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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2018

Klasse Krimi

Das letzte Schweineohr
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„...Diese total fanatischen Frauen existieren doch überall auf der Welt. Die, die selbst beim Tanzen versagt haben und daher jetzt alles dafür geben, dass ihre kleinen Lieblinge im Rampenlicht stehen...“

Linn ...

„...Diese total fanatischen Frauen existieren doch überall auf der Welt. Die, die selbst beim Tanzen versagt haben und daher jetzt alles dafür geben, dass ihre kleinen Lieblinge im Rampenlicht stehen...“

Linn nimmt an einem Tanzkurs teil. Dabei hört sie, wie sich eine Mutter aufregt, dass ihre Tochter nur in der zweiten Reihe tanzen darf. Kira, die Tanzlehrerin, bleibt bei ihrer Meinung. Wenige Tage später kommt Linn dazu, wie Kira fast erhängt gefunden wird. Die schnelle Reaktion sorgt dafür, dass sie noch lebt und ins Krankenhaus kommt.
Die Autorin hat erneut einen unterhaltsamen Krimi geschrieben.
Linn ist Deutsche und lebt nun in Kanada in einer WG. Dort arbeitet sie in einem Cafè. Dummerweise stolpert sie aber gern in Kriminalfälle. Bas, Polizist und ihr Freund, ist davon nicht begeistert.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Dazu trägt auch bei, dass es eben nicht nur um die Ermittlung des Täters geht, sondern dass ich auch Linns alltägliches Leben in der WG verfolgen darf. Außerdem erfahre ich in den vielen gut ausgearbeiteten Gesprächen eine Menge über die Unterschiede des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland und Kanada. So wusste ich nicht, dass viele Krankenkassen in Kanada keine Medikamente bezahlen. Das kann bei chronischen Erkrankungen richtig teuer werden. Deshalb war es für Kira auch ein Schock, als bei ihr Prädiabetes diagnostiziert wurde.
Schnell stellt sich heraus, dass Kira keinen Selbstmord begangen haben kann. Die Verletzungen weisen auf Fremdeinwirkungen hin. Die Zahl der möglichen Täter ist von Anfang an sehr hoch. Dazu gehören die übereifrigen Mütter, ein Nachbar, dem das Tanzstudio schon lange ein Dorn im Auge ist, und Gloria, Kiras Partnerin. Das sind bei weitem noch nicht alle.
Die Geschichte durchzieht ein feiner Humor. Dafür sorgen Engelchen und Teufelchen, die sich gedanklich auf Linns Schultern befinden und ihr Verhalten oft gegensätzlich kommentieren. Auch das folgende Zitat steht für die amüsanten Stellen:

„...Es sind immer die Männer, die uns an den Rand des Wahnsinns treiben...“

Immer wieder gern lese ich Linns geschickte Art, Menschen Informationen zu entlocken. Sie geht auf jeden ganz speziell ein, zeigt Verständnis und durchbricht so das Schweigen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gekonnte Kommunikation aus spannender Ermittlung, Leben in einer WG und Wissensvermittlung über Kanada.

Veröffentlicht am 02.08.2018

Der Autor und sein Werk

Mit Michael Ende am Schreibtisch
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„...Die kleine Dryade wohnt gerne im Garten der Casa Liocomo, dem Haus Einhorn. Für einen Baumgeist ist der Olivenhain in den Albaner Bergen bei Rom ein wahres Paradies. Die kleine Dryade mag Geschichten ...

