Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2018

Humorvoll, kitschig und voller Gefühle

Im Zweifel ist es Liebe
0

REZENSION zu: Leonie Wieck - Im Zweifel ist es Liebe
____________________________________

Meine Meinung.

Als Gereon Krantz mir erzählte, er würde nach seinem Debüt-Krimi gern einen Liebesroman ...

REZENSION zu: Leonie Wieck - Im Zweifel ist es Liebe
____________________________________

Meine Meinung.

Als Gereon Krantz mir erzählte, er würde nach seinem Debüt-Krimi gern einen Liebesroman schreiben, musste ich erst einmal schmunzeln. "Aber sicher", dachte ich und legte diese Information direkt ad acta. Und dann war es plötzlich da ... dieses bläuliche Cover mit dem pinken Kaffeebecher, dem weißen Cupcake und anderen Verzierungen. "Er hat es wirklich getan ...", stellte ich überrascht fest und wurde dann prompt so neugierig, dass ich eine Ausnahme machte und mich in andere Gewässer wagte. Und in was für welche, puh!
___________________________________________

Die 34-jährige Lena ist selbstironisch, taff und schlagfertig. Doch vor allem ist sie seit anderthalb Jahren Single und über diesen Zustand wenig erfreut. Sie hört ihre biologische Uhr ticken und befürchtet, nach der letzten Niederlage in Sachen Beziehung nie mehr ihrem Mister Right zu begegnen. Und so stürzt sie sich kopfüber ins strategische Getümmel auf der Suche nach ihm. Alles könnte so einfach sein, wenn ... dieses Wörtchen "wenn" nicht wäre.

Eines Tages entdeckt sie mehr zufällig den attraktiven Till in ihrem Stammcafé, flirtet mit ihm, macht ihm schöne Augen und muss schließlich zu einer cleveren Taktik greifen, weil ihre bisherigen Avancen im Nichts endeten. Aus einer vermeintlich völlig harmlosen Situation wird plötzlich eine überrumpelnde Misere, die mich manches Mal völlig durchschüttelte ... vor Lachen.

Lena und Till treffen im Verlauf der Story immer wieder aufeinander. Dabei schafft es vor allem Lena, von einem Malheur zum nächsten zu brettern. Und zwar mit Vollgas. Ich fühlte mich richtig hiflos. So als würde ich jemanden schockiert beobachten, wie er sich einen Kinderriegel (und ihr wisst, wie sehr ich Kinderriegel liebe) komplett in den Mund steckt statt ihn stückchenweise zu genießen. Man möchte Lena am liebsten jedes Mal ein riesiges Stopp-Schild in den Weg stellen, ihre Füße mit Fesseln versehen und den Boden vor ihr aufreißen, damit sie nicht weiterläuft und somit die nächste Katastrophe heraufbeschwört, aber sie scheint - was das angeht - Superkräfte zu haben und so kann man nur hilflos zusehen. Jesus! Christ! Die Gute kommt auf dermaßen verrückte Ideen, die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu lenken, dass ich mich frage, wie so jemand überhaupt Freundinnen haben kann. Sie ist ziemlich freaky und das kann durchaus anstrengend sein. Jedoch ebenso unterhaltsam.

"[...] Außerdem ist es ziemlich schwer, wütend zu bleiben, wenn man flauschige Hasenpantoffeln trägt." S. 58

"Mein Lungenvolumen entspricht ungefähr dem eines asthmakranken Kettenrauchers (ich bin weder noch), was mich für Tauchgänge, Langstreckenläufe, rituelle Gesänge oder ausgedehnten Oralverkehr ungeeignet macht." S. 108

Till hingegen ist der coole Typ, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt - abgesehen von der Szene im Café, aber auf die kann ich nicht näher eingehen zwecks Spoiler-Gefahr ;) Er bemerkt bei ihren Begegnungen, worauf sie es anlegt und reagiert eher skeptisch und ironisch darauf. Ich stelle ihn mir lässig und mit einem verschmitzten Lächeln vor, weil das zu dem passt, was Leonie Wieck über ihn schreibt. Natürlich hat auch er seine Vorgeschichte, die seine Motivationen und Handlungen rückblickend erklärt.

Beide zusammen ergeben Figuren, die einfach perfekt zum Thema des Buches passen. Jeder Schlagabtausch ist ein Genuss!

"Was für ein Zufall!", sagte er. "Wie es aussieht, laufen wir uns jetzt regelmäßig über den Weg. Witzig, oder?" Ich fand es so witzig, ich hätte ihm fast den zerkauten Keks auf die Schuhe gespuckt." S. 111
___________________________________________

Der Schreibstil ist locker, flüssig und liest sich sehr angenehm. Auf unnötige Schnörksel wird verzichtet, nur hier und da hätte man Passagen kürzen können.
___________________________________________

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Hauptprotagonistin, was es mir einfach machte, mich in sie hineinzuversetzen. Spannend wäre eine zweite Perspektive gewesen, nämlich die aus der Sicht von Till. Zu erfahren, wie er welche Situation wahrgenommen und interpretiert hat, hätte ich sehr interessant gefunden. Was er alles dachte, als Lena wieder mal aus der Reihe tanzte, zum Beispiel.

Das Ende lässt keine Fragen und Wünsche offen.
____________________________________________

Fazit: Eine Empfehlung an alle, die es romantisch, kitschig, chaotisch und vor allem humorvoll mögen ... und auf mörderische Achterbahnfahrten mit Doppel-Loopings und ohne Anschnallmöglichkeit stehen. Ein Liebesroman mit Wumms!

Veröffentlicht am 20.08.2018

Spannend, aber mit einigen Längen

Autopsie
0

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ohne den ersten Teil um Harry Kent gelesen zu haben. Dennoch hatte ich beim Lesen wenig Schwierigkeiten damit, dass der erste ...

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ohne den ersten Teil um Harry Kent gelesen zu haben. Dennoch hatte ich beim Lesen wenig Schwierigkeiten damit, dass der erste Teil mir fehlte, jedoch wären einige Dinge doch klarer gewesen, hätte ich diesen gekannt.


Zuerst fiel mir natürlich das Cover ins Auge und ich habe mich ziemlich schnell darin verliebt. Das grelle Blau, die Haptik, die Aufmachung mit dem Gesicht in der Mitte. Ich finde es einfach schön, weil es mal etwas Besonderes ist und kein "normales" Durchschnittscover.


In die Handlung bin ich schnell hereingekommen. Wir begleiten die meiste Zeit Harry Kent, der als Arzt die Polizei bei einem Mordfall unterstützt und versucht, rätselhafte Todesfälle in einer Kinderherzklinik aufzudecken. Harry ist ein engagierter Ermittler, der mir sofort sympathisch war. Allerdings hat Harry ein Drogenproblem und nimmt Amphetamine. Diese Sucht wird über das Buch verstreut immer wieder aufgegriffen. Seine Gedanken und Ängste sind permanent präsent.


"Er war müde, sein Herz raste, aber er widerstand der Versuchung. Du kannst die Kräfte nicht ändern" (S.373)


"Woher sollte er wissen, welche dieser Leben er durch seine Handlungen beeinflusst hatte, wo war sein Wind auf die Segel getroffen?" (S.458)


Durch die Nähe zu Harry sind wir einerseits ständig mit seinen Ecken und Kanten konfrontiert, ich konnte aber andererseits durch diese Details empathischer agieren und mehr mitfühlen.


Der Schreibstil hat mich schnell ein Teil der Geschichte werden lassen, denn es fühlte sich an, als würde ich die Charaktere kennen, weil sie so genau und präzise gezeichnet sind. Anfangs war ich etwas von den typischen Genre-Klischees genervt, denn Thriller mit einem Ermittler mit Drogenproblem gibt es etliche. Ich habe mich aber schnell an Harry und die Thematik gewöhnt.


Der Kriminalfall ist interessant und ich habe ihn gerne gelesen, es wird jedoch komplett auf Cliffhanger verzichtet. Die Kapitel sind sehr lang, sodass sich für mich das Buch teilweise wie Kaugummi in die Länge zog, ohne das viel passierte. Im letzten Drittel - und vor allem um den Schluss herum - zieht die Spannung doch nochmal ordentlich an, und der Schluss war für mich gut durchdacht, interessant und auch überraschend.


Insgesamt habe ich das Buch als eine gute Mischung aus aktuellem Fall und Passagen, die noch an Inhalte aus Teil 1 anknüpfen, gesehen. Vor allem gegen Ende hin ging es immer mehr um Harrys persönliche Geschichte und seine Probleme.


"Alles war getan. Er konnte nicht länger weglaufen. Weder vor Beth noch vor seiner Abhängigkeit." (S.473)


Nach Ende des Buches hoffe ich sehr auf einen Teil 3, da ich einfach wissen möchte, wie es mit Harry weitergeht.


Fazit: Ein solider Thriller mit einigen Längen, die die Spannung leicht flach halten, aber mit sympathischen Charakteren und einem spannenden Schluss, für den sich jede Seite gelohnt hat.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Spannender Krimi mit Lokalkolorit

Totenweg
0

Frida ist Polizistin in Hamburg und hat beruflich wie auch privat gerade eine Menge um die Ohren. Ihr Vater liegt nach einem brutalen körperlichen Angriff auf ihn im Koma. Zuständig für diesen Fall ist ...

Frida ist Polizistin in Hamburg und hat beruflich wie auch privat gerade eine Menge um die Ohren. Ihr Vater liegt nach einem brutalen körperlichen Angriff auf ihn im Koma. Zuständig für diesen Fall ist Bjarne Haverkorn, der bereits vor langer Zeit in einem anderen Fall um Frida und ihre ermordete beste Freundin Marit ermittelte. Der damalige Täter wurde nie überführt, was Bjarne heute noch belastet. 
 
Frida hat ebenfalls mit diesem Teil der Vergangenheit zu kämpfen und mied daher viele Jahre ihre Heimat in der Elbmarsch. Nun aber, da der Vater gesundheitlich angeschlagen ist, bleibt ihr nichts weiter übrig als dorthin zurückzukehren. Ich, die schon mit 15 Jahren von Zuhause wegging, kann die Unsicherheit nachempfinden, die Frida auf ihrem Weg zum Apfelhof begleitet. Man nennt diesen Ort zwar "Heimat", es fühlt sich aber nicht mehr wie eine an. Man würde am liebsten vergessen und wird doch immer wieder mit den Geschehnissen von früher konfrontiert. Das steckt sie überraschend gut weg. Sowieso macht sie auf mich einen sympathischen und authentischen Eindruck und wirkt ziemlich bodenständig. Mir gefällt insbesondere, dass sie Ecken und Kanten hat und weder die typische Ermittlerin ist, die streng alle Regeln befolgt, noch ihren Kummer in Alkohol ertränkt. 
 
Da sie sich noch in der Ausbildung zum gehobenen Dienst befindet, vermittelt sie den Eindruck einer zielstrebigen Polizeibeamtin, die noch ganz anders an die Ermittlungen herangeht als alteingesessene Beamten. 
 
Bjarne passt prima in diese Handlung. Mit seiner freundlichen und empathischen Art kann er von Anfang an bei mir punkten. Ich empfand Mitgefühl ihm gegenüber, weil auch in seinem Privatleben nichts glänzt und funkt. Im Gegenteil: Seine Ehefrau ist depressiv und die Ehe steht kurz vor dem Aus. 
 
So trägt jeder sein Päckchen und versucht, aus allem irgendwie das Beste zu machen. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem es für Frida kein zurück gibt. Was sie längst hätte sagen sollen, wird nun immer erdrückender. Auch, weil plötzlich Dinge geschehen, die sie in ihrer Welt aus Schein und Trug aufspüren und herausziehen. Wie viel von dem Mord an Marit weiß sie wirklich? Der Spannungsbogen bleibt konstant erhalten und schwächelt nur vereinzelt, wenn zu sehr auf die Verbrechen eingegangen wird. Mich interessiert die Ermittlungsarbeit an sich, aber auch hier denke ich: In der Kürze liegt die Würze. Ansonsten fühle ich mich durchweg unterhalten und im Genre Krimi bestens aufgehoben.

Romy Fölck präsentiert ihr Debüt miteiner ausdrucksstarken und bildgewaltigen Sprache sowie mit einem flüssigen und lockeren Schreibstil.

"Nichts war je so niederschmetternd gewesen wie dieses Gefühl der Endgültigkeit, als sie ihn zum Abschied küsste." (S. 7)
 
"Sie lief quer über ein Feld, um nicht den Totenweg entlang zu müssen. Sie dachte an das weiße Auge im Viehstall. Das war die erste Warnung gewesen, die sie in den Wind geschlagen hatte." (S. 247)

Fazit: Ein gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe und eine Empehlung an Freunde deutscher Autorinnen mit einem Faible für Lokalkolorit.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Ein bewegendes Buch!

Alles Begehren
0

Es gibt Fehler im Leben, die einen von Grund auf verändern. Was ist, wenn man diese Fehler Jahre später wiederholt?

Es gibt nicht viele Bücher, bei denen mir das Schreiben einer Rezension schwer fällt. ...

Es gibt Fehler im Leben, die einen von Grund auf verändern. Was ist, wenn man diese Fehler Jahre später wiederholt?

Es gibt nicht viele Bücher, bei denen mir das Schreiben einer Rezension schwer fällt. "Alles Begehren" ist eines davon. Nicht, weil es mir nicht gefällt, sondern weil es derart unterschiedliche Emotionen in mir hervorruft, die ich namentlich gar nicht alle bezeichnen kann. Ein Strudel, dem man kaum entkommen kann.

Es braucht einige Seiten, bis ich mich zurechtfinde in der Welt von Kate und Callum. Danach jedoch stecke ich mittendrin. In Schicksalsschlägen, Lügen, Vorhaltungen, Hoffnungen, Schwäche und mehreren Leben, die auf erschreckende Weise und sehr leidenschaftlich zusammenhalten möchten, was vielleicht nicht zusammen gehört.

Schwalben sagt man nach, sie würden ihr Leben lang bei ihrem Partner bleiben. Das hat die Natur festgelegt und das scheint auch so zu funktionieren. Allerdings sind Kate und Callum keine Schwalben. Sie sind zwei Menschen, die sich von ihren Gefühlen leiten lassen und somit einiges ins Ungleichgewicht bringen. Dadurch werden sie mir deutlich unsympathisch, faszinieren mich aber zugleich auf Grund ihrer persönlichen Merkmale. Ich versuche sie zu verstehen, hinter die Fassade zu blicken. Frage mich, wie ich wohl reagieren würde in solch einer Situation. Wie fühlt es sich wohl an, wenn man über den Gartenzaun des Nachbarn gucken möchte, um zu sehen, ob das Gras drüben grüner und saftiger ist? Und wenn dies der Fall ist, bleibt man dennoch auf der eigenen vertrauten Seite, die so bequem sein kann? Ruth Jones sagt über ihre Charaktere, dass sie unfehlbar seien und ihr das gefällt, denn niemand ist perfekt. Es ist beinahe erschreckend, wie realistisch sie genau das darstellt.

Die Autorin jagt die/den LeserIn von Seite zu Seite, lässt kaum Luft zum Atmen. Man möchte wissen, wie sich die Figuren weiterentwickeln und lässt sich vom flüssigen, sogartigen Schreibstil vorantreiben. Dabei legt Ruth Jones den Fokus bewusst auf die Gefühle und Wahrnehmungen ihrer Figuren.

Der Plot kommt insgesamt eher ruhig daher, was dramatische Wendungen umso besser zur Geltung bringt, da nichts von den gekonnten Inszenierungen der Autorin unnötig ablenkt.

Das Ende ließ nichts offen und ist in sich stimmig und schlüssig. Vieles kommt unerwartet und wirkt daher nicht zu konstruiert.

Zum Hörbuch: Julie Nachtmann als Sprecherin ist eine relativ gute Wahl. Ihre Stimme hat einen einprägsamen, harmonischen Klang. Sie besitzt ausreichende Höhen und Tiefen, setzt die richtigen Betonungen und punktet mit passenden Pausen. Als facettenreich bezeichne ich sie nicht, dafür fehlt mir die Reife und Professionalität in den Variationen. Die Darstellung der Kinder zum Beispiel ist meines Erachtens nach unvorteilhaft. Eher quiekend und daher nicht schön anzuhören. Das betrifft - Gott sei Dank - nur wenige Stellen.

Das Cover zeigt eine Schwalbe in warmen Farben auf hellem Hintergrund, die - wie oben bereits erwähnt - die ewige Partnerschaft symbolisiert. Ein an sich schlichtes Cover, das die Augen des Betrachters reizt und somit auffällt.

Fazit: Ein bewegendes Buch über Liebe und Begierde ... und all den mächtigen Dingen, die dazwischen liegen.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Ein bewegendes Buch!

Alles Begehren
0

Es gibt Fehler im Leben, die einen von Grund auf verändern. Was ist, wenn man diese Fehler Jahre später wiederholt?

Es gibt nicht viele Bücher, bei denen mir das Schreiben einer Rezension schwer fällt. ...

Es gibt Fehler im Leben, die einen von Grund auf verändern. Was ist, wenn man diese Fehler Jahre später wiederholt?

Es gibt nicht viele Bücher, bei denen mir das Schreiben einer Rezension schwer fällt. "Alles Begehren" ist eines davon. Nicht, weil es mir nicht gefällt, sondern weil es derart unterschiedliche Emotionen in mir hervorruft, die ich namentlich gar nicht alle bezeichnen kann. Ein Strudel, dem man kaum entkommen kann.

Es braucht einige Seiten, bis ich mich zurechtfinde in der Welt von Kate und Callum. Danach jedoch stecke ich mittendrin. In Schicksalsschlägen, Lügen, Vorhaltungen, Hoffnungen, Schwäche und mehreren Leben, die auf erschreckende Weise und sehr leidenschaftlich zusammenhalten möchten, was vielleicht nicht zusammen gehört.

Schwalben sagt man nach, sie würden ihr Leben lang bei ihrem Partner bleiben. Das hat die Natur festgelegt und das scheint auch so zu funktionieren. Allerdings sind Kate und Callum keine Schwalben. Sie sind zwei Menschen, die sich von ihren Gefühlen leiten lassen und somit einiges ins Ungleichgewicht bringen. Dadurch werden sie mir deutlich unsympathisch, faszinieren mich aber zugleich auf Grund ihrer persönlichen Merkmale. Ich versuche sie zu verstehen, hinter die Fassade zu blicken. Frage mich, wie ich wohl reagieren würde in solch einer Situation. Wie fühlt es sich wohl an, wenn man über den Gartenzaun des Nachbarn gucken möchte, um zu sehen, ob das Gras drüben grüner und saftiger ist? Und wenn dies der Fall ist, bleibt man dennoch auf der eigenen vertrauten Seite, die so bequem sein kann? Ruth Jones sagt über ihre Charaktere, dass sie unfehlbar seien und ihr das gefällt, denn niemand ist perfekt. Es ist beinahe erschreckend, wie realistisch sie genau das darstellt.

Die Autorin jagt die/den LeserIn von Seite zu Seite, lässt kaum Luft zum Atmen. Man möchte wissen, wie sich die Figuren weiterentwickeln und lässt sich vom flüssigen, sogartigen Schreibstil vorantreiben. Dabei legt Ruth Jones den Fokus bewusst auf die Gefühle und Wahrnehmungen ihrer Figuren.

Der Plot kommt insgesamt eher ruhig daher, was dramatische Wendungen umso besser zur Geltung bringt, da nichts von den gekonnten Inszenierungen der Autorin unnötig ablenkt.

Das Ende ließ nichts offen und ist in sich stimmig und schlüssig. Vieles kommt unerwartet und wirkt daher nicht zu konstruiert.

Zum Hörbuch: Julie Nachtmann als Sprecherin ist eine relativ gute Wahl. Ihre Stimme hat einen einprägsamen, harmonischen Klang. Sie besitzt ausreichende Höhen und Tiefen, setzt die richtigen Betonungen und punktet mit passenden Pausen. Als facettenreich bezeichne ich sie nicht, dafür fehlt mir die Reife und Professionalität in den Variationen. Die Darstellung der Kinder zum Beispiel ist meines Erachtens nach unvorteilhaft. Eher quiekend und daher nicht schön anzuhören. Das betrifft - Gott sei Dank - nur wenige Stellen.

Das Cover zeigt eine Schwalbe in warmen Farben auf hellem Hintergrund, die - wie oben bereits erwähnt - die ewige Partnerschaft symbolisiert. Ein an sich schlichtes Cover, das die Augen des Betrachters reizt und somit auffällt.

Fazit: Ein bewegendes Buch über Liebe und Begierde ... und all den mächtigen Dingen, die dazwischen liegen.