sehr gut aufgebaut und ihren derzeitigen psychischen Zustand gut umgesetzt. Anfangs konnte ich damit nicht viel anfangen, aber mit jeder Therapiesitzung und jedem Redeschwall wurde mir das Krankheitsbild klarer. Beim Lesen hat sich ihre Unruhe und Ungeduld auch total auf mich übertragen, sodass ich das Buch mal kurz zur Seite legen musste oder ein anderes Mal gar nicht mehr aufhören konnte, den Geschehnissen auf den Grund zu gehen – was mir besonders am Schluss passiert ist, um zwei Uhr war ich dann durch.

Im ersten Drittel gab es eine kleine Durstrecke, in der die Spannung abgeflaut ist. Aber man ist durchweg völlig gespannt und von der Geschichte eingenommen, wodurch man dem Ende entgegenfiebert. Rückblickend rücken die einzelnen Geschehnisse ins richtige Licht und man erkennt sehr viele geschickt platzierte Puzzleteile, die sich perfekt zusammenfügen.

Fazit:
Lily Oliver schrieb hier nicht nur eine emotionale Geschichte über Lara und Thomas, die beide einen Unfall hatten und mit den Folgen zu kämpfen haben, sondern spielt auch geschickt mit der Wahrnehmung der Leser. Man fragt sich immer, ob sich die beiden vor dem Zusammentreffen im Krankenhaus kannten oder nicht. Auch der Wahrheitsgehalt von Laras Geschichten und die Geschehnisse hinter Thomas wirren Träumen, waren lange unklar. All die vielen Details fügen sich am Ende zu einem absolut passenden und überraschenden Gesamtbild zusammen, wodurch sich ein schönes und nachvollziehbares Ende ergibt.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Herzensbuch ⚓

Mein Sommer auf dem Mond
0

Am Anfang befindet sich Fritzi mit ihren Eltern im Auto, auf dem Weg nach Rügen zu einer Therapie. In den letzten Monaten hat sich in Fritzis Leben viel verändert: Ihre Eltern streiten sich ständig, wollen ...

Am Anfang befindet sich Fritzi mit ihren Eltern im Auto, auf dem Weg nach Rügen zu einer Therapie. In den letzten Monaten hat sich in Fritzis Leben viel verändert: Ihre Eltern streiten sich ständig, wollen sich scheiden lassen, die Beziehung zu ihrer besten Freundin ist auseinandergebrochen und sie selbst hat Panikattacken bekommen.

Gleich zu Beginn begrüßte mich Adriana Popescus Schreibstil wie eine Umarmung eines alten Freundes. Auch Fritzis Sarkasmus bei der Ankunft am Therapiezentrum und der Schlagabtausch mit Bastian, der ihr das Gebäude zeigt, tragen dazu bei sich schnell in der Geschichte wiederzufinden und wohlzufühlen. Im Wechsel schildern Fritzi und Basti daraufhin ihren Sommer auf Rügen.

》Wenn du das Gefühl hast, über das Wasser zu fliegen, das Segel sich aufbläht und du so schnell bist, dass du alles hinter dir lassen kannst, einfach nur weg, so schnell wie der Wind, irgendwohin, wo dich niemand kennt, und wenn du aufs Meer blickst und weißt, alles ist möglich. Das ist Freiheit!《
Sarah, S. 176

Neben Bastian lernt Fritzi noch Sarah und Tim kennen, die alle mit ihren individuellen Problemen zu kämpfen haben, die sie hierher geführt haben – in die Gruppe der Astronauten, wie sie von den Betreuern genannt werden. Adriana Poepscu erzählt sehr einfühlsam und berührend die Schicksale der vier Jugendlichen. Ab der Hälfte des Buches hatte ich ständig Tränen in den Augen und musste es immer wieder zur Seite legen, um nur ein paar Seiten zu genießen, weil ich einfach nicht wollte, dass die Geschichte endet. Genauso oft wie ich mit den Astronauten mitgefühlt und mich in einigen ihrer Empfindungen wiedergefunden habe, musste ich aber auch über den Humor und die Anspielungen auf Adrianas Fandoms wie Harry Potter, Star Wars, Doctor Who etc. schmunzeln.

》Es ist immer da. Immer.. [...] Du weißt gar nicht, wie müde ich manchmal bin. Wie viel Kraft es kostet, immer zu kämpfen. Gegen etwas, das für andere nicht da ist, mir aber die Luft abschnürt!《
Fritz, S. 134

Die vier Jugendlichen öffnen sich gegenseitig immer mehr, setzen sich mit ihrer Krankheit auseinander und Fritzi und Basti entwickeln Gefühle füreinander. Man dringt immer tiefer in die Gefühle der Astronauten und das Thema psychiatrische Erkrankungen ein. Man spürt, dass Adriana dieses Thema am Herzen liegt und sie viel Ahnung darüber hat. Die Geschichte über die vier Astronauten und ihre Reise auf dem Mond haben sich in mein Herz geschlichen.

Fazit:
„Mein Sommer auf dem Mond“ ist wunderschön, berührt etwas tief in mir und ist eines meiner größten Schätze im Regal. Die Geschichte über Fritzi, Bastian, Tim und Sarah und ihren Krankheiten hat sich für immer einen Platz in meinem Herzen erschlichen, wo meine Leseerrinnerungen mit einem lachenden und einem weinenden Auge immer verankert sein werden.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Wunder ist ein wundervolles Buch

Wunder
0

Der junge August hat einen schlimmen Gendeffekt, weshalb prognostiziert wurde, dass er nicht lange leben wird. Nun ist er mittlerweile 10 Jahre alt, hat unzählige Operationen über sich ergehen lassen und ...

Der junge August hat einen schlimmen Gendeffekt, weshalb prognostiziert wurde, dass er nicht lange leben wird. Nun ist er mittlerweile 10 Jahre alt, hat unzählige Operationen über sich ergehen lassen und hat ein deformiertes Gesicht. Er ist die Reaktionen der Menschen bereits gewöhnt und weiß genau, wie sie sich verhalten werden. Trotzdem schmerzt es ihn, dass er wegen seinem Aussehen auffällt und möchte normal sein. Nachdem er jahrelang in seiner behüteten Familie aufgewachsen ist, soll er nun eine Schule besuchen. August stößt auf Mitschüler, die ihn mobben und auf solche, die sich mit ihm anfreunden. In dieser Geschichte wird erzählt, wie Menschen mit besonderen Merkmalen ausgegrenzt und gemobbt werden, aber auch, wie einige wenige Menschen sie so behandeln, als hätten sie diese Besonderheit nicht. Es geht darum, wie Augusts Mitschüler ihn sehen, wie sie ihn behandeln und darum, wie sich seine Krankheit auf die Beziehungen in seiner Familie auswirkt.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, sehr einfühlsam und beschreibend. Die Charaktere werden vor dem inneren Auge sehr lebendig und gefühlvoll dargestellt. Aufgrund der bildlich dargestellten Charaktere, deren Empfindungen und der einfühlsamen Schreibweise hatte ich am Ende oft Tränen in den Augen.

Ich glaube, es ist so: Der einzige Grund dafür, dass ich nicht normal bin, ist der, dass mich niemand so sieht.
August, S. 9

Das besondere an diesem Buch ist nicht nur die tolle Erzählweise der Autorin, sondern auch, dass abschnittsweise andere Protagonisten das Geschehen schildern. In der Geschichte geht es immer um August, wie seine Krankheit ihn einschränkt und sich auf seine Mitmenschen auswirkt. Zunächst schildert er einige Kapitel lang, wie seine Eltern ihm mitteilen, dass er eine Schule besuchen soll und wie er dort aufgenommen wird. Anschließend erzählen seine Schwester, seine Freunde, Mitschüler und andere Personen jeweils einige Kapitel lang die Geschichte weiter.


Fazit:
„Wunder“ ist ein wundervolles Buch über Freundschaft, Liebe, Freundlichkeit und Empathie. August hat ein sehr auffälliges Gesicht, weshalb seine Mitmenschen mit mitleidvollen Blicken und sogar Mobbing auf ihn reagieren. Andere jedoch sehen hinter seine Fassade und freunden sich mit ihm an. Raquel J. Palacios Schreibstil ist sehr gefühlvoll und einfühlsam, weshalb man den Protagonisten des Buches sehr nahe kommt.