„...Die kleine Dryade wohnt gerne im Garten der Casa Liocomo, dem Haus Einhorn. Für einen Baumgeist ist der Olivenhain in den Albaner Bergen bei Rom ein wahres Paradies. Die kleine Dryade mag Geschichten und ihr Nachbar, ein gemütlicher Herr mittleren Alters, kann wunderbar erzählen...“

Mit diesen Worten beginnt ein Buch, dass sich dem Leben und Schaffen von Michael Ende widmet, denn der ist der Nachbar der kleinen Dryade.
Dabei lässt mich der Autor des Buches auch am Schaffensprozess des Schriftstellers teilhaben. Ich darf ihm beim Schreiben quasi über die Schulter schauen.
Michaels Elternhaus war ein Haus der Gegensätze. Das betraf nicht nur den Charakter der Eltern, sondern auch ihre Lebenseinstellung. Während die Mutter eher Realistin war, lagen die Schwerpunkte des Vaters in seiner Malerei. Unter den Nazis bekam er Berufsverbot.
Gekonnt wird dargestellt, wie Michaels Lebensgeschichte Eingang in sein Werk fand, insbesondere in „Die unendliche Geschichte“. Tod und Gewalt der Nazizeit, seine Erfahrungen der Bombennächte spiegeln sich im Leben der Protagonisten wider.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Die Parallelität zwischen den einzelnen Lebensstationen und der Entstehung der Bücher wird anschaulich herausgearbeitet. Gleichzeitig ist das Buch damit eine minimale Zusammenfassung von „Die unendliche Geschichte“, „Lukas, der Lokomotivführer“ und „Momo“. Wichtig dabei ist, dass begründet wird, warum er manche Dinge so und nicht anders geschrieben hat. Auch die Schwierigkeiten im Schaffensprozess werden nicht ausgeklammert. Das folgende Zitat zeigt seine Einstellung:

„...Das Kind, das ich einmal war, lebt heute noch in mir...“

Mit der Art seiner Literatur war der Autor seiner Zeit voraus. Das brachte ihm einerseits einige Literaturpreise, andererseits scharfe Worte mancher Literaturkritiker. Auch den Umgang mit den Fans musste er erst lernen.
Der Film zum Buch wird zum Desaster. Die Verfremdungen kann und will der Autor nicht mittragen. Noch schlimmer trifft es seine Frau Ingeborg.
Eine Auflistung der Bücher von Michael Ende und umfangreiche Anmerkungen ergänzen das Buch.
Die Biografie hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt nicht nur das Auf und Ab im Leben des Schriftstellers, sondern ermöglicht einen Einblick in seine ganz persönliche Gedankenwelt.

Veröffentlicht am 01.08.2018

Was ist mit Inchi los?

Zitrönchen
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„...Jo hatte das Gefühl, dass der Schmetterling tief in ihrem Inneren vor lauter Schreck erstarrte und dieses Gefühl übertrug sich nun auf alle ihre Gliedmaßen...“

Mücke, Jo und weitere Mädchen der Reitgruppe ...

„...Jo hatte das Gefühl, dass der Schmetterling tief in ihrem Inneren vor lauter Schreck erstarrte und dieses Gefühl übertrug sich nun auf alle ihre Gliedmaßen...“

Mücke, Jo und weitere Mädchen der Reitgruppe bekommen mit, wie sich Jos Mutter und Oma mit Inchis Mutter unterhalten. Letztere weint. In der Reitanlage treffen die Mädchen dann Inchi. Auch bei ihr sind Tränen geflossen. Was ist nur passiert?
Dabei haben sie normalerweise keine Zeit für neue Probleme. Gerade sind die Unterlagen für den Vereinscup eingetroffen. Wenn sie eine Chance haben wollen, brauchen sie nicht nur jedes Teammitglied. Trotz Eis und Schnee bedarf es eines harten Trainings.
Die Autorin hat erneut eine spannende Pferdegeschichte für jugendliche Leser geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich zügig lesen und ist der Zielgruppe angepasst.
Gut wird dargestellt, wie die Gruppe die Aufgaben für den Wettbewerb geschickt unter sich aufteilt. Jeder bringt sich nach seinen besonderen Fähigkeiten ein. Um Inchi Halt und Zuversicht zu geben, sie vom Grübeln abzuhalten und sie weiter in die Gruppe zu integrieren, bekommt sie die schwierigsten Aufgaben. Dass sie diese bewältigen kann, ist allerdings unbestritten.
Häufig darf ich als Leser beim Training zusehen und lerne dabei eine Menge über den Umgang mit Pferden. Auch persönliche Fragen werden angesprochen. Wollen Rosita und Luis wirklich nach Spanien zurück?
Einen breiten Raum nimmt das Thema Vertrauen ein. Es geht um das Vertrauen der Gruppe zu Inchi, die sich ihre Schuld bewusst ist. Doch auch Jo hat Probleme zu vertrauen. Inchi soll auf Zitrönchen am Springreiten teilnehmen. Zitrönchen ist Jos Pferd. Sie ist dafür bekannt, dass sie fremde Reiter gern aus dem Sattel befördert. Ihre Bocksprünge sind legendär. Wird Inchi mit ihr zurecht kommen? Wie wird Zitrönchen auf die Reiterin reagieren? Genau dabei kommt Jos Schmetterling zum Tragen. Der flattert nämlich nicht nur, wenn Luis in der Nähe ist. Er signalisiert ihr auch im täglichen Leben Gefahren und macht sich in schwierigen Situationen bemerkbar.
Der ruhende Pol in dieser fast hektischen Zeit ist Jos kleine Schwester Mücke. Sie hat für sich einen ganz persönlichen Weg gefunden, sich Problemen zu stellen und die in den Griff zu bekommen. Nur als der Tierarzt wegen dem Pferd Trude erscheint, liegen bei Mücke die Nerven blank.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie bekommt eine unbedingte Leseempfehlung, denn sie ist lebensnah und beweist, was man mit Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt erreichen kann.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Mord in Dresden anno 1948

Vergessene Seelen
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„...Pragmatismus war eine Überlebensstrategie. Stolz nur ein Hindernis. Die Parteizugehörigkeit war ein Vorteil. Kompetenz zählte nur bedingt...“

Wir schreiben das Jahr 1948. Kriminalkommissar Max Heller ...

„...Pragmatismus war eine Überlebensstrategie. Stolz nur ein Hindernis. Die Parteizugehörigkeit war ein Vorteil. Kompetenz zählte nur bedingt...“

Wir schreiben das Jahr 1948. Kriminalkommissar Max Heller in Dresden wird zu einem Tatort gerufen. In einem Sichtschacht wurde ein Toter gefunden. Noch ist nicht klar, ob das ein Unfall war, als auf einer Baustelle ein toter Junge entdeckt wird. Ermittlungen in Schulen ergeben, dass es sich um den 12jährigen Alfons Utmann handelt.
Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Gleichzeitig vermittelt das Buch ein Stück Zeitgeschichte.
Für mich war es der erste Teil aus der Reihe. Trotzdem konnte ich dem Handlungsablauf gut folgen. Auch die familiären Verhältnisse wurden nach und nach klar.
Während sich Heller auf die Suche nach dem Mörder macht, muss er gegen seine eigenen Dämonen kämpfen. Erst am Ende der Geschichte werde ich erfahren, warum ihn die Spuren der Schläge auf dem Körper des toten Jungen so an die Nieren gehen.
Der Schriftstil des Buches ist ausgefeilt. Manchmal überwiegen kurze, knappe Sätze, wie das Eingangszitat zeigt. Es fällt bei der Begegnung mit Lehrern in der Volksschule.
Ausführlich dagegen werden die historischen Zustände beschrieben. Noch immer kämpft jeder um Nahrungsmittel und Heizmaterial, gegen Hunger und Kälte. Die Schuld gibt man den russischen Besatzern, denn in den westlichen Besatzungszonen geht das Leben schon leichter. Das folgende Zitat wirft nur ein Schlaglicht auf die Gedanken der Menschen:

„...Er wusste, dass man dem Gerede, dass die Juden alles Geld und alle Häuser aufkauften ...nicht Herr werden konnte. Viele glaubten den Berichten über die Gräuel der Nazis nicht und hielten das für Russenpropaganda. Dabei waren sie bereit gewesen, der Nazipropaganda bis in den Untergang zu folgen...“

Der Riss geht durch die eigene Familie. Während Heller ein Polizist von altem Schrot und Korn ist, arbeitet sein Sohn Klaus für das Ministerium des Inneren. Dabei übersieht er, dass auch das neue Regime Fehler macht. Die gut gestalteten Dialoge zwischen Max und Klaus sind eines der stilistischen und inhaltlichen Höhepunkte des Romans. Max sieht die Situation pragmatisch. Klaus geht es dagegen in erster Linie darum, sogenannte Staatsfeinde zu überführen.
Besonders betroffen machen drei Berichte im Rahmen der Handlung. Während der Diskussion mit dem Vater spricht Klaus das erste Mal darüber, was er im Russlandfeldzug erlebt hat. Seine Treue zum neuen Staat ist die Folge dieser Ereignisse. Es ist seine Form der Aufarbeitung persönlicher Schuld.
Auch Utmann, der Vater des toten Jungen, spricht über seine Kriegserlebnisse. Das brutale Verhalten gegenüber seiner Frau und ein reichhaltiger Alkoholkonsum lässt ihn vergessen. Dass seine Frau jegliche Hilfsangebote ablehnt, kann ich nicht nachvollziehen. Doch Oldenbusch, Hellers Partner, bringt es auf den Punkt.

„...Die Frauen solcher Männer schweigen bis ins Grab...So war es doch immer schon, die gute alte Schule, Familie über alles und der Mantel des Schweigens darüber...“

Und dann gibt es den Bericht eines Chirurgen. Er ist während des Krieges übergelaufen. An dieser Lebensbeichte hat mich am meisten seine Aussage berührt, dass er es unter gleichen Umständen wieder tun würde, obwohl er von allen Seiten, Verlierern und Siegern, als Verräter gebrandmarkt wurde.
Die Währungsreform in den drei westlichen Sektoren verschlimmert die Lage. Ängste nehmen zu. Plötzlich kommen Gedanken an einen neuen Krieg. Karin, Max` Frau, analysiert die Lage glasklar.

„...In diesem Fall waren es nicht die Russen. Im Gegenteil, es kann ihnen nicht recht sein. Es ist ein Affront!...“

Ob sie geahnt hat, dass damit die Teilung Deutschlands für viele Jahre zementiert wurde? Überall reagiert Misstrauen. Alte Seilschaften strecken ihre Fühler aus. Viele versuchen sich Richtung Westen abzusetzen.
Doch nicht die gesellschaftlichen Verhältnisse und Umbrüche erweisen sich letztendlich als Motiv für den Mord. Es sind ganz banale menschliche Unvollkommenheiten.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht mir als Leser einen Blick in die Verhältnisse und die Gedankenwelt des Jahres 1948 und unterhält mich darüber hinaus mit einem spannenden Kriminalfall.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Tod in Meran

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
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„...Die meisten Bücher funktionieren ganz ähnlich wie eine komplizierte Gleichung mit vielen Unbekannten. Es handelt sich um ein Rechenkunststück. Die Handlungsstränge werden zum Schluss aufgedröselt, ...

„...Die meisten Bücher funktionieren ganz ähnlich wie eine komplizierte Gleichung mit vielen Unbekannten. Es handelt sich um ein Rechenkunststück. Die Handlungsstränge werden zum Schluss aufgedröselt, sodass alle Fragen beantwortet werden...“

Ein Mann in Schwarz wartet auf den Nachtzug von Bozen nach München. Es ist Commissario Pavarotti. In Meran wurde ein deutsches Ehepaar erschossen. Lex Sander, der Tote, arbeitete auf dem Finanzsektor und analysiert Fonds. Anna, sein Frau, war Schriftstellerin. Sie schrieb vorwiegend Krimis, die in Südtirol spielten.
In München wird Pavarotti von Lissie von Spiegel erwartet. Die beiden kennen sich aus vergangenen Fällen. Lissie verlegt ihre Bücher im gleichen Verlag wie Anna.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Buch ließ sich schwer aus der Hand legen. Das lag nicht nur daran, dass das Motiv für den Mord lange im Dunkeln blieb. Zwei Dinge kamen dafür als Grundlage infrage. Zum einen hatte Lex einige Fonds unterdurchschnittlich bewertet, zum anderen wurde vermutet, dass sich Annas nächstes Buch mit der Rattenlinie beschäftigen würde, also den Fluchtweg vieler Nazis über Südtirol. Nicht zuletzt aber spielen die zunehmenden Spannungen zwischen Pavarotti und Lissie eine Rolle. Die beide mögen sich, können aber momentan nicht miteinander. Emmenegger, Pavarottis Untergebener, stellt sich auf Lissies Seite,. Das macht das Ganze nicht einfacher. Außerdem ist Pavarotti ein komplizierter Mensch. In manchen Situationen ist das allerdings von Vorteil. Im Buch liest sich das so:

„...Die Kälte in ihm, die hin und wieder dafür sorgte, dass sich Menschen von ihm abwandten, diese Kälte sorgte jetzt dafür, dass sein Verstand seine Gefühle ausklammerte und mit der Präzision eines Uhrwerks funktionierte...“

Der Schriftstil ist ausgereift. Er unterstützt sowohl die rasanten Handlungsabschnitte als auch die ruhigen Momente des Geschehens. Als besonderes Highlight hat die Autor kursiv die Lebensgeschichte oder Vorgeschichte einige der Protagonisten in die Handlung integriert. Das betrifft die beiden Toten, aber auch Personen, die im Jahre 1947 im Rahmen der Rattenlinie eine Rolle spielten.
Während in Vorgängerbänden Pavarotti und Lissie zusammengearbeitet haben, geht nun jeder eigene Wege. Emmenegger fühlt sich von Pavarotti an den Rand gedrängt und ermittelt ebenfalls auf eigene Faust. Dabei sind auch die Ziele unterschiedlich. Pavarotti will den Mörder finden. Emmenegger möchte vor allem Lissies Unschuld beweisen. Lissie sucht nach Hinterlassenschaften von Anna. Dass sie damit selbst im Fokus des Mörders steht, nimmt sie in Kauf. Ab und an lässt mich die Autorin an den Gedanken des Täters teilhaben, ohne die dahinterstehende Person zu verraten.
Zu den Höhepunkten des Buches gehören die fast philosophisch anmutenden Teile. Das ist zum Beispiel der gut ausgearbeitete Dialog zwischen dem Verleger und Pavarotti. Daraus stammt das Eingangszitat, das einen interessanten und nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen Mathematik und Literatur konstruiert. Aber auch Lissies Gedanken zum Thema Wahrheit gehören in diesen Bereich.
Ab und an blitzt ein feiner Humor auf. Hier darf Lissie zu Wort kommen:

„...Kein Wein war ehrlich zu ihr gewesen, und die teuersten waren die schlimmsten Heuchler. Man zahlte viel Geld, um sich kultiviert zu betrinken, und alles, was man am Ende davon hatte, war ein grässlicher Kater am nächsten Morgen, genau der gleiche wie nach einem billigen Müller-Thurgau aus dem Zwei-Liter-Getränkekarton...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt an den vielen Feinheiten der Geschichte, aber auch dem überraschenden Ende, dass alle Handlungsfäden gekonnt zusammenführt. Gleichzeitig lässt die Beziehung zwischen Pavarotti und Lissie Raum für Spekulationen, denn da ist noch nicht alles geklärt